Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 107|
Heft 45|
12. November 2010 A 2249 KULTURKALENDERDie Leuchtkraft der Farbe
Alle vier Wochen stellt das Deutsche Ärzteblatt eine Auswahl von herausragenden Ausstellungen vor, die Sie nicht verpassen sollten.
BERLIN
Bis 10. Januar 2011:
Color Fields
In den 1960er und 1970er Jahren – in der Zeit ihrer Entstehung – erwarb das Solomon R. Guggenheim Museum, New
York, zentrale Werke der Farbfeldmalerei wie Frank Stellas riesiges Gemälde „Har- ran II“ (Bild links) oder Raymond Parkers unbetiteltes Ölbild (rechts). Im Gegensatz zur Pop-Art, die damals die amerikanische Kunstszene beherrschte, konzentrierten sich die Color-Field-Maler auf das emo - tionale Potenzial von Farbe und Farbflä-
chen und gaben damit der optischen Wirkung Vorrang gegenüber Inhalt und Form. Neben Stella und Parker zeigt das Guggenheim-Museum aus seinem reichen Bestand elf weitere Protagonisten der in den USA entstandenen Kunstrichtung.
Deutsche Guggenheim, Unter den Linden 13/15, tgl.10–20 Uhr
DRESDEN
13. November 2010 bis 6. Februar 2011:
Eberhard Havekost
Die Reflexion unserer bildgesättigten Gegenwart ist das Thema des Dresdener Malers (* 1967), der seit Oktober als Professor an der Düsseldorfer Kunstaka- demie lehrt. Authentizität und Wirkungs- weise visueller Wahrnehmung untersuchte Havekost in den letzten vier Jahren ins - besondere mit Hilfe von Bildern, die fast völlig auf figurative Elemente verzichten.
Die Schau präsentiert aus dieser Periode mehr als 60 Einzelwerke und Werkfolgen.
Kunsthalle im Lipsiusbau, Brühlsche Terrasse, Di.–So. 10–18 Uhr
MÜNCHEN Bis 6. Februar 2011:
Marlene Dumas und die alten Meister Nach Retrospektiven in Amerika, Südafri- ka und Japan gibt es jetzt in München eine Werkschau mit Gemälden und Zeichnungen der Südafrikanerin Marlene Dumas (* 1953): Die in den Niederlanden lebende Documenta-Teilnehmerin gehört mit ihren eigenwilligen Porträts – entper- sonalisierten Gesichtern voller Emotio- nen, weinenden, lachenden, grinsenden
oder wütenden Gestalten – zu den wich- tigen Gegenwartskünstlerinnen. Die Aus- stellung konfrontiert die Köpfe von Du- mas mit sogenannten Tronies aus dem 17. Jahrhundert. Das sind Porträts von Künstlern wie Rubens oder Rembrandt, die nicht auf die repräsentative Darstel- lung einer bestimmten Person fokussier- ten, sondern auf die Darstellung von de- ren Physiognomie und Gefühlsleben.
Haus der Kunst, Prinzregentenstraße 1, tgl.
10–20, Do. 10–22 Uhr
SIEGEN
Bis 13. Februar 2011:
Je mehr ich zeichne
Mehr als 40 Künstlerinnen und Künstler – darunter zum Beispiel Joseph Beuys, Cy Twombly, Anna Oppermann, Dan Per- jovschi, Raymond Pettibon, Alexander Roob und Nedko Solakov – repräsentie- ren die zeichnerischen Tendenzen seit den 1960er Jahren. Der breitangelegte Überblick führt eindrucksvoll vor Augen, wie mit dem Medium unterschiedlichste Realitäten erfasst und dargestellt werden können und welche bedeutende Rolle die Zeichnung in der aktuellen Kunst spielt.
Museum für Gegenwartskunst, Unteres Schloss 1, Di.–So. 10–18, Do. 11–20 Uhr
WUPPERTAL Bis 30. Januar 2011:
Pierre Bonnard
Zwar fehlen die ganz großen Höhepunkte in dieser rund 120 Gemälde, Zeichnun- gen und Grafiken umfassenden Retro - spektive des Spätimpressionisten, den- noch kann man in Wuppertal einen Maler entdecken, der mit seinen neuen leuch- tenden Farben und ungewöhnlichen Per- spektiven ein faszinierender Chronist des ausgehenden bürgerlichen Zeitalters war.
Die Schau folgt den Themen von Bon- nards Œuvre: die Familiengemälde, die berühmten Akte und Badewannenbilder, die Interieurs, die Gärten und Landschaf- ten, auf die er oft durch Fenster blickte.
Von-der-Heydt-Museum, Turmhof 8, Di./Mi.
11–18, Do./Fr 11–20, Sa./So. 10–18 Uhr Sabine Schuchart
Momentaufnahmen des Körpers
Was erzählen Bilder von Krankheiten? Die Medizin hat immer feinere Instrumente entwickelt, um den Körper dar- zustellen: Auf anatomische Abbildungen und Wachsmodel- le (Bild: Moulage „Raynaud’sche Krankheit“, um 1910)
folgten Röntgenaufnah- men, Fotografien, Sono- graphien und Tomogram- me. Mit vielen Exponaten widmet sich die Ausstel- lung der Medizinge- schichte. Krankheitsbil- der sind aber auch in Kunst, Literatur und Musik allgegen- wärtig. Dazu werden Arbeiten von fünf Gegenwartskünstlern präsentiert, die sich mit der Verletzlichkeit unseres Körpers auseinandersetzen. An Hörstationen können die Besucher zudem Texten von Gottfried Benn über Michail Bulgakow bis Thomas Mann lauschen. Am Ende steht die Frage: Können wir unseren Krankheitsbildern wirklich trauen?
Ein interessantes Vortragsprogramm begleitet die Schau (www.krankenhausmuseum.de/kalender).
DER BESONDERE TIPP
„Mein Körper ist ein schutzlos Ding . . . Krankheits- bilder in Medizin, Kunst und Literatur“: Kranken- haus-Museum Bremen, Züricher Straße 40, 28325 Bremen, Mi.–So. 15 bis 18 Uhr (bis 16. Januar 2011).
Foto: Krankenhaus-Museum Bremen Foto: Raymond Parker