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61

Miscellen zur himjarischen Alterthumskunde.

Von

Dr. J. H. Mordtmann jr.

l.

Im Anschluss an die arabischen Autoren pflegen wir die

Sprache der südarabischen Inschriften als Himjarisch zu bezeichnen,

und ebenso wenn wir vom himjarischen Reich, vom himjarischen

Alterthum u. s. w. reden, verstehen wir hierunter nicht einen Theil,

sondern das gesammte alte Reich von Südarabien. Herr Hal6vy

in seinem Werk £tudes Sabiennes. Extrait du Journal asiatique

1875. S. 1 ff. erörtert die Frage, mit welchem Rechte wir dies

thun, und kommt zu folgendem Schluss, den ich mit seinen eigenen

Worten anführe: „Le peuple a re^u son nom de la capitale de

Test, oü residait l'ancienne dynastie-, mais, ä, un temps donnß et

par suite d'une catastrophe inconnue, la familie royale quitte

Maryaba et se transporte au chäteau de Himyar, non loin de

Raidän, la capitale de l'ouest. Himyar devient une autre denomi¬

nation pour Raidän et, par extension, pour le territoire et le peuple placö sous la dependance du gouvernement qui y rdsidait". Indem

ich mir die Besprechung der hierfür angeführten Aigumente bis

zum Schluss verspare, sei es mir erlaubt zur Begründung meiner

abweichenden Ansicht etwas weiter auszuholen; es ist natürlich,

dass, bei dem engen Zusammenhang zwischen Thatsachen und Namen,

die Erörterung dieser Frage zugleich eine Uebersicht der Geschichte des himjarischen Volkes wird.

Nach Eratosthenes bei Strabo (lib. XVI c. IV), mit dem eine

Stelle in Theophrast's Pflanzengeschichte (IX, 4) übereinstimmt,

gab es zu seiner Zeit (d. h. also im zweiten Jahrh. vor unseier

Zeitrechnung) im glücklichen Arabien vier Hauptvölker: die Minäer

mit der Hauptstadt Cama, die Sabäer mit Mariaba (Ma'rib), die

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62 Mordtmann. Miscellen zur himjarischen Alterthumslcunde.

Catabanen mit Tamna, und die Chatramotiten (Hadhramaut) mit

Cabatanon (soll Sabota, 'iyji, sein). Die Inschriften kennen diese

vier Völker nnd ihre Hauptstädte, und entnehmen wir ihnen, dass

diese Eintheilung zum Theil ethnographischer Natnr war ; der

Dialect der Inschriften von Me'in nnd Hadhramaut weist eine An¬

zahl lexicaliscber nnd grammatischer Eigenthümlichkeiten auf, durch

die er sich wesentlich von dem der übrigen Inschriften nnter¬

scheidet

Wie aber aus Strabos Worten hervorgeht, gab es daneben

noch kleinere selbständige Stämme, wie z. B. die von Nascus und

Negran, deren er anderwärts Erwähnung thut, die Gebbaniten (bei

Plinius XII §. 63 §. 68 £f.) und noch andere, die wir aus den

Angaben des Periplus und Ptolemaeus kennen lernen. Auch dieses

Factum wird dnrch die Inschriften bestätigt*).

Es genügt dies meines Eracbtens, um festzustellen, dass Saba

nur eines unter den vielen Reichen von Südarabien bezeichnete,

und dass es demnach falsch und ungenau ist, wenn Dichter und

selbst Geographen (wie z. B. Agatharchides) Saba als pars pro toto

von ganz Arabia felix gebrauchen; wir sehen daraus, dass dieser

uralte Staat, dem wir im A. T. und in den Keilschriften begegnen,

bis in die Zeiten des Hellenismus und des römischen Weltreichs

als der mächtigste galt, von dem man im Abendland Knnde hatte.

Beispiele des correcten Gebrauches sind z. B. die Stelle im Monu¬

mentum Ancyranum (s. diese Zeitschr. Bd. XXX S. 321) und die

weiter unten anzuführende aus dem Periplus; man vergleiche auch

noch V. Kremer Südar. Sage S. 28.

Drei Jahrhunderte später, und an die Stelle der Sabäer sind

die Homeriten getreten ; auch bei den Arabern ist Gesammt¬

name der alten Bevölkerung des Landes geworden, während Saba

nur noch einen Ehrenplatz in der genealogischen Tafel behauptet.

Wie und wann sich dieser Wechsel vollzogen hat, darüber geben

1) '[Vli, mit dem Ethnilcon ist sehr häufig bei Halevy; ihre Könige und ibre Stadt T5"lp werden vielfaeh erwähnt; über die Sabäer mit Ma'rib vgl. d. Ztschr. XXX S. 322; Hadbramaut und Sabota eb. S. 323 und XX, 273;

die Catabanen , ehenfalls mit eigenen Königen , finden wir Fr. LVI, 10 Hal.

504, 12 unter der Form ]3np .

2) Vgl. OpU;; H. 279, 6. 280, 2, häufig in Öpcjsn oder ÖpC3 | DT;

das Volk von Geb'än , | btlN , erscheint in den Inschriften als Tributär- stamm der Könige von Me'in; vgl. ausserdem die Könige von Haram Hal. 160,2, von "(«3 (= Nessa bei Plinius?) H. 395, 1.

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Mordtmann, Miscellen zur himjarischen Alterthumskunde. 63

die Nachrichten bei den griechischen nnd römischen Antoren dürf¬

tige, aber noch immerhin genügende Auskunft.

Plinius theilt zum Schluss seiner geographischen Beschreibung

von Arabien einige von den Nachrichten mit, die Aelius Gallus

von seiner Expedition nach Ma'rib im J. ü5 v. Chr. mitgebracht

hatte; denselben znfolge sollten die Homeriten das zahlreichste

Volk sein , die Minäer fruchtbare Palmenpflanzungen und" Wälder

und reiche Heerden besitzen, die Gerbanen und Agraeer, und vor¬

züglich die Chatramotiter im Waffenhandwerk sich auszeichnen, die

Carräer die ausgedehntesten und fruchtbarsten Aecker, die Sabäer

den grössten Reichthum an Wäldern von Gewürzbäumen, an Gold¬

werken, bewässerten Feldern, Honig und Wachs besitzen Ander¬

wärts nennt er die Stadt Sapphar als eine Residenz im Innern ;

ich zweifle nicht, dass es die Residenz der Könige von Himjar war,

das der Araber.

Bekanntlich hat Plinius aus den verschiedensten Quellen der

verschiedensten Zeiten geschöpft; die Uebersicht über die arabische

Geographie, in der die Homeriten gar nicht genannt werden, ist

wohl dem Artemidorus (1 Jahrh. v. Chr.) entnommen, der eben

angeführte Passus dem Bericht des Aelius Gallus, die dritte knrze

Notiz über Sapphar dem Itinerar der ägyptischen Indienfahrer, das

erst zu seiner Zeit sicher bekannt wurde (1. VI §. 101 nunc pri¬

mum certa notitia patescente).

Ein solches, recht ausführliches Itinerar ist uns im s. g. Peri¬

plus Maris Erythraei erhalten; der Verfasser desselben, der nicht

lange vor Plinius geschrieben hat"), kennt das vereinigte Reich

der Homeriten und Sabäer, deren Fürst Charibael eine Anzahl

Küstenplätze am indischen Ocean besitzt und in Saphar residirt*).

Wie das Machtverhältniss zwischen den beiden Völkern vertbeilt

1) 1. VI §. 161: cetera explorata rettulit: numerosissimos esse Homeritas, Minaeis fertiles agros palmetis arbustoque , in pecore divitias. Gerbanos et Agraeos [d. i. die Einwohner von 313 Hal. 371, 9; 376; ;i79; 380; 382;

587 und "iJn Hal. 3^9, 4. 419, 10; 'Obne Z. 2] avmis praestare, maxime Chatramotitas. Carraeis [d. h. die modernen Qäräwi , Grauwi] latissimos et fertilissimos agros , Sabaeos ditissimos silvarum fertilitate odorifera , agrorum riguis, mellis ceraeque proventu.

2) 1. VI §. 104 intus oppidum, regia eius [der Hafenstadt Muza] appel¬

latur Sapphar.

3j Die Gründe dafür, dass er ins 2. Jalnh. gehört, scheinen mir gegen¬

über dem, was man für die frühere Ansetzung anfübren kann, nicht zwingend.

4) Peripl. ed. C. Müller c. 23 £a(fa.o fitjrpcjto/.ts , dp ij Xn^ißnr,?.,

^v&eo^o? ßnoi'itve itti föv Svo, tov tc Ottr.^tjov yni rou natjaxeiudvov Xeynfierov 2aßa.tT0v. cf. c. 26. Hnßitixr,? die ägyptische Form für .SnßnTne kommt auch in der Inschrift des Aeizanas vor, s. u.

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64 Mordtmann, Miscellen zur himjarischen Alterthumskunde.

war, ist nicht recht ersichtlich, da einerseits der Umstand, dass der

König in der Hauptstadt von Himjar residirt, darauf hinweist, dass

der letztgenannte Stamm der eigentliche herrschende war, andrer¬

seits die vermuthlich aus dieser Zeit stammenden Inschriften das

Umgekehrte wahrscheinlich machen. Dass das Reich und das Volk

der Sabäer bis ins 2. Jahrh. fortbestand, zeigt die Inschrift von

Adulis aus dem Anfang desselben (cf. Vivien de St. Martin im

J. A. 1863 t. II p. 328 ff.), in welcher der König von Aethiopien

berichtet, dass er in Arabien von Leuke Kome bis zum Lande der

Sabäer Krieg geführt bat*); ferner Ptolemaeus, welcher unter den

Binnenvölkern Südarabiens die Sabäer aufführt, dereu Hauptstadt

Ma'rib er auch noch kennt (Sprenger, Alte Geogr. Ar. S. 159),

freilich, wie es scheint, nicht mehr als Residenz, während er Sapphar

als eine ftr/Tgonohg bezeichnet-, die Homeriten dehnen sich bei

ihm bis an den Ocean aus, und haben die Küstenplätze von Bäb

el Mandeb bis Hisn Ghuräb (Kane) inne (vgl. Marcianus, der ihn

ausschreibt). Auch Uranius, welcher seine gelehrte, von Stephanus

Byzantinus oft citirte Arabische Archäologie im 4. Jahrh. unserer

Zeitrechnung geschrieben haben soll, nennt an zwei Stellen Sabäer

und Homeriten, und an einer dritten die Hauptstadt der Letzteren,

Saphar, unter der Form Tarphara; doch sind dieselben zu kurz um

daraus auf die Zeit, auf welche sie sich beziehen, schliesseu zu

könnenDasselbe gilt von den Stellen, an denen Stephanus von

Sabäern redet.

Ptolemaeus ist meines Wisseus der letzte Schriftsteller, der

die Sabäer als zu seiner Zeit noch bestehend anführt-, ein Jahr¬

hundert vergeht, bis wir wieder etwas von den Bewohnern Süd¬

arabiens hören. Zwei Umstände waren es, die damals einen, wie

es scheiut, zeitweilig ziemlich lebhaften Verkehr zwischen Byzanz

und dem Reich von Axum sowie Südarabien hervorriefen : die Ver¬

breitung des Evangeliums in diesen Gegenden sowie das Vordringen

der Perser hierher, und bekanntlich waren bis zum Erscheinen des

Islam die kirchlichen .Angelegenheiten und der Kampf gegen den

Reichsicind im Osten die Hauptfactoren der byzantinischen Ge¬

schichte.

Nach Philostorgius (h. eccl. 1. III c. 4) fand die Bekehrung

der ,. Homeriten" unter Constantius II. ^) durch den Inder Theophilus

statt. Wenn er auch einmal noch den Namen der Sabäer braucht

1) «710 yisvxijt Kuiurit i'coi riöv £aßaiiov xvff't (^oi.durioa.

2) Steph. Byz. s. v. Xm^nfionnn: Kufirj'/.oxofioi Xar^aftäiTai, 2a- jiftioi xat O/iri^iiat; id. s. v, TaocfaQu.

■6' Keg. 3:37--361.

(5)

Mordtmann, Miscellen zur himjarischen Alterthumukunde. 65

(a. a. 0. xttXttXaßmv Si rove 2aßiovq o 0s6q>ikog), so sagt er

doch anderwärts (1. II c. 6) ausdrücklich, dass dieses „indische" (vgl.

Wright Early Christianity in Ar. S. 29 A.) Volk, welches früher Saba, nach der Hauptstadt Saba, geheissen, jetzt den Namen „Homeriten"

führe Theophilus gründete zwei Kirchen, eine in der Hauptstadt

2afär (Tdcpagov), die zweite in 'Aden (ASavr)). Der gleichzeitige

Ammianus Marcellinns nennt nnter den berühmten Städten Arabiens

zwar Tafron, aber nicht Ma'rib.

Einer andern Version zufolge sind die Homeriten erst unter

Anastasius (491—518) bekehrt worden (Theodorus Lector Hist. Eccl.

1. II, p. 567 ed. Valesius und Nicephorus Callistus). Diese beiden

Schriftsteller gebrauchen die Form 'Ififiigrivoi und 'Ififiiigag.

Dieser Verkehr mit den Homeriten, der seinen Weg über

Axum nahm (vgl. den Brief des Constantius an den König Aeizanas),

gab sogar Anlass zu einem kaiserlichen Specialerlass , welcher ans

dem Anfang des J. 356 datirt und im Codex Theodosianus erhalten

ist. Derselbe betrifft die Reisediäten der Gesandten und besagt:

„Niemand, der auf Befehl nach dem Volk von Axum und zu den

Homeriten reist, soll sich in Alexandria über ein Jahr aufbalten,

auch nicht über ein Jahr die Diäten beziehen" *).

Um diese Zeit scheint auch die bekannte griechische Inschrift

des Königs Aeizanas zu fallen , in welcher sich derselbe die Titel :

König der Axumiteu, der Homeriten nnd Reidan, und der Aethiopen

nnd Sabaiten und Silee etc. beilegt. Die äthiopische Inschrift des

Tazenä übersetzt diese Titel mit Negns von Axnm und Hamer und

Reidan und Saba und Salhen. Der Parallelismus zwischen den

beiden Bezeichnungen : König von Himjar nnd Reidan und andrer¬

seits König von Saba und Salhen springt in die Angen, und wenn,

wie allgemein zugegeben, Saba der Name des Volkes, Salhen und

Reidan die beiden bekannten Königsschlösser jjv^.si\Lv und sind, so ergiebt die Gleichung:

Saba: Salhen = x: Reidan

unzweifelhaft, dass Hamer Volksname ist, wenn wir nicht schon

überhaupt durch die angeführte griechische Uebersetzung dazu ge¬

führt würden. Dieses ist so natürlich, dass es nie anders aufgefasst

worden ist, vgl. z. B. Osiander diese Ztschr. X S. 20 ff. Sprenger

A. G. A. S. 76 A. Man könnte zwar aus dem Titel: König von

Saba und Salhen scbliessen, dass damals der Stamm der Sabäer

1) 1. II. 0. 6. To Se t(Sv 'IvSiöv Sd'vos tovro £dßa fiev niiXai nno tije 2dßa /i7]rfOnoi.ea>s, rd vvv Se 'OftrjQirai xaXsla&at,

2) Cod. Theodos. 1. XII t. XII, 2 (tom. IV, 616 ed. Gothofred): Nullus Bd gentem Axumitarum et Homeritas ire praeceptus ultra anni temporis spatium debet Alexandriae de eaetero demorari , nec post annum percipere alimonias annonarias.

3) C. I. G. UI, 5128: 'Aei^dvns ßaoihiie 'ASoi/iiro)v xai 'Ofii^iröiv xai TOV PaeiSdv xni Aid'iOTimv xal JSaßaeiriSv xai rov ^iXctj etc.

Bd. XXXI. 5

(6)

66 Mordtmann, Miscellen stur himjarischen Alterthumskunde.

wirklich noch bestand; doch scheint es mir wahrscheinlicher, dass

dies Nichts als die ruhmredige Copie des alten einheimisehen

Titels : König von Saba und Dü Reidan ist, über den w. u. ; ähnlich

hat es ja noch bis vor kurzem europäische Potentaten mit dem

Titel König von Jerusalem gegeben.

Diese temporäre Abhängigkeit Südarabiens von dem christlichen

Reich von Axum fällt in eine Zeit, aus der uns sonst keine Nach¬

richten über die dortigen politischen Ereignisse erhalten sind.

Die Schriftsteller erzählen erst von späteren Kämpfen zwischen

beiden Reichen.

Im Anfang der Regierung des Justinus (518—527) unternahm

Ellatzbao der König von Axum einen Zug gegen die Homeriten

(Cosmas Indicopl. p. 141 f. ed. Montfaucon), wie die späteren

Chronisten (Theophanes I, 260 Cedrenus I, 639 nnd deren Aus¬

schreiber) angeben, im 5. Jahre des Justinus, nnd zwar wegen einer

in Negran stattgefundenen Christenverfolgung. Er besiegte und

tödtete den König der Homeriten.

Nach Procopius (d. b. Pers. I, 19 ff.) schickte Justinian beim

Ausbruch der Perserkriege eine Gesandtschaft an den König der

Homeriten, um diesen zu einer Diversion gegen die unter persischem

Schutz stehenden Araberstämrae zu veranlassen. Knrze Zeit vorher

hatte Ellesthiaeos der König von Axum die Homeriten wegen ihrer

christenfeindlichen Haltung bekriegt und nach seinem Sturze den

Esimiphaeus, einen Einheimischen ^), eingesetzt, indess wurde dieser

bald von einem christlichen Usurpator, Namens Abrames gestürzt,

welcher sich aber auch dazu bequemte, dem König von Axum

Tribut zu zahlen. Die Gesandtschaft des Justinian traf den

Abrames.

Malalas ed. Bonn 456, 24 ff. redet auch von dieser Gesandt¬

schaft, die an den König Elesboas von Aethiopien ging; derselbe

hatte den König der „ameritischen Inder" besiegt, seine Residenz

und das ganze Land erobert und einen gewissen Anganes als Nach¬

folger eingesetzt.

Dieser Gesandte aber ist sicher Nonnosus, aus dessen Bericht

Photius cod. 3 einen magern Auszug erhalten hat; er nennt den

König von Axum ebenfalls Elesbaas, und die Homeriten, ebenso

wie Malalas, Ameriten: da diese Form sonst nirgend weiter vor¬

kommt, so liegt die Vermuthung nahe, dass Malalas ans Nonnosus

geschöpft hat.

Meines Wissens steht keinerlei chronologisches Bedenken ent¬

gegen , das was Cosmas, Procopius, Malalas, Cedrenus, Theophanes

von dem Zuge eines äthiopischen Königs Elesbaas (bez. Ellatzbao,

1) Darf man vermuthen, dass dieser Esimiphaeus identisch ist mit dem yviN I ?~""13t; [' rc-TZ'w = »P/^i Al-.] der Inschrift von Hisn Ghuräb?

(7)

Mordtmann, Miscellen zur himjarischen Alterthumskunde. 67

Elesboas, Ellesthiaeos '), gegen einen nicht genannten König der

Homeriten, angeblich wegen Christenverfolgungen, erzählen, auf einen nnd denselben Zug zu beziehen.

Ausserdem aber wissen Theophanes (I, 346) und Cedrenus (1, 656)

noch von einem zweiten Zuge der Aethiopen gegen die Homeriten

im 15. Jahre des Justinian (527—565); sie nennen den König der

Aethiopen Adad und den der Homeriten Damianns , und geben als

Ursache die zahlreichen Plünderungen der römischen Kaufleute an.

Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die mit den eben citirten

Schriftstellern wörtlich übereinstimmende Erzählung des Malalas

S. 433, 3 ff. von einem Kriege des Andas (der auch 429, 14 als

König der Aethiopen erscheint) gegen den Ameriten Dimnus sich

auf denselben Zug bezieht. Die Qnellen berichten, dass nach seinem

vollständigen Siege Adad, einem vorher gethanen Gelübde gemäss,

Christ wurde. Das einzige, was hierbei Bedenken erweckt, ist der

Umstand, dass Malalas den Zug des Adad vor dem des Elesbaas

erwähnt, und das Christenthum in Aethiopien schon vor Adad ein¬

geführt war.

Eine grosse Verwirrung aber ist in der Geschichte der äthio¬

pisch - himjarischen Kriege dnrch die syrischen nnd arabischen

Versionen und die griechischen Märtyreracten hervorgerufen, und

ist es bisher nicht gelungen dieselben mit einander in Ueberein¬

stimmung zu bringen.

Der Syrer bei Assemani b. Or. I, 359 ff. erzählt, dass Aidog,

der König von Aethiopien, gegen Xenodon (^^q£o^/) König von

Indien gekämpft habe; darauf gegen Dimion (.^^jolj) König der

Homeriten, weil letzterer die römischen Kaufleute geplündert; Aidog

besiegt nnd tödtet ihn nnd wird Christ. Nach dem Tode des von

ihm eingesetzten christlichen Königs unternimmt dessen (nicht ge¬

nannter) Nacbfolger die grosse Verfolgung von Negran, in Folge

deren Aidog ihn mit Krieg überzieht, nnd nach seinem Falle den

Abraham einsetzt.

Nach den griechischen Märtyreracten (am besten herausgegeben

von Boissonade Anecdota Graeca t. V S. 1 ff.) findet im 5. Jahre

des Justinus die grosse Christenverfolgung in Negran durch den

jüdischen König der Homeriten Dunaas statt. Letzterer war vorher

vom Elesbas besiegt, und hatte sich ins Gebirge flüchten müssen,

doch war es ihm später gelungen, das von Elesbas zurückgelassene

Heer sammt seinem Führer umzubringen und die christliche Stadt

Negran einzunehmen. Elesbas unternimmt einen neuen Zug gegen

Dunaas , besiegt und tödtet ihn und setzt den Abrames , eineu

Aethiopier, ein.

1) Die Namen in diesen Capiteln bei Procopius sind merkTriirdig corrupt|

gleicb nacbber finden wir Bulikas fUr ÄÜi^Lc .

5*

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68 Mordtmann, Miscellen zur himjarischen Alterthumslcunde.

Womöglich noch verwirrter werden wir durch die arabische

Tradition, die man bei v. Kremer a. a. 0. S. 91 und 127 nach¬

lesen mag. Sicher scheint mir, dass ^l^^ö, der jüdische Tubba',

der angeblich die Christen von Negran in Gruben verbrennen liess,

und daher, nach dem Qoran, der OjlVp-^I w».»-Lo heisst, identisch

mit dem Damianns, Dimnus, Dunaas, Dimion der Griechen nnd

Syrer , und ihr ^Lm^Ü Sw^jI der Vorgänger des Dunaas , der

von Elesbas eingesetzte Abrames (Anganes) ist. Die Erinnerung

an zwei Kriegszüge nach Jemen, sowie die Niedermetzelung der

nach dem ersten Zuge zurückgebliebenen abessynischen Truppen

durch Du Nuwas ist auch hier nicht zu verkennen •).

Es ist nun zwar möglich, aus allen aufgeführten Nachrichten

etwa folgendes zu combiniren: Unter Justinus I. unternahm der

König Ellesbaas einen Zug gegen einen un*^ unbekannten König von

Himjar, wie es scheint aus politischen und religiösen Motiven-,

nachdem der von ihm selbst eingesetzte Nachfolger gestürzt ist,

erkennt er einen gewissen Abrames, einen Christen aus Adulis, als

Vasall an. Nach dem Tode des Elesbas und Abrames gelangt Du

Nuwas zur Regierung; derselbe vertreibt die Aethiopier und ver¬

sucht sämmtliche Christen, vor allem die in Negran, auszurotten.

1) Beachtenswerth ist die Version, die sich bei Ihn Chaldün ed. Bul. II p. 1, findet, dass Abraha, der Eroberer von Jemen, nach errungenem Siege sich um seinen Oberberrn in Abessynien wenig kümmerte , so dass dieser sich ver¬

anlasst sah ein Heer unter dem Ariät gegen seinen pfiicbtvergessnen Vasallen zu schicken; dieser aber tödtete den Ariat im Zweikampf und wusste sicb später beim König von Aethiopien genügend zu entschuldigen. Nach Andern aber war Ariät der erste äthiopische Herrscher von Jemen , der nachher von Abraha im Zweikampf getödtet worden ist; Abraha wurde trotzdem aber vom Nagaschi nachträglich als Unterkönig anerkannt Im türkischen Auszug aus dem Commentar der himjarischen Kaside wird nur die letzte Tradition erzählt;

danach regierte Ariät 20 Jahre, ehe er vom Abraha getödtet wurde. Bekri im Abschnitt über die Könige von Jemen, in seinem Werk u^L^mj u^L».IS oljCi^

(cod. der Nuri Osmani^ N. 3034) berichtet sebr ausführlich über diese Er¬

eignisse. Abriät (stets sö, JsLi^t , geschrieben) ist 20 Jahre Vali von Jemen, bis er von Abraha el eschrem, Vater des Iksum (|^^.w.^t y^^), seinem Vezier gestürzt wird; die Ursache war die Unzufriedenheit der Abessynier mit ihm.

Nachher wird er vom Nagaschi anerkannt. Der türkische Autor nennt den Abraha ausdrücklich Abraha el eschrem ibn Sabäh, ^^-^ fj*"^ '^jr!^ > ^° ^"9' über seine Identität mit Abraha es-Sabfth (vgl. diese Ztschr. XXV S. 262), dem '.4ßQn/ir]e des Procop, Malalas und der AA. SS. kein Zweifel mehr bestebt.

Ebenso brauche icb wohl nicht darauf aufmerksam zu macben, dass der Ariät durchaus dem Esimiphaeus des Procopius entspricht; bei Mes'ftdi heisst er

^«-^Ws^t I^j! (v. Kremer a. a. O. S. 90 A. 3), im Commentar der himj, Kas.

türk. Uebersetzung: ^«j^^Uot ^1, bei Bekri ^»jSUot J es ist der Name

2\/VIÄ/tlf^I äthiopischen Königslisten (Liste A. 26, 2. Periode;

A. 15, 3. Periode bei Dillmann Z. D. M. G. VIP.

(9)

Mordtmann, Miscellen zur himjarischen Allerthumskunde. (39

Dies führt zu einem neuen Krieg, in welchem der König der

Aethiopen Adad Sieger bleiht und Dn Nuwas umkommt. Man

könnte auch vermuthen, dass beide Kriege gegen Du Nuwas geführt

wurden, und würden sich dadurch zum Theil die Widersprüche unserer

Quellen erklären. Doch ist mir wahrscheinlich, dass weder die

erste noch die zweite Combination, noch überhaupt eine von den

vielen, die von älteren Gelehrten, und in jüngeren Zeiten von den

Heransgebern der AA. SS., Herrn Blau, Praetorius (d. Ztschr. XXIH

S. 560, XXIV S. 624 ff., XXV S. 260 ff.) aufgestellt worden sind,

geeignet sind diesen gordischen Knoten zu lösen. Auch in dem

sonst so trefflichen Werk von de Muralt Essai d'une Chronographie

Byzantine sucht man vergebens nach Aufklärung.

Als Anhang und Fortsetzung der griechischen Acten sind die

von Boissonade a. a. 0. S. 65 ff. herausgegebenen, natürlich ebenso

apocryphen „Gesetze der Homeriten" {Nofioi rwv VfitjQirwv) und

die Disputation des Bischofs Gregentius von Zafär mit dem Juden Herban

(Tov iv äyioig nargog i/iuwv Fgeyspriov äpj(U7iiOx6nov Tecpgwv

ötale^iS /ISTU 'lovSctiov 'Egßäv rov vo/ioSiSaaxalov bei Lam¬

becius bibl. Caes. lib. V p. 270) zu betrachten. Alle diese Tractate

scheinen in Syrien entstanden zu sein , ohne weiteren höheren

historischen Werth, als dass man aus ihnen auf die christlichen Be¬

wegungen in Südarabien sehliessen kann.

Diese nahmen aber mit dem bald darauf erfolgten Sturz der

abessynischen Herrschaft durch die persische Occupation ein rasches

Ende. Unter Justinus II. (565 — 578 p. Chr.) gelang es Chosroes II.

den Sanaturces, König der Homeriten, gefangen zu nehmen (Theo¬

phanes Byz. FHG. t. IV p. 270). Johannes Epiphaniensis (ib.

p. 273) redet von den Versuchen der „Meder", die Homeriten ab¬

trünnig zu machen. Es gab dies den Römern Anlass den Persern

den Krieg zu erklären, während diese andrerseits den Römern vor¬

warfen, die Homeriten gegen sie zn unterstützen und zu dem Zwecke

den Julianus an Arethas, König von Aethiopien (= /iCOj^;

der Königslisten?) abgesandt zu haben (Theophanes I, 377). Es

ist wohl keinem Zweifel unterworfen, dass diese versprengten Notizen

der Byzantiner sich auf den bekannten Zug des Vahraz, j^^,

Feldherrn des Anuschirvän gegen die Abessynier in Jemen richten;

der Commentar der himjarischen Kaside und Bekri in dem an¬

geführten Werke geben recht ausführliche und interessante Daten

über diese Zeit. —

Die letzte Erwähnung der Homeriten finde ich bei dem Geo¬

graphen von Ravenna; Südarabien heisst bei ihm Omeritia.

Die griechischen Schriftsteller, die nach der Gründung des

Islams geschrieben , kennen Südarabien unter dem Namen Jaman.

(Theophanes I, 512 Bonn: ol XsyofiBvoi 'A/iavnai, rovriariv

'Ofir/glTai, daraus Cedrenus I, 738, hist. misc. ed. Eyssenhardt

p. 457, Sylburg Sarac. S. 57 n. 94; lies: 'lufiavlrai).

(10)

70 Mordtmann, Miscellen zar Iiimjarischen Alterthumslcunde.

Bei all den angeführten Schriftstellern, die von den äthiopisch-

himjarisch-persischen Kriegen reden, ist der Name der Homeriten

(bez. Ameriten) gleichbedeutend mit Südarabien; die Sabäer und

das sagenberühmte Ma'rib haben ibnen nnd ihrer Hauptstadt Zafär

weichen müssen. Cosmas (nm die Mitte des 6. Jahrh.) erklärt in

den Stellen aus der Bibel und den von ihm gesehenen Inschriften,

in denen von Saba die Rede ist, Sabäer mit Homeriten ').

Sehen wir jetzt, wie sich die einheimischen Inschriften zu den

Berichten der Schriftsteller verhalten; wir treffen in ihnen den

Namen Himjar nur zweimal, in der Inschrift von Hisn Ghuräb und

der von 'Ohne.

In der ersteren heisst es Z. 7 ff. (nach Praetorius dies. Ztschr.

XXVI p. 440) „Samaiqa' etc. etc. haben dieses Denkmal geschrieben,

in dieser Festung [zur Erinnerung daran], dass sie sich in ihr

verschanzten, dass sie fest behaupteten dieses Land Abessynien, und

dass die Abessynier Truppen zn Hilfe sandten in das Land Himjar,

dass sie tödteten den König von Himjar und seine Qeis von Himjar

und Rahb". Die letzten Worte lauten im Original:

p-ir I ^canN I ririNi | naan | y'iN | p | isabs | | i5>;i£ni253

lan'iNi I pnnN | inbipNi | D-iinn | Tibn | -la-nns | öT'nn | psa | ip

Ich zweifle nicht, dass pMn« „die Himjaren" bedeutet. Man

vergleiche :

p:ni< Miles I, 2 „die Anchiter" (Äy^irai Ptol.).

IsaiCN Os. 35, 3 „die Sabäer"

pyTCN Fr. 56, 8—9 Hal. 615, 16 (cf. Hal. Et. Sab. 235),

vermuthlich die Q^-oi-i; j-ij bei Ibn Doreid S. f'.v

■;nn;MN Hal. 237, 3 „die Männer von Manahät" vgl. ünfi3n

Os. 8, 10 und Hal. 406, 1 und Jäqüt s. v. oLji«

»jJl/OlXJI V^i;* CT*^' ■

So werden auch die gleich daneben stehenden Formen iicanN

die Abessynier und pniN die Leute von Rahb (cf. Fr. 14, Hal.

673. 674 Müller dies. Ztschr. XXIX, 602), Rahbän (Hal. 151, 13

Sprenger A. G. 249) oder >_;^^t (Ibu Doreid S. Col Sprenger

A. G. 304) bezeichnen. Die Inschrift von Hisn Ghuräb ist offen¬

bar zum Andenken an eine Episode der himjarisch - äthiopischen

Kriege abgefasst.

Die zweite Stelle findet sich in der Inschrift von 'Ohne, in

welcher von der Befestigung der Städte Hagr und Mepha at durch

den Mukrib von Hadhramaut und seine Edlen die Rede ist; gegen

wen diese Vertheidigungsmassregeln getroffen wurden, ergiebt sich

1) Z. B. 131 E. : vloi 2aßa , 'iva ei'nrj Tove 'O/itjfiTas p. 139 A.; ij ßaoO.iooa J'äßa Tovziari roij 'Ofitjoiroii p. 144 b : t^v ^aßicov xioQav roie 'OurjQirns Xsyst p. 179 b: 'A^aßiis rovs EvSaifiovat rovi vvv xn- loo/iivovi 'U/itjtJtras u. s. ö.

9

(11)

MorcUmann, Miscellen zur himjarischen Alterthumskunde. 71

aus den Worten der 3. Zeile: DT'Mna | iinn | ra, d. h. „als (cf. ^r», sie sich vor Himjar schützten".

Die beiden angeführten Texte indess stammen aus ziemlich später

Zeit nnd nicht aus dem Stammlande der Himjaren. Doch sind wir

hier nicht ohne andere Hilfsmittel. In den sabäischen Inschriften (im

engeren Sinne, aus Ma'rib, Sirwäh etc.) heissen die Könige zwar

meist I tiaiü | a^SM oder | Niic | , wir finden aber daneben noch

andere Titel, nämlich

1) Os. 35, 1 und 5

I T'a I bnt<i | m-imi | airr' | n'ntt^bt« | imhinim I sais I 'r^Ti I arii-i | d^id | •'sa | p^Tii | «ais | ■'sba

„ihre beiden Herrn , Ilscharah Jahdub und sein Bruder Ja'zil Ben,

„die beiden Könige von Saba und Du Reidan, Söhne des Phari'

„Junhib, des Königs von Saba."

2) .Fr. 54 Anf.

I TT'ini I «aia 1 Tjbn | Dyan-' | -nm | bNaia

„Karibael Witr Jehun'im, König von Saba und Du Reidan".

3) Inschrift bei Prideaux Transact, of the Soc. of Bibl. Arch.

II S. 23.

•'bs'nan „Damar'ali ba I rrn „Dirrih, Kö- Naiu I 'TJ „nig von Saba

pi^Si „und Du Reidan

. IS I "ja „Sohn des Kar[ibael

.... etc.

Schou Osiander hatte gesehen, dass dieser Doppeltitel die

Herrschaft über die Sabäer und Homeriten bedeutet; Du Reidan,

oder Reidan (hierüber Prideaux a. a. 0. S. 10 ff.) ist das Schloss

von Zafär, die Königsburg, iüJui! , wie Hamdäni sich ausdrückt,

von Himjar; der Herr von Reidän ist natürlich der Herr von

Himjar; aus der zuerst angeführten Inschrift darf man nicht darauf

sehliessen, dass ein jüngerer Bruder des Königshauses von Ma'rib

in Zafär residirte; ebenso sind die Minäer, wie es scheint, stets

von zwei Königen zu gleicher Zeit beherrscht worden. Ist nun

unter dieser Doppelherrschaft über Saba und Himjar eine Personal¬

union beider Völker zu verstehen, oder ist das eine Volk Herrscher über das andere, und in diesem Falle, welches ist das herrschende?

Wenn Prideaux Recht mit seiner Vermuthnng hat, dass der Ilscharah

von Os. 35 der 'Ikccßagog ist, der nach Strabo König von Ma'rib

war zur Zeit des Aelius Gallus, so wären damals schon die Sabäer

Herren von Himjar gewesen, wozu die Form des Titels stimmt;

andrerseits führt der Xagißark des Periplus M. Erythr., der in

Zafär, der Hauptstadt von Himjar residirte, bei Fr. 54 deuselben

(12)

72 Mordtmann, Miscellen zur himjarischen Allerthumskunde.

Titel, wenn er nämlich wirklich mit dem dort genannten Karibael

bsaiD identificirt werden darfIn der That scheint es mir im

Hinblick auf diese Thatsachen nicht unwahrscheinlich, dass schon

um Chr. G. die Sabäer und Homeriten ein Reich bildeten, dessen

Fürst in Ma'rib residirte; später, um die Mitte des 1. Jahrhunderts,

wurde in Folge irgend welcher, uns unbekannter Umstände (viel¬

leicht des Dammbruchs ?) Ma'rib verlassen, und Zafär die Residenz ;

die Könige aber führten den Titel König von Saba nnd Du Reidän

fort, obgleich allmählich die Himjaren die Machthaber und das

eigentliche herrschende Volk wnrden. Autoritäten wie v. Kremer

und Sprenger haben die Geschichte Südarabiens nie anders auf¬

gefasst.

Nun stellt Halevy die Behauptung auf, dass es ein Volk Himjar

eigentlich nie gegeben, vielmehr dies nnr der Namen der Residenz

gewesen, wohin in späterer Zeit die Könige von Saba ihren Sitz

verlegten; nnd in Folge dessen hätten die umwohnenden Stämme

den Namen Himjar angenommen; als Beweis wird angeführt:

1) dass erst die ganz späten Inschriften von 'Ohne und Hisn

Ghuräb den Namen kennen. Dagegen ist zu bemerken, dass die

grossen Burgen im eigentlichen Lande Himjar, vor Allem Zafär,

Mankat, Mauqil, Nä'it, die gewiss voll Inschriften stecken, bis jetzt

noch gar nicht oder doch zu ungenügend durchforscht sind, um aus

dem vorliegenden Material einen Schlnss ex silentio ziehen zu können.

2) die von Longp6rier in der Revue Numismatique XIII, 1868

publicierte Münze von Reidän ; dieselbe soll parallel dem Titel der

Steine \ Naia | TjVa die Legende ai'na - p-'l bieten (vgl.

£t. Sab. S. 184). Dies ist mindestens zweifelhaft, da das Mono¬

gramm, welches ai"iM gelesen werden soll, wenn anders die Ab¬

bildnng bei Longpörier nnd die Beschreibnng Halevy's richtig sind,

nur die Buchstaben a, i, 1 enthält, während das a sich auf der

Backe des Kopfes eingeschlagen befindet, also, wenn man die

von Prideanx a. a. 0. beschriebenen Münzen hinzunimmt, eine

Münzmarke ist. Die übrigen Buchstaben aber lesen sich ebensogut

Ql-); vgl. d. Ztschr. XXX S. 30 ff.

3) die Inschrift von Axum. Dass diese gerade gegen Halövy's

Ansicht spricht, haben wir oben bereits gesehen.

Uns scheint aus allen angeführten Stellen von Geographen,

Historikern, Inschriften, Kirchenschriftstellern unwiderleglich hervor¬

zugehen, dass Himjar wie Saba stets Name des Stammes gewesen ist;

dass seine Hauptstadt nie eine andere als Zafär, resp. dessen Schloss

Reidän, gewesen ist; wogegen die gegentheilige Ansicht lange nicht

stark genug begründet ist, um gegen die Uebereinstimmung so vieler

Zengen ins Gewicht zu fallen. So sind z.B. für die Existenz eines Ortes

1) In der in dieser Zeitschrift XIX S. 180 A. veröffentlichten Inschrift aus Zr^fär kommt, Z. 5, ein KSuig Karibael vor (1. bsaiD st. "^NaiS).

Derselbe kann auch mit dem Xa^ißatjX des Periplus verglichen werden.

(13)

Mordtmann, Miscellen zur himjarischen Alterthumskunde, 73

Hamar keine Zeu'gnisse aufgeführt. Auch möchte ich zn diesem Zweck

das D^an Fr. 9 Hal. 50 und '257, 4 nicht empfehlen (vgl. "Afiaga Ptol. 78» 30' long. 18" 40 1. Amara Geogr. Rav. 6, 2; die Hamiraei

des Plinius h. n. VI §. 158 sind wohl der Stamm vou ^*=>).

Anch sind es, wie wir gesehen, nicht allein die Kirchenschriftsteller,

welche den Namen Himjar auf ganz Südarabien ausdehnen.

Es bleibt mir noch übrig betreffend die verschiedenen Formen

des Namens zu bemerken , dass die griechische nnd lateinische

Form 'OfirjQittti, Homeritae entschieden auf ein Deminutivum hin¬

weist; diese Bildung ist, wenn sie auch die neneren Dialecte nicht

kennen, dem alten südarabischen Idiom durchaus nicht abzusprechen');

dem Immireni, Immeri des Theodorus Lector und Nicephorus liegt

- o

wohl schon die Aussprache j-^.«^»- zu Grnnde. Die Form Ameritae

bei Nonnosus und Malalas, der den ersteren ausschreibt, entspricht

genau dem Hamer der grossen äthiopischen Inschrift von Axum:

ich zweifle nicht, dass dem Nonnosus diese Form durch seinen Auf¬

enthalt in Aethiopien geläufig geworden ist; sie scheint sonst nicht

weiter gebräuchlich geworden zu sein. Die einheimische Form

,3 ^ O

endlich lässt sich sowohl j-^*»- als j-v*»- vocalisiren. Ueber die

Priorität der einen oder andern Ausprache lässt sich streiten; vgl.

Acila bei Plinius == Ocelis "Oxt]hg bei demselben und dem Periplus,

entsprechend dem arab. JuJic (diese Ztschr. XXVII S. 308). Anch

der Plural pans „die Homeriten" zeigt wie schwach die Vocali¬

sation war; moderne Wandlungen wie Sob§hi aus Banu Asbah bei

Hamdäni, oder Abädil PInral von Abdilah können hier ebenfalls

angeführt werden. Vielleicht aber bestanden wirklich beide Formen

neben einander, vgl. d. Ztschr. XXX S. 323.

In dem Abschnitt Langues et Ecritures des anciennes popu¬

lations de l'Arabie (S. 6 ff.) kommt Halevy zu dem Schluss, dass

Musned, welches „nach der arabischen Tradition" (d'aprfes la tradition

arabe) der Name für Sprache und Schrift der Ad, Thamoud, Amaliq,

der ersten Djorhoum, und nach dem Verschwinden dieser Völker

der Himjaren gewesen sei , die arabisch-äthiopische Mischsprache,

die sich in Jemen iu Folge der äthiopischen Occupation bildete,

bezeichnet und soviel wie abätardi bedeutet. Meines Wissens ist

1) Vgl. dti-'SN Prid. IX, 1; ilJ-'IN Prid. VIII, 1 und 3 (= ^jmJjI) ; Da-Tin Reh. II, 8; OaipD Reh. II, 4; Ü3^^p Os. 13, 1 und 5; Da'^biS H.581;

ÜTiyia Levy Z.D.M.G. XXIV N. 1 Z. 3; üpit^ H. 359, 1 ; n-'IIÖ H. 207,1;

Xoknißot Per. M. Er. c. 22. Dagegen seheinen mir Blau's Einwände gegen D^nn, ibinn, n-'n« begründet (s. d. Ztsebr. XXVU S. 309).

9 *

(14)

74 Mordtmann, Miscellen zur himjarischen Alterthumskunde.

es nur (der mir augenblicklich nicht zugängliche)"') JäqAt in der

von V. Kremer schon gewürdigten Stelle , welcher Musned als

Sprache und Schrift der Himjaren angiebt; den übereinstimmenden

Berichten der übrigen Autoren gegenüber verdient sie keinen Glau¬

ben ; weder Hamdäni noch Neschwän wissen etwas davon. Dagegen

gebrancht der erstgenannte Autor in einer uns von Herrn Prof

Sprenger gütigst mitgetheilten Stelle jj^m^ ganz in dem Sinne von

„Inschrift". Die Stelle lautet JacLi lXuLm«« ^3J| ^i, ^6 ,

worauf die Copie einer himj. Weih-Inschrift an den 'Attär folgt;

ganz ebenso in der Stelle im Maräsid bei v. Kremer SA. S. 138.

Die schon von Osiander, v. Kremer, und neuerdings von Herrn

Müller vorgetragene Ansicht, dass es mit dem pjrn der Inschriften

identisch ist, dürfte unter diesen Umständen des allgemeinen Bei¬

falls ziemlich sicher sein. Wenn dagegen Herr Müller (d. Ztschr.

XXIX S. 594) die Vermuthung äussert, psta bezeichne die im

Tempel „angelehnte" Weihtafel, so möchte ich dagegen bemerken,

dass die meisten Bronzetafeln nach den angebrachten Löchern zu

urtheilen, aufgehängt waren — auch scheint mir die Anwendung

des Wortes in der Inschrift von Hisn Ghuräb und Hal. 188, 2 ent¬

gegenzustehen.

Schon Hamza (S. tff ed. Gottwaldt) berichtet, dass Saba und

Hadhramaut vor der Tubba dynastie zwei getrennte Königreiche

bildeten , die erst El Härit er Rä'isch vereinigte ; derselbe und

seine Nachfolger erhielten daher den Beinamen Tubba, weil ihnen

alle Südaraber folgten (tabi'ü).

Der einzige Schriftsteller jedoch, der sich ausführlicher über

die von Hamza und seinen Ausschreibern mit Stillschweigen über¬

gangene Dynastie von Hadhramaut verbreitet, ist meines Wissens

Ibn Chaldün. Die betreffende Stelle findet sich Bd. 2 S. r. der

Buläqer Ausgabe und lautet soweit sie hierher gehört ^) -.

^ic ^5 XjuLäJ! i^jA^a üJ! jjjxl\ tXj_c qJ ^^jic ^3Ls}

CT* ^a' ü' ly '»"^^^^ /'^^ *)^^-j5 ci'tV'aJt

1) Herr H. bespricht auch das Jo_j.>-, Sprache der Midianiter und Be¬

wohner von Mahra; H. 0. Blau hat hierüber d. Ztschr. XXVII S. 318 Ver-

2) Vgl. den Auszug bei Caussin de Pereeval Essai sur l'hist. des Arabes I, 136 ff.

3) Var. der Hdschr. Subbi Pascba's: vi;^Lj.

n.

muthungen aufgestellt, doch führt er Halevy nicht den letzteren benutzt zu haben.

Es scheint also

9 *

(15)

Mordtmann, MitceUen zur himjaritchen Alterthumtkunde. 75

^ 1^ XjuLjij »_A«Uiblt jj-«.c »ji'j JÄjjlj |*>JÄ^ »XL« tn "; ''I (fcj »jüU*J! Jj'Läj i^Lw iuLo ijjü^ ^ j"'" >r*^ *sis" (»J Oy«y*i3S>- X-*.*> ^^'^i ^'^i X_iL^ ^jbSt j.«J *)^' <—»L-^ i*-^ Wv-^ '''^

ÄjLo v%-^ ü'^y '^a*^ "^y" 13 >JjJ>! *)ii5ül5'ji

u5vL. ^ o^jÄ5> ^1 ^ y^L, ^yk'j iL_^ aA»^j's

ü-L^ OyOyOaÄJ ^^>3 Owji-« *)jjL«-kä iUäJLc

!^-C} tLfcL»a qX«<j ^^yi^ -*)^yL»Aä ^ ^3 ii5ü^ j«j

u5ü-« ^ ^yJt Ii '') i'^-st-^ \Xs>]^ L^Jüw Ja»

jj' * S *) (*Jl j3 qI-ä*k (joää Uj ^jaJuw ji-i* Ojj«j*a;Su J-fcC

er* lij' oKs oiXiJLwIj flsjuo JwjkÄ ji3 o**^^

^ cr^' L^' S^^'i /^P^ cy ^a'a 0*=^' er rsj^'

J-^ct\j liJi-L« Qt^Ä*« J^jl cy«j*aÄj J^ac j_^i3 qJ oLciAj u5üLc

J-kc Ij^' v_aJL_i>j Liya»- oLcJu

e

Ij-cj ^JjiütK ^*)<Juas»- LüLs Oyyatsu J..AeJu ')«5Ju«

(^US |.!Li5 Vj-=S '-il^^' c5'^ jJ-?^ '■H* j LT;^

^^5«JU ^ ")^_^ v»>L:S3.:sJ! lXjäj! i;^ ijjt qI(s iU*<

1) cod. S. P. vorzuziehen.

2) ujU^ cod. S. P.

3) ^yi cod. S. P.

4) qUaS cod. S. P. richtig, s. Z. D. M. G. XXX S. 69».

5) ^yL* ^3 cod. S. P.

6) ^^Ua* cod. S. P.

7) Ȁm^ cod. S. P.

8) ^ cod. S. P.

9) Statt liiJuD ^ fiudet sich im cod. S. P. ein leerer Baum.

10) »-*J> cod. S. P.(?)

11) f^j~L^ ^y fehlt.

12) cod. S. P.

(16)

76 Mordtmann, Miscellen zur himjarischen AUerthumshunde.

iuU O^joa»- ^ oLc ^-yi *)oU»- 1^ V—»lij liJÜ-tt ji3

u>5X« JajIjJtj u«;-^ |»Lä!i *)v_ölj_jJt v-ö, *)^^ iJj! ^.jli"^ iCL«

^ iUjÄ:?- ^ ^»*>Oo

Lf*^' ''^cr^^ ^^r/^- ^ r*^ ''^♦^^

Q^fc^Jt jöix*.^ ^üAj^^'J luLs}

„'Ali b. 'Abdul'aziz sagt, dass die Tubba'könige über sie [die

„Einwohner von Hadhramaut] mit grossem Ruhme herrschten ; nnd

„wie eine Anzahl von Gelehrten angiebt, ist der erste, dessen Herr-

„schaft ausgebreitet und dessen Name berühmt war, 'Amr el Aschnab

„b. Rabi'ah b. Jerära b. Hadhramaut gewesen. Ihm folgte sein

„Sohn Nimr el Azagg nnd regierte hundert Jahr; er kämpfte mit

„den Amaleqitern. Darauf herrschte Kuraib Du Keräb b. Nimr

„el Aza^^ hundert drei und dreissig Jahre und während seiner Re-

„gierung kamen seine Brüder ura (oder herrschten). Darauf herrschte

„Martad Du Merwän b. Kuraib hundert vierzig Jahre; er residirte

„in Marib; dann siedelte er nach Hadhramaut über; darauf herrschte

„'Alqamah Du Qifän b. Martad Du Merwän über Hadhramaut dreissig

„Jahre; darauf Du 'il b. Du Qifän zehn Jahre; er residirte in

„San'ä, bekriegte China, tödtete den König von China und nahm

„sein Schwert Dnlnür**); darauf herrschte Du'il b. Du'il über

„Hadhramaut zehn Jahre ; und als Sinän Du Alam sich aufgemacht ^)

1) oUs»-! cod. s. P.

2) Hier schiebt die Hdschr. S. P. ein : ^ CT V'-^^ öJs>J,\ .

3) i_*jty* cod. S. P. wohl vorzuziehen, 4) ^^tjli" cod, S. P,

5) ^f'^ cod, S. P.

6) cod. S. P.

7) i^^^L*- cod. S. P.

^) Ich gestehe dieses Schwert nicht zu kennen; vielleicht steckt in dem

!j des Textes Etwas ganz anderes ; etwa j_jÄis , oder , was be¬

kanntlich bei den Orientalen der Name des Königs von China ist; vgl. z. B.

Ibn Cbordadbeh ed. B. de Meynard S. 43. Oder sollte etwa in dem Ji-ft.*_w j_j-üt tj die Arche des Sabür, des Stammvaters der Chinesen (^jjLw ioUft*»)

stecken, von der Dimiscbqi ed. Mehren S. flö erzählt?

9) üeber das im Text gebrauchte (__^,^\-w vergleiche de Goeje Glossar zum Beladsori S. 55 s. v. Was den Sinän Du Alam betriflt, so kann ich mich nicht der Vermuthung erwehren, dass dies der thU'l \ T'iS von Os. 29 ist.

Sollte nicbt ein unerschrockener Etymologe, der wie Hamdäni, Neschwän In-

(17)

Mordtmann, Miscellen zur himjarischen Alterthumslcunde. 77

„um China zu belfriegen, kehrte Du 'il nach San'ä znrück; man

gehorchte ihm weit und breit ; er war der erste König von Jemen,

„der Rüm bekriegte, nnd der erste, der Seide nnd Brocat in Jemen

„einführte; daranf herrschte Beda'ät b. Du 'il in Hadhramaut vier

„Jahre; darauf Bed'il b. Beda'ät; er baute Schlösser und hinterliess

„Denkmäler; darauf herrschte Bedi' Du 'il, darauf Hamäd (rectius:

„Ahmäd?) b. Bed'il in Hadhramaut; er errichtete sein krummes

„Schloss und bekriegte Persien zur Zeit des Säbür Dulaktäf, ver-

„wüstete es und führte Gefangene weg, und sein Reich dauerte

„achtzig Jahre; er war der erste von den Königen von Hadhramaut,

„der Thürsteher annahm; darauf herrschte Jaschruh Dulmelik b.

„Wedeb b. Du Ahmäd b. 'Ad aus dem Lande Hadhramaut hundert

„Jahre; er war der erste, der Rangclassen errichtete, und Tra-

„banten und Gensdarmen einführte; darauf herrschte Mun'im b.

„Dulmelik Datär b. öazimah b. Muu'im, darauf Jaschruh b. Mu-

„n'im, darauf Nimr b. Jaschruh, darauf Sägin, genannt b. Nimr;

„unter ihm eroberten die Abessynier Jemen."

Aus anderweitig nns erhaltenen versprengten Notizen werden

wir vielleicht auf die Quelle scbliessen können, welcher Ibn Chal¬

dün mittelbar seinen vorstehenden Bericht entnommen hat. .

Im Anhang zu Wrede's Reise in Hadhramaut hat der Heraus¬

geber eine Genealogie der Könige von Hadhramaut veröffentlicht,

die man dem Reisenden sammt einem Verzeichniss der Könige von

Jemen in Chorebe aus einem daselbst befindlichen Manuscript,

welches die Geschichte von Südarabien behandelte, mitgetheilt hatte.

Sie führt auf: 1) Hud (Eber), der Prophet. 2) Hodun b. Hud

(Peleg). 3) 'Ysä el 'Amud b. Hodun. 4) Sa'yd b. 'Ysä el 'Amud.

5) Nedschd b. Sa'yd. 6) Saybän b. Nedschd, Stammvater der Be¬

duinen Saybän. 7) Hasan b. Saybän. 8) Sadus b. Hasan. 9) Ya'rom

el Molk b. Sadus. 10) Raby'a b. Ya'rom. 11) 'Amr el Ahnab

b. Raby'a.

Es bedarf wohl keines Beweises, dass die drei letzten Glieder

dieses Verzeichnisses, Ya'rom, Raby'a und Amr el Ahnab auch in

dem 'Amr el Aschnab b. Rabi'ah b. Jeräm des Ibn Chaldün wie¬

der zu erkennen sind, so dass die Liste des letzteren als eine Fort¬

setzung der im Manuscript von Chorebe enthaltenen zu betrachten

ist. Was die verschiedenen Schreibungen Ya'rom statt |.L)

und 'Amr el Ahnab [u^Os-^! jj,«^] statt ^^ts^ anbetrifft.

Schriften nach seiner Art las und erklärte, in der Manier wie man Africa vom

König Samarkand vom , Tibet von den Tubba's berleitete,

den Versuch gemacht haben den Namen Sin aus dem des badhramautischen Mondgottes zu erklären , der zu dem Zwecke zu einem siegreichen Feldherrn eines Königs von H, gemacht werden nmsste?

(18)

78 Mordtmann, Miscdten zur himjaritchen Alterthumtkunde.

80 scheinen mir die Lesarten bei Ibn ChaldAn den Vorzug zu

verdienen

Cpt. Miles hat die wahrscheinliche Vermuthnng ansgesprochen,

dass das Wrede'sche Mannscript Nichts weniger als ein Theil des

Iklil war*); es ist zu wünschen, dass dasselbe, da in den wieder-

anfgefandenen Theilen dieses Werkes dieser Abschnitt fehlt, aus

seinem Versteck hervorgezogen werde. Denn auch noch andere

Umstände sprechen für Miles' Ansicht.

Bei V. Kremer Südar. Sage S. 104 finde ich folgende Notiz:

„'Abähileh, DA Gamäd, Asba'.

„Die 'Abähileh sind die Könige über Hadramöt , die in ihrer

„Herrscbaft vom Propheten bestätigt wnrden und dieselbe behielten.

„DÄ Gamäd (im Text der Kasideh ') steht Du Agmäd) ünd

„Dü Geden sind Stämme, die beide von Härit I. Hadramöt I. Saba'

„el asgar abstammen; ebenso Saba' I. el Härit; von ihm stammten

„die Asbä'.

„AI Sahäh sind die Nachkommen des Dü Ru ein I. Agmäd I.

„Sarit I. ?adram6t."

Ich glaube nicht mit der Vermuthnng fehl zn gehen, dass der Du

Agmad, Dü Gamad (jUj>-t ^3) der himjarischeu Kaside identisch

ist mit dem .\ \ t oder oL»-i>l bei Ibn Chaldün. Welche

Lesung vorzuziehen, werden wir gleich sehen.

Es finden sich aber auch noch andere Uebereinstimmungen,

die wohl nicht bloss zufällig sind, so nnter den Nachkommen des

hadhramautischen Geschlechts Dü I^awwäl ein Kerib (S. 98), und

ein 6edimeh, der von einem Keräl, 1. Keräb, abstammt (S. 100,

102); vielleicht sind hier die Namen jUjJil»-, »„^jy' und '^\J'

bei I. Chaldün zu vergleichen.

Frageu wir nun nach der Autbenticität der uns überlieferten

Königsliste, so müssen wir verschiedene Bestandtheile derselben aus¬

einanderhalten. Zunächst haben wir, abgesehen von dem mythischen

Hud, eine Anzahl fingirter Stammväter vor uns, wie dies schon

durch einige Bemerkungen bei Wrede genügend erhellt, so bei

2) Hodun „erbaute die Stadt Hodun", 3) 'Ysä el 'Amud „von ihm

1) Vgl. die Derivate der Wnrzel D'^l in den Inschriften und hei den Geo¬

graphen D'^H , yW'l (^^L*^) ^ rn^l (*"*rf;) > .!.,■■' """^ Eigennamen I. Doreid p, f^.A und f.i , der auch Ortsname ist. Der Name DnB'^nM Beh. VI, 12 gehört auch hierher; es ist das MnqiftaQa des Ptolemaeus 85° 10' 17» 40' (nicht Manama).

2) J. B. A. 8. 1873 Tol. VI 8. 21.

3) Der betreffende Vers lantet:

„L-o litj \.jJCi^ ^ ^ o^^jäs«. ^ J^l-t«»

(19)

Mordtmann, Miscellen mr himjarischen Alterthumskunde. 79

stammen — ihre Sultane, welche sich alle 'Amudy nennen", 6) Sayban

Stammvater der Beduinen Saybän ; ferner gehören hierher der eben

genannte 'Isä, vgl. die Beni 'Isa bei Maqrizi und Wrede, Gedimeh,

vgl. die Beny Dschadsyma bei Wrede S. 318, Sasan, vgl. Beny

Ijasan id. ib. p. 320, Sadns und bä omm Sadus id. ib. p. 322,

dusA ^3 nnd El Ahmady ib. p. 317, Karib, vhJ' md Bä Karyb

p. 322. Diese Stämme und Familien existiren noch hente zum

Theil , gerade wie die Nachkommen der Familien Du Manäh und

Du Hawwäl (H. K. vs. 107 S. A. S. 98. 131), die Wrede'i. J,

1843 auf seiuer Reise kennen lernte (vgl. Reise in Hadhramaut

S. 113 und 164).

Wenn also dieser Theil der Königsliste nur mittelbar histo¬

rischen Werth beanspruchen darf, so sind uns doch in andern

Namen ohne Zweifel geschichtliche Persönlichkeiten erhalten. Dieses

ergiebt sich aus den Inschriften. Dieselben nennen eine Anzahl

von hadhramautischen Königen, vgl.

Os. 29,1: I n-iuibN | p | nTaisn [ "p-a \ ■'5p | p« | pa | lanpnst »)

H. 193,1: I na^in | ijba | aia *)

H. 423: T I DDS'ia I b

bia I aNttfT' r]anin | Tjba ..

. an I "ia[D]a ..

lann | n .. 5

Z. 2/3: [h]ia?

Z. 4/5: r[ani]n?

Ueber die Inschrift von 'Ohne vgl. unten.

Diese Inschriften bestätigen zunächst das Factum , dass es

Könige von Hadhramaut gegeben hat; dann aber nennt die Osian-

der'sche Inschrift einen niibbt« als Vater (uad vermnthlich Vor¬

gänger) eines Königs von Hadhramaut. Schon Osiander machte auf

den ^j-i^ bei Ibn Chaldün aufmerksam (statt ^j-ij, für welchen

Namen die Varianten ^j-i^ , ^j-^' """^ i3! vorkommen.

1) Die schwierigen Worte' ""Ip j ^It* | pa sind von Osiander, Praetorius, Halevy verschieden erklärt worden. Bedenkt man, dass sonst pN und ^Ip in unzweifelhaft appellativer Bedeutung verbunden werden (H. 353, 15; 465, 10.

504, 8 Os. 29, 6. 37, 3), so wird es einem schwer diese Stelle anders auf¬

zufassen; die meisten Könige nehmen irgend ein ehrendes Prädicat an (vgl.

d. Ztschr. XXX, S. 37) und ein solches ist auch wohl hier anzuerkennen, etwa „reicb an Macht und Besitz" oder ähnlich. Was pa bedeutet, weiss ich nicht.

2) Vielleicht aiafua: nach 202, 2.

(20)

80 Mordtmann, Miscellen zur himjarischen Alterthumshinde.

ist ^j^^iJLjl als Grundform anzunehmen; zu dem eingeschobenen

^ vergleiche ^J^, v-y' l5'-'***i lT-^W:-*'' ~ ^13'35', a^anyn,

fflDNn» der Inschriften). Diesem Beispiele füge ich noch H. 423

hinzu, vfO vermuthlich ein Jeda'ab B . j . n als König von H. vor¬

kommt ; ich vergleiche hiermit den Namen oLcJu der Liste, wofür

oLcJu zu lesen wäre; der Name J^uOu, 1. J^Ju = bNyn^

erscheint in den Inschriften als sabäischer Königsnarae,

1. jtjJu als Beiname eines minäischen Fürsten H. 169, 1. J^^i3

ist vermuthlich nur eine Verunstaltung von J^^xOo; in der merk¬

würdigen Osiander'schen Tafel nennt der König znm Schluss seine

„Busenfreunde" (irabian) Martad und 'Adan Du Jun'im;

kommt ebenfalls bei Ibn Chaldün vor, statt der von dem¬

selben Stamme abgeleitete ^.Xa - endlich ^.^J kommt als Eigenname

Os. 28, 4 vor, und in ^\y, ^j, ^^t^yi jj mag ein Derivat der

Wurzel "IMT stecken ; möglich dass ujjij in == asm

(„dessen Vater der Gott Vadd ist"; sehr häufiger Eigenname in den Inschriften) zu verwandeln ist. Endlich statt ^Ljt> bJUlU ^3 möchte ich ^Li5 u5üLlt ^3 vorschlagen ; vgl. ^LSy der sabäischen Königslisten

und den Beinamen im in den Inschriften.

Durch diese Uebereinstiraraung der Denkmäler und der schrift¬

lichen Ueberlieferung dürfen wir uns indess nicht verleiten lassen, der letzteren allzuviel Vertrauen zu schenken. Dieselben Inschriften

zeigen, dass die Königslisten mehr als eine Lücke aufzuweisen

haben. Auch der König Eleazus, der zur Zeit des Periplus das

Weihrauchland beherrschte, fehlt. Unter diesen Umständen halte

ich es auch nicht für gerathen eine chronologische Bestimmung der

Königsreihe bei Ibn Chaldün zu versuchen, obgleich derselbe zwei

Synchronismen darbietet, nämlich den Zug des Du Ahmad gegen

Persien znr Zeit Sapor II (308—380) und das Ende des hadhra¬

mautischen Reichs in Folge der abessynischen Invasion (ca. 530).

Der sonstige Inhalt der Stelle im Ibn Chaldün reizt ebenfalls

zu Betrachtungen an. Die Erzählungen von den Zügen nach Rüm,

Fars und China verweisen wir wie billig in das Reich der Fabel,

sie sind nach dem Vorbild der Sagen von den sabäischen Welt¬

eroberern Schammir, Afriqis, Dulqarnein etc. fabricirt nnd die Welt¬

geschichte weiss leider sonst Nichts von diesen ihren Thaten. Be¬

achtung dagegen verdienen die unverfänglichen Notizen, dass dieser

und jener König in Ma'rib und San'ä, also im eigentlichen sa¬

bäischen Reich residirt habe Sprenger A. G. A. S. 301 sagt

1) Nach den Inschriften und Autoren ist belianntlich Subota , ITiaiD, die Residenz von Hadbramaut.

(21)

Mordtmann, Miscellen i^ir himjarischen Alterthumskunde. gl

„Sie [die Qabäyil von Hadhraraaut] gründeten von Schabwat ans

das Sabäerreich (§§. 249, 378)". Die Inschrift H. 193 zeigt nns

zwei Brüder, von denen der eine Hadhramaut, der andere Me'in

beherrschte; der s. g. minäische Dialect, der wahrscheinlich in

Hadhramaut, wo er sich bis anf den heutigen Tag im Mehri nnd

Qaräwi erhalten hat, seine eigentliche Heimath hat, scheint seine

Verbreitung bis nach dem Djebel Jäm und an der Küste bis 'Aden

und Abjan *) der Invasion von hadhramautischen Stämmen zu ver¬

danken ; doch scheint ein Rückschlag nicht ausgeblieben zu sein ;

in der Inschrift von Hisn Ghuräb, in der von den Einfällen der

Abessynier die Rede ist, finden wir den sabäischen Dialect. Der

Name 'Alqamah Du Qifän in nnserer Liste wird auch auf sabäischen

Ursprung zurückzuführen sein , vgl. den bekannten Fürsten und

Dichter, der zur Zeit der äthiopischen Occupation geherrscht haben

soll (Ibn Doreid p. Hl A. a; v. Kremer SA. S. 54 A.).

Hamza in der zu Anfang citirten Stelle berichtet, dass die

sabäischen Tubba könige Hadhramaut mit ihrem Reiche vereinigt

hätten, und nichts anderes scheinen die Worte im Beginn von Ibn

Chaldun's Bericht zu besagen, dass die Tubba künige über die

Stämme von H. geherrscht hätten. Ich brauche nicht darauf auf¬

merksam zn machen, dass hiermit die Königsliste, die bis auf die

äthiopische Eroberung hinabreicht, in geradem Widerspruch steht.

Vielleicht wird die Lösung durch die Inschrift von 'Ohne geliefert.

Sie redet Z. 1/2 von „ihrera Herrn, Haita'il 'Alban b. Ben'il"

{b»:2 I p I ')nb5'[j b^Jn^n | nitNI?:). Hiermit ist nach ähnlichen

Stellen offenbar der Herrscher und König gemeint ; täusche ich

mich nicht, so heisst derselbe im Verfolg der Inschrift, Z. 3 Tubba

Haita il (bNynin | san)*). Deranach hätten über Hadhraraaut ähn¬

lich wie in Himjar ebenfalls Könige mit dem Titel Tubba geherrscht,

ohne jedoch dass sie mit den Tubba von Saba identisch sind. Das

Wort Tubba ist bis jetzt noch nicht genügend erklärt; inschriftlich ist es ausser an der eben besprochenen Stelle bis jetzt nur im N. pr.

aiDyan, vgl. yj' ^yCLo der Königslisten, constatirt; DSan H. 43,4

ist, wie es scheint, geographischer Eigenname. Oslanders Ableitung

vom neubimjarischen Tubba „stark" (d. Ztschr. X, 32 A. 1) ist

recht ansprechend.

1) Vgl. die (einzige) Inschrift von 'Aden bei Hal. E. S. 19ö und von Abjnn Os. 37_.

2) riHISn I ai3n Z. l ist wohi schwerlich als Bezeichnung des Herr¬

schers zu fassen; aucb diesen Wiirdenamen finden wir in Saba wiedei- Fr. 9 =

Hal. 50, 1; Fr. 10, 1. 12 = 13 = 14 = Hal. 673. 674. Fr. 29 46 = 49

Hal. 280 ff. Z. 1. Ebensowenig scheint der zum Schluss der Inschrift genannte Ben schems Uahi Jaschrabil JL)u Aziz (zu Dahi vgl. Wrede S. 321, 2, zu

DHiyi den Namen Ü^^V in den Inschriften von Majuk und Hammam in

Hadbramaut im Journ. of the As. Soo. 1838 N. 9 j Anspruch auf die Herrscher- wUrde zu baben.

Bd. XXXI. 6

(22)

82 Mordlmann, Miscellen zur himjarisclien Alterthumslcunde.

Sonst möchte ich noch auf eine Notiz aufmerksam machen.

Einer der letzten Könige Ilischarah Dulmelik soll Trabanten nnd

Gensdarmen eingeführt haben. Mir fällt dabei die Stelle des Plinius betreffend die Weihrauchzölle und Abgaben im Reich der Gebbaniten ein (h. n. XII, 64 Detlefsen): sunt et quae sacerdotibus dantur por-

tiones , scribisque regum certaeSed praeter hos et cnstodes

satellitesque et ostiarii et ministri populantur, d. h. „auch

den Priestern und den Schreibern des Königs kommen gewisse Theile

zu (von den Weihrauchladungen). Ausserdem werden sie aber noch

von den Wächtern, Trabanten, Thürstehern und Dienern gebrand¬

schatzt". Ein treues Bild von orientalischer Staats- und Finanz¬

wirthschaft, wie es sich mutatis mutandis bis auf den heutigen Tag

in unsrer allernächsten Nähe erhalten hat; man braucht nur die

ostiarii, scribae, cnstodes des Plinius mit Kapndji, Kiatib, Agba u. s. w.

zu übersetzen. Der Erfolg dieses Raubbausystems war in beiden

Fällen derselbe: der Ruin und schliesslich der Untergang eines

mächtigen Culturstaates.

ni.

Plinius H. N. VI §. 153 sagt: Gebbanitae pluribus oppidis,

sed maximis Nagia et Thomna templorum LXXV. haec est amplitn-

dinis significatio, d. h. „die Gebbaniten mit vielen Städten, nnter

denen Nagia und Thomna mit 75 Tempeln die grössten sind. Dies

ist ein Massstab ihrer Grösse", nnd wenige Zeilen darauf von

Sabota, der Capitale von Hadhramaut, dass sie 60 Tempel in ihren

Mauern einschlösse (Atramitae quorum caput Sabota LX templa

muris includens). An diese Worte des Plinius erinnert man sich

lebhaft, wenn man die Beschreibungen Arnaud's und Hal6vy's von

den südarabiscben Ruinenstätten mit ihren Tempeltrümmern und

dann die Inschriften liest, die von den zahlreichen Göttern reden,

deren Verehrung sie geweiht waren. In der That lässt sich schon

eine erkleckliche Anzahl der letzteren zusammenstellen, mehr viel¬

leicht, als dem Ausleger lieb ist, der in Verlegenheit geräth, wo

er diese wesenlosen Namen unterbringen soll.

Es ist nicht meine Absicht noch einmal zu wiederholen, was

1) Diese „Schreiber" kommen auch noch Os. 35 1. Z. vor: Ditsfe ( bS Dirs j IND I Dia[a] „jeder Schreiber, gross und klein" (vgl. H, E. S.

p. 170). Auch bei den Arabern hat sich eine Erinnerung an sie erhalten; Abu 'Amr (t 154 d. H.) bei Fresnel J. A. 1836 II S. 509 erzählt: „Tout ce que j'ai pu recueillir c'est qu' avant cette journee [de Khazaz] les gens du Yaman envoyaient chez le peuple de Nezar — un homme accompagni d'un scribe, et muni d'un tapis sur lequel il s'asseyait pour recevoir les tributs que le Yaman levait alors arbitrairement sur la posterity de Nezar, et les faire en- legistrer par le scribe".

(23)

Mordtmann, Miscellen zur himjarischen Alterthumskunde. 83

von Osiander und anderen Gelehrlen auf dem Gebiete der Mytho¬

logie der Inschriften vorgearbeitet worden ist. 'Attär, Schams,

Almaqah, Sin, Du Samawi, Nasr n. A. sind bereits genügend bekannt

und anf dem Feld der semitischen Stndien, so zu sagen, populär

geworden; über D^n | absr ist im XXX. Bd. d. Ztschr. S. 25 ff.

gehandelt, und, indem ich die Besprechung von b«, nb«, und nbn

einer späteren Gelegenheit aufspare, erübrigt es noch einige bisher

nicht recht erkannte oder übersehene di minorum gentium zu er¬

örtern, in der Hoffnung, dass vielleicht Andere mir unzugängliches

Material zu weiterer Erläuterung beibringen werden.

pas ann ist der Name einer Gottheit, welcher fast aus¬

schliesslich in den luschriften der Benät 'Ad-Stelen von Medinet

Haram, ^jS> K-UX« , erscheint, vgl. die Beschreibung der Ruinen bei

Hal6vy Rapport etc. S. 29 nnd im Bulletin de la Soci6t6 de Geo¬

graphie 1873, 2 S. 582 ff. Die Inschriften sind fast sämmtlich

gleichlautend; ich gebe sie nur in Uebersetzung:

Hal. 144: „Ans S. des 'Ausil vom Volk von Raimän (^^Uj,),

Gefährte des ll und 'Attär, Knecht des Jadmurmelek und Witril

hat [dies] geweiht dem psidaN | "jiasann im Namen des Wadd

und Jeda samah und der Götter von Haram".

Hal. 150: „tl'ans S. d. Jefa'il vom Volke Raimän, Diener

des Jadmurmelek nnd Witril und !l nnd 'Attär von Ba'sän und

Haram hat dies geweiht dem nä^a« | l^DDar?: , am Tage da er

in Verehrung des Jeda'samah und ptssanu und Jadmurmelek und

Witril."

Hal. 148. „Lahm S. des Jiftahil, Vater des Habraril und Ha-

qämil und Abükarib vom Volk infisnaN weihte dem -nuiat« j i^Daanja

am Tage da er dem ^^usann das Opfer schlachtete, (s. Frey¬

tag s. V.) Becher (?) (onipn) an Zahl 50 " *).

Hal. 145. „Halakjafa S. des 'Am'abar vom Volke Härit (nin)

S . k . t . n hat geweiht dem iiyna | -jitisama in Verehrung des

■jiujann und der Götter von Haram am Tage des Jadmurmelek

und Witril", ebenso in der mir gänzlich unverständlichen Inschrift

151, wo ich nur das Opfer von dre Lämmern (Dein = Oi)y>)

Z. 9 f. erkenne.

Hal. 146. Gleichlautend mit 145, nur statt py-ns 'n steht

bnbN "a.

1) Die K ft ;y ist in den HaUvy'solien Inscliriften nicht selten ausser an den hier übersetzten Stellen (148, 2; 151, 2; 153, 2; 154, 1—2; 159, 2) noch 192, 1; 208, 2; 399, 1 (so st. TliB zu lesen). Auch ÜV Onkel findet sich ebenso gebraucht 399, 1—2; 630, 3.

6*

(24)

84 Mordlmann, Miscellen zur himjarischen AUerthumshunde.

Hal. 153. „Jadkuril S. des H . h . w . d, Vater des Madän,

vom Volk hat geweiht dem pyn j ']"'£:53na in Verehrung des

Jeda'samah und im Namen des Tit553nn und des Wadd am Tage

des Jadmurmelek und Bi attär.

Hal. 154. „Hanba§ S. des Halw, Vater des Natan [und]

§adaqjafa', vom Volk Numan, hat geweiht dem nns | ^itiDann

als etc." zum folgenden vgl. Praetorius Z. D. M. G. XXVI S. 747;

Z. 22 ff. „und da er dem [Gott] von Qabdh und Wadd ein

opferte, in Verehrung Almaqah's und des T'tssann und des Jad¬

murmelek und des Bi attär und [der Stadt] Haram und tl-

munbit etc."

Hal. 159 „ hat geweiht dem iHna[{<] | T^ujana im

Namen des 'Attär und des Wadd und Jeda samah und der Götter

von Haram und des Witril und [der Stadt] Haram".

Hal. 155, 156 und 158 sind identisch bis auf den Namen

der Gottheit, der die Stelen gesetzt sind ; die Inschriften sind zwar arg verstümmelt, doch ergänzen sie sich gegenseitig vollständig:

„'Am'änis S. des Kalb, ein Grosser von ■|nn[n]3 (vgl. d. Ztschr.

XXX S. 293, N. 15), Knecht des Witril hat [dies] geweiht dem:

155, 4: i . . at« ) „ r T

155, 5: 1 ... N I rt:5[ana) ^" «'"S^"^«" ^[""l^**

Hal. 159, 5: ■) I •)]-'t5[3ann , wahrsch. zu er¬

gänzen „im Namen der Uät-Himä und des 'Attär von Ba'sän

und der Götter von Haram und in Verehrung des Witril und

Haram".

Hal. 160 und 161: „Witril ^niT Sohn des Jadmurmelek, König

von Haram hat dies geweiht dem iiDsann".

Hal. 162, 163 und 359, 5 (letztere Inschrift aus es-Süd nennt

Z. 2 „unsere Stadt Haram", Z. 5 den König von Saba, gehört also

ihrem Charakter nach zu den sabäischen Texten von Haram) wird

puDana angerufen.

Dieser wunderliche Name muss ein Compositum sein, da es

eine semitische Wurzel UDa nicht giebt; und dies bestätigt sich

sofort, durch Vergleichung von 189, 1: Liapan7:i | niD5i | m : äy-ia

„in Verehrung des Wadd und N . k . r . h . und M . t . b . q . b . t.

(ähnlich 202, 1, wahrscheinlich auch 240, 1), letzterer Name ist,

wie der Zusammenhang ergiebt, der einer Gottheit; ein ganz ähn¬

licher ist Hal. 344, 2 aiiTsanu, allerdings sind zunächst auch diese

für uns unbekannte Grössen, deren Vergleichung indess zeigt, dass

hier Composita mit an?: vorliegen, vielleicht darf man hierfür auch

noch die Worte: | aap | na[T (Hal. 381, 2) „opferte dem

K . b . t . und dem Wadd" anführen. Ich trenne also iiusan?: in

an?: und l^a:. Was bedeutet aber dies und die beiden andern

Composita? Darüber kann ich gar keine Auskunft geben; ob der

l l Ein hiiehst interessanter Name, s. Spreuger Alta Geogr, Ar. S. 180 f.

(25)

Mordtmann, MüceUen zur himjarischen Alterthumskunde. 85

erste Theil derselben appellativ ist, oder ebenfalls ein Göttemame

ist, oder ob der zweite Theil geographische Namen enthält, dass

es also Namen wie diNb»a, piin, pi» | u. s. w. wären, die

mit der Zeit selbständig geworden sind (wogegen freilich das tiap

von 381, 2 spricht), das lasse ich noch unentschieden; denn weder

die geographischen Lexica noch die Wörterbücher geben irgend

wie den geringsten Anhaltspnnct. Klarer sehe ich in Betreff der

Epitheta, die anf iitjsara folgen, nämlich pcwaN, Tiffla«, innaN,

iiia«, ps>-nit, psti, bnb«, nfiy. Es springt in die Augen,

dass die ersten vier Composita mit a« „Vater" sind, und ich über¬

setze sie ziemlich sicher „Vater des Mitleids, des Bathes, des

Schutzes, der Gnade", Namen, deren biblischer Klang mit Recht in

Erstaunen setzt. Ein Umstand erregt mir allerdings Bedenken;

nach dem Fehlen der Mimation würde man (die Namen für sich

betrachtet) im zweiten Theil nur an Verbalformen denken. py-nJt

wird man kaum von pytn trennen wollen; was ist das zweite aber

für eine grammatische Form? Es kann nur eine Ableitung der

4. Conjugation sein, und zwar, wie ich vermuthe, von ji^c; ura das

zu übersetzen wUsste ich keinen rechten äquivalenten Ausdruck,

etwa „der Ordner, der Gott, der die Dinge lenkt"; psnJt =

^.^ijLc „Bild der Zeit", ein Ausdruck , der an das in letzter

Zeit viel besprochene hebräisch - pbönicische ID erinnert; oder ist

Jyo zu lesen? wer weiss was für ein Stück sabäischer Theologie

in diesen Ausdrücken steckt, wenn nicht vielleicht nnr die Phan¬

tasie des Auslegers diese Dinge schaut. Vgl. indess auf einer'

Palmyrenischen Inschrift bei Vogüe Inscr. Sem. S. 53 Nat: HilS

= 'Äyct&r] Tv^Tj. Soviel geht mit Sicherheit aus diesen Aus¬

drücken hervor, dass ')'<u:ana eine männliche Gottheit bezeichnet;

bnbK, wenn nicht verschrieben, kann nur ein Compositum mit bK

sein , „Gott des Schreckens" ? *) Das Wichtigste aber ist nfa» ;

dies ist offenbar das bislang vergebens gesuchte Wort, welches

in zahlreichen zusammengesetzten Eigennamen erscheint, und ge¬

wöhnlich als Abkürzung von inny genommen wird ; H. Lenormant

hat sich dagegen erklärt, wie ich aus Praetorius Beitr. 2 II. S. 2

ersehe, ohne, wie es scheint, diese Stelle gekannt zu haben; cr

zieht den aramäischen ^ny zur Vergleichung herbei, und die Laut¬

verschiebung wäre ganz regelmässig wie inny zn "iny. Allein

der Umstand, dass diese Eigennamen so zahlreich sind, erregt

gerechte Bedenken, wogegen der "inny bekanntlich am häufigsten

1) Vgl. was Freytag s. v Ä_Jy. 9 über altarabiscbe Gebräuche beim Schwören hat.

(26)

86 Mordtmann, Miscellen «ur himjarisehen Alterthumskunde.

genannt wird; ich halte das nns» in den Eigennamen wie hier, wo

es allein steht, für eine Abkürzung von Inn»; diese vollere Form

kommt bis jetzt nur in zwei Zusammensetzungen vor, nämlich

inns»ias> auf der von Levy, Gemmen und Siegel etc. nnter Nr. 5

nach Lenormant bekannt gemachten Gemme, und in dem wahr¬

scheinlich verschriebenen inn5»733t< 148, 4, vgl. bNüi^N Gen. 10, 28.

Wir wären somit berechtigt den ^-ajanM und 'Attär für ein und

dieselbe Gottheit zu halten ; es spricht nicht dagegen, wenn neben

T^tisanM auch noch Inns» angerufen wird wie eine verschiedene

Gottheit; für diesen Gebranch lassen sich Analogien aus den In¬

schriften anführen, und die Geschichte aller polytheistischen Reli¬

gionen hat Beispiele für diese zum Theil in historischer Zeit statt¬

findende Abzweigung neuer Göttergestalten aus den alten, die dann

oft in Vergessenheit gerathen; ich erinnere nur an den ägyptischen

Serapis, an Harpocrates, Harwer u. a. m., um von den Resnltaten

der indogermanischen Mythenforschung zu schweigen, Ist diese

Vermuthnng richtig, so könnte man Hal. 417, 2 uapa]nM | inn[3»

resp. T'ü3a]nM ergänzen.

pip. Hal. 4 aus Sanä Z. 2: siaftN | pip | lafnjfibN „ihren

Gott Qainän ...."; Prid. 6 = Praet. Z. D. M. G. XXVI

n. 9 „'jinSN Magd der Banü Hizfär hat [dieses] dargebracht

seinem Gotte (ifirtbN sic , wohl Versehen des Steinmetzen st.

iMünb«) Qainän, dem Herrn von Autän für ihre Erhaltung".

Praetorius' Anffassung weicht in mehren Puncten ab, aber ^sip

kann appellativ nnr „unser Knecht" bedeuten; ebensowenig kann

ich Prideaux' Deutung von piN als appellativ = i\(D"X''i '

(a. a. 0. S. 338) beitreten. Man vergleiche den hebr. pip.

pn. Der Name inniyiö Hal. 43, 1 und Inschrift von Zafär

Z. D. M. G. XIX S. 180 A. Z. 3 enthält nach der Analogie von

iöMttinsto, "m3>ia, abi<m5»io u. s.w. im zweiten Theile einen Götter¬

namen; der Name iiriMN in der soeben besprochenen Inschrift

„deren Mutter die T . w . n. ist", vgl. pbönicisch nlniläs»?:«, würde beweisen, dass ^in eine weibliche Gottheit ist.

onp I D -1 a n . Hal. 24 (Ghaimän) : | iMiiniTBi | ö5n5>a | nSa

anp I man „im Namen der Dät Ba'dän und ihres Herrn des Hagr

??

Qäch"; 29, 2 so zu lesen statt np | ü5>bn; 35, 2, 39 und 41 sind

Bruchstücke und enthalten dieselben Worte wie 24. Cruttenden

San äens. 1, 8: "un aN3[n] ! apDtt; ' d[i]72Sn | Disn | iam5>[iö | bi.

An den parallelen Stellen aus den Osiandersehen Inschriften z. B.

11, 6 steht da, wo wir hier Dnsn lesen, npub«; ich übersetze

also die angeführten Worte „und weil Sagr sie beglückt mit reich¬

lichen, gesunden- Früchten n. s. w." Was aber der Znsatz onp

bedeuten mag weiss ich nicht ; vgl. DUil | abNn . Bei Krehl

Vorisl. Rel. S. 73 finde ich: „Anf Steincultus lässt auch der bei

Ihn Doreid S. 237 , Z. 4 v. u. vorkommende Name ^^^:^\ Ou^

sehliessen". Bei Sprenger, Leben nnd Lehre des Mohammad 3, 510

1 I

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