Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 41|
12. Oktober 2012 A 2011Unter www.
operation- karriere.de kann man sich anmelden. Die Teilnahme ist kostenfrei.
RANDNOTIZ
Johanna Protschka
Männer leben riskanter und sie ster- ben, statistisch gesehen, circa fünf Jahre früher als Frauen. Ein Aspekt, dem es die Männer zu verdanken haben, dass sie bisher zu günstige- ren Tarifen als die Frauen eine priva- te Krankenversicherung abschließen konnten. Nach dem Motto: Wer frü- her stirbt, läuft länger günstig. Wäh- rend für die Frauen galt: Langes Le- ben kostet eben.
Der Europäische Gerichtshof findet diese Regelung aber gar nicht gerecht und zwingt deshalb die Ver- sicherer per Gerichtsurteil, ab dem 21. Dezember 2012 Tarife anzubie- ten, die die Frauen nicht diskriminie- ren. „Unisex-Tarife“ sollen die Lö- sung sein.
Die Einführung geschlechtsneu- traler Verträge lässt zunächst erwar- ten, dass Neukundinnen weniger zahlen und Neukunden zugunsten der Frauen einen etwas höheren Beitrag als bisher leisten. Man könnte sich ja einfach in der Mitte treffen. Realistischer ist jedoch, dass die Höhe der Tarife einfach nä- her an den bisherigen Frauentarifen liegt. Denn die bereits abgeschlos- senen Verträge bleiben zwar beste- hen, doch viele Altkundinnen wer- den sicher in den günstigeren Tarif wechseln. Für Männer, die bereits einen günstigeren „Alttarif“ haben, gibt es hingegen keinen Anlass zu wechseln. Das Problem, das dabei entsteht: In den Unisex-Tarifen wer- den sich mehr „langlebige“ und deshalb teurere Frauen tummeln als
„kurzlebige“ und günstigere Män- ner. Eine schöne Rechenaufgabe für die Versicherungen: Für die Frauen wird es in der Konsequenz einfach nicht so günstig wie erwartet, und die männlichen Neukunden dürfen auch kräftig draufzahlen. Das ist dann für Männer und Frauen wenig erfreulich.
Langes Leben kostet eben
Die indische Behörde für geistiges Eigentum hat einen Antrag des Pharmaunternehmens Bayer auf Produktionsstopp eines Generi- kums des Krebspräparats Nexavar abgelehnt. Das Nachahmerpräparat kann demnach weiter hergestellt werden, bis die endgültige Entschei- dung über eine strittige Zwangsli- zenz gefallen ist. Im März hatte das Patentamt Bayer gezwungen, sein Erfinderschutzrecht für Nexavar an den indischen Generikahersteller Natco Pharma abzugeben.
In der Begründung für die Zwangs - lizenz hieß es, Bayer habe das Prä- parat nur für zwei Prozent der be- dürftigen Patienten bereitgestellt, zudem sei der Preis mit 5 500 US- Dollar pro Patient und Monat nicht erschwinglich gewesen. Der Gene- MEDIKAMENTENPATENTE
Protest gegen Zwangslizenz gescheitert
rikaproduzent Natco Pharma will den Wirkstoff Sorafenib Tosylate für 175 US-Dollar pro Patient und Monat auf den Markt bringen. Das Patentamt verpflichtete Natco indes, sechs Prozent seiner Einnahmen an Bayer abzuführen. Weitere Patent- streits sind mit dem US-amerikani- schen Pharmaunternehmen Gilead Science sowie den Schweizer Fir- men Roche und Novartis anhängig.
Während auch indische Pharma- konzerne das Vorgehen kritisch se- hen, befürworten Hilfsorganisatio- nen die Politik. „Bayers Umgang mit Nexavar ist kein Einzelfall“, sagte Philipp Frisch von Ärzte ohne Grenzen. Zwangslizenzen seien ein anerkanntes Mittel, um den Zugang zu lebensnotwendigen Medikamen- ten sicherzustellen. hneu
Der seit sechs Jahren traditionell im Herbst stattfindende Bundeskon- gress „Operation Karriere“ des Deut- schen Ärzteblattes erwartet auch in diesem Jahr wieder mehrere Hundert Teilnehmer, größtenteils Medizinstu- dierende sowie Ärztinnen und Ärz- te in Weiterbildung. Zwei Tage lang,
am 26. und 27. Oktober, diskutie- ren sie im Berliner Langenbeck- Virchow-Haus über die Perspekti- ven des Arztberufs, ihre Karriere- chancen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Zu den teilnehmenden Referen- ten zählen Ulrike Flach (FDP), parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, OPERATION KARRIERE
Nachwuchskongress öffnet wieder seine Pforten
Prof. Dr. med. Frank Ulrich Mont- gomery, Präsident der Bundesärzte- kammer, Dr. med. Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der Kassen- ärztlichen Bundesvereinigung, so- wie Dr. med. Regine Rapp-Engels, Präsidentin des Deutschen Ärztin- nenbundes.
„Der Arztberuf ist nach wie vor ein Traumberuf“, meint Montgomery. Damit die Absolventen des Fachs Humanmedizin jedoch auch tatsächlich in der kurativen Medizin tätig werden, müsse alles getan werden, um das Studium und die Arbeitsbe- dingungen in den Kliniken zu optimieren. Einige Verbesse- rungen sind bereits auf den Weg gebracht: Im Frühjahr verab- schiedeten der Deutsche Bundestag und der Bundesrat die Novellierung der Ärztlichen Approbationsord- nung. Außerdem bemühen sich die Ärztekammern, Defizite und Pro- bleme in der Facharztweiterbildung zu beseitigen. Bereits seit 2009 läuft das Projekt „Evaluation der
Weiterbildung“. ER
Foto: Svea Pietschmann