as Gesundheitswesen muß sich prioritär am Versorgungsbe- darf des Patienten orientieren.
Für den Vorsitzenden der Kassenärzt- lichen Bundesvereinigung (KBV), Dr.
med. Winfried Schorre, ist dies die zentrale Aufgabe im „System mit den begrenzten Mitteln“. Er bekannte sich zu einer sinnvollen Mengensteuerung und zu der Notwendigkeit, das Lei- stungsangebot auf das medizinisch Notwendige zu konzentrieren. „Die Kassenärzte sind bereit und willens“, betonte der KBV-Vorsitzende, „den notwendigen Anpassungsprozeß des Systems an die Erfordernisse der Zu- kunft zu leisten, und ziehen sich nicht auf die Verteidigung ökonomischer Besitzstände zurück.“
Rahmenbedingungen mit Gestaltungsspielraum
Diese Ziele können Schorre zu- folge nur erreicht werden, wenn be- stimmte Voraussetzungen gegeben sind: akzeptable politische Rahmen- bedingungen, innerärztliche Ge- schlossenheit und eine funktionieren- de Selbstverwaltung. So forderte er die Krankenkassen erneut auf, ihren Pflichten nachzukommen. Deren Ver- weigerungshaltung habe in den ver- gangenen Monaten zu einer weitge- henden Lähmung der Selbstverwal- tung geführt. Die politischen Rahmen- bedingungen sollten Orientierung ge- ben, aber Gestaltungsspielraum bie- ten – das von der Regierungskoalition geplante Globalbudget lasse dies nicht zu (siehe DÄ, Heft 46, Seite eins).
In einem System globaler Bud- gets sieht der Vorsitzende des Verban- des der Angestellten-Krankenkassen, Herbert Rebscher, indes „gute Start-
chancen“ für die Vertragsärzte. Die Diskussion über Verteilungsfragen in- nerhalb des Budgets dürfte sich seiner Ansicht nach eher im stationären Sektor abspielen. Denn der habe selbst in Zeiten der Budgetierung massive Ausgabenüberhänge gehabt.
Bei der angestrebten Rationalität der Versorgung hätten die Vertragsärzte zugleich die Chance, die Versorgung kostengünstiger und qualitativ besser zu gestalten.
Dennoch ist nach Rebschers Überzeugung eine Strukturreform notwendig. An erster Stelle stehe das Kapazitätenproblem. Man kämpfe immer noch mit der Niederlassungs- welle, die das Gesundheitsstrukturge- setz ausgelöst habe. Es bleibe die spannende Frage, sagte er, ob die Selbstverwaltung die Kapazitäten pla- nerisch im Kollektivvertragsmodell entwickele oder dem Wettbewerb und damit dem selektiven Kontrahieren (eine Umschreibung des Begriffs
„Einkaufsmodell“) vertraue.
Einig sind sich Rebscher und Schorre darin, daß die Versorgungs- strukturen sektorenübergreifend wei- terentwickelt werden müssen. Beim Leistungsprozeß an sich gehe es um eine möglichst rationale Lösung von Patientenproblemen, sagte Rebscher.
Dazu sei ein geregeltes Verfahren zur Entwicklung und Umsetzung von Leitlinien und Standards notwendig.
Die Selbstverwaltung müsse ferner ein flächendeckendes Qualitätssiche- rungsprogramm organisieren.
Bei der anstehenden Strukturre- form bot Rebscher den Vertragsärz- ten die konstruktive Zusammenarbeit der Kassen an. Gelinge dies, könne man den stationären Sektor auch mehr als bisher auf den Prüfstand stel-
len. Dr. Sabine Glöser
A-3046 (26) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 48, 27. November 1998
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