A-561 Deutsches Ärzteblatt 94, Heft 10, 7. März 1997 (13)
S P E K T R U M BÜCHER
Memoiren
Vielschichtig
Hans Hugo Wrede/Medi- cus Rusticus: Aus dem Leben eines Landarztes. 1931–1993, Med. Komm.-Verlag, Köln, 1996, kartoniert, 303 Seiten, 28,90 DM
Der Autor erinnert sich nach dem Eintritt in den Ruhestand an die Stationen seines Lebens: Jugend und Medizinstudium, Kriegsarzt, Start in die Eigenständigkeit in den ersten Nachkriegsjah- ren, Hingabe an den Beruf des Medicus Rusticus (wie er sich selbst nennt) in seiner ganzen Vielschichtigkeit. So
entsteht ein ganz persönliches Buch.
Nicht nur dem medizinisch gebildeten Leser ist es mög- lich, ärztliche Entwicklungen der letzten sechs Jahrzehnte zu verfolgen. Von besonderem Wert ist der erste Teil des Ban- des. Hier schildert Wrede zunächst seine jugendlichen Kriegserlebnisse und die Er- kenntnis des Verbrecheri- schen im Nazi-System. Es fol- gen die oft abenteuerlichen Erlebnisse in den ersten Nach- kriegsjahren. So dienen seine Memoiren auch der Erhellung der jüngsten deutschen Ge- schichte, die über eine persön- liche Reminiszenz hinausgeht.
Rudolf Clade, Bad Neuenahr
Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) bringt am 13. März, 23 Uhr, eine Filmreportage von Silvia Matthies unter dem Titel „Zündstoff: Nervenkrieg am Sterbebett.
Streit um Organentnahme“.
Der Beitrag gewinnt auf dem Hintergrund der Schluß- beratungen für ein neues Transplantationsgesetz besondere Aktualität. Hauptstreitpunkt ist, ob der Hirntod als Todes- kriterium im Gesetz festgeschrieben werden soll. Bei der Feststellung des Hirntodes sollen auch künftig Angehörige über die Entnahme von Organen entscheiden können. Der Filmbericht inszeniert das Konfliktfeld und alternative Ansätze zu einer gesetzlichen Regelung, wie etwa die so- genannte enge Zustimmungslösung. EB
TV-Tip
Onkologie
Humaner Ansatz
Dieter Fritze (Hrsg.): Pal- liative Krebsbehandlung. Bei- träge zur interdisziplinären Krebsbehandlung, W. Zuck- schwerdt Verlag, München, 1996, 347 Seiten mit 58 Abbil- dung und 69 Tabellen, 39 DM Die meisten der zahlrei- chen Therapiebücher der On- kologie stellen den kurativen Ansatz, das heißt die Heilung oder das langfristige Überle- ben, in den Vordergrund.
Fritze hat dagegen die pallia- tiven Maßnahmen mit 43 wei- teren Autoren in meist kur- zen präzisen Kapiteln (mit je-
weils knapper, weiterführen- der Literatur) zusammenge- faßt. Sie reichen von chirurgi- schen, radiologischen, che- motherapeutischen Maßnah- men über supportive Thera- pie bis zur pyschischen Be- treuung und sogar schließlich zur Kosten-Nutzen-Analyse.
Die Grenzen sind entspre- chend fließend, zum Beispiel der Einsatz von Zytokinen. In fast allen Kapiteln ist aber ne- ben der fachlichen Kompe- tenz der humane Ansatz zu spüren, das heißt das Bestre- ben, auch dem Kranken „zum Tode“ die verbleibende Zeit- spanne so erfüllt und so le- benswert wie möglich zu ge- stalten. Ein wichtiges Buch für den Umgang mit unheil- bar an Krebs Erkrankten.
Rudolf Gross, Köln