Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 107|
Heft 48|
3. Dezember 2010 [99]WESTFALEN-LIPPE
Für eine bessere Weiterbildung
Die Situation der Nachwuchsförde- rung durch die ärztliche Weiterbil- dung müsse verbessert werden, for- derte Dr. med. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfa- len-Lippe, im Vorfeld des ersten Forums der Kammer für Weiterbil- dungsbefugte, das Ende November in Münster stattfand. Nur eine qua- lifizierte Weiterbildung stelle das hohe Niveau der Patientenversor- gung im Land sicher.
Nach Ansicht des Kammerpräsi- denten steht es um die ärztliche Weiterbildung nicht so gut, wie es müsste. Der Ärztemangel in den Kliniken führe dazu, dass sich die Weiterbildungsbefugten nicht ge- nug um die Assistenzärzte küm- mern könnten, meinte Windhorst.
„Der akute Ärztemangel und eine immer höhere Arbeitsverdichtung führen zwangsläufig zur Vernach- lässigung der Weiterbildung.“ Rou- tinebetrieb, Ersatzschichten für feh- lende Kollegen und immer mehr Bürokratie führten dazu, dass die Weiterbilder gar keine Zeit mehr hätten, dem ärztlichen Nachwuchs ihr Wissen zu vermitteln.
Dies zu ändern, sei auch eine Aufgabe der Ärztekammern. Sie
seien gefordert, den fachärztlichen Nachwuchs in ausreichender An- zahl und Güte zu generieren, um auch weiterhin eine qualitativ hoch- stehende medizinische Versorgung zu gewährleisten. Die Weiterbilder in den Kliniken sieht Windhorst da- bei in einer „Mentoren-Rolle“, in der sie die Weiterzubildenden bis zum Facharztabschluss begleiteten.
Windhorst wies auch darauf hin, dass die Ärztekammer Westfalen- Lippe mit der Koordinierungsstelle Aus- und Weiterbildung eine eigene Institution zur Förderung der Wei- terbildung geschaffen habe. Dies sei eine zentrale Anlaufstelle für Studierende, Absolventen, Ärzte, Weiterbildungsbefugte und Weiter- bildungsstätten, die an einer Weiter- bildung zum Facharzt für Allge- meinmedizin interessiert seien.
Zum ersten Forum für Weiter - bildung hat die Ärztekammer die Informationsbroschüre „Ärztliche Weiterbildung in Westfalen-Lippe“
aufgelegt. Darin findet man Über- sichten über die Weiterbildungs- möglichkeiten und regionalen Wei- terbildungsverbünde sowie Antwor- ten auf Fragen wie „Welche Weiter- bildung ist die richtige?“. JF
BERLIN
Mehr Rechte für die Ärzte
Die Delegiertenversammlung der Ärztekammer Berlin hat in einer Resolution mehr Rechte für ärzt- liche Organisationen und Ver- bände gefordert. Die Berliner Delegierten kritisierten, das der- zeitige Gesundheitssystem privi- legiere die gesetzlichen Kran- kenkassen und verhindere somit einen fairen Wettbewerb im Ge- sundheitswesen.
In ihrer Resolution macht sich die Ärztekammer dafür stark, Ärzten Vertragsabschlüsse mit anderen Leistungserbrin- gern zu ermöglichen. Zurzeit lasse das fünfte Sozialgesetz- buch die Verzahnung der Sekto- ren nur auf Initiative und unter Beteiligung der Krankenkassen zu. „Sinnvolle Kooperationen zwischen Ärzten und anderen Leistungserbringern werden da- durch erheblich erschwert oder gänzlich verhindert“, monieren die Delegierten. Sie fordern zu- dem, dass „Ärzte die Möglich- keit erhalten, Rabattverträge zu- gunsten einer preiswerten und rationalen Arzneimitteltherapie abzuschließen“. Dadurch ließen sich sowohl die Compliance der Patienten als auch der Infor - mationsfluss zu den Ärzten ver- bessern.
Zudem sprach sich die Ver- sammlung dafür aus, den Ärzte- kammern den Zugang zu Routine- daten der Patientenversorgung zu ermöglichen. Nur so könnten die Weichen für eine hochwer - tige Weiter- und Fortbildung sowie für eine kleinräumige re- gionale Versorgung gestellt wer- den, heißt es in einem Beschluss.
Dar über hinaus seien Routine - daten ein wichtiger Indikator zur Steuerung des Gesundheitswe- sens. „Im Rahmen ihrer hoheitli- chen Aufgaben müssen auch die Ärztekammern Zugang zu die- sen Daten bekommen“, erklärten die Delegierten. hil
NORDRHEIN
Gegen überlange Arbeitszeiten
Verstöße gegen das Arbeitszeitge- setz in den Kliniken scharf zu ahn- den, hat die Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein gefor- dert. Die Landesregierung hatte Ende November mitgeteilt, dass bei einer Schwerpunktkontrolle in 37 von 40 geprüften Krankenhäusern insgesamt 101 Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz festgestellt wur- den. In 15 Fällen wurde eine Schichtlänge von 24 Stunden über- schritten, 22-mal wurde die tägliche Arbeitszeit von zehn beziehungs- weise zwölf Stunden nicht ein -
gehalten und zwölfmal die In - anspruchnahme im Bereitschafts- dienst überstiegen. In sieben Fällen leiteten die Behörden ein Ord- nungswidrigkeitsverfahren ein.
„Das sind Zustände, die wir nicht akzeptieren“, sagte Kammerpräsi- dent Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe. Die Delegierten forderten Arbeitsminister Guntram Schneider auf, für die Kontrollen in den Klini- ken ausreichend Personal vorzuhal- ten. Die Namen der geprüften und nichtbeanstandeten Krankenhäuser seien zu veröffentlichen. WZ