S C H L U S S P U N K T
[164] Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 30½½½½27. Juli 2001
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ermutlich werden Inha- ber von Lebensversiche- rungs-Policen in näch- ster Zeit Post von Ihrer Asse- kuranz bekommen. Dort wer- den Sie dann einen Satz fin- den, dergestalt etwa: „Ange- sichts der ungünstigen Kapi- talmarktsituation sehen wir uns leider gezwungen, die Überschussbeteiligung anzu- passen.“Hinter der Mitteilung steckt ziemlicher Zündstoff. Die An- kündigung besagt, dass am Ende der Laufzeit keineswegs soviel Geld ausbezahlt werden wird wie ursprünglich progno- stiziert. Schon ein halbes Pro- zentchen weniger kann ein kleines Vermögen ausmachen, das eben nicht mehr an den Versicherten fließt.
Die Gründe für das Vorge- hen der Versicherer sind we- niger die rückläufigen Kurse am Aktienmarkt als viel- mehr die seit Jahren niedri- gen Zinsen.
Da Zinspapiere die wichtig- ste Renditequelle für die
„Überschussbeteiligung“ sind, ist es auch unmittelbar einsich- tig, dass keine Versicherungs- gesellschaft zum Beispiel sie- ben Prozent ausschütten kann, wenn am Markt nur fünf zu erzielen sind. Das kann eine Zeit lang funktionieren, aber nur auf Kosten der stillen Re- serven.
Die Malaise vermag die Kunden überraschen, für die Versicherungswirtschaft ist sie nicht neu. Seit rund zwei Jah- ren warnt das Bundesauf- sichtsamt für das Versiche- rungswesen die Branche da- vor, Überschussbeteiligungen auszuweisen, die vielleicht momentan noch aktuell sind, auf die nächsten Jahre ge-
sehen aber nicht mehr halt- bar sind.
Die Versicherten werden sich also tatsächlich auf weni- ger Kapital als erwartet ein- stellen müssen. Schlechte Aussichten also für Leute, die Praxisfinanzierungen oder Hauskredite zu „punktgenau“
abgeschlossen haben. Damit meine ich, dass zum Ablauf- zeitpunkt der Lebensversiche- rung der gesamte Kreditbe- trag mit dem – erwarteten – Auszahlungsbetrag der Le- bensversicherung zurückge- zahlt wird.
Möglicherweise deutet sich hier ein doppeltes Knallbon- bon an. Zum einen eine mög- liche Nachschusspflicht aus anderen Quellen, um den Kredit vollständig ablösen
zu können. Andererseits aber könnten auch zu eng gestrick- te Finanzierungsmodelle dem Fiskus gar nicht mehr gefal- len, weil dann die berüchtigte Gewinnerzielungsabsicht un- ter Wasser zu geraten droht.
Für abgeschlossene Le- bensversicherungen Vorsor- ge zu treiben ist also durchaus angesagt. Das Mindeste ist ei- ne Nachfrage bei der betrof- fenen Assekuranz über die Ablaufsumme unter den neu-
en Prämissen. ✮
zu Lebensversicherungen
Am Ende droht Schrecken
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ir freuten uns schon Mo- nate vorher auf den Zir- kus, der im benachbarten Langenei sein Winterquartier be- zog. Unsere halbwüchsigen Kinder durften die Araberpferde in der Ma- nege reiten, und ich hatte im Gelände den Andalusischen Schimmelhengst, der Hohe Schule ging. Das Herumtollen mit den halbwüchsigen Tigern war für uns alle ein prickelndes Abenteuer.Die Schlussvorstellung in Al- tenhundem brachte noch einmal einen Höhepunkt der Zirkus-Sai- son. Dann wurde gewaltig gefeiert: Zir- kusleute, Prominente, Stammgäste und Artisten.
Ich untersuchte zuerst noch einmal das Gebiss von John, dem stiernackigen Iren, der meine hundert Kilo in der Ma- nege mit den Zähnen mühelos vom Bo- den bis in Schulterhöhe gehoben hatte.
Fasziniert aber war ich von dem athleti- schen Fakir Radjah, einem Deutsch-In-
der, der von seinem indischen Vater eine Fülle imponierenden Wissens geerbt hatte:
Radjah hatte sich schon einmal fünf Tage lang – ohne Luftzufuhr! – begraben lassen, ein andermal hungerte er vierzig Tage, oder er senkte unter meiner – elek- tronisch dokumentierten – Pulskontrolle
in wenigen Sekunden seine Herzfre- quenz von 64 Schlägen auf 30 Schläge ab!
Das spitzige Lager aus Flaschenscherben konnte seinem Rücken nichts anhaben, selbst wenn ein 500er Motorrad über das Brett auf seiner Brust fuhr. Und wenn er sich die Zunge mit einem silbrigen Zwölfzöller-Nagel aus einer geheim ge- haltenen Metall-Legierung auf die dicke Buchenbohle nageln ließ, floss kein Tropfen Blut. Seine Zunge wies keinerlei Narben auf.
Meine staunend erstarrte Frau Christa verfolgte sprachlos unsere Diskussion.
Ich versuchte die Phänomene mit physi- kalischem und physiologischem Grund- wissen zu erklären. Aber der Fakir gab kein Geheimnis preis, gestand jedoch, dass ich mit meinen Interpretationen manchmal auf der richtigen Spur war. Es wurde eine interessante, lange und auch recht „feuchte“ Nacht . . .
Zum Abschied am frühen Morgen, als meiner Frau schon die Augen zu- fielen, legte mir Radjah anerkennend den Arm um die Schulter: „Junge, für
’nen Doktor hast du aber ganz schön Ahnung . . . !“
Entnommen aus: Klaus Peter Wolf: Der Leich’ ist weg! Erlebnisse und „Vertellekes“ aus 30 Jahren Landarztpraxis, Frankfurt/Main, 2001, Haag und Herchen, 72 Seiten, 18 DM
Seltenes Kompliment
Erlebnisse eines Landarztes
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