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Calciumantagonisten
Die antianginöse Wirkung der Calciumantagonisten ist durch das Zusammenspiel peripherer und kar- dialer Wirkkomponenten zu erklä- ren. Für Nifedipin wurde ein direkter Angriff am Herzmuskel selbst nach- gewiesen. Dieser hat nichts mit der nur wenige Minuten erkennbaren Abnahme des koronar-arteriolären Widerstandes und der hierdurch ein- tretenden myokardialen Durchblu- tungszunahme zu tun.
Weiterhin ist eine Erweiterung der großen epikardialen Koronararterien und auch von Koronarstenosen nachgewiesen. Dieser Effekt erklärt die gute Wirkung von Calciumant- agonisten bei Patienten mit Koro- nargefäßspasmen.
Im Rahmen der antianginösen The- rapie kann auch die blutdrucksen- kende Wirkung der Calciumantago- nisten genutzt werden. Der antiar- rhythmische Effekt von Substanzen vom Typ des Verapamil kann bei gleichzeitigem Vorliegen einer Angi- na pectoris und tachykarder Rhyth- musstörungen bzw. Extrasystolen genutzt werden.
Im Gegensatz zu Verapamil besitzt Nifedipin keine antiarrhythmischen Eigenschaften. Auch nimmt die Herzfrequenz unter Nifedipin zu, was unter Umständen ungünstige Folgen haben kann.
Im allgemeinen soll die antianginöse Therapie mit einer hochdosierten Ni- tratbehandlung begonnen werden.
Je nach Lage des Einzelfalles ist die zusätzliche oder alleinige Gabe ei- nes Calciumantagonisten sinnvoll.
Betablocker sind zu vermeiden, wenn an das Vorliegen eines Koro- narspasmus gedacht werden muß.
Literatur im Sonderdruck Anschrift der Verfasser:
Professor Dr. med. G. Kober Dr. med. W. Schulz
Professor Dr. med. M. Kaltenbach Zentrum der Inneren Medizin Abteilung für Kardiologie der J. W. Goethe-Universität Theodor-Stern-Kai 7 6000 Frankfurt am Main 70
FÜR SIE GELESEN
Blutgruppen
und Herz-Kreislauf- Krankheiten
An 13 175 Sowjetbürgern überwie- gend aus Westsibirien, die zwischen 1961 und 1977 wegen angeborener und erworbener Herzfehler sowie ischämischer Herzerkrankungen im Institut für Kreislaufpathologie in Novosibirsk behandelt worden wa- ren, wurde die Blutgruppenzugehö- rigkeit im Vergleich zu 7800 gesun- den Blutspendern aus Novosibirsk und Kolyvan analysiert, deren Blut- gruppenverteilung den für die Be- völkerung Westsibiriens und der Ukraine bekannten Daten ent- sprach: Blutgruppe 0 — 35,9 Prozent, A 33,69 Prozent, B — 22,01 Prozent, AB — 8,4 Prozent, rh —14,51 Prozent.
Bezogen auf die Normalverteilung stellt die rh-Gruppe insgesamt die geringsten Anteile an Herzfehlern und ischämischen Herzkrankheiten, die Blutgruppe A die größten. Bei erworbenen Herzfehlern war B am stärksten überproportional beteiligt (24,96 Prozent) vor A (37,49 Prozent) und AB (8,6 Prozent) gegenüber 0 (28,95 Prozent) und rh (10,49 Pro- zent). Unter den angeborenen Feh- lern war beim isolierten Shunt die Morbidität höher bei A (34,7 Pro- zent) und B (22,65 Prozent), die 34,06 und 24,54 Prozent der Vorhof- und 35,31 und 23,04 Prozent der Ventrikelseptumdefekte stellten.
Isolierte Stenosen betrafen am mei- sten AB (9,04 Prozent) und A (34,99 Prozent) vor 0 (35,42 Prozent) und B (20,55 Prozent). Herzfehler vom zy- anotischen Typ wies am häufigsten die Blutgruppe A auf (37,36 Prozent) vor B (21,86 Prozent), AB (7,89 Pro- zent) und 0 (32,89 Prozent). Die
ischämische Herzkrankheitwar mit 39 Prozent in derGruppe Avertreten vorOmit36,16 Prozent, B(18,4 Pro- zent) und AB (6,4 Prozent). Das Merk- mal rh war an diesem Krankheitsbild nur mit
11,71
Prozent beteiligt.Die Dominanz von A und rh bei an- geborenen und erworbenen Herz- fehlern legt die Annahme nahe, daß bestimmte Antigenkonstellationen
im Organismus ein erhöhtes Risiko der
Entwicklung von Herzfehlern in
der intrauterinen und postnatalen Periode bedeuten. GS Meäalkin, E. N., Oku neva, G. N., et. al.: „Blut- gruppen der Systeme ABO und Rh bei Patien- ten mit Herz-Kreislauf-Pathologie", Kard iolo- g ija, Moskva 21 (1981) Nr. 4, S.46-50Myokardinfarkt bei Angina pectoris gravis:
Prävention
mit Heparin und Atenolol
Telford und Mitarbeiter führten eine randomisierte, doppelblinde, Plaze- bo-kontrollierte Morbiditäts- und Le- talitätsstudie durch, die 214 Patien- ten mit intermediärem Koronarsyn- drom abschlossen, wobei Heparin, Atenolol sowie eine Kombination beider Präparate und Plazebo einge- setzt wurden. Die vjer Prüfgruppen glichen sich in der Zusammenset- zung in bezug auf Alter, Geschlecht, Anamnese von Myokardinfarkten, Angina, Hypertonie, Diabetes und Rauchgewohnheiten, auch die klini- schen Charakteristika waren ver- gleichbar. Während des Prüfungs- zeitraums entwickelten 9 (17 Pro- zent) der 54 Plazebo-behandelten Patienten, 8 (13 Prozent) der 60 Ate- nolol-behandelten Patienten, 1 (2 Prozent) der 51 Heparin-behandel- ten Patienten und 2 (4 Prozent) der 49 Patienten, die mit Heparin und Atenolol kombiniert behandelt wur- den, einen transmuralen Herzinfarkt.
Die verbesserte Prognose der Hepa- rin-behandelten Patienten bestätigte sich auch nach Absetzen der Prüf- medikationen. Alle fünf Todesfälle traten bei Patienten auf, die nicht mit Heparin behandelt worden wa- ren. Die Ergebnisse zeigen, daß in- travenöses Heparin zur Vorbeugung eines Herzinfarkts bei Patienten mit Angina pectoris gravis von Nutzen ist. Nre
Telford, A. M.; Wilson, C.: Trial of Heparin versus Atenolol in Prevention of Myocardial Infarction in Intermediate Coronary Syndrome, Lancet 1(1981) 1225-1228, Cardiac Und, Wa- vency, Hospital, Ballymena, Co. Antrim, North- ern Ireland
48 Heft 27 vom 9. Juli 1982 79. Jahrgang