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Archiv "Testosteronsubstitution: Wie „therapiert“ man den alternden Mann?" (15.03.2002)

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Academic year: 2022

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ach erheblichen Geburtswehen ist es nun endlich da, das Konsensus- papier zur Testosteronsubstitu- tion beim alternden Mann: Bei An- drogenmangel-Symptomatik kann bei Blutwerten unter der Normgrenze (12 nmol/l) eine Hormonsubstitution erfol- gen. Notwendig sind Kontrollen des PSA-Werts alle drei Monate, ein- mal jährlich ein Prostata-Check-up.

Auf diesen kleinsten gemeinsamen Nenner haben sich die Interdiszi- plinäre Arbeitsgruppe „Der altern- de Mann“ der Deutschen Gesell- schaft für Andrologie, der Deut- schen Gesellschaft für Endokrino- logie und der Deutschen Gesell- schaft für Urologie geeinigt.

Prof. Wolfgang Weidner (Gie- ßen) hat das Papier bei der 13. Jah- restagung der deutschen Gesell- schaft für Andrologie bei einer ge- meinsamen Veranstaltung mit dem Informationszentrum für Sexualität und Gesundheit (www.isg-info.de) vorgestellt. Diese komplexe Ko- operation war notwendig, nachdem die Zusatzbezeichnung „Andro- logie“, die seit 1995 beantragt ist, zuerst aus Streitigkeiten um die Fachkompetenz und inzwischen aufgrund von Formalitäten von der Bundesärztekammer nicht „freige- geben“ wird – obwohl dies ganz er- heblich zur Transparenz für Patienten beitragen würde.

Der Mann ist in der Praxis zum be- gehrten „Kunden“ geworden: Androlo- gen, Urologen, Endokrinologen, Inter- nisten und selbst Gynäkologen bieten dem älteren Mann mit wohlgefülltem Portemonnaie unterschiedlich qualifi- zierte Strategien gegen das physiologi-

sche Altern an. Zu den „Hits“ auf die- ser IGEL-Liste zählt neben PSA-Test und Sexualberatung schon seit eini- gen Jahren die Hormonersatztherapie.

Dem lebhaften Interesse und der frei- zügigen Verordnung stehen hier aller- dings beschränkte Studienergebnisse

gegenüber, sowohl hinsichtlich der Fall- zahlen als auch der Langzeitfolgen. Was allerdings nichts daran ändert, dass – nicht nur – Testosteron als Bremse des Alterungsprozesses beim älteren Mann propagiert wird. Dass das Geschäft ganz offensichtlich floriert, zeigt die steigende Zahl mehr oder weniger se- riöser „Anti-Aging-Gesellschaften“.

Wochenendkurse und Fortbildungen sind ausgebucht, bezahlt wird freiwil- lig auch dann, wenn die Veranstal- tung nicht wissenschaftlich anerkannt ist und die dargebotenen „professora- len“ Empfehlungen zur Therapie oder Prävention der realen Datenlage um Jahr(zehnt)e voraus sind. Das Konsen- suspapier kommt deshalb zwar spät, aber es zeigt klar auf, welche Hormon- bestimmungen sinnvoll und welche der- zeit nicht zu empfehlen sind.

Zur Diagnostik eines Androgen- mangels sind demnach zu bestimmen das Gesamt-Testosteron und das sexual- hormonbindende Globulin (SHBG), woraus sich das freie Testosteron be- rechnen lässt. Eine Substitution sollte nur bei Unterschreitung des unteren Normwertes (12 nmol/l) und entspre- chender Symptomatik erfolgen. Als Kontraindikationen sind ein manifestes Prostatakarzinom (rektale Untersu- chung, PSA, transrektale Sonographie zur Volumetrie), ein viriles Mamma- karzinom und eine Schlafapnoe auszu- schließen.

Da mit dem Alter klinisch okkulte Prostatakarzinome ansteigen und nicht klar ist, ob diese durch Testosteron ver- mehrt manifest werden, haben sich die eher vorsichtigen Kliniker mit dreimo- natigen PSA-Kontrollen im ersten Jahr anstelle von jährlichen durchgesetzt.

Ob dies in der täglichen Praxis der oft- mals eher mutigen Niedergelassenen auf positive Resonanz stößt, darf eben- so bezweifelt werden wie die Umset- zung – nur an der Aufklärung führt jetzt kein Weg mehr vorbei. Denn nach An- gaben von Prof. Manfred Wirth (Dres- den) ist immerhin bei rund 30 Prozent der 50-jährigen und 45 Prozent der 80- jährigen Männer ein latentes Prosta- takarzinom zu erwarten.

Eine routinemäßige Analyse von Pro- laktin, Estradiol, FSH, GH oder Melato- nin wird demgegenüber derzeit nicht empfohlen. DHEA(-S) sollte nach Auf- fassung von Prof. Hermann Behre (Halle) nur bei Verdacht auf eine Ne- bennieren-Insuffizienz erhoben werden.

Hier lägen zwar epidemiologische Un- tersuchungen vor, wonach ein Mangel das Risiko kardiovaskulärer Erkrankun- gen steigern könnte; der Beweis für ei- nen positiven Einfluss der Substitution fehle jedoch. Dr. Renate Leinmüller P O L I T I K

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A690 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 11½½½½15. März 2002

Testosteronsubstitution

Wie „therapiert“ man den alternden Mann?

Ein Konsensuspapier, das auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Andrologie vorgestellt wurde, zeigt auf, welche Hormonbestimmungen nicht zu empfehlen sind.

Immer mehr „Anti-Aging-Gesellschaften“ haben den Mann als „Kunden“ im Visier.

Medizinreport

Foto: Schering/Livingbridges 1/2001

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