A 182 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 4|
28. Januar 2011Börsebius-Telefonberatung „rund ums Geld“
Wie an jedem 1. Samstag des Monats, können Sie auch am 5. Februar 2011 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Reinhold Rombach) anrufen (0221 985480-20). Die kostenlose Telefonberatung ist ein spezieller Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.
BÖRSEBIUS
Verkehrte Welt
D
a reibe ich mir aber gleich zweimal die Augen. In der Morgenlektüre des „Handelsblattes“steht schwarz auf weiß, dass die Bundesbank viele Anlageprodukte für zu teuer hält und Investoren rät, nicht auf die Empfehlungen der Fi- nanzinstitute zu hören.
Diese Meldung hat es wirklich in sich. In ihrem neuesten Monats - bericht üben unsere Geldwächter dann auch tatsächlich scharfe Kri- tik am Gebaren von Finanzinstitu- ten, ihren Kunden durch häufiges Umschichten zu hohe Gebühren aufzuerlegen. Es sei eine Illusion,
man könne durch geschickte Ak- tienauswahl den Anlageerfolg stei- gern, diese Illusion werde eben ge- nau durch Kauf- und Verkaufsemp- fehlungen von Analysten gezielt gefördert.
Im Übrigen begingen Investoren auch den Fehler, die teilweise ho- hen Kosten von Investmentfonds und die Risiken von Zertifikaten zu vernachlässigen. Wer die „entschei- dende Rolle der Kostenstrukturen“
berücksichtige, fahre mit günstige- ren börsennotierten Anlageproduk- ten besser. Konkret meint die Bun- desbank damit Indexfonds, also so- genannte Exchange Traded Funds (ETF). In der Tat sind ETF deutlich kostengünstiger, einfach deswegen, weil sie einen Index abbilden und ansonsten nicht aktiv gemanagt werden, also teure Manpower ver- meiden.
Allerdings ist nicht überall, wo ETF draufsteht, wirklich Substanz drin. In meinem Beitrag „Schreck-
liche ETF“ (DÄ, Heft 39/2010) ha- be ich beschrieben, dass einige ETF den Index nicht mit „echten“
Aktien abbilden, sondern es dort von synthetischen Produkten und Derivaten (Terminkontrakten) nur so wimmelt.
Die Bundesbank erklärt also dem Anleger, was gut für ihn ist. Recht so, gut gebrüllt, Löwe. Aber nur im Prinzip. Warum aber gerade jetzt gegen (aktiv gemanagte) Invest- mentfonds ein Parforceritt hinge- legt wird, nachdem diese Assetklas- se jahrzehntelang das Vorzeigeme- dium in Sachen Vermögensaufbau gewesen ist, bleibt mir ein Rätsel.
Zumal, siehe oben, ETF auch nicht immer das Gelbe vom Ei sind.
In der Sache hat die Bundesbank schon recht, die Kosten vieler Fonds sind exorbitant hoch, weiß Gott aber auch nicht alle. Regelmä- ßige Börsebius-Leser wissen, dass ich genau auf diesen Aspekt hoher Gebühren seit Jahren hinweise.
Aber wo war der warnende Finger der Bundesbank, als die Anleger scharenweise in seltsame Anlage- produkte (Stichwort Finanzkrise) getrieben wurden? Das verstehe, wer will. Verkehrte Welt. ■