• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "DDR-ÄRZTE: Keiner hat's gewußt; niemand ist's gewesen!" (15.02.1990)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "DDR-ÄRZTE: Keiner hat's gewußt; niemand ist's gewesen!" (15.02.1990)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

die Beine zu stellen, da diese und ähnliche Veranstaltun- gen zu Lasten anderer Ver- anstaltungen massiv auf- be- ziehungsweise überbewertet werden. Denn gegenüber die- sen, oft qualitativ sehr schlechten Veranstaltungen, werden hochkarätige Veran- staltungen, wie onkologische Arbeitskreise oder Ultra- schallarbeitskreise mit einem der in der Bundesrepublik führenden Kollegen abquali- fiziert beziehungsweise gege- benenfalls überhaupt nicht als Fortbildung gewertet, da sie zum Teil auf die Industrie als Sponsor angewiesen sind.

Etwas überspitzt erinnert mich das ganze ein wenig an Orwell — the big brother ist watching you — und ich frage mich, wie Sie

—die Effektivität der Fortbildung objektiv kontrol- lieren wollen

—wie Sie verhindern wol- len, daß bei dieser Zwangs- fortbildung zum Teil die aus- schließlich körperliche schla- fende Anwesenheit zum Er- langen der notwendigen Punkte führt

—wie Sie die notwendigen Konsequenzen gegenüber nicht „fortgebildeten" Kolle- gen ziehen werden

—und so weiter und so weiter.

Abschließend möchte ich feststellen, daß es wohl kei- nen freien Beruf gibt, bei dem schon ein so hohes Ausmaß freiwilliger Fortbildung exi- stiert wie bei uns, und daß es keinen anderen freien Beruf gibt, der sich zunehmend durch seine eigenen Standes- vertretungen so stranguliert wie wir, und daß das von Ih- nen vorgeschlagene Konzept ineffektiv, überflüssig und entwürdigend ist.

Ich hoffe nur, daß es mir und ähnlich denkenden Kol- legen gelingt, möglichst viele andere Kollegen zum aktiven Widerstand gegen dieses un- sinnige Konzept des „Deut- schen Senats für ärztliche Fortbildung" zu bewegen.

Dr. med. Wolfgang Lang- Heinrich, Seligenstädter Stra- ße 56-58, 6053 Obertshausen- Hausen

DDR-ÄRZTE

Zu dem Leserbrief „Fehlende Ethik unseres Berufsstandes" von Dr. Richter in Heft 48/1989:

Zweierlei Ethik?

Herr Richter empört sich über die mangelhafte Ethik der Kollegen aus dem ande- ren Teil Deutschlands. Hat er sich schon einmal über die Tausende Ärzte aus der drit- ten Welt aufgeregt, die hier seit Jahren arbeiten? Auch ihnen fehlt die Ethik — nach der erwähnten Lesart. Sie ha- ben ihre Landsleute auch im Stich gelassen und haben viel- leicht auch Geld von ihrem Staat bekommen.

Über diese Kollegen zu sprechen, verbietet es der deutsche Untertanengeist, den man auch bei gewissen Politikern finden kann!

Neulich hörte ich im Hes- sischen Rundfunk einen Be- richt, in dem die Sprecherin bald in Tränen ausbrach über die schlechte Unterbringung der schwarz-arbeitenden Po- len. Demgegenüber beeilte sich der Herr Oberbürger- meister von West-Berlin zu versichern, man werde alles tun, um die Ostberliner an der Schwarzarbeit zu hin- dern.

Gibt es inzwischen zweier- lei Ethik und Recht in Deutschland?

Dr. med. Otti Friedericke Mehlfärber, Wormser Straße 30, 6720 Speyer

Differenzieren

Die Begründung (man- gelnde Dankbarkeit für Stu- dienmöglichkeit und ärztliche Ethik) gleicht wortwörtlich den Argumenten der SED.

Das Grundrecht auf Bildung verpflichtet keinen, dafür le- benslänglich einem Verbre- cherregime zu dienen. Es ist die Moral eines Feudalher- ren, der von seinem ausgebil- deten Leibeigenen ewige Dienste erwartet.

Den Vorwurf mangelnder Ethik lasse ich auch nicht gel- ten. Jeder Arzt trägt auch ei- ne Verantwortung für seine Familie und hat ein Anrecht auf individuelles Glück, wes- wegen ihm die Flucht vor dem Stalinismus nicht ver- wehrt werden darf. Um das zu verstehen, muß man ihn wahrscheinlich erlebt haben.

Die fortgesetzte Massen- flucht nach der Wende muß jedoch ... differenzierter be- trachtet werden.

Dr. med. Lothar Prinz, Am Ruhrplatz 2, 5778 Me- schede

Keiner hat's gewußt;

niemand ist's gewesen!

Wenn man die Nachrich- ten in den Medien zu den ak- tuellen Veränderungen im anderen Teil Deutschlands der letzten Wochen und Tage verfolgte, kam man aus dem Erstaunen nicht mehr heraus.

Aber es geht jetzt um eine wirklich glaubhafte und tat- sächliche Umgestaltung, die eine glaubwürdige rückwärti- ge Bewältigung mit ein- schließt. Spontan fallen mir Kriterien ein, die die Qualität des Veränderungsprozesses belegen und überdies rasche Hilfe zur wirksamen Selbst- hilfe auch für ein funktionie- rendes Gesundheitswesen darstellen können.

Angefangen von der Rückführung unangemesse- ner indirekter und direkter Reparationsleistungen durch die große ruhmreiche Sowjet- union — zumindest aber die unverzügliche Offenbarung der Werte und Summen, die hier im Spiel sind und waren (zum Beispiel Uranbergbau)

— bis hin zur rigorosen Besei- tigung sämtlicher Privilegien (Parteirenten, Sonderzahlun- gen für „Verdienste", sonsti- ge Vergütungen) der so ah- nungslosen Genossen. Funk- tionsträger der SED bean- spruchen allein die Mindest- rente und leisten auf diese Weise einen sachlichen Bei- trag zur Sanierung der Wirt- schaft ihres Landes. Weiter- hin bilden die Sichtung der Kaderlisten bei den Räten der Kreise zur Evaluierung geeigneter zukünftiger Füh- rungskräfte, eine sofortige Untersuchung der Zuträger- verzeichnisse'in den regiona- len ehemaligen Staatssicher- heitszentralen, die vollständi- ge Reorganisation der Ge- richtsbarkeit und der Rechts- organe sowie eine Neubeset- zung der Schaltstellen in der öffentlichen Verwaltung wichtige unmittelbare Anlie- gen. Nicht zuletzt ist die Fra- ge der Wertschätzung der SED-Führungsriege durch führende Repräsentanten westlicher Demokratien noch keineswegs aufgearbeitet.

Es gibt viel zu tun, Wichti- ges sollte gleich erledigt wer- den. Gebraucht und gefragt sind Eigeninitiative und Akti- vitäten. Allein in den Taten wird die wirkliche Bewegung sichtbar.

Dr. med. Paul Kokott, Neißestraße 66/68, 3320 Salz- gitter 1

DDR: Wunsch nach Gedankenaustausch

Wie sicher vielen meiner Kollegen hier in der DDR, die zum Teil ihre Koffer wieder ausgepackt haben, um in diesem Teil Deutschlands unter zweifellos schwierigen Bedingungen weiter ihre ärztlichen Pflichten zu erfüllen, liegt es mir in der gegenwärtigen Situation am Herzen, berufliche und persönliche Kontakte zu Kollegen in der Bundesrepublik zu suchen. Dabei könnte ich mir vorstel- len, daß dieser Dialog sowohl im Fachspezifischen wie auch hinsichtlich der Erörterung globaler (beispielswei- se geht es derzeit in der DDR um die Gründung einer Vereinigung der Ärzteschaft), aber auch persönlicher Probleme für beide Seiten interessant sein könnte.

Der Verfasser des Briefes ist 38 Jahre alt und Inter- nist. Wir bitten, Briefe an die Redaktion zu senden; die- se werden ungeöffnet an den Autor weitergeleitet.

A-434 (10) Dt. Ärztebl. 87, Heft 7, 15. Februar 1990

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

D vom spanischen „Na- varra-Projekt", bei dem mit Hilfe eines Klinimobils er- reicht wird, daß Frauen ab ei- nem bestimmten Lebensalter selbst im letzten Bergdorf noch

Es werden folgende Begriffe verwendet: Anerkennung der Fach- arztbezeichnungen oder einer ande- ren Arztbezeichnung, Anerkennung bei gleichwertiger Weiterbildung,

Nach möglichem Beschluss des Bayerischen Ärztetages im Oktober 2004 kann im Rahmen der Weiterbil- dungsordnung für die Ärztinnen und Ärzte Bayerns die Zusatzbezeichnung

Nein, paradiesische Steuer-Verhältnisse wie Esch- born sind in Kelkheim nicht zu erwarten, auch wenn die Steuereinnahmen für das kommende Jahr nach ersten Schätzungen höher

im Frühjahr 1991 herausgegeben. Ich wünsche heute persönlich allen besinnliche Feiertage und ein gesundes 1991. Wenn nicht schon vorhanden, sollten sie jetzt zu

Noch andere Vorgänge beunruhi- gen die deutschen Soldaten: Würde es ihnen nicht als Teilnahme an ei- nem Kriegsverbrechen angerechnet werden, wenn sie sich beteiligen

Da hat das Tri-Team SSV Ett- lingen wieder eine tolle Veranstaltung, auch dank der vielen Helferinnen und Helfer, auf die Beine gestellt und konnte sich zudem über einen

Einfühlsam beraten Auf die Frage, was PTA und Apothe- ker*innen für ihre transidenten Kund*innen tun können, über- legt Monro: „Wenn jemand ge- rade erst mit der Transition