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P O L I T I K AKTUELL
(26) Deutsches Ärzteblatt 95, Heft 37, 11. September 1998 Übungen zu Anamnese und Befun-
den.
Die Gruppenstärke umfaßt rund 30 bis 40 Teilnehmer. Das Programm wird bis zur Approbation fortent- wickelt, vermittelt dann unter ande- rem auch Untersuchungsfertigkei- ten. Die „Lehrpraxen“: Die Pra- xisärzte zeigen mit ihrem Engage- ment bereits eine wichtige Vorausset- zung für eine erfolgreiche Lehre: die Motivation zum Lehren. Daneben sind die von der Deutschen Gesell- schaft für Allgemeinmedizin e.V.
(DEGAM) erarbeiteten Richtlinien für Lehrpraxen maßgeblich. Außer- dem ist die Teilnahme am Qualitäts- zirkel verbindlich. Diese Lehrtätig- keit für den (Haus-)Arzt-Nachwuchs wird mit 150 DM je Zwei-Tage-Hos- pitation vergütet.
Die Fakultät erwartet neben ei- ner höheren Attraktivität ihres medi- zinischen Lehrangebotes vor allem eine Qualitätssicherung dieser haus- arztpraxisgestützten Lehre. Das wird durch die regionalen Qualitätszirkel, die Supervision und die Befragung der Studierenden im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitforschung gewährleistet. Wie äußern sich die Studenten? 99 Prozent der 1997 be- fragten 173 Erstsemester würden das Hospitationsprogramm weiteremp- fehlen, 90 Prozent gaben einen hohen Lernertrag an, und zwei Drittel der Hausarztpraxen erhielten eine gute Beurteilung.
Eine typische Äußerung eines Studenten: „Ich persönlich halte die Praxishospitation in vielerlei Hinsicht für sehr gewinnbringend. Zum einen lernt man als Student bereits früh, sich mit dem Alltag einer allge- meinärztlichen Praxis auseinanderzu- setzen, zum anderen erhält man Ein- blicke in die Beziehung zwischen Arzt und Patient . . .“ Wir meinen:
Eine gute Basis für die Zukunft der Hausarztmedizin.
Anschrift des Verfassers Privatdozent Dr. med.
Armin Wiesemann
Facharzt für Allgemeinmedizin – Sportmedizin
Lehrbeauftragter für Allgemein- medizin an der Universität Heidelberg, Kirchstraße 44 76684 Östringen
Krankenkassen
BKK für Heilberufe expandiert weiter
Zwei Jahre nach der Gründung zählt die Betriebskranken- kasse für Heilberufler bereits zu den Großen ihrer Sparte:
Rund 100 000 Mitglieder sollen es zum Jahresende sein.
ansjörg Schulten, Vorstand der BKK für Heilberufe, kann optimistisch in die Zu- kunft schauen. Allen anfänglichen Unkenrufen zum Trotz hat die erste Betriebskrankenkasse für Angehöri- ge einer spezifischen Berufsgruppe eine lupenreine Bilanz vorgelegt: Der Mitgliederbestand wächst sprunghaft, die noch junge Kasse erzielt Über- schüsse und wird ihren Beitragssatz von 11,9 Prozent auch im kommen- den Jahr stabil halten können.
Beitragssatz war kein
„Dumping-Angebot“
Vor allem letzteres war in der Gründungsphase der BKK von eini- gen etablierten Krankenkassen, in erster Linie vom Verband der Ange- stellten- und Arbeiter-Ersatzkassen, öffentlich angezweifelt worden. Un- ter der Hand war von „Dumping-Bei- tragssätzen“ die Rede, die nicht lange gehalten werden könnten. Schulten sieht die Kritiker widerlegt und ver- weist dabei auf die mit 2,6 Prozent der Gesamtausgaben sehr niedrigen Ver- waltungskosten seiner Kasse. Die BKK für Heilberufe* verzichte be- wußt auf ein „kostentreibendes Ge- schäftsstellennetz“ und wickele ihren Service hauptsächlich über eine für die Versicherten kostenlose Telefon- nummer ab.
Gleichwohl sind in der Düssel- dorfer Zentrale zwischenzeitlich 120 Arbeitsplätze entstanden. Weitere 80 sind in Kürze geplant, um mit der Mit- gliederentwicklung Schritt halten zu
können. Bei der Gründung der BKK für Heilberufe am 1. Juli 1996 gab es einen „Altbestand“ von rund 1 300 Versicherten der ehemaligen BKK Nordstern. Nach sechs Monaten zähl- te die jetzt bundesweit geöffnete Kas- se bereits 10 500 Mitglieder – Ende 1997 waren es rund 53 000 Versicher- te. Auch im laufenden Jahr hält der Zulauf an. Schulten erwartet bis De- zember „den Sprung über die 100 000-Grenze“, weil die Pflichtver- sicherten bis Ende September wieder ihre Krankenkassen mit Wirkung zum 1. Januar des nächsten Jahres wechseln können. Freiwillig Versi- cherte können dies zu jedem beliebi- gen Zeitpunkt mit einer Kündigungs- frist von zwei Monaten tun.
Das Gros der Versicherten kommt aus der Zielgruppe
Wenngleich die BKK für Heilbe- rufe als bundesweit geöffnete Kran- kenkasse allen Interessenten offen- stehen muß, rekrutiert sich ihr Mit- gliederbestand dennoch ganz über- wiegend aus der eigentlichen Ziel- gruppe: rund 20 000 Versicherte sind Arzthelferinnen, hinzu kommen etwa 14 000 Zahnarzthelferinnen und wei- tere 10 000 Mitglieder aus dem Apo- thekenbereich.
Die berufsständisch orientierte Betriebskrankenkasse findet übri- gens Nachahmer: Informationen des BKK-Landesverbandes Nordrhein- Westfalen zufolge will sich beispiels- weise die seit August 1996 geöffnete BKK Flender in Bocholt nunmehr speziell an die Angehörigen von steu- erberatenden und juristischen Beru- fen wenden. Josef Maus
* BKK für Heilberufe, Am Seestern 18, 40547 Düsseldorf, Service-Telefon: 08 00-0 80 01 11, Fax 02 11-53 72 81 25