Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 10|
11. März 2011 A 535 Unter dem vielversprechendenletztlich jedoch irreleitenden Titel
„Philosophie der Medizin“ stellt der Autor Meyer-Abich eine „Naturphi- losophie“ der Medizin vor, die – ba- sierend auf seinen Konzept der „na- türlichen Mitwelt“ und beeinflusst von Viktor von Weizsäckers Gedan- ken zum anthropologisch geprägten Selbstverständnis der Medizin – an eine psychosomatische Ausrichtung der Medizin appelliert.
Dem Leser werden ausgedehnte Einblicke in die Geschichte der Me- dizin geboten; thematisiert wird un- ter anderem das Kennzeichen des dualistischen Menschenbildes – die Trennung von Körper und Seele – das bekanntlich seit Descartes die medizinischen Behandlungs- und Wissenschaftsansätze prägt. In aller Deutlichkeit werden die Konse- quenzen auf gesellschaftlicher und individueller Ebene aufgezeigt.
Demnach entspricht das Verständ- nis der heutigen Medizin als ange- wandte Naturwissenschaft vor- nehmlich einer Krankheitsmedizin, die eine angemessene Gesundheits- prophylaxe nicht in den Blick nimmt. Es wird auf den „Sinnhori- zont von Krankheit“ hingewiesen;
PHILOSOPHIE
Mangelnde Überzeugungskraft
die pauschalierende und wiederholt vorgetragene These, der Mensch trage Schuld an seiner Erkrankung, wirkt jedoch eigentümlich überzo-
gen und redet in der Konsequenz ei- nem starken ärztlichen Paternalis- mus das Wort.
Die in diesem Buch vorgestell- ten Kausalzusammenhänge halten häufig der kritischen Prüfung, die für fundierte wissenschaftliche Er- kenntnisgewinnung unabdingbar ist, nicht stand, da sie mehrfach von Prämissen ausgehen, die allgemein kaum teilbar sind. Der Beitrag ver- mag nicht über eine umfangreiche Darstellung philosophischer Ge- dankengänge und historisch über- lieferter Kasuistiken hinauszuge- hen, die von persönlichen Erfah- rungen und Intuitionen des Autors ergänzt werden. So mangelt es der vom Autor bezogenen Position ge- rade durch die parteiliche Vehe- menz der Präsentation an Überzeu- gungskraft. Dorothee Dörr Klaus Michael Meyer-Abich: Was es be deutet,
gesund zu sein. Philosophie der Medizin.
Carl Hanser Verlag, München 2010, 640 Seiten, gebunden, mit Schutzumschlag, 29,90 Euro
Medizin/Naturwissenschaft
Robert Pelberg, Wojciech Mazur: Vascular CT Angiogra- phy Manual. Springer, London Limited 2011, 395 Seiten, Softcover, 53,45 Euro
Torsten B. Möller, Emil Reif: Taschenatlas Röntgen - anatomie. 4. Auflage. Thieme, Stuttgart, New York 2011, 391 Seiten, kartoniert, 39,95 Euro
Johannes Schröder, Johannes Pantel: Die leichte kogni- tive Beeinträchtigung. Klinik, Diagnostik, Therapie und Prävention im Vorfeld der Alzheimer-Demenz. Schattauer, Stuttgart 2011, 247 Seiten, kartoniert, 39,95 Euro
Axel Heidenreich (Hrsg): Die Hormontherapie beim me- tastasierten Prostatakarzinom – Ein Ratgeber mit Fall- beispielen. UNI-MED Science. UNI-MED Verlag, Bremen 2010, 96 Seiten, Hardcover, 16,80 Euro