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Archiv "Gesundheitsreform Heilberufe: Gegenoffensive" (26.04.2002)

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sorgungsablauf von Bedeutung“, mein- te Schaich-Walch. Daran erinnerte auch der Zweite Vorsitzende der Kassenärzt- lichen Bundesvereinigung, Dr. med.

Leonhard Hansen. Der Anteil von chronischen Krankheiten, Multimorbi- dität und Pflegebedürftigkeit nehme zu.

Betroffene Patienten brauchten des- halb integrierte Versorgungsangebote.

Hansen: „Den aktuell stärksten Impuls für eine integrierte Versorgung chro- nisch kranker Patienten setzen die Dis- ease-Management-Programme.“ Die geplanten Chronikerprogramme seien der Versuch, das beste, aktuell verfüg- bare Wissen zur Richtschnur des ärztli- chen Handelns zu machen.

Strittige Fragen zur Umsetzung der Programme sollen in einem Bundes- mantelvertrag zwischen Ärzten und Krankenkassen geklärt werden.

Die KBV besteht auf den KO-Kriterien

Ob sich die Kassen auf die von der KBV formulierten so genannten KO-Kriteri- en einlassen, ist allerdings fraglich. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung be- steht darauf, dass die KVen den zur Steuerung von DMP vorgeschriebe- nen Datensatz für vertraglich verein- barte Aufgaben des Versorgungsma- nagements erheben und nutzen. Die Krankenkassen erhalten volle Transpa- renz über die Durchführung der Chro- nikerprogramme auf Grundlage pseu- donymisierter Daten. Für die Finanzie- rung der DMP ist für die Kassenärzte unabdingbar, dass zusätzlich erforder- liche Leistungen, wie Einschreibung, Dokumentation und Schulungen extra- budgetär in Euro vergütet werden. Die Krankenkassen müssen das Morbidi- tätsrisiko für DMP-Versicherte bei ärzt- lichen Leistungen übernehmen und zu- sätzlich entstehende Verwaltungsko- sten tragen, fordert die KBV.

Auch bei diesem Thema stieß die Ärzteschaft bei den Krankenkassen auf taube Ohren. Zwar räumte AOK-Vize- Chef Hoberg ein, dass ein möglicher Mehraufwand durch DMP honorie- rungsbedürftig sei, schränkte aber ein:

„Disease Management ist keine Man- na-Maschine, und es fällt kein Geld vom Himmel.“ Samir Rabbata

P O L I T I K

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A1126 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 17½½½½26. April 2002

O

bwohl Bundesgesundheitsmini- sterin Ulla Schmidt versucht, die

„Vermittlerin“ im Gesundheits- wesen zu spielen und für nur behutsame Veränderungen nach der Bundestags- wahl in fünf Monaten plädiert, erhält sie jetzt starken Gegenwind von den Ärz- ten, Zahnärzten und Apothekern. Diese warnen gemeinsam vor einem „System- bruch“ und einer „Merkantilisierung des Gesundheitswesens“. Erstmalig ha- ben sich damit die Bundesärztekammer, die Bundeszahnärztekammer und die Bundesapothekerkammer auf Thesen für kurzfristige Reformmaßnahmen verständigt, die sie am 16. April in Ber- lin der Öffentlichkeit vorstellten.

Darin markieren sie „Sieben Schritte auf dem Weg zur Gesundheitsreform“.

Der Erhalt der freien Wahl des Arztes, Zahnarztes und Apothekers sowie der Krankenversicherung sei unabdingbare Voraussetzung für das Gesundheitswe- sen, betonen die Heilberufe und ertei- len damit Plänen, den Hausarzt als Fil- ter im Gesundheitssystem einzusetzen, eine Absage.

Eigenverantwortung und Selbstbeteiligung

Die Heilberufe befürworten das Solidar- prinzip, das mit den demographischen, medizinischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Einklang ste- hen müsse. Eine Einheitsversicherung dürfe es aber nicht geben. Gleichzeitig sprechen sich die Heilberufe für eine

„sozialverträgliche Selbstbeteiligung“

der Patienten aus. Eine Gebühr, die bei jedem Arztbesuch zu entrichten ist, leh-

nen sie aber ab. „Notwendiges soll so- lidarisch abgesichert sein“, betonte Bundesärztekammerpräsident Prof. Dr.

med. Jörg-Dietrich Hoppe. Doch was darüber hinausginge, wie beispielsweise Wellnessbehandlungen, müsse in die Ei- genverantwortung der Patienten gelegt werden. Dies kommt den Konzepten der CDU/CSU und der FDP sehr nahe, die eine Unterteilung in Wahl- und Zusatz- leistungen planen. In einigen Leistungs- bereichen sollen den Heilberufen zu- folge Festzuschüsse eingeführt und dar- über hinausgehende Leistungen durch Zuzahlung der Patienten finanziert wer- den. Besonders sei dazu die Zahnme- dizin geeignet. Dort soll in einem ersten Schritt wahlweise das Kostenerstat- tungsprinzip eingeführt werden.

Eine Einheitsversicherung darf es nach Ansicht der Heilberufe nicht ge- ben. Im Wettbewerb der Krankenversi- cherungen müsse auch Raum für die private Krankenversicherung bleiben.

Die Bundesgesundheitsministerin hatte dagegen einige Tage zuvor erklärt, dass sie die Versicherungspflichtgrenze er- höhen wolle, um den Wechsel in die pri- vate Krankenversicherung dadurch zu erschweren.

„Expertokraten missbrauchen das Gesundheitswesen“

Scharf kritisierte Hoppe Schmidts Plä- ne, staatliche Institute zu gründen, die Qualitätsleitlinien festlegen und den Nutzen von Arzneimitteln bewerten sollen. „Diese Institute passen ihrer Struktur nach genau auf diverse Herren Gutachter, die das Gesundheitswesen in die Hand nehmen wollen“, sagte er. Da- bei zielte Hoppe, ohne die Namen zu nennen, auf die Sachverständigen ab, die federführend das Reformpapier für die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung erarbeitet haben (DÄ, Heft 15 und Heft 16/2002). Die Konzepte dieser „Exper- tokraten“ dienten nicht dem Wohl der Patienten, sondern deren Interessen und führten zur Durchökonomisierung der Behandlung. „Gesundheitspolitik muss wieder bürgernah werden“, beton- te Hoppe. Der Patient müsse im Mittel- punkt stehen. Dafür wolle er sich auch in den „Machtkampf mit den Experto- kraten“ begeben. Dr. med. Eva A. Richter

Gesundheitsreform

Heilberufe:

Gegenoffensive

Bundesärztekammer,

Bundeszahnärztekammer und

Bundesapothekerkammer

kritisieren die Gesundheits-

politik der Regierung.

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