Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
KONGRESS-NACHRICHTEN
Entscheidungshilfen für die Nachbehandlung des Mammakarzinoms
Erste Verlaufsbeobachtungen über fünf Jahre stützen das Kon- zept einer auf immunologischen Kriterien beruhenden selektiven Nachbehandlung beim Mamma- karzinom (U. D. Koenig, Bonn, R.
Zachrau, New York). Es ist heute möglich, anhand histologischer Kriterien und in vitro meßbarer Immunreaktionen Aussagen zur körpereigenen Abwehrleistung einer Tumorpatientin zu machen.
Damit wird der tumorspezifische Immunstatus definiert. Hier lie- gen Ansatzpunkte, aggressive therapeutische Maßnahmen mit negativem Einfluß auf die Ab- wehrleistung der Tumorpatientin zu vermeiden. Auf der anderen Seite können bei nicht nachweis- barer Immunreaktivität zytotoxi- sche Verfahren eingesetzt wer- den. MS
(Niederrheinische Gesellschaft für Gynä- kologie und Geburtshilfe, Juli 1978, Aachen)
Nachweis
antinukleärer Faktoren
Der bloße Nachweis solcher Zell- kern-Autoantikörper besagt gar nichts. Man muß sie unbedingt differenzieren (Dozent Dr. I.
Stroehmann, 1. Medizinische Universitätsklinik Bonn). Man kann sie nämlich nicht nur bei Lupus erythematodes und ande- ren Kollagenosen, sondern auch bei Lungenfibrose, aggressiver Hepatitis, biliärer Zirrhose, perni- ziöser Anämie, Sarkoidose, Coli- tis ulcerosa, Morbus Crohn und anderen chronischen Entzün- dungen finden. Auch die Titerhö- he besagt nur Allgemeines (ho- her Titer: chronische Entzün- dung; niedriger Titer: ganz un- spezifisch, oft bloß Altersbefund).
— Andererseits werden durch ein- fache Bestimmung der antinu-
kleären Faktoren alle jene Patien- ten erfaßt, für die eingreifendere Behandlungen mit Goldverbin- dungen oder Penicillamin relativ riskant sind. Wenn man diese Ba- sistherapie bei schweren rheu- matischen Arthritiden nicht um- gehen kann, ist Penicillamin bei positivem ANF-Nachweis noch immer weniger riskant als Gold (Professor Dr. G. Junge-Hülsing, Städtische Kliniken Osna-
brück). WP
(30. Therapiewoche, August/September 1978, Karlsruhe)
Immunglobulin „Tau"
Die biochemischen Rezeptoren der B-Lymphozyten werden von monomeren Immunglobulin-M- und Immunglobulin-D-Molekülen gestellt. Auch T-Lymphozyten besitzen Antigen-Rezeptoren.
Man weiß bloß noch nicht, wie sie aussehen und nennt sie vorläufig 19-Tau (Dozent Dr. H. Binz, Insti- tut für medizinische Mikrobiolo- gie der Universität Zürich). Die T- Lymphozyten brauchen allein schon deshalb Antigen-Rezepto- ren, weil ihre Helfer-T-Lymphozy- tenpopulation über den gemein- samen Antigenkontakt mit den B- Lymphozyten kooperiert. B-Lym- phozyten werden jedoch nicht durch diesen Brückenkontakt von den T-Zellen zu antikörper- produzierenden Plasmazellen ak- tiviert, sondern durch einen Fak- tor, den die Helfer-T-Lymphozy- ten produzieren (TRF = T cell replacing factor; Prof. Dr. E.
Wecker, Institut für Virologie und Immunbiologie der Universität Würzburg). Helfer-T-Lymphozy- ten produzieren auch den KAF, den Killerzellen-aktivierenden Faktor. Suppressor-T-Zellen blockieren diese Helferfunktion ihrer Kollegen. Sie verhindern die Aktivierung proliferierter B-Lym- phozyten zu Plasmazellen. WP
(110. Versammlung der Gesellschaft deut- scher Naturforscher und Ärzte, September 1978, Insbruck)
Erfahrungen
mit der „aufdehnbaren Penis-Prothese"
Von 175 vor mindestens sechs Monaten vorgenommenen „infla- table penile prosthesis"-Opera- tionen an der Mayo-Klinik zeigten 168 einen guten Erfolg. Die „Auf- dehnbare Penis-Prothese" hat sich sowohl bei der Behandlung organischer als auch bei der Be- handlung besonderer Fälle von psychogener Impotenz ausge- zeichnet bewährt und ist funktio- nell und anderweitig den starren Prothesen überlegen. Die opera- tive Implantation dauert im Durchschnitt 70 Minuten. Nach einem suprapubischen Quer- schnitt wird die aus vier Teilen (Reservoir, Silastikschläuche, Pumpe mit Ventil und dehnbare Zylinder) bestehende Prothese eingepflanzt. Bei sechs Fällen in- fizierte sich die Prothese und mußte wieder entfernt werden.
Mechanische Probleme gab es am Anfang bei 25 Prozent der Fälle. Sie sind durch Verbesse- rung der Prothese und der Ope- rationstechnik auf acht Prozent reduziert worden. Die Auswahl der Patienten ist sehr wichtig. Sie umfaßt gründliche Allgemeinun- tersuchung, Persönlichkeitsaus- wertung, psychiatrische Konsul- tation, die nötigen Laboruntersu- chungen und den NPT-Test nocturnal penile tu mescence).
Dr. Furlow, Mayo-Klinik, Roche- ster, Minnesota, USA, konnte auch nach dieser „inflatable pe- nile prosthesis"-Operation ure- throzystoskopische Eingriffe al- ler Art ausführen, was bei den
„starren" Penisprothesen schwer oder nicht möglich ist. Sensation, Orgasmus- und Ejakulationsfä- higkeit bleiben erhalten, wenn sie vor der Operation vorhanden wa- ren. Diese neue Operationsme- thode ist seit etwa vier Jahren an der Mayo-Klinik bei einer zuneh- menden Patientenzahl ausge- führt worden. Krh
(73. Kongreß der Amerikanischen Urologi- schen Gesellschaft, Washington, Mai 1978)
146 Heft 3 vom 18. Januar 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT