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M E D I Z I N DISKUSSION/FÜR SIE REFERIERT
(60) Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 42, 18. Oktober 1996 Den Autoren ist uneinge-
schränkt für diese hervorragende empirisch gestützte Übersicht über die Häufigkeit psychischer Störun- gen in den allgemeinärztlichen Pra- xen zu danken. Es müßte jede Ärz- tin und jeden Arzt mit Sorge erfül- len, wie selten die betroffenen Pati- enten psychotherapeutisch oder psychopharmakologisch behandelt werden.
Dabei besteht zum Beispiel für die Patienten mit Alkoholproble- men in Deutschland ein engmaschi- ges stationär-ambulantes Hilfssy- stem. Über Kooperationen mit psychiatrischen und Suchtfach- Kliniken (Entgiftungs-, Motivati- ons- und Entwöhnungsbehandlung), Suchtberatungsstellen und Selbst- hilfegruppen könnten diese Patien- ten wirkungsvollen Behandlungen zugeführt werden.
In allgemeinärztlichen Praxen hat die Motivationsarbeit ausschlag- gebende Bedeutung – sowohl für die Bereitschaft zu den nächsten Schrit- ten als auch für die Konsequenz in bezug auf das Einhalten bewährter Konzepte: Neben einer fundierten Diagnostik ist bei vielen Patienten mit depressiven Störungen oder Angst-Störungen sowie mit „psy- chosomatischen“ Störungen Moti- vationsarbeit erforderlich, bevor diese Patienten, die sich zunächst oft als körperlich krank erleben, bereit sind, fachspezifische Hilfe in An- spruch zu nehmen.
Die Befunde kontrollierter Stu- dien sowie zahlreicher Anwen- dungsbeobachtungen aus der Praxis belegen, daß sich besonders bei
„psychosomatisch“ Erkrankten und zum Beispiel auch bei Kindern das autogene Training bewährt. Viele dieser Patienten können das autoge- ne Training als ersten Therapie- schritt akzeptieren. Mit der Anlei- tung zum Wahrnehmen, zum kogni-
Motivationsarbeit und Autogenes Training
tiven Neuattribuieren und zum Trai- nieren physiologischer Entspan- nungsvorgänge holen wir als Ärzte diese Patienten da ab, wo sie initial in ihrem Erleben stehen. Schritt für
Schritt, in dem Maße, in dem die Arzt-Patient-Beziehung Gestalt ge- winnt, werden psychosomatische Zusammenhänge übend verdeut- licht. Das autogene Training eignet sich zur Gestaltung des Therapieein-
stiegs in der Praxis, wobei je nach Si- tuation und Persönlichkeit des Pati- enten in der Initialphase Kombina- tionen mit Elementen der progressi- ven Relaxation oder Biofeedback- Verfahren sinnvoll und hilfreich sein können.
Kann schwerer gestörten Pati- enten hiermit nicht hinreichend ge- holfen werden, wird der Übergang in andere systematische Psycho- oder Pharmakotherapien erleichtert.
Derartige Hilfen zu einem The- rapieeinstieg sollten wir im Sinne un- serer Patienten in breitem Umfang anbieten, auch wenn die Honorie- rungssituation immer noch proble- matisch ist.
Priv.-Doz. Dr. med.
Friedhelm Stetter
Chefarzt der Oberberg-Klinik für Psychosomatische Medizin
Brede 29
32699 Extertal-Laßbruch
Zu dem Beitrag von
Prof. Dr. med. Wolfgang Maier, Prof. Dr. med. Michael Linden und
Prof. Dr. med. Norman Sartorius in Heft 18/1996
Psychische Erkrankungen in der Allgemeinpraxis
Der Autor hat auf ein Schlußwort verzichtet
Die durchschnittliche Überle- bensrate von Patienten mit einem Plasmozytom beträgt bei konventio- neller Chemotherapie bis zu drei Jahren.
Da erste Ergebnisse mit einer Hochdosis-Chemotherapie erfolg- versprechend waren, wurde in einer prospektiven randomisierten franzö- sischen Multizenterstudie bei 200 Patienten unter 65 Jahren mit bis- lang unbehandeltem Plasmozytom eine konventionelle Chemotherapie mit einer Hochdosischemotherapie und autologer Knochenmarktrans- plantation verglichen.
Die Ansprechrate (komplett und partiell) betrug in der Hochdo- sisgruppe 81 Prozent, in der konven- tionell behandelten Gruppe 57 Pro- zent.
Die krankheitsfreie Fünf-Jah- res-Überlebenswahrscheinlichkeit betrug 28 Prozent in der Hochdosis-
gruppe gegenüber 10 Prozent in der konventionell behandelten Gruppe.
Die Fünf-Jahres-Gesamtüberlebens- rate war mit 52 Prozent versus 12 Prozent ebenfalls signifikant unter- schiedlich. Die therapiebedingte Mortalitätsrate war in beiden Grup- pen gleich.
Die Leiter der Studie kommen zu der Schlußfolgerung, daß die Hochdosis-Chemotherapie, kombi- niert mit einer autologen Knochen- marktransplantation, die Ansprech- rate, die krankheitsfreie sowie die Gesamt-Überlebensrate bei Patien- ten mit einem Plasmozytom verbes-
sert. acc
Attal M et al: A prospective, randomized trial of autologous bone marrow trans- plantation and chemotherapy in multiple myeloma. N Engl J Med 1996; 335: 91–97 Dr. Attal, Service d´Hématologie, H ˆopi- tal Purpan, Place du Docteur Baylac, 31059 Toulouse, Frankreich