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Archiv "NS-ZEIT: In der Kolonne der Heilberufe" (24.02.1984)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BRIEFE AN DIE REDAKTION

Genmanipulation macht er sich allerdings Gedanken darüber, wieweit man dem Schöpfer ungestraft

„ins Handwerk pfuschen"

dürfe.

Dr. med. Fritz Dorner Bruckwiesenstraße 72 8501 Altenberg

LABOR

Zu dem Bericht über die Sit- zung der KBV-Vertreterver- sammlung, speziell zum Punkt

„Laborleistungen", in Heft 51/52 1983:

Eine Farce

... Wenn man hätte spa- ren wollen, hätte man die Anzahl der Laborleistun- gen noch enger zu begren- zen versuchen können, aber eben niemals die Ho- norare für die Einzellei- stungen erniedrigen dür- fen, denn dadurch mußte das Abwandern in die ...

Laborgemeinschaften be- günstigt werden. ... Diese Laborgemeinschaften sind nun einmal Kollektive und nicht mehr verantwortliche Personen. Gerade hier muß die Kalkulation abso- luten Vorrang vor allen an- deren Gesichtspunkten ha- ben. Es müssen Ärztekrei- se für Laborgemeinschaf- ten gewonnen werden, die eben früher nie daran dachten, ein Labor zu be- treiben. ... Niemals hätte man von dem Grundsatz abgehen dürfen, daß alle abzurechnenden Leistun- gen vom Arzt persönlich oder in seinem unmittelba- ren Praxisbereich unter seiner Aufsicht erbracht werden müssen. Es ist doch eine Farce, daß die Mitglieder einer Laborge- meinschaft umschichtig in dem Labor tätig seien und die Aufsicht führen müs- sen! Was soll ich mit „Maß- halte-Appellen" anfan- gen? Die Laborgemein- schaften können ihnen gar nicht Folge leisten . Dr. med. Friedrich Busch Schillerstraße 16

7082 Oberkochen

NS-ZEIT

Zu der Serie „Vor 50 Jahren:

Gleichschaltung im DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATT" von Norbert Jachertz in den Hef- ten 26, 27/28, 29 und 30/31 1983 einige Erinnerungen an 1933:

In der Kolonne der Heilberufe

Was hatte man als Jüngling für kriegerische und politi- sche Wandlungen er- lebt ... Schon seit Jahren fielen mir die geschmack- losen antisemitischen Hetzplakate des fränki- schen Lehrers Julius Strei- cher aus dem „Stürmer"

auf. Damals war in Berlin sogar ein Jude Polizeiprä- sident: ich hatte in Heidel- berg gemeinsam mit Ju- den das Physikum vorbe- reitet. Wurzellose Existen- zen wie Hitler (damals in Wien Heimbetreuer) konn- ten freilich betroffen sein, wie rasch viele der seit über zwei Jahrtausenden in Schreiben und Rechnen und Diskutieren von jung auf trainierten ... Juden aus der bis 1923 galoppie- renden Inflation Sachwerte und Kapital ansammelten und nun ... im Finanz-, In- dustrie-, Zeitungswesen und auch als Ärzte und Ju- risten, ja als Forscher an die Spitze kamen, das poli- tisch machtlose Berlin so- gar wieder zu europä- ischer Blüte brachten.

Für den beruflich voll Ein- gespannten war die konfu- se „Machtübernahme" al- lenfalls bemerkbar durch das Gröhlen der unifor- mierten SA-Kolonnen, die allenthalben durch die Hauptstraßen zogen. Bald (zum 1. Mai!) hatte freilich jeder Arzt sich in solche Kolonnen einzuordnen, auf der Straße zur Dresd- ner „Vogelwiese", dem großen Rummel- und De- monstrationsplatz an der Elbe vor der Frauenklinik.

Unsere Kolonne der „Heil- berufe" führte ein Zahn-

arzt an, es folgten die durch Rudolf Hess aufge- werteten „Heilpraktiker"

(Hess war mein älterer Mit- schüler in der von meinem Vater geleiteten deutschen Schule in Alexandrien), diesen folgten die Zahn- ärzte; in (gewiß beabsich- tigter) Zurücksetzung bil- deten die Ärzte den Schluß.

Ein dringendes Bedürfnis vorschützend, konnte ich in eine Seitengasse ver- schwinden, um solch zeit- raubender Inszenierung zu entfliehen. — Als 1945 die Russen (größtenteils auf Panje-Wägelchen) in Dres- den einrückten, bald nach- dem Fastnacht 1945 die britischen Flieger die schöne Stadt zerbrannten, waren die Nazi-Ärzte-Prot- agonisten längst gen We- sten „abgehauen" bis auf wenige Verantwortungsbe- wußte, die dann nach Thor- gau ins Zuchthaus kamen und dort meist umkamen.

Dr. med. habil.

Werner Kaufmann Oberbuschweg 5000 Köln 50 TITEL

Zu dem Leserbrief „Kein Be- weis" von Dr. med. H. J. Mau- rer (Heft 43/1983), der sich auf die Glosse „Titel-Story" von Dr. med. H, W. Rölke (Heft 37/1983) bezog:

Schnurzpiepe

... Nach dem für Tabus ty- pischen Motto meidet er [Maurer, die Red.] den Kontakt mit dem als ge- fährlich geltenden Gegen- stand und weicht auf eine Sache aus, um die es schließlich gar nicht geht.

Dem Unterzeichner ist es nämlich schnurzpiepe, ob er mit dem akademischen Titel angesprochen wird, solange eben „Prädikate"

einer seit nunmehr 6 1 /2 Jahrzehnten überholten Staatsform in der Um- gangssprache unterblei-

ben, respektive wenn schon, streng zum Namen gehörend, exakt angewen- det werden (was nicht we- nige in unserer Demokra- tie füusgesprochen ana- chronistisch halten!).

Erinnere ich mich, wie An- fang Dezember 1977 ca. ei- ne Woche lang die in Amt und Würden stehende Kö- nigin Fabiola von Belgien im Palace-Hotel, Lausan- ne, unmittelbar an meinem Nachbartisch mit Verwand- ten dinierte, ohne Fisima- tenten von Mitgästen und dem Personal — nicht an- ders wie die.Toilettenfrau — mit „Madame" angespro- chen wurde, mutet es schon seltsam an, liest man für unser Land heute wieder exemplarisch, be- zugnehmend auf den Bun-

deswirtschaftsm inister:

„Ob er den Grafen dann wirklich in der Regierung halten kann, ist eine offene Frage" („Münchner Mer- kur" v. 15. 11.83).

Wie überliefert, adelte zum Beispiel August II., der Starke, Kurfürst von Sach- sen und König von Polen (1670-1833), manchen Ehemann, mit dessen Gat- tin er geschlafen hatte, was bei der legendären Zahl von über 300 gezeug- ten Kindern eine stattliche Summe ausmachen wür- de ... Bei dem Hang der Deutschen zur Übertrei- bung wie zur Untertänig- keit sollte schlicht und ein- fach gelten: „Ehre wem

Ehre gebührt" (Übertragen auf Dienstränge zur Erken- nung der Befugnisse!), wird jedoch Maria Theresia von Thurn und Taxis mit ih-

ren drei Lebensjahren von der Presse immer noch als

„Prinzessin" gefeiert, gilt auch hier die erst kürzlich von der Demoskopin Noel- le-Neumann gemachte Feststellung: „Der Ver- stand ist zur Zeit aus der Mode!"

Dr. med. H. W. Rölke Sonnleitenweg 15 8221 Bergen/Obb.

484 (8) Heft 8 vom 24. Februar 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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