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ie atopische Dermatitis, die häufig als Neuroder- mitis bezeichnet wird, kann prinzipiell in jedem Le- bensalter erstmals auftreten;vorwiegend beginnt die Er- krankung aber im Kindes- oder Jugendalter – und vor al- lem in der Säuglingszeit. Nur bei etwa 40 Prozent der Betrof- fenen bilden sich die Sympto- me bis zum Erwachsenenalter wieder zurück. Ein neues Der- matologikum (Protopiv®), das Fujisawa Deutschland jetzt in den Handel bringt, könnte in Zukunft das Leben der Betrof- fenen erleichtern.
Im akuten Schub der Er- krankung – gekennzeichnet durch gerötete, ekzematöse und stark juckende Haut – steht der Einsatz von topi- schen Kortikosteroiden im- mer noch an erster Stelle der Therapie. Das könnte sich mit der Einführung des Macrolac- tam-Derivates Tacrolimus in Form einer Salbe ändern.
Das Präparat Protopic® bietet für die Therapie der mittelschweren und schweren atypischen Dermatitis voll- kommen neue Optionen: Denn im Gegensatz zu den topi- schen Corticosteroiden ist die
Tacrolimus-Salbe auch zur in- termittierenden Langzeitbe- handlung und zur Behand- lung besonders empfindli- cher Hautareale wie Gesicht und Hals geeignet. Protopic® schließt darüber hinaus eine Lücke in der Behandlung von Kleinkindern und Kindern, von denen das Arzneimittel ebenso gut vertragen wird wie von Erwachsenen.
Wie Prof. Thomas Bieber (Bonn) auf der Einführungs- pressekonferenz in München mitteilte, sind in weltweiten klinischen Studien, in die so- wohl Erwachsene als auch Kinder ab dem zweiten Le- bensjahr einbezogen waren, mehr als 10 000 Patienten mit Protopic® erfolgreich behan- delt worden. Dr. Doris Staab (Berlin) bezeichnete die Sub- stanz als eine erhoffte Alter- native für die Behandlung der atopischen Dermatitis im
Kindesalter. Eine Kurzzeit- und eine Langzeitstudie über zwölf Monate belegen die Wirksamkeit und Sicherheit der Tacrolimus-Salbe bei Kin- dern. Als einzige lokale Ne- benwirkung wird ein Brennen nach dem Auftragen angege- ben, das nach einigen Tagen der Anwendung nicht mehr auftritt.
Die spezifische Wirksam- keit von Protopic® erklärt sich durch das direkte Einwir- ken auf das immunologische Ungleichgewicht der Erkran- kung. Durch den Wirkstoff wird die Ausschüttung von Entzündungsmediatoren und Zytokinen deutlich reduziert und die normale Funktion der T-Lyphozyten und ande- rer Immunozyten in der Haut wiederhergestellt. Dadurch wird der Entzündungsprozess gestoppt, Rötung und Juckreiz lassen nach. Siegfried Hoc V A R I A
Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 2231. Mai 2002 AA1527
Tacrolimus
Auch für Kinder mit atopischer Dermatitis
Unternehmen
Keuchhusten
Neue Strategien zur
Eindämmung gefordert
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ie Internationale Kon- sensgruppe Keuchhu- stenimmunisierung for- dert eine Überprüfung der nationalen Impfpolitik, um schwere Keuchhustenerkran- kungen und Todesfälle bei Säuglingen zu verhindern. In einem Bericht in Vaccine (2001; 20: 641–646) verweist die Gruppe auf zahlreiche Untersuchungen, die zeigen, dass Erwachsene in den er- sten Lebenswochen des Neu- geborenen eine Hauptinfekti- onsquelle für Keuchhusten darstellen. An Pertussis ster- ben weltweit jedes Jahr mehr als 360 000 Kinder, davon über zwei Drittel Säuglinge.In diesem Alter kann die Krankheit einen schweren Verlauf mit anfallsartigem Husten, Erbrechen und Er- stickungsanfällen nehmen.
Idealerweise, so die Emp- fehlung der Konsensgruppe, sollten Jugendliche und Er-
wachsene ihr Leben lang re- gelmäßig geimpft werden.
Ein realistischeres Ziel wäre allerdings ein Auffrischungs- programm für diejenigen, die den Säuglingen am nächsten stehen (wie Eltern und Groß- eltern) oder nach der Entbin- dung mit ihnen Kontakt ha- ben (wie Ärzte und Pflege- personal).
Durch die Einführung von azellulären Vakzinen wie den DTPa-Kombinations-Impfstof- fen (DTP = Diphtherie, Te- tanus, Pertussis) sowie ent- sprechender Kombinations- Impfstoffe in reduzierter Do- sis (dtpa) für Auffrischimpfun- gen bei älteren Kindern, Ju- gendlichen und Erwachsenen stehen heute nebenwirkungs- arme Impfstoffe zur Verfü- gung. Demgegenüber zeigten die älteren Ganzkeim-Keuch- husten-Impfstoffe bei älteren Kindern und Erwachsenen deutliche Nebenwirkungen.EB