DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
B
ei nicht-steroidalen An- tirheumatika (NSAR) sind die unerwünschten Wirkungen im Gastrointesti- naltrakt bereits an der Kine- tik der Arzneistoffe abzule- sen, sagte Professor Kay Bru- ne, Pharmakologe und Toxi- kologe der Universität Erlan- gen, in Neuss bei einem Fachpressegespräch von Beecham-Wülfing anläßlich der Medica 1989. Die als An- tirheumatikum „ideale Sub- stanz" sollte laut Professor Brune erst im entzündeten Gewebe die Prostaglandin- synthese hemmen, nicht im Magen oder Intestinum, und sie sollte auch nicht die Blut- Hirn-Schranke passieren. Sie sollte keine Toxizität zeigen, keinem substantiellen First- pass-Metabolismus und kei- ner enterohepatischen Zirku- lation unterliegen.Diesem „idealen" Anti- rheumatikum kann eine neu entwickelte Substanz nahe-
kommen: Nabumeton (Arth- raxan®), ein neues NSAR aus der Substanzklasse der Alka- none, passiert unverändert den Magen und wird aus dem Dünndarm zu etwa 90 Pro- zent resorbiert. Über das Pfortadersystem in die Leber gelangt, wird es erst hier in seinen Hauptmetaboliten 6-Methoxynaphthylessigsäure (6-MNA) transformiert, wo- bei die enterohepatische Zir- kulation entfällt.
Dies und die Tatsache, daß es sich bei Nabumeton um eine nicht-azidische lipo- phile Substanz handelt, ist nach Meinung von Dr. Peter Blower vom Beecham Medical Department London für die si- gnifikant geringere Nebenwir-
kungsrate verantwortlich.
Zwar gibt es keine Unterschie- de bei den Unpäßlichkeiten, wohl aber bei den gravieren- den unerwünschten Wirkun- gen. Die Wirksamkeit von Na- bumeton ist mit derjenigen von Naproxen vergleichbar.
„Ganz sicher eindeutig weniger Nebenwirkungen als andere NSAR" bescheinigt auch Professor Ingo Stroeh- mann dieser Substanz. Der in Bonn niedergelassene Rheu- matologe leitete eine Studie, die eine sechswöchige Thera- pie mit Nabumeton an 8865 Patienten im Alter zwischen 14 und 95 Jahren in einer Do- sierung von 500 bis 2000 mg/
die untersuchte. Zum größten Teil handelte es sich um Pa-
tienten mit Arthrosen und ex- traartikulären rheumatischen Erkrankungen. Die Studie, an der 1172 Arzte teilnahmen, ergab lediglich 4,3 Prozent Therapieabbrüche. Norma- lerweise liege die Quote bei zehn Prozent.
Als wichtigen Beweis für die Wirksamkeit der Substanz wertete Professor Rolf Miehl- ke, Sendenhorst, die Ergeb- nisse seiner Untersuchung an zwanzig Patienten mit rheu- matoider Arthritis und Knie- gelenksarthrose in den Sta- dien III und IV. Er konnte ei- ne gute Penetration des anti- rheumatisch aktiven Metabo- liten 6-MNA in Gelenk und Synovialgewebe dokumentie- ren. Und eine ausreichend hohe Dosis am Ort der Ent- zündung ist eben die Voraus- setzung, damit die Synthese von Prostaglandin, dem Hauptmediator für die Ent- zündung, gehemmt werden kann. M. Schuffels Nicht-steroidales Antirheumatikum Nabumeton
Minimiertes Risiko
für den Gastrointestinaltrakt
Stellenwert der Venentherapeutika
Über fünf Millionen Bun- desbürger sind an einer chro- nischen Veneninsuffizienz er- krankt und über eine Million an einem Ulcus cruris un- terschiedlicher Ausprägung.
Frühberentungen wegen Ve- nenleiden sind ebenso häufig wie diejenigen wegen Asthma.
bronchiale. Zahlen, die deut- lich machen, daß Venener- krankungen eine ernstzuneh- mende Volkskrankheit dar- stellen.
Die Früherkennung und ebenso die Behandlung von Venenleiden sind im An- fangsstadium relativ einfach in der Praxis durchführbar.
Aber daran fehle es noch, er- klärte M. Emter, Hannover, während eines Seminars, im Dezember 1989 von Klinge Pharma in Grönenbach ver- anstaltet.
Es ist heute möglich, mit Ultraschalldoppler, Venen- verschlußplethysmographie oder Duplexsonographie die Funktion des tiefen Venensy- stems auch ohne Phlebogra- phie zu beurteilen. Grundla-
ge der ambulanten Behand- lung ist die Kompressions- therapie. Mit der intermittie- renden Kompression kann man den Umfang eines öde- matösen Beines innerhalb ei- ner Stunde um etwa zwei Zentimeter reduzieren.
Medikamentös habe sich eine Intervalltherapie mit Venentherapeutika bewährt, z. B. mit Venostasin®. Wenn nach vier bis sechs Wochen die Therapie abgesetzt wer- de, blieben die Patienten zwei bis drei Monate beschwerde- frei. D. Berg, Ulm, empfahl eine kurzfristig hohe Dosie- rung. Diuretika sollten allen- falls initial und nur über kur- ze Zeit gegeben werden.
Venentherapeutika seien indiziert bei denjenigen Pa- tienten, die noch keine Kom- pression brauchen oder bei denen aus kardialen Gründen eine Kompression kontraindi- ziert ist. Patienten, die trotz Kompression Beschwerden haben, sollten zusätzlich me- dikamentös behandelt wer- den. Mechanische Entstau-
ungsmaßnahmen dürfen bei Entzündungen, Herzinsuffi- zienz und Thrombose nicht durchgeführt werden.
In der Dauerversorgung wird der Kompressions- strumpf eingesetzt. Aller- dings, diese Erfahrung macht jeder in der Praxis tätige Arzt: Alte Patienten und Rheumatiker können ihn selbst nicht handhaben.
Die Erhaltung der Be- schwerdefreiheit ist bei einer Erkrankung, die in siebzig bis achtzig Prozent anlagebe- dingt ist, nur durch Dauer- maßnahmen erreichbar. Da- zu gehören auch Verhaltens- regeln, „venenbewußt" zu le- ben. Hierzu hat sich neben den mehr als 1500 bisher durchgeführten Patientense- minaren die Gruppenbera- tung in der Praxis des behan- delnden Arztes bewährt. Für Ärzte, die eine solche Grup- penberatung durchführen wollen, stellt Klinge Pharma Video-Material zur Verfü- gung. Es kann angefordert werden bei: Klinge Pharma GmbH, Postfach 80 10 63, 8000 München 80,
Dr. med. Irmin Trieloff
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