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Die Zunge
Andreas Filippi, Irène Hitz Lindenmüller, Quintessenz, Berlin 2016, ISBN 978-3-86867-314-2, 1. Aufl., Hardcover, 256 Seiten, 596 Abbil- dungen, 138,00 Euro
Unter dem zunächst wenig aussagekräf- tigen Titel „Die Zunge“ ist in diesem Jahr ein aktueller Farbatlas aber auch zu- sammenfassende Darstellung der Ana- tomie und Physiologie der Zunge ins- besondere deren physiologischen Varia- tionen und pathologischen Verände- rung im Rahmen unterschiedlicher Er- krankungen erschienen.
Zehn unterschiedliche Autoren oder Autorengruppen haben unter der He- rausgeberschaft von Andreas Filippi und Irène Hitz Lindenmüller sich nur auf das Organ Zunge konzentriert, sondern auch dabei insbesondere bei den patho- logischen Veränderungen gleichzeitig eine zusammenfassende Darstellung der Mundschleimhautveränderungen vor- gestellt, da die meisten pathologischen Veränderungen nicht nur die Zunge, sondern in ähnlicher Form auch die üb- rige Mundschleimhaut betreffen.
Nach einleitenden Bemerkungen über die Bedeutung der Zunge sowie ei- nem sehr schönen Kapitel zur Anatomie und Physiologie (R. Radlanski), werden die vielfältigen Normvarianten ohne Krankheitswert (A. Filipi) und die Grundprinzipien einer modernen loka- len und allgemeinmedizinisch beglei- tenden Diagnostik (I. Mollen u. I.H. Lin- denmüller) bei möglichen pathologi- schen Veränderungen komprimiert aber systematisch dargestellt.
Den mit Recht größten Raum (160 Seiten) nimmt die Darstellung der un- terschiedlichen pathologischen Ver- änderungen der Zunge ein, die von ei- ner Gruppe von 16 zum Teil aus ande- ren Publikationen zu dieser Thematik
bereits bekannten und kompetenten Autoren zusammengetragen wurden.
In alphabetischer Reihenfolge werden die einzelnen Krankheitsbilder auf- geführt. Nach einer sehr schön syste- matischen bei allen Kapitel gleichen Kurzzusammenfassung unter 18 Unter- überschriften (die bei manchen Kapitel allerdings auch etwas artifiziell auf- gefüllt werden) bieten sie eine sehr komprimierte Darstellung des Krank- heitsbildes, um dann mit einer schö- nen Bilddokumentation zumindest ei- nes Patientenbeispiels – aber erfreuli- cherweise meist auch mit den mögli- chen Variationen des Erscheinungsbil- des bei unterschiedlichen Patienten – ergänzt zu werden.
Das Buch wird abgeschlossen mit ei- nem relativ kurzen Kapitel (20 Seiten) zur Therapie, in dem auch die wichtigs- ten Medikamente zusammenfassend,
sehr knapp allerdings dargestellt wer- den.
An dem Buch gefällt besonders die überwiegend sehr knappe oft stichwort- artige, aber immer gleich systematisch aufbereitete Information und ein schö- nes Bildmaterial zu den vielfältigen Er- krankungen der Zunge, die in der alpha- betischen Sortierung eine rasche Infor- mation ermöglicht und so die Bedeu- tung des Buchs als Nachschlagewerk zur Kurzinformation im Alltag sicher stei- gert. Für den in der Diagnostik bei einem Patienten ratsuchenden Behandler hät- te man sich eine zusammenfassende Darstellung an der Phänomenologie des Befundes (z.B.: weiße nicht abwischbare Veränderungen) orientierte differenzial- diagnostische Unterstützung durch ent- sprechende zusammenfassende Tabel- len und diagnostische Algorithmen ge- wünscht, da die Diagnose sich nicht an der alphabetischen Sortierung, sondern am spezifisch führenden Symptom ori- entiert.
Dennoch ist ein wirklich sehr schö- nes und systematisches Buch entstan- den, das allen in der Diagnostik und Therapie auch mit der Mundschleim- haut befassten Berufsgruppen, aber auch den Studenten bzw. jungen Assis- tenten in Weiterbildung als Atlas und Nachschlagewerk dringend empfohlen werden kann, zumal es auch vom Quintessenz-Verlag in der bekannten Qualität und mit exzellenter Darstel- lung des wunderschön zusammengetra- genen Bildmaterials aufbereitet wurde.
Prof. Dr. Dr. Wilfried Wagner, Mainz (Dtsch Zahnärztl Z 2016; 71: 422)