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Archiv "Elternzeit statt Erziehungsurlaub" (15.06.2001)

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ehr Spielraum für Väter“ heißt eine Kampagne des Bundesfami- lienministeriums, die seit Anfang März läuft. Sie soll junge Väter zu Er- ziehungsurlaub und Teilzeitarbeit er- muntern. Anzeigen und Werbespots in Zeitschriften, im Kino und Fernsehen werben für das neue Bundeserzie- hungsgeldgesetz, das zum 1. Januar 2001 in Kraft getreten ist. Der nur als Pappfigur dargestellte Vater im Kinder- zimmer oder in anderen alltäglichen Si- tuationen bildet zusammen mit dem Slogan „Wäre es nicht schön, wirklich dabei zu sein?“ das Hauptmotiv der Aktion.

Papa ante portas – auf dem Weg zu einem neuen Väterbild? Diese Frage versuchten Teilnehmer einer Podiums- diskussion der Friedrich-Ebert-Stiftung Anfang April zu beantworten. Bei ei- nem herrschenden Patriarchat und ei- nem perfektionistischen Bild der Mut- ter- und Vaterrolle seit mehr als 150 Jahren müsse der Weg zu einem neuen Vaterbild auch über das Mutterbild ge- hen, meinte Rainer Volz vom Sozialwis- senschaftlichen Institut der evangeli- schen Kirche Deutschlands. Ein neues Männerbild liege möglicherweise zwi- schen dem „tough guy“-Typ und dem

„Softie“ der Achtziger, wo „weniger Mann ist mehr Mensch“ noch als Pa- role gegolten habe. Es sei auch zu be- denken, dass einem Hausmann von vie- len anderen Männern unterstellt werde, erläuterte der Referent, er sei ein

„Weichei“. In der Vorstellungswelt vie- ler Männer rückten Hausmänner zu- dem näher an die Homosexualität, ver- mutete Volz.

Der Schauspieler Rainer Hunold, selbst Adoptivvater von zwei kleinen Kindern, fand sich beim Abholen des Kindes von der Schule (wörtlich) „al- lein unter schnatternden Müttern“: feh- lende Gesprächsthemen oder ein echtes

Integrationsproblem? Der größere Komfort für die Familie durch das mei- stens höhere Einkommen des Mannes sei für viele eine Entscheidungshilfe bei der Frage, wer zunächst zu Hause blei- be, wie sie es auch für ihn und seine Frau gewesen sei.

Gisela Erler, Familienforscherin und Unternehmensberaterin von pme Fa- milienservice Berlin, sagte, die Türen für die Männer würden noch aufgehen.

Keine Karriere würde durch teilweises Fortbleiben beschädigt, aber eine Ver- zögerung müsse man(n) in Kauf neh- men. Allerdings würden 70 Prozent der Männer ohnedies nicht am Arbeitsplatz aufsteigen, meinte sie.

Mehr Flexibilität der Arbeitszeit- organisation forderte Dr. Christoph Zschocke, Bundesvorsitzender des Bun- desverbandes Junger Unternehmer. Für ihn stelle sich die Frage, wer denn heu- te überhaupt Verantwortung tragen oder für Kinder zurückstecken wolle.

Die Selbstverwirklichung gehe doch in vielen Fällen vor.

Es seien keine weiteren teuren Ma- nagerseminare nötig, Kompetenz kön- ne man(n) auch zu Hause mit den Kin- dern erwerben, erklärte Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin für Fami- lie, Senioren, Frauen und Jugend. Väter wollten keine Randfiguren mehr sein.

Sie hofft, dass die Vereinbarkeit von Fa- milie und Beruf in der Zukunft selbst- verständlich sein werde.

Ministerium für Geschlechts- und Generationenfragen

Fragen und Anmerkungen aus dem Pu- blikum zeigten, dass dieses Thema viele Aspekte hat. So meldeten sich Väter zu Wort, die seit Jahren bemüht sind, ihre Kinder überhaupt sehen zu dürfen.

Auch die Kritik, dass im Namen des Mi- nisteriums, das die Kampagne startete, die Väter fehlen würden, entbehrt nicht jeder Grundlage. Der Bremer Soziologe Prof. Dr. Gerhard Amendt forderte kürzlich die Umwandlung des Familien- ministeriums in ein Bundesministerium für Geschlechter- und Generationenfra- gen. In diesem Ministerium sollen nach Ansicht von Amendt alle Konfliktlagen zusammengefasst werden, die Männer wie Frauen daran hindern, sich im priva- ten und öffentlichen Leben in gegensei- tiger Anerkennung zu begegnen.

Kann die Kampagne des Bundesmini- steriums die in sie gesetzten Ansprüche überhaupt erfüllen? Berechtigt ist sie zu- mindest, denn nur 1,5 Prozent der Väter haben in den vergangenen Jahren die bestehende gesetzliche Regelung des Erziehungsurlaubs genutzt. Bleibt die Frage, ob der Bildschirmschoner zum Herunterladen (www.mehr-spielraum- fuer-vaeter.de) die Väter am Arbeits- platz wirklich überzeugt oder ob der Pappkamerad lächelnd alleine zu Hause bei Kind und Mutter bleibt. Leitbilder zu suchen ist eine Sache, uralte Rollen aufzubrechen eine andere. Mark Krüger P O L I T I K

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A1594 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 24½½½½15. Juni 2001

Elternzeit

Papa ante portas

Eine Kampagne des Bundesfamilienministeriums wirbt für das neue Bundes-Erziehungsgeld-Gesetz.

Elternzeit statt Erziehungsurlaub

Für Eltern von Kindern des Jahrgan- ges 2001 und jünger wird aus Erzie- hungsurlaub Elternzeit; für Eltern von älteren Kindern gilt die alte Re- gelung weiter. In Betrieben mit mehr als 15 Beschäftigten muss der Arbeit- geber nach dem neuen Gesetz in der Elternzeit auch Teilzeitarbeit bis zu 30 Stunden pro Woche ermöglichen, auch wenn schon Ersatz eingestellt wurde. Dieses war vorher nur eine Kann-Regelung. Jetzt kann der Ar- beitgeber den Anspruch auf Teil- zeitarbeit nur ablehnen, wenn dem

„dringliche betriebliche Gründe“

entgegenstehen. Dies muss er jedoch plausibel begründen. Drei Jahre kann die neue Elternzeit dauern, in Absprache mit dem Arbeitgeber auf bis zu acht Jahre verteilt. Eltern, die sich auf ein Jahr Elternzeit be- schränken, erhalten ein um 300 DM höheres Erziehungsgeld als Eltern, die zwei oder drei Jahre aussetzen.

Während der Elternzeit besteht Kün- digungsschutz.

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