Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Diagnose
arteriovenöser Malformationen des Gehirns
mit Radionukliden
Eineinhalb bis vier Prozent der in- trakraniellen Tumoren sind arterio- venöse Malformationen (AVM). Ei- ner von zwölf Patienten mit Sub- arachnoidalblutungen hat eine AVM — bei 25 Patienten mit gesi- cherter Hirn-AVM (18 Männer, sie- ben Frauen) wurden zunächst Hirn- szintigramme 30 bis 90 Minuten nach intravenöser Injektion von 10 bis 15 mCi "mTc Pertechnetat angefer- tigt. Elf Patienten wurden der „Nu- klidangiographie" unterzogen, zum Beispiel wenn bei Subarachnoidal- blutung eine Gefäßläsion vermutet wurde. Mit der Szintillationskamera stellte man dabei nach Schnellin- jektion des Radionuklids in Dreise- kundenabständen Szintiphotogram- me her und verglich Erscheinen und Verschwinden des Radionu- klidbolus in den beiden Hirnhälf- ten. Kurz nach der Isotopenstudie erfolgten gewöhnlich Zerebralan- giographien der betroffenen Seite.
Hirnszintigramm, Nuklidangiogramm und Karotisarteriogramm wurden miteinander verglichen — 23 von 25 AVM wurden szintigraphisch am selben Ort identifiziert, an dem sie sich auch arteriographisch dar- stellten. Die kleinste hatte einen Durchmesser von einem Zentime- ter. Die beiden szintigraphisch nicht erkannten waren kleiner und ohne große Ablußvenen. Unregelmä-
ßige Form des „heißen Bezirkes"
spricht bei zentraler Lokalisation mehr für AVM als für einen Tumor.
Die Nuklidangiogramme zeigten in allen elf Fällen einen abnormen asymmetrischen Flow, zehnmal be- obachtete man am Ort der Malfor- mation eine frühzeitige Anreiche- rung und danach einen raschen Washout. Die unregelmäßige Form der größeren Veränderungen und die durch den venösen Abfluß be- dingten „Auswüchse" bei kleinen Läsionen sind die nützlichsten dia- gnostischen Hinweise auf eine AVM. Ihre Kombination mit früher
Anreicherung und schnellem Wash- out im Nuklidangiogramm macht ihre Diagnose noch wahrscheinli- cher. Bei gefäßreichen Tumoren, die manchmal ebenfalls rasche Ak- tivitätsanreicherung zeigen, geht der Washout nicht annähernd so rasch vor sich. Außerdem haben sie nur selten diese unregelmäßig geschlängelte, mit Auswüchsen versehene Form. Pz
Landman, S., u. Ross, P.:
Radionuclides in the Diagnosis of Arterio- venous Malformations of the Brain Radiology 108 (1973) 635-639
(Department of Radiology University of Ro- chester Medical Center Rochester, N.Y.
14642)
Nahtgranulome als Ursache des
Postcholezystektomie- Syndroms
Bei einer wegen Cholezystolithia- sis cholezystektomierten 40jährigen Patientin, bei der präoperativ der Hepatocholedochus röntgenolo- gisch normal war, kam es drei Jah- re später zu erneuten Koliken. Es fanden sich bei der intravenösen Cholangiographie stark dilatierte große Gallenwege und im Bereich der Zystikuseinmündung mehrere unscharfe hufeisenförmige Fül- lungsdefekte, die nicht das gesam- te Lumen des Hepatocholedochus ausfüllten. Bei der anschließenden Operation wurde aus dem Chole- dochus ein zwei Zentimeter langer, salzinkrustierter Seidenfaden ent- fernt. Die Nahtgranulome zeigen sich im Röntgenbild, ähnlich nicht- schattengebenden Konkrementen, als Aufhellungen. Sie unterschei- den sich aber von Gallensteinen durch ihre hufeisen- oder knack- wurstartige Form, auf der einen Seite breit der Wand aufsitzend und auf der anderen Seite ins Lu- men des Choledochus hineinra- gend. Ihre Lokalisation bleibt bei wiederholten Röntgenuntersuchun- gen konstant. Pz
Kovarik, V., Hrdina, R., u. Kvasnicka, J.:
Nahtgranulome als Ursache des Postchole- zystektomie-Synd roms
Fortschr. Röntgenstr. 119 (1973) 766-767 (Röntgenabteilung des Krankenhauses, Na sadech 564, 38301 Prachatice/CSSR)
Mann. Wenn bei Knaben keine Te- stikel palpiert werden können, liegt entweder eine Anorchie oder ein doppelseitiger Kryptorchismus vor.
Beide Anomalien werden in glei- cher Häufigkeit beobachtet.
Operative Behandlung
Die operative Behandlung des Ho- denhochstands verlangt eine große chirurgische Erfahrung.
Die Operation wird dann nötig, wenn mit der ersten oder späte- stens mit einer zweiten HCG-Kur kein ausreichender Deszensus er- zielt wurde. Gelingt trotz hoher Mo- bilisierung des Gefäßstranges die Verlagerung des Hodens nicht, soll sie nach einem Intervall von sechs Monaten durch eine zweite Ope- ration erneut versucht werden.
Wenn es bei doppelseitigem Ho- denhochstand nicht gelingt, die Hoden definitiv in das Skrotum zu verlagern, dann ist keine Orchidek- tomie angezeigt, denn das Risiko einer malignen Entartung ist ge- ring. Von dieser Regel sind ei- nige gonosomale Chromosomopa- hien mit Hodenhochstand ausge- nommen. Bei ihnen ist die Gonado- blastomrate hoch. Wenn bei ein- seitigem Hodenhochstand die Ver- lagerung ins Skrotum unmöglich ist, wird die Orchidektomie emp- fohlen.
Kontrolluntersuchung bei Neugeborenen
Die Vorsorgeuntersuchungen se- hen die Kontrolle des Genitales bei jedem Neugeborenen vor. In jedem Fall von Maldeszensus muß die Mutter auf die Wichtigkeit von Kon- trolluntersuchungen und Frühbe- handlung aufmerksam gemacht werden. Selbst bei guter ärztlicher Überwachung können gelegentlich Fälle von Hodenhochstand der rechtzeitigen Erkennung entgehen.
Daher sollten alle Eltern im Rah- men der gesundheitlichen Volksbe- lehrung über die Bedeutung des Hodenhochstands und über die Notwendigkeit der Frühbehandlung unterrichtet werden. IHF
FÜR SIE GELESEN Hodenhochstand
2338 Heft 31 vom 1. August 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT