A-3297
M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 51–52, 21. Dezember 1998 (53) jedoch nicht völlig additiv. Eine Limi-
tierung der medikamentösen Behand- lung ergibt sich oft durch Kontraindi- kationen und Nebenwirkungen, aber auch durch mangelnde Compliance:
Das Glaukom ist wegen des langsamen und von außen fortschreitenden Ge- sichtsfeldverfalles eine praktisch asym- ptomatische Erkrankung. Erst im Spätstadium, wenn Erblindung nahe ist, werden Ausfälle bemerkt, Schmer-
zen oder Druckgefühl bestehen typi- scherweise nicht. Der Glaukompatient verspürt durch die Therapie zunächst nur Nachteile in Form von Nebenwir- kungen und erkennt keinen Therapie- erfolg. Daher ist es nicht überraschend, daß etwa die Hälfte aller Tropfen nicht wie empfohlen angewendet werden (12, 15, 18). Die Compliance erhöht sich jedoch um etwa ein Drittel mit dem Wissen, daß eine mögliche Glau- komfolge die Erblindung ist und drucksenkende Therapie protektiv sein kann. Leider bestehen in der Be-
völkerung bisher nur geringe Kennt- nisse über das Glaukom (20). Die Kon- trolle der Behandlung geschieht nur vordergründig durch Kontrollen des IOD. Genauso wichtig jedoch ist zu überprüfen, ob das eigentliche Be- handlungsziel, nämlich Bewahrung von Sehnervenkopf und Gesichtsfeld, erreicht wird. Je nach Erkrankungssta- dium und Intensität sind in der Regel viermal jährlich Kontrollen des IOD,
ein bis zweimal jährlich Gesichtsfeld- kontrollen und in ein- bis zweijährigem Turnus Kontrollen der Papille sinnvoll, doch können andere Intervalle not- wendig werden (6).
Behandlung des
Normaldruckglaukoms
Häufig werden Allgemeinarzt oder Internist vom Augenarzt eines Patienten mit der Diagnose eines sogenannten Normaldruckglaukoms
konfrontiert werden. Für seine Be- handlung gibt es bisher noch keine verbindlichen Therapierichtlinien.
Meist wird sich der IOD zwar im statistisch normalen Bereich, jedoch an dessen oberer Grenze befinden. Er- ste Maßnahme ist daher in der Regel die Senkung des IOD auf niedrig nor- male Werte, etwa von 20 auf 12 mmHg (11). Bei einigen Patienten, vor allem relativ jungen Patientinnen mit vaso- spastischer Disposition, Migräne, Raynaud-Phänomen oder niedrigem Blutdruck, wird jedoch ein IOD-unab- hängiger Mechanismus postuliert. Un- ter der Vorstellung, daß eine vasospa- stische Komponente oder gestörte Perfusion eine Rolle spielen, wurden Kalziumantagonisten oder Magnesi- um zu deren Behandlung vorgeschla- gen (7). Einige Pilotstudien zeigten ei- nen positiven Effekt solcher Behand- lung; größere Studien müßten aller- dings noch zeigen, ob dieses eigentlich rationale Therapiekonzept einer wis- senschaftlichen Prüfung standhält.
Gerade auch beim Normaldruckglau- kom ist die Zusammenarbeit von Au- gen- und Allgemeinarzt oder Internist zur Abklärung und Behandlung von Durchblutungsstörungen oder Hypo- tonie sehr wünschenswert.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1998; 95: A-3292–3297 [Heft 51-52]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das über den Son- derdruck beim Verfasser und über die Inter- netseiten (unter http://www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift des Verfassers
Prof. Dr. med. Norbert Pfeiffer Universitäts-Augenklinik Mainz Langenbeckstraße 1 · 55131 Mainz DIE ÜBERSICHT/FÜR SIE REFERIERT
Abbildung 6: Nasolacrimale Okklusion zur Verhinderung von systemischen Nebenwirkungen. Unmittelbar nach Tropfengabe werden die Tränenwege mit Daumen beziehungsweise Zeigefinger für etwa 3 Minuten kompri- miert. Hierdurch wird die systemische Resorption der applizierten Medikamente reduziert, da die Substanzen nicht durch den Ductus nasolacrimalis in den Nasen-Rachen-Raum gelangen.
Das Hormon Gastrin stimuliert nicht nur die Säuresekretion, son- dern auch das Wachstum der Kolon- epithelien. Die Autoren führten eine Fallkontrollstudie an 128 992 Per- sonen durch, von denen 1 881 ein ko- lorektales Karzinom entwickelten.
Zwischen Serumgewinnung und Dia-
gnose des Karzinoms lagen im Durchschnitt 15,3 Jahre. Eine Analy- se der Serumgastrinwerte ergab, daß eine Hypergastrinämie mit einem um den Faktor 3,9 erhöhten Risiko für ein kolorektales Malignom vergesell- schaftet war. In 8,6 Prozent aller be- obachteten Fälle könnte die beob-
achtete Hypergastrinämie auslösend
gewesen sein. w
Thorburn CM, Friedman GD, Dickinson CJ, Vogelman JH, Orentreich N, Parson- net J: Gastrin and colorectal cancer: a prospective study. Gastroenterology 1998; 115: 275–280.
Departments of Medicine and Health Research and Policy, Stanford University School of Medicine, Redwood Building Room T 225, Stanford, CA 94305-5404, USA.