• Keine Ergebnisse gefunden

Das etwas andere Netzwerk

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Das etwas andere Netzwerk"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

V E R N E T Z T V E R N E T Z T

4

ARS MEDICI 14 2007

In dieser Rubrik wird aus dem Alltag von Hausarztnetzen berichtet. Netzarbeit kann schwerfällig sein, besonders wenn nicht alle am gleichen Strick ziehen. Von diesen Mühen hat sich eine Gruppe im Freiamt entlastet, indem sie einen freiwilligen Quali- tätszirkel im kleinen Kreis aufgebaut hat, der den Teilnehmern wieder Freude macht.

Vor etwas mehr als zehn Jahren war’s, da haben wir am privaten Stubentisch mit den Krankenkassenvertretern über Haus- arztmodelle diskutiert. Voller Begeiste- rung und im Glauben, hier entstünde etwas wirklich Fortschrittliches, haben wir die entsprechenden Verträge unter- schrieben. Jedermann machte mit, nie- mand wurde ausgeschlossen, alle Haus- ärzte sollten ihren Patienten die Chance bieten können, weiterhin bei ihrem Arzt des Vertrauens zu bleiben und trotzdem einige Prozente an Prämien zu sparen.

Etwas murrend wurde in Kauf genom- men, dass Überweisungen an Spezialis- ten/Spitäler gemeldet werden mussten, dafür erhielt man (bzw. das Netz und später die Dachorganisation) aber auch eine finanzielle Entschädigung.

Aller Anfang ist schwer

Qualitätszirkelarbeit war für die einen reizvoll, für die anderen ein Reizwort.

Gleich dem Fähnlein der sieben Aufrech- ten bemühte sich eine Gruppe mit durch- aus wechselndem Erfolg um eine echte Qualitätszirkelarbeit. Ebenso konsequent wurde diese Arbeit von einer anderen Gruppe von Kollegen mit Desinteresse und Ablehnung belegt (Abbildung 1). In zahlreichen, letztlich unergiebigen Sit- zungen wurde versucht, ein gemeinsa-

mes Vorgehen zu vereinbaren. Aber es blieb bei der unterschiedlichen Auffas- sung von Sinn und Ausgestaltung der Qualitätszirkelarbeit. Eine Verbindlich- keit zur Teilnahme an diesem Forum war in den Verträgen mit der Krankenkasse zwar festgeschrieben, wurde jedoch nicht umgesetzt. Das mit so vielen Erwartun- gen verknüpfte Hausarztmodell drohte einzuschlafen (Abbildung 2).

Das etwas andere Netzwerk

Neues Netz

Mitglieder:interessierte Ärzte Freiamt Veranstaltungen:mind. 6 pro Jahr, davon

1/3QZ–Arbeit

1/3netzspezifische Standespolitik

1/3Fortbildungen Leitbild: vorhanden

■klar strukturierte Abläufe

■Verbindlichkeiten

■Entschädigungen

■Aufgabenverteilung

■Mitmachen auf Zeit möglich

■Einbezug von Spezialisten und

■Spitalärzten KK: keine Verträge KK: keine Verpflichtungen

Patienten: Der neue QZ ist unabhängig von einem bestimmten Patientenkollektiv.

Abbildung 1:

Netzwerksituation 1996: Aktive, viele Passive, einige Bremser.

Abbildung 2:

Netzwerksituation 2004: noch mehr Passive, einige Aktive auf der Suche nach neuen Wegen.

(2)

V E R N E T Z T V E R N E T Z T

ARS MEDICI 14 2007

5

Höre nie auf anzufangen ...

Vor rund drei Jahren haben sich die un- entwegten Aktivisten in unserem Netz entschlossen, einen eigenen Zirkel zu bilden, in dem lustvoll und motiviert Qualitätszirkelarbeit geleistet werden kann. Sechsmal jährlich treffen wir uns – nebst den monatlichen Fortbildungen am Spital Muri – in diesem Kreis von rund zehn Kollegen. In etwa zu gleichen Teilen wird die Zeit für die eigentliche Qualitätszirkelarbeit, für standespoliti- sche Themen (z.B. Reorganisation Not- falldienst) und für die praxisorientierte Fortbildung (z.B. Instruktion Lagerungs- manöver durch den ORL-Spezialisten, Säuglingsernährung durch den Pädiater) genutzt. Zu Beginn jeder Veranstaltung stehen eine Begrüssungsrunde und eine

«Chropfleerete», am Ende werden inter- essante Fortbildungen, gelesene Artikel oder anderweitige Informationen be- sprochen und im Sinne eines CIRS wird über kritische Situationen berichtet.

... fange nie an aufzuhören

Der vorgängig beschriebene Zirkel trifft sich aus Lust und Freude an der Zu- sammenarbeit. Es gibt ein Leitbild, wel- ches unsere Gruppe definiert, aber es gibt keine Verträge mit den Kranken- kassen und keine Verantwortlichkeiten

gegenüber den Patienten. Die Kollegen, welche bei uns mitmachen, tun dies, weil sie von dieser Form des Mitein- anders überzeugt sind und nicht, weil die Krankenkasse dies vorschreibt oder weil durch ein Fernbleiben allfällige Hausarztpatienten verloren gingen. Frei- willig etwas tun, das Freude bereitet, Wissen vermittelt und Kollegen einander näher bringt, macht Spass (Abbildung 3).

Dass dabei auch finanzielle Vorteile re- sultieren (Wo ist was am günstigsten?

gemeinsamer Einkauf, Reorganisation Abfallkonzept ...) ist eine angenehme Nebenerscheinung. Die Referenten, die Moderatoren und der Protokollführer werden bescheiden entlöhnt. Geldgeber ist das «alte» Netz, das damit der Auflage der Krankenkasse einen Qualitätszirkel zu betreiben, doch noch irgendwie nach- kommt. Profitieren können alle Kollegen in vielerlei Hinsicht. Die aktive Gruppe kann sich unabhängig von Krankenkas- senverträgen und von Patientenkollek- tiven einer sinnvollen Qualitätszirkel- arbeit hingeben und wird dafür sogar bezahlt. Die weniger aktiven Kollegen können darauf verweisen, dass eine Qualitätszirkelarbeit geleistet wird (selbst wenn sie aus welchen Gründen auch immer daran nicht teilnehmen wollen).

Unser Ziel ist und bleibt es aber, unsere

Freude an der Qualitätszirkelarbeit der- art virulent zu gestalten, dass eine immer grösser werdende Zahl von Kolle- gen bei uns einfach mitmachen will.

Nichts ist so gut, dass es nicht noch ver- bessert werden könnte! Wir bleiben dran.

Dr. med. Roli Schumacher Allgemeine Medizin FMH Teilnehmer Qualitätszirkel Freiamt E-Mail: rschumac@hin.ch Plus und Minus

im neuen Netz

Plus Spass Erleichterung Gewinnoptimierung Ungebunden an Verträge

«Dürfen» nicht «müssen»

Freiwilligkeit

Keine Angst, Patienten zu verlieren

Minus

Finanzierung via KK bzw. altes Netz QZ-Arbeit wird im alten Netz nicht mehr geleistet

Nur das alte Netz ist Vertragspartner der KK.

Abbildung 3:

Netzwerksituation seit 2004: Aktive sind gemeinsam unterwegs.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die brutalen Änderungen am Asylgesetz der letzten Jahre und die Verwaltungspraxis des BAMF haben das Grundrecht auf Asyl mitlerweile weitgehend unbrauchbar gemacht: Sei es durch

Eigentlich wollte der junge Mann nur kurz seine Mutter besuchen, ent- scheidet sich dann aber – wie das Le- ben eben so spielt – kurzerhand, in seinem Heimatdorf Ellmau zu blei-

Die Kassenärztliche Bundesver- einigung und die Krankenkassen haben sich bereits Anfang des Jah- res im gemeinsamen Bewertungs- ausschuss darauf geeinigt, für be-

Damit erhält die Gesell- schaft für Telematikanwen- dungen der Gesundheitskarte gGmbH (gematik) im Nach- hinein eine rechtliche Grund- lage.. Die Selbstverwaltungs- partner hatten

August 1995, Jugendliche im Alter von 10 bis 19 Jahren, für Englisch, Kunst und Theater, Französisch, Computer; Ausflüge und Sport Eine englischsprachige Gemeinschaft mit

Genauso müssen „die Fragen des Transports (zu Fuß, mit dem Auto, Schulbus, Fahrrad oder Kombinationen daraus) wie auch Lösungen für die ver- kehrstechnisch sichere Ge- staltung

Wachsende soziale Ungleichheit wird eine immer größere Gefahr für den Zusammenhalt unserer Gesellschaften: Während die einen mehr haben, als sie in einem Leben je verbrauchen können,

Mit geschlossenen Augen malt das Kind zum Rhythmus eines klassischen oder instrumentalen Musikstückes mit Fingerfarben, einem Pinsel oder Fingerpinseln auf weißen Keilrahmen.. Es