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Praxiteles der ältere

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(1)

MITTHEILUNGEN

DES

1U M T l ? ' KT III

1

INSTITUTES

IN ATHEN.

M E U N T E R J A H R G A H C .

M i t e i n u n d z w a n z i g I : > I n . s i e b e n B e i l a g e n u n d m e h r e r e n H o l z a c h n l t t e n i m T e x t .

M v

A T H E N ,

IN COMMISSION BEI K A R L W I L B E R G

1884

(2)

Praxiteles der ältere.

Man seheint, heutzutage so ziemlich darüber einig zu sein,

dass in der zweiten Generalion vor dem berühmten Praxite­

les ein gleichnamiger Künstler gelebt habe, der von Paros nach Athen übergesiedelt sei. Nur darüber scheint noch Mei­

nungsverschiedenheit zu bestehen,wie viele von den Werken, die in der literarischen Überlieferung unter dem Namen des Enkels gehendem Grossvater zuzuschreiben seien-Eine einzige Stimme hat sich meines Wissens gegen diese namentlich von Wilhelm Klein begründete

1

Ansicht erhoben.Brunn hat sich in bestimmter und motivirter Weise gegen die Annahme eines älteren Praxiteles ausgesprochen

2

. Ich stimme Brunn in der Sache bei, und da es sich in der That um mehr als um die Einfügung eines blossen Namens in die Künstlergeschichte handelt, wird man es hoffentlich nicht für überflüssig halten, wenn ich die Gründe hier mittheile, die mich verhindern die Existenz eines älteren Künstlers Praxiteles als eine erwiesene Thatsache, mit welcher man zu rechnen hätte, anzusehen.

Ich gehe von der Voraussetzung aus, dass die einzige Stelle, aus der man auf den älteren Künstler schliessen kann, in den Worten enthalten ist, mit denen Pausanias die berühmte Gruppe der eleusinischen Gottheiten im Demetertempel zu Athen beschreibt (1

2 , 4 )

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Daraus dass die Inschrift im altischen Alphabet geschrieben war, hat man geschlossen die Gruppe müsse noch im fünften Jahrhun-

< Arcii- epigr. MittheilUBgen a. Ocstcrr- IV S. 5 ff.

2 Sitauugsber. der phil. histor. Ciasse der Akademie zu München 1880 8.

435 1F. (vgi. jetzt auch Murray, History of Gr, sculpl. II 8. 249 ff.).

(3)

P R A X I T E L E S DER A E L T E R E 79 dert aufgestellt sein. Folglich könne sie nicht von dem be­

rühmten Praxiteles herrühren.

Wer unter und mit den Monumenten lebt, muss an dem Ort der Inschrift grossen Anstoss nehmen. Der Meister, wel­

cher dem vollendeten Werke seinen Namen beifügt, thut dies nicht im Interesse des Publicums sondern um seine Ur­

heberschaft, sein geistiges Eigenlhumsrecht zu bekunden.Da­

her hat die Künstlerinschrift ihre naturgemässe Stelle am Werke selbst,mag sie nun an der Figur oder an der zugehörigen Basis oder Stütze angebracht sein. Wenn heutzutage i:i einer italienischen Kirche ein Altarbild entdeckt würde, dem an der Wand nebenan der Namenszug des Raphael beigeschrieben wäre, so würde schwerlich Jemand diese Inschrift als Beweis für die Authentizität des Werkes gelten lassen. Etwas anders ist es, wenn ein Museumsvorstand, um dem Publicum zu die­

nen, die ausgestellten Werke mit den Namen der Künstler versieht.Wilhelm Klein hat, um zu erklären dass die Inschrift der Praxitelesgruppe nicht am Werke selbst angebracht ge­

wesen sei, bemerkt, dass das bei Cultusbildern ein alter Brauch gewesen sei, den erst Phidias durchbrochen zu haben scheine. Ich will die Möglichkeit nicht bestreiten, dass man es in älterer Zeit vermieden habe an hochheiligen Cultbildern den Künstlernamen anzubringen, obwohl soviel ich sehe der Beweis dafür dass dem so gewesen sei nicht erbracht werden kann; aber abgesehen von der Frage ob wir berechtigt sind die Gruppe des Praxiteles zu den Cullbildern zu rechnen, hat man sich in der Zeit des peloponnesischen Krieges, in welche der ältere Künstler fällen würde, wie der Zeus von Olympia lehrt an eine solche Sitte nicht mehr gebunden; und selbst wenn man in Athen sich länger an eine strengere Ob­

servanz gehalten hätte, würde die Künstlerinschrift an der Wand eine seltsame und anstössige Erscheinung sein.

Der Schluss die Gruppe des Praxiteles müsse älter sein als das vierte Jahrhundert, weil die Inschrift im attischen Al­

phabel geschrieben war, geht von einer unrichtigen Prämisse

aus. Es steht notorisch fest, dass man in Athen in hadriani-

(4)

scher Zeit die attischen Zeichen in Inschriften, w e l c h e in H e i l i g t bü m e r n a n g e b r a c h t w a r e n , wieder v e r w a n d t h a t1.

Ist s o m i t in der I n s c h r i f t ein z w i n g e n d e r Beweis für ein höheres Alter der G r u p p e i m T e m p e l der D e m e t e r k e i n e s w e g s gegeben, so g l a u b e ich andererseits ein positives l n d i c i u m d a f ü r g e f u n d e n zu h a b e n , dass die G r u p p e aus d e m vierten J a h r h u n d e r t s t a m m t und ein W e r k des b e r ü h m t e n Praxiteles ist. T a n s a n i a s n e n n t unter den G r ä b e r n , die an der heiligen Strasse lagen, dasjenige des M n e s i l h e o s (I 3 7 , 4 ) : laxt, MVTI- CIOEO'J ( T X O O ; ) ' TOOTOV 'Xeyouiw i a r p o v TS ä y a ö ö v y£ve<j9at x a i ä v a - öeivoct (xyxX'j.axa, ev eis; -/„od 6 " I a x y o ? -£T:oi-/Tt-ai. D i e A n g a b e n über den M a n n k a n n P a u s a n i a s n i c h t auf dem Grabstein ge­

lesen h a b e n ; so u n b e s t i m m t die F a s s u n g ist, der I n h a l t weist auf eine literarische A u f z e i c h n u n g als letzte Quelle h i n ; ist dies r i c h t i g , so k a n n es w o h l k a u m e i n e m Zweifel unterlie­

g e n , d a s s sein W i s s e n aus P o l e m o n s Buch Tzeplxric Upä^öSoö ge­

flossen ist.Mnesitheos w a r n i c h t n u r praktischer A r z t , sondern w i e erhaltene F r a g m e n t e lehren zugleich a u c h ein f r u c h t b a ­ rer und vielgelesener Schriftsteller auf d e m Gebiete seiner W i s s e n s c h a f t . Den zweiten T h e i l der A n g a b e w i r d m a n so verstehen m ü s s e n , dass M n e s i m a c h o s eine G r u p p e g e w e i h t hatte, in w e l c h e r das B i l d des I a k c h o s a m meisten b e w u n d e r t w u r d e . Die ganze G r u p p e m u s s als K u n s t w e r k b e k a n n t gewe­

sen sein- N u r w e n n M n e s i m a c h o s e i n W e r k u n d z w a r ein solches von h e r v o r r a g e n d e m K u n s t w e r t h g e w e i h t hatte, e r ­ k l ä r t sich d i e T r a d i t i o n in der Literatur v o l l s t ä n d i g . A b e r auch abgesehen h i e r v o n w i r d m a n , d e n k e ich, bei einiger U e b e r - l e g u n g auf j e n e D e u t u n g geführt- Die A n a l o g i e z w i s c h e n d e m A n a t h e m des M n e s i m a c h o s u n d der G r u p p e i m D e m e t e r t e m ­ pel s p r i n g t in die A u g e n . Man hat es i m m e r w a h r s c h e i n l i c h g e f u n d e n , dass der v o n Cicero gepriesene Iakchos m i t dem I a k c h o s der letztgenannten G r u p p e identisch sei, u n d daraus geschlossen, dass unter den drei F i g u r e n diese a m meisten geschätzt w o r d e n s e i . A n s F r a g m e n t e n des K o m i k e r s A l e x i s ist

I Vgl. Dittenberger z, C. /• A. III 70 z. E.

(5)

P R A X I T E L E S DER A E L T E R E 8!

mit gutem Grunde geschlossen worden,dass sie bei Lebzeiten des Mnesitheos, auf dessen Schriften darin Bezug genommen wird, verfasst sind

1

, Alexis aber war ein etwas jüngerer Zeit­

genosse des berühmten Praxiteles. Solde dieses Zusammen­

treffen verschiedener Umstände wirklich nur Zufall sein? Ist, wie ich vermuthe, das Anathem des Mnesitheos mit der Gruppe im Demetertempel identisch, so kann die letztere al­

lerdings nicht die Stelle des Cultbildes eingenommen haben.

Aber aus Pausanias' Worten folgt dies auch keineswegs. Pau- sanias nennt die Gruppe um des Künstlers willen.

Seit dem ersten vorchristlichen Jahrhundert war Griechen­

land der Zielpunkt zahlreicher namentlich römischer Touris­

ten geworden, welche die Heiligthümer des Landes nicht als solche sondern um der darin zusammencredräneten Kunst-

o o

werke willen besuchten. Auf den Schwärm der Halbgebildeten machten die Namen der Künstler mehr Eindruck als dieWerke selbst. Es scheint mir sehr wohl möglich, dass man in der ersten Kaiserzeit der Gruppe im Demetertempel eine Etiquette beigefügt und den Namen des Künstlers, sei es dass am Werke selbst keine Stelle dafür war sei es dass man ihn hier nicht anbringen w o l l t e , auf die Wand daneben geschrieben hat.

Diese Inschrift, denke ich, hat Pausanias gesehen.

Praxiteles nimmt auch dadurch eine Ausnahmestellung un­

ter den griechischen Künstlern ein, dass er einer angesehenen und weitverzweigten Familie seiner Heimath angehört hat.

Sein Enkel Praxiteles der Sohn des Timarch hat in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts das Priesterlhum im Tempel des Asklepios am Abhang der Akropolis bekleidet

2

. Er führt

1 V g l . Knaaek im Hermes 1883 S. 148. Den Arzt Mnesitheos hat Girard (Bull, de corr. Hell. It 5>. 89 vgl. LAscUpieiun S. 4 8 ) wahrscheinlich richtig unter den Donatoren eines Reliefs aus dem Asklepieion (MiMh. II T f X V I I ) wiedererkannt, welches noch der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts an­

gehört.

2 'A9»fvaiov V S. 162, 27. C. 1. Ä. II 836 Frg. c—k Z. 81 f. V g l . ebd. 334 (Liste v o n Ejuodaas) Frg. d Col. III Z. 27 f. Der Zeit nach kann dieser P r a ­ xiteles identisch sein mit dem gleichnamigen Künstler, welcher im Testa­

ment des Theophrast genannt ist.

MITTH. D. ARCH. INST. IX. Q

(6)

in den Inschriften das Demotikon Eips«^?, und noch um den Anfang des ersten Jahrhunderts begegnen uns zwei Glieder der Familie, die sich nach diesem Demos bezeichnen- In den Marineurkunden aus der zweiten Hälfte des vierten Jahrhun­

derts wird mehreremale ein

K7)<p«rö§oTO? ripa^tTeXou? 2u€pt<Ü7K

als Trierarch genannt

1

. Diesen wird man nicht umhin kön­

nen mit dem ebenso wie sein Bruder Timarch als Künstler bekannten Sohn des Praxiteles zu identificiren, der also durch Adoption den Demos gewechselt hatte

2

. Praxiteles' Vater Ke- phisodot der ältere hatte die Schwester an Phokion verheira- thet; der Name Kephisodotos selbst, der bis ins erste Jahr­

hundert in der Familie wiederkehrt, ist mit dem Boden von Attika verwachsen

3

. Diese Thatsachen und Nachrichten sind nicht geeignet die Vermuthung, dass Praxiteles' Grossvater von Paros als Schutzbürger in Athen eingewandert sei, glaub­

lich erscheinen zu lassen.

ULRICH KOEHLER.

* C- /• A. II 804 (aus Ol. 111, 3. 33 4/3 v. Gh.) A Col b Z 19 f. und in den jüngeren Listen öfter.

2 Dittenberger Sylt. II 8. 471 Anra. 23 vermuthet, dass der Trierarch ei­

ner Seitenlinie der Familie des Künstlers angehört habe, mir weniger wahr­

scheinlich.

3 Auch der Name Praxiteles ist ein seit alten Zeiten in Attika üblicher.

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