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Magenschutz bei NOAK-Therapie lohnt sich

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Academic year: 2022

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STUDIE REFERIERT

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ARS MEDICI 5 | 2019

Orale Nicht-Vitamin-K-Antikoagulan- zien (NOAK) sind mindestens so effek- tiv in der Prävention für Hirnschlag wie Warfarin, doch haben manche ein grös- seres Risiko für schwere Blutungen im oberen Gastro intestinal-(GI-)Trakt.

Vergleichsstudien zwischen den einzel- nen NOAK fehlen zwar, doch zeigen Daten von Beobachtungsstudien, dass die Blutungsinzidenz unter Rivaroxa- ban grösser ist als unter Dabigatran und am tiefsten unter Apixaban.

Von Protonenpumpenhemmern (PPI) ist bekannt, dass sie durch Reduktion der Magensäureproduktion die Ulkus- abheilung fördern und Rezidiven vor- beugen. Mit einer PPI-Komedikation zu Warfarin und Dabigatran geht bei- spielsweise eine tiefere Inzidenz für Blu- tungen im GI-Trakt einher. Ob dies auch für andere NOAK zutrifft respek- tive wie gross die Inzidenz schwerer gastrointestinaler Blutungen der einzel- nen Antikoagulanzien mit und ohne PPI ist, war die Fragestellung der vor- liegenden retrospektiven Kohortenstu- die. Zweite Frage war, ob sich dieses Risiko je nach individuellem Blutungs- risiko verändert.

Ohne PPI-Zusatz

Dazu wurden Daten von 1 643 123 Pa- tienten berücksichtigt, die neu mit NOAK behandelt wurden. Hauptgrund für die NOAK-Therapie war Vorhof- flimmern. Während 754 389 Personen- jahren (PJ) erfolgte die NOAK-Thera- pie ohne PPI-Komedikation, während 264 447 Personenjahren mit PPI-Ko- medikation.

Ohne Komedikation lag die Inzidenz für Hospitalisation infolge schwerer Blutung des oberen GI-Trakts bei 115/

10 000 PJ (95%-KI: 112–118; n = 7119).

Dabei war die Inzidenz unter Riva - roxaban mit 144/10 000 PJ (95%-KI:

136–152; n = 1278) signifikant grösser

als unter Apixaban (73/10 000 PJ;

n = 279; Incidence Rate Ratio [RR]:

1,97; Risk Difference [RD]: 70,9), Da- bigatran (120/10 000 PJ, n = 629; IRR:

1,19; RD: 23,4) und Warfarin (113/

10 000 PJ; n = 4933; IRR: 1,27; RD:

30,4). Die Inzidenz unter Apixaban war ihrerseits signifikant tiefer als unter Dabigatran (IRR: 0,61; RD:

−47,5) und Warfarin (IRR: 0,64; RD:

−40,5).

Hospitalisationen mit PPI-Zusatz seltener

Verglichen mit der NOAK-Therapie ohne PPI-Zusatz war das Risiko für GI- blutungsbedingte Hospitalisationen bei jener mit PPI-Komedikation generell signifikant tiefer (IRR: 0,66; n = 2245), am tiefsten war es unter Dabigatran und am höchsten unter Rivaroxaban.

Rivaroxaban: IRR: 0,75; RD: −35,5, Apixaban: IRR: 0,66; RD: −24, Dabi- gatran: IRR: 0,49; RD: −61,1, Warfa- rin: IRR: 0,65; RD: −39,3. Ein PPI-Zu- satz kann demnach die Läsionen heilen oder ihnen vorbeugen.

Bei hohem Risiko stärkerer Nutzen

In der PPI-Komedikationsgruppe der Kohorte war die Prävalenz von Risiko- faktoren für GI-Blutungen (gemessen mit dem Blutungsrisiko-Score) in allen Anti- koagulanzienarmen erhöht. In dieser Gruppe befanden sich vermehrt Patien- ten mit GI-Trakt-Erkrankungen oder Blutungsanzeichen sowie mit Medika- tionen, die das Blutungsrisiko erhöhen.

Der Unterschied zwischen Rivaroxa- ban und Apixaban bei den Hospitalisa- tionen vergrösserte sich bei zunehmen- dem Blutungsrisiko unabhängig von einer PPI-Zusatztherapie.

Mit hohem Blutungsrisiko-Score war die Hospitalisierungsinzidenz ohne PPI- Zusatz höher (Rivaroxaban 327/10 000

PJ; Apixaban 162/10 000 PJ), mit PPI- Zusatz tiefer (Rivaroxaban 258/10 000 PJ; Apixaban 120/10 000 PJ). Bei den Patienten in der höchsten Blutungsri- siko-Score-Quartile war die Reduktion der Hospitalisatonsinzidenz unter Da- bigatran am höchsten. Es lohnt sich somit, das Blutungsrisiko vor einer Therapie mit NOAK zu erheben.

Zwischen einer Therapie mit der tiefs- ten GI-Sicherheit (Rivaroxaban ohne PPI) und einer Therapie mit der höchs- ten GI-Sicherheit (Apixaban mit PPI) liegt eine Differenz von jährlich 2 Hos- pitalisationen/100 Personenjahre.

Dass unter Rivaroxaban die Hospita - lisationsinzidenz wegen schwerer GI- Blutungen am höchsten ausgefallen ist, erklärt sich möglicherweise durch den Umstand, dass die relativen Plasma- spiegel durch die einmal tägliche Gabe höher liegen müssen, um die Therapie- schwelle während 24 Stunden aufrecht- zuerhalten.

Blutungsrisiko abschätzen und PPI zugeben

Fazit der Autoren: Bei Patienten mit einer neu aufgegleisten NOAK-Thera- pie war die Inzidenz für GI-bedingte Hospitalisation unter Rivaroxaban am höchsten und unter Apixaban am tiefs- ten. Mit dem Zusatz einer PPI-Thera- pie war jedoch diese Inzidenz bei allen NOAK tiefer als ohne PPI-Komedika- tion. Die Wahl des NOAK-Präparats und die Zusatztherapie mit PPI können bei einer Antikoagulationstherapie wichtig sein, besonders bei Patienten mit erhöhtem Risiko für gastrointesti- nale Blutungen. VH s Referenz:

Ray WA et al.: Association of oral anticoagulants and proton pump inhibitor cotherapy with hos- pitalization for upper gastrointestinal tract bleeding.. JAMA 2018; 320: 2221–2230.

Protonenpumpenhemmer und Antikoagulanzien

Magenschutz bei NOAK-Therapie lohnt sich

Blutungen im oberen Gastrointestinaltrakt sind häufige Nebenwirkungen von oralen Antikoagulan- zien. Die gleichzeitige Therapie mit Protonenpumpenhemmern kann dieses Risiko reduzieren, wie eine retrospektive Kohortenstudie nahelegt.

JAMA

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