genden technischen Langzeitersatz etwa des Herzens.
Solange für das Versagen der Nieren eine umfassende Behandlung durch Transplantation nicht möglich ist, kommt gerade der vollen Be- handlungsmöglichkeit durch Dialyse- formen eine hohe Bedeutung zu.
Dank unseres Gesundheitssystems, der Bereitschaft der Kostenträger, des Engagements besonders des Ku- ratoriums für Dialyse- und Nieren- transplantation und zahlreicher Nephrologen ist dies in unserem Lan- de glücklicherweise möglich; be- kanntlich ist dies auch in anderen eu- ropäischen Ländern nicht selbstver- ständlich und gerade in der ehemali- gen DDR, wie wir jetzt zunehmend er- fahren, bislang keinesfalls gegeben.
Sicher werden auch die ökono- mischen Belange der Organtrans- plantation zunehmend diskutiert und genauer zu analysieren sein (17). Zweifellos handelt es sich um eine kostenintensive Behandlungs- methode. Für die Therapie des Nie-
renversagens ist es aber weitaus die kostengünstigere im Vergleich zur Dialysebehandlung. Bei der Trans- plantation etwa des Herzens, der Le- ber und der Lunge ist der Kostenbe- rechnung auf der einen Seite das tödliche Schicksal ohne Transplanta- tion auf der anderen Seite gegen- überzustellen. Die Notwendigkeit, die Kosten für ein medizinisches Verfahren, das als aufwendig gilt, detailliert zu analysieren und Ein- sparungsmöglichkeiten zu erkennen und umzusetzen, ist aber unbestrit- ten. Dies gilt für das gesamte Ge- sundheitssystem.
Für den Bereich Organtrans- plantation ist dabei auch zu beden- ken, daß dieses Gebiet mit den da- durch ausgelösten intensiven For- schungen gerade in der Immunolo- gie erhebliche Weiterentwicklungen auch auf anderen Gebieten der Me- dizin bereits zur Folge hatte und in Zukunft noch mehr haben wird. Ge- rade die angesprochene Aussicht, Autoaggressionserkrankungen durch
geeignete Immunsuppressiva früh- zeitig zu behandeln und vielleicht noch mehr eine gezielte Immunregu- lation bei diesen Störungen einmal zu erreichen, deutet auf die großen Zukunftsperspektiven hin. Sicher ist auch das Gebiet der Tumorimmuno- logie ganz entscheidend von dem der Transplantationsimmunologie mit beeinflußt. Es ist also ein weites Spektrum wissenschaftlicher, ärztli- cher, gesellschaftlicher und allge- mein menschlicher Bereiche, das die Organtransplantation heute und si- cher auch in Zukunft umfaßt.
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonder- druck, anzufordern über den Verfasser.
Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med. Rudolf Pichlmayr Leiter der Klinik für Abdominal- und Transplantationschirurgie Zentrum Chirurgie der
Medizinischen Hochschule Hannover Konstanty-Gutschow-Straße 8 W-3000 Hannover 61
Ex-Raucherinnen:
Infarktrisiko nimmt ab
Zigarettenrauchen ist einer der Hauptrisikofaktoren für das Auftre- ten eines Myokardinfarktes. Wird das Rauchen völlig eingestellt, so ist das Herzinfarktrisiko von Nichtrau- chern und Ex-Rauchern nach etwa fünf Jahren gleich hoch. Bisherige Studien zu diesem Thema wurden ausschließlich an Männern durchge- führt.
Rosenberg et al. verglichen erst- mals das Myokardinfarkt-Risiko von 910 Raucherinnen und Ex-Rauche- rinnen, die nach einem ersten Myo- kardinfarkt hospitalisiert waren. Als Kontrollgruppe dienten 2375 Frau- en, die nie geraucht hatten und die nicht an kardiovaskulären Erkran- kungen litten. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, daß unter Rauche- rinnen das Risiko eines ersten nicht
tödlichen Myokardinfarktes mit der Zahl der täglich gerauchten Zigaret- ten ansteigt. Das Risiko ist beson- ders hoch bei schweren Raucherin-
nen (relatives altersabhängiges Risi- ko 3,6). In der Gruppe der Ex-Rau- cherinnen sank das relative alters- korrigierte Risiko auf 2,6. Das Myo- kardinfarkt-Risiko von Frauen, die innerhalb der letzten drei bis vier Jahre das Rauchen aufgegeben hat- ten, unterschied sich nicht mehr von Frauen, die nie geraucht hatten. Der Rückgang des relativen Risikos war unabhängig von der Zahl der Ziga- retten und der Dauer des frühe- ren Zigarettenkonsums Bestanden gleichzeitig noch andere Risikofak- toren wie Bluthochdruck oder er- höhte Serum-Cholesterinwerte, so kam es ebenfalls zum Rückgang des Risikos auf das der jeweiligen Kon- trollgruppe.
Die Ergebnisse dieser erstmalig an Raucherinnen durchgeführten Untersuchung sind vergleichbar mit zahlreichen in den letzten Jahren an Männern gefundenen Werten — so auch in einer Studie aus einem ähnli-
FÜR SIE REFERIERT
chen Autorenkreis. Sie zeigen, daß das Myokardinfarkt-Risiko für Ex- Raucher unabhängig von der Zahl der früher konsumierten Zigaretten, der Dauer des früheren Zigaretten- konsums und vom Geschlecht inner- halb weniger Jahre auf Werte von Nichtrauchern abfällt. sht
Rosenberg, L., J. P. Palmer, S. Shapiro:
Decline in the Risk of Myocardial Infarcti- on Among Women Who Stop Smoking. N.
Engl. J. Med. 322 (1990) 213-217 Rosenberg, L., D. W. Kaufman, S. P.
Heimrich, S. Shapiro: The Risk of Myocar- dial Infarction After Quitting Smoking in Men Under 55 Years of Age. N. Engl. J.
Med. 313 (1985) 1511-1514
Slone Epidemiology Unit, Boston School of Medicine, 1371 Beacon Street, Brookli- ne, MA 02146, USA
Dt. Ärztebl. 87, Heft 48, 29. November 1990 (55) A-3843