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Die Information:
Bericht und Meinung
„Gesundheitsforschung"
sundheits- und Krankheitsverhalten zu verändern. Dazu seien — so Na- schold — Strukturveränderungen in drei Bereichen des Gesundheitswe- sens notwendig:
> im gesundheitlichen Versor- gungsangebot „bezüglich einer kontextnahen, differenzierten, aktiv auf die Klientel zugehenden Kurativ- medizin" verbunden mit lebenslage- orientierten Präventivmaßnahmen;
> schichtenspezifische Angebote an Beratung und Information und
> Planung, Steuerung, Koordinie- rung und Kontrolle der Erfolge nach kosten-, qualitäts- und sozialmedizi- nischen Kriterien.
Die gesetzliche Krankenversiche- rung habe schon heute verschie- dene rechtlich und faktisch zuläs- sige Handlungsmöglichkeiten, de- ren mangelhafte Ausnutzung ein
„Vollzugsdefizit" deutlich machten, glaubt Naschold. Neben der Einwir- kung auf die zentralstaatliche So- zialpolitik seien fünf Instrumenten- bereiche von Bedeutung: „1. Aus- kunft, Beratung und Aufklärung der Versicherten; 2. Vermittlung und selbständige Bereitstellung von Sach- und Dienstleistungen bezüg- lich der gesundheitlichen Versor- gung . ; 3. Vermittlung und selb- ständige Bereitstellung von Dienst- leistungen zur Prävention . . . ; 4.
Aufgaben der Bedarfsermittlung, der Planung, Steuerung und Koordi- nierung entsprechender Instanzen im Gesundheitswesen mit den ande-
ren Trägern der Sozialversicherung;
5. Kontrollmöglichkeiten ... ". Um diese Betätigungsfelder der gesetzli- chen Krankenversicherung inner- halb einer leistungssteuernden Strukturpolitik durchzusetzen sei ei- ne Reform der Selbstverwaltung zur Mobilisierung der Versicherten, eine Reorganisation der Sozialverwal- tung der gesetzlichen Krankenver- sicherung sowie der Zusammen- schluß der Sozialversicherungs- träger in Arbeitsgemeinschaften nötig.
Ein weiteres wichtiges Instrument sei die „Zentralisierung und Regio- nalisierung" sozialpolitischer Maß- nahmen. Gerade der „Kommunali- sierung" komme besondere Bedeu- tung zu für ein schicht- und lebens- lageorientiertes Leistungsangebot der Krankenkassen. Naschold be- tonte, Regionalisierung solle „eine möglichst autonome Bedürfnisarti- kulation unter Bündelung der Ge- sundheitsinteressen im Raum und die Verknüpfung von Arbeit und so- zialer Lebenssphäre ermöglichen".
Konkret ließe sich diese Strategie umsetzen zum Beispiel in Selbsthil- feorganisationen von Laien und durch die Bildung von „integrierten Teams aus Ärzten und Paraprofes- sionals".
Vor der Untersuchung solcher Mo- delle gilt es aber zunächst wissen- schaftlich festzustellen, ob und wo eine Schichtzugehörigkeit die be- hauptete unterschiedliche gesund-
heitliche Versorgung begründet.
Und in dieser Frage zeigt sich, wie weit die Meinungen der Wissen- schaftler schon hinsichtlich der Me- thoden auseinandergehen. So ver- suchte Prof. Dr. Wilhelm van Eimme- ren (Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung, München) nach- zuweisen, daß sich logische Zusam- menhänge zwischen den Daten über die Häufigkeit von Krankheiten und über die Leistungen der Ärzte aus dem Datensatz der gesetzlichen Krankenversicherung nicht ablesen lassen. Er kritisierte, daß Korrelatio- nen zwischen Daten häufig in Kau- salitäten umgedeutet würden. So werde zum Beispiel nicht berück- sichtigt, daß der „Rekrutierungs- grad" von Patienten auch epidemio- logischen Gegebenheiten unterwor- fen sei. Demgegenüber leitet Prof.
Dr. Erwin Jahn, Berlin, gerade aus den Daten der Krankenversicherung die Schichtspezifität von Krankhei- ten und der Inanspruchnahme von Leistungen ab. Eine auf dem Sympo- sium verteilte Infratest-Dokumen- tation zum Einfluß von Sozialfak- toren auf das Gesundheitsverhal- ten der Bevölkerung bemerkt zur
Frage nach dem Erklärungswert sozialer Faktoren: „Solange diese Frage nicht beantwortet werden kann ... , hat die Verschwendung sozialer Faktoren ... zur Analyse von Gesundheitsverhalten des- kriptiv statistische, klassifikatori- sche Bedeutung.
Birgit Morgdnrath
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600 Heft 13 vom 26. März 1981