A 2494 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 50|
14. Dezember 2012 Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) richtet erst- mals eine Hausarztpraxis in einer unterversorgten Region ein. Ab 2013 soll die Praxis unter Regie der KV in einem noch zu errichtenden Geschäftshaus in der Ortsmitte von Sögel im Emsland eröffnen.„Eine Niederlassung wird von jun- gen Medizinern oft als wirtschaft- lich riskant empfunden. Für den Einstieg könnte das Modell der KVN-Eigenein richtung da eine echte Alternative sein“, hofft der KV-Vorstandsvorsitzende Mark Barjenbruch.
Zurzeit betreuen 182 niederge- lassene Hausärzte die etwa 314 000 Einwohner des Emslandes. Der Versorgungsgrad beträgt damit 87 Prozent. Für einen Versorgungsgrad von 100 Prozent könnten sich sofort 18 weitere Hausärzte niederlassen.
Es fehlt allerdings an Nachwuchs.
Besonders kritisch ist die Situation laut der KV in Sögel, weil hier das Alter der Hausärzte über dem ohne- hin hohen Durchschnittsalter in Nieder sachsen liegt. Fünf von zwölf Allgemeinmedizinern wür- den hier in absehbarer Zeit aus Al- tersgründen ausscheiden, hieß es aus der KV.
„Die Eigeneinrichtung bringt be- sonders für Berufseinsteiger oder niederlassungswillige Ärzte viele Vorteile mit sich“, sagte Barjen- bruch. Dazu gehöre die finanzielle Sicherheit aufgrund eines Anstel- lungsverhältnisses zu einem festen Gehalt in Voll- oder Teilzeit. Die fi- nanziellen Belastungen durch den Kauf einer Praxis entfielen, ebenso die Personal kosten, da die KV das weitere Praxispersonal stelle. Ge- eignete Räume und die Praxistech- nik würden nach dem Stand der ak- tuellen Technik bereitgestellt. Die Ärzte hätten die Option, nach einer Anlaufzeit die Praxis eigenverant- wortlich zu übernehmen.
Sögels Bürgermeister Günter Wigbers wies darauf hin, dass die Gemeinde seit Jahren attraktive Wohnungsbaudarlehen für Medizi- ner bereitstelle und damit bei vier Fachärzten erfolgreich war. hil NIEDERSACHSEN
KV eröffnet Praxis
Etwa 20 Prozent aller Patienten in deutschen Hausarztpraxen leiden an körperlichen Beschwerden, für die es keine ausreichende organische Erklärung gibt. Darauf haben die Deutsche Gesellschaft für Psycho- somatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) und das Deutsche Kollegium für Psycho - somatische Medizin (DKPM) hin- gewiesen.
Die Symptome der somatofor- men Störungen reichten von Kopf- oder Rückenschmerzen über Er- schöpfung und Atemnot bis hin zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.
„Deren Behandlung ist meist schwierig und kostspielig, denn durchschnittlich dauert es sechs Jahre und bedarf entsprechend häu- figer Arztbesuche, bis die Betroffe- nen eine psychosomatische Be- handlung erhalten“, hieß es von den Fachgesellschaften.
Laut DGPM und DKPM hat sich das Krankheitsspektrum tiefgrei- fend verändert. „Psychische und psychosomatische Störungen sind HAUSARZTPRAXEN
Jeder fünfte Patient psychosomatisch krank
eine Herausforderung für die Ge- sellschaft und müssen adäquat be- handelt werden“, sagte Prof. Dr.
med. Johannes Kruse, Vorsitzender der DGPM und Direktor die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätskli- nikums Gießen und Marburg. hil
Trotz der Lieferschwierigkeiten, die durch Rabattverträge für Grippe- Impfstoffe entstanden sind, setzen Krankenkassen weiterhin auf dieses Instrument. So hat die Barmer-GEK
für die Krankenkassen in Sachsen- Anhalt für die Grippeimpfsaisons 2013/14 und 2014/15 Rabattver - träge über Grippeimpfstoffe ausge- schrieben. Außerdem veröffentlich- IMPFSTOFFE
Kassen setzen weiter auf Rabattverträge
te die AOK Plus stellvertretend für alle Kassen im Freistaat Sachsen ei- ne ähnliche Ausschreibung für die Grippeimpfsaison 2013/14.
Nachdem in diesem Jahr die Kassen erstmals für diese Impfsai- son Grippeimpfstoffe für Hamburg, Schleswig-Holstein und Bayern ausgeschrieben hatten und der Her- steller anschließend nicht ausrei- chend liefern konnte, kam es in den Arztpraxen zu Engpässen.
Zusätzlich musste das Paul-Ehr- lich-Institut einige Chargen des Impfmittelherstellers wegen mögli- cher Nebenwirkungen zurückrufen.
Andere Anbieter, die in der Aus- schreibung unterlegen waren, hat- ten ihre Produktionskapazitäten zu- rückgefahren und konnten nicht einspringen. Ärzte- und Apotheker- verbände sprachen von „Impfstoff-
Chaos“. hil
Erste Anlaufstelle bei psychosomati- schen Störungen ist oft der Hausarzt.
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Bei der Grippeimpfung kam es in dieser Saison zu Liefer-
engpässen.
Foto: dpa