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Materialistische Menschen-bilder in der Medizin und der Bedarf an Philosophie

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676 Bayerisches Ärzteblatt 11/2007

Varia

Materialistische Menschen- bilder in der Medizin und der Bedarf an Philosophie

Zum Artikel von Professor Dr. Dr. Dr. Felix Tretter in Heft 2/2007, Seite 99.

In seinem Beitrag geißelt Tretter die Ökono- misierung der Medizin und kritisiert das Ein- dringen eindimensionaler, materialistischer, mechanistischer und deterministischer Men- schenbilder. Beispielhaft führt er die – seiner Ansicht nach wohl unselige – Diskussion um die Frage auf, ob wir Menschen einen freien Willen haben oder letztlich unbewusst Ent- scheidungen fällen. Als Patentrezept gegen letztere Auffassung empfiehlt er eine grundle- gende Revitalisierung der Philosophie und de- ren Wiedereinzug in akademisch-medizinische Lehrinhalte.

Leider ist sein eigenes Votum in höchstem Ma- ße dogmatisch und damit unphilosophisch. Er grenzt nämlich eine philosophische Position aus, ohne diese argumentativ zu widerlegen.

Nicht einmal im Ansatz ist in dem ganzen Bei- trag eine „philosophische“ Kritik an Positionen wie dem Materialismus oder Determinismus zu finden; vielmehr werden diese Positionen mit floskelhaften Adjektiven („eindimensional“,

„mechanistisch“) abgewertet.

Das man aber einige Dinge auch anders se- hen kann, sei am Beispiel des oft zu Unrecht schlecht beleumdeten Begriffes Determinismus belegt: Die bei Tretter wohl zugrunde liegende

Vorstellung, praktisch gelebter Determinismus bedeute eine Maschinenwelt, in der Roboter nach Programmierung mit oder gegeneinan- der agieren, ist naiv: Determinismus besagt lediglich, dass alle Ereignisse im Universum verursacht und erklärbar und damit im Prinzip vorhersagbar sind. Häufig wird Deterministen angelastet, sie würden alles als vorbestimmt bezeichnen, was insofern unzutreffend ist, als dies Dinge voraussetzen würde, die wissen- schaftlicher Erfahrung unzugänglich sind.

Philosophie betreiben bedeutet – wie es ein uns allen bekannter großer Philosoph betonte – sich seines eigenen Verstandes zu bedienen.

Die Abwertung konträrer Positionen ohne de- ren argumentative Widerlegung gehört nicht dazu.

Dr. Martin Klein, Facharzt für Neurologie, 97070 Würzburg

Bericht über die saisonale Influenzaüberwachung 2006/07 in Bayern

Zum Titelthema von Dr. Hartmut Campe, Dr. Margot Bayer, MUDR. (CS) Ludmila Naumann und Dr. Andreas Sing in Heft 10/2007, Seite 542 ff.

Dieser Artikel zeigt dankenswert das Dilemma der Diagnostik der Influenza auf. Das Baye- rische Landesamt für Gesundheit und Lebens- mittelsicherheit erstellt interessante Stati- stiken, die sechs Monate später bestätigen, was

wir pro Kalenderwoche in den Praxen für Influ- enzapatienten hatten: Die Hauptvektoren sind die Kinder, die sehr oft untypische Verläufe zeigen.

Für uns Kollegen in der Praxis und erst recht für die Patienten ist wesentlich wichtiger, eine praktikable Strategie für die Versorgung und Aufklärung der Bevölkerung zu entwickeln für die allfällige Influenzasaison:

1. Die Impfstoffversorgung verspricht wieder Engpässe.

2. Die Diagnostik auf Grund der Symptome ist extrem unsicher, wie der hohe Prozentsatz nicht bestätigter Verdachtsfälle zeigt.

3. Für eine akzeptable Diagnostik mittels Schnelltest bleibt lediglich das IGELn da er durch die GKV nicht vergütet wird.

4. Diese Sofortdiagnostik ist entscheidend für die Soforttherapie mit Neuraminidase- hemmern. Sie haben 48 Stunden nach Erst- symptomatik keine Wirkung mehr, sondern erhöhen dann lediglich die Gefahr der Resi- stenzentwicklung.

5. Die Arzneimittelkommission hat bindend wegen angeblicher Wirkungslosigkeit ent- schieden, dass die Neuraminidasehemmer im Regelfall nicht mehr zu Lasten der GKV verordnet werden dürfen. Auch hier: Selbst- zahlerleistung.

Ein Schelm der Schlechtes dabei denkt.

Dr. Rolf Ullner, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Facharzt für Psychothera- peutische Medizin, 84405 Dorfen

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