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Nägeli, W. (1952). Aufastungsversuche in gleichaltrigen Nadelholzbeständen des schweizerischen Mittellandes. In H. Burger (Ed.), Mitteilungen der Schweizerischen Anstalt für das Forstliche Versuchswesen: Vol. 28. Mitteilungen der Schweizerischen Anstalt

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Aufastungsversuche

in gleichaltrigen Nadelholzbeständen des schweizerischen Mittellandes

Von W. Nägeli, Forstingenieur

Einleitung

Ueber di'e Aufastung der Waldbäume ist schon sehr viel geschrieben wor,den. Wohl kaum eine andere waldbauliche Maßnahme wurde so stark von Modeströmungen beein- flußt, wobei von wärmster Empfehlung bis zu strikter Ablehnung alle Nuancen vertre- ten waren. Diese verschiedenartige Beurteilung der Aufastung erklärt sich weitgehend aus dem Umstand, daß die Art der Ausführung von ausschlaggebender Bedeutung für den Erfolg ist. Es gab Zeiten, in denen die forstliche Welt geradezu von einer Astungs- manie erfaßt wurde, wobei man oft in unverantwortlicher und gedankenloser Weise in das Bestandesleben eingriff. Die nachteiligen Folgen einer solchen, mißverstandenen Wa1'dpflege konnten nichf übersehen werden und führten naturgemäß zu einem Rück- schlag und :mr allgemeinen Verpönung einer an sich gerechtfertigten Maßnahme.

Es ist ein unbestreitbares Verdienst von, Mayer - Wege 1 in, in seinem 1936 erschienenen Buche über «Aestung» ( 48) all unser bisheriges Schrifttum über die Auf- astung gesammelt und kritisch bearbeitet zu 'haben. Diese Publikation darf als Stan- dardwerk betrachtet werden. Sie vermittelt uns auf 165 Seiten Text alles Wissenswerte zum Thema Astung. Das zugehörige Literaturverzeichnis enthält dabei nicht weniger als 379 einschlägige Arbeiten.

Für die unmittelbaren Bedürfnisse der Praxis hat Mayer - Wege 1 in die wichtigsten Erkenntnisse seiner . Studien unter dem Titel «'Das Aufästen der Wald- bäume, Grundsätze und Regeln» zusammengefaßt. Dieser Leitfaden erschien 1937 in erster, bereits 1938 in zweiter und 1952 in dritter Auflage ( 49).

Es erübrigt sich ,daher in der vorliegenden Untersuchung näher auf das Gesamt- problem der Astung einzutreten. Wer sich besonders dafür interessiert , möge zu den obgenannten Wetken greifen.

Wenn man sich im Chaos der Astungsliteratur zurechtfinden ~ill, muß man sich stets vor Augen -halten, daß die Astung zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Gegenden oft zu sehr verschiedenartigen Zwecken betrieben wurde. Im folgenden seien nur die wichtigsten der von Mayer - Wege 1 in ( 48) genannten Astungsziele aufgeführt. Einmal kann es sich dabei lediglich um die Gewinnung von Forsterzeug- nissen, wie Astholz, Stal1streu, Futterlaub oder Schmuck- und Besenreisig handeln.

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In gewissen Zeitepochen sah man in der Aufastung hauptsächlich ein geeignetes Mittel zur Verbesserung des Baumwuchses hinsichtlich Kronenausformung, Schaftform, Schaftlänge, Vollholzigkeit und Höhenwachstum. Auch die Pflege von Bestand und Boden war häufig Hauptziel der Astung, z.B. als Auflockerung des Kronendaches über

J

ungwüchsen, als Mittel zur Erhaltung des Nebenbestandes oder zur Verbesserung der Bodeneigenschaften durch vermehrte Wärmezufuhr und Reisigdüngung. Aufastung wurde aber auch angewandt zur Verminderung der Waldbrandgefahr oder zur Er- leichterung der Holzhauerei.

Erst verhältnismäßig spät wurde mit der Aufastung eine Verbesserung der Holz- qualität, d. h. die Erziehung astfreien, geradfaserigen Holzes angestrebt. Heute ist dies unser vornehmlichstes Astungsziel, das auch bei den vorliegenden Untersuchungen im Vordergrund steht. Es mag von Interesse sein, in einem besonderen Abschnitt kurz auf die Entwicklung und den Wandel des Astungsproblems in der Schweiz einzutreten.

Mayer -Wege 1 in weist auch mit Nachdruck darauf hin, daß Aufastung eine ausgezeichnete, werterzeugende Maßnahme zur Arbeitsbeschaffung in Krisenzeiten sein kann.

Nähere Angaben über die von der Versuchsanstalt, auf Anregungen aus der Praxis hin, eingerichteten Astungs-Versuchsflächen sollen an anderer Stelle folgen. Die äl- tP-ste dieser Versuchsflächen steht nun seit 23 Jahren, die jüngste seit 10 Jahren im Betrieb. Diese Zeitspannen sind natürlich viel zu kurz, um jetzt schon ein abschließen- des Urteil über den Erfolg ·der Aufastung, namentlich in finanzieller Hinsicht, zu ge- statten. Dagegen schien es angezeigt, heute schon eine Darstellung der bisher überseh- baren Verhältnisse zu geben; einmal um damit der Praxis zu dienen, und sodann, um während des weiteren Verlaufes der Untersuchung eine Beurteilung der Ausgangslage zu erleichtern. Dabei soll hauptsächlich eine Bestandesanalyse in astungstechnischer Hinsicht ·durchgeführt werden, um damit einen tieferen Einblick in ·die Astungsbereit- schaft der Bestände zu erlangen. Da aber vorläufig nur für ,die Fichte, in geringerem Umfange auch für die Tanne, ein größeres Material vorliegt, werden hier nur diese beiden Holzarten behandelt.

Die angestrebte Astungshöhe ist vielfach bereits erreicht. Es dürfte sich inskünftig hauptsächlich darum handeln, die Versuche als Ertragsflächen we'iterzufüthren, um den Kontakt während ·der Jahrzehnte nicht zu verlieren, die es dauern wird, bis der endgültige Astungserfolg auf der Säge untersucht werden kann.

Aufastung ist eine sehr kostspielige Angelegenheit. Sie wird sich nur da lohnen, wo günstige Zuwachsverhältnisse die Bildung eines genügend breiten, astfreien Holzman- tels verbürgen und wo die zu erwartenden , veredelten Ernteprodukte dereinst einer sinngemäßen Verwendung zugeführt werden können. In vollem Umfange wird dies nur auf den besseren Starrdorten des Mittellandes möglich sein, weshalb man sich bei der Anlage von eigentlichen Astungsversuc'hsflächen auf diese Gebiete beschränkte.

All denen, die in irgend einer Form am Zustandekommen der vorliegen1den Arbeit mitgewirkt haben, sei hiermit der herzlidhste Dank ausgesprochen. Dieser gilt insbe- sondere den Waldbesitzern, sowie den zuständigen Forstbeamten, aber auch dem ge- samten daran beteiligten Personal der Versuchsanstalt.

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1. Entwicklung des Astungsproblems in der Sc~weiz

Nach Mayer - Wege 1 in ( 48) können wir in der Geschichte der Aufastung folgende Phasen unterscheiden:

Bereits gegen Ende des 18. J,ahrhunderts erlebte die deutsche Forstwirtschaft eine erste, große «Astungswelle» ., von der M a y 1889 in seiner Geschichte der Aufastungs- technik und Aufastunglehre ( 47) sagt, daß niemals mehr geastet worden sei, als in den Zeiten des holzgerechten Jägertums, ·daß aber auch niemals schlechter geastet worden sei, als in jener Zeit. Die Folgen dieser oft wahllosen und übertriebenen Asterei führ- ten notwendigerweise zu einem Rückschlag. In den ersten 6 Jahrzehnten des 19. Jahr- hunderts wurde denn auc'h in Deutschland sehr wenig geastet; abgesehen von einigen lokalen Zentren, in denen besondere, verfeinerte Astungsverfahz:en entwickelt wurden.

Eine zweite, große Astungsperiode ist ·dagegen von etwa 1860 bis 1890 festzustellen, bei welcher eine gesteigerte Umstellung von Brennholz- zu Nutzholzerzeugung mit- gewirkt haben mag. Vor allem aber dürften die Schriften von N ö r d 1 i n g e r ( 52), De Courval (20), Des Cars (21) urrd Alers (1,2) derAufastungeinen starken Impuls verliehen haben. Nicht nur die Praxis, sondern auch die Forschung griff die Astungsfrage auf, und zahlreiche Publikationen und Diskussionen an Forstversamm- lungen zeugen davon, daß diese zu einem brennenden Zeitproblem geworden war.

Um so auffallender erscheint die Tiatsache, daß auf diese Blütezeit ·der Aufastung wiederum ein scharfer Rückschlag folgte, von dem Mayer - Wege 1 in sagt «·daß in den auf die 2. Aestungswelle folgenden 3 Jahrzehnten so gut wie gar nicht mehr ge- ästet wurde, und daß die deutsche Forstwirtschaft eine eben noch auf das leb'hafteste behandelte Frage von heute auf morgen völlig beiseite legte» ( 48). Kien i t z, der in den 1870er Jahren selbst zahlreiche Astungsversuche einleitete und deren Ergebnisse 1928 in einer sehr beachtenswerten Publikation (38) zusammenstellte, bemerkt zu die- ser völligen Preisgabe der kstung: «Die Hauptschulid fiel wohl den vielfachen Ueber- treibungen der Fanatiker zu und der Oberflächlichkeit der andern, welche die durch grobe Ausschreitungen verursachten Schäden auch auf die vorsichtigen Ausführungen der Maßregel übertrugen.» Mayer -Wege 1 in ( 48) selbst macht hiefür in erster Linie die Zuwendung der forstlichen Interessen auf andere, besonders dringliche Pro- bleme und die «trotz aHer wissenschaftlichen Untersuchungen immer noch verbliebene starke Unsicherheit über die wirklichen Auswirkungen ·der Aestung» verantwortlich.

Nach dieser jahrzehntelangen Ruhepause begann um 1920 herum ·die dritte Astungs- welle, die sich neben der praktischen Ausübung der Astung in einem gewaltigen zahlen- mäßigen Anschwellen der Publikationen hierüber äußert.

Ganz zweifellos haben sich diese charakteristischen Wechsel in ·der Auffassung ·des Astungsproblems in Deutschland auch auf die Geschichte der Aufastung in ·der Schweiz ausgewirkt. Die forstliche Literatur gibt hierüber allerdings nur ein sehr lückenhaftes Bild. Die erste Astungswelle im 18. Jahrhundert dürfte bei uns in einer Preisfrage zum Ausdruck kommen, die 1776 von der «physikalischen Gesellschaft in Zürich» gestellt wurde. Diese hatte folgenden Wortlaut: «Ob man das Holz überhaupt, oder besondere

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Gattungen desselben, unberührt solle aufwachsen lassen oder aber dasselbige aus- stücken oder schneiteln, wie bald, zu welcher Jahreszeit, auf welche Art, mit was für Instrumenten und mit welcher Vorsicht dies anzustellen seye ?» Diese Fragestellung mutet also ganz modern an und der erste Preisträger, Bannwart Heinrich Götschi von Oberrieden, machte über die Aufastung auch schon sehr bestimmte Angaben, die auf praktische Erfahrung schließen lassen ( vgl. G r o ß man n , 27). Es sei in diesem Zusammenhang auch daran erinnert, daß sich bei der großen Dürsrütitanne deutliche Spuren einer 1777 erfolgten Aufastung nachweisen ließen ( vgl. B u r g e r, 14).

Um so erstaunlicher ist es daher, daß weder Kasthofer noch Zschokke die Astungs- frage erwähnen. Daraus darf sicher keineswegs geschlossen werden, daß zu Anfang des 19. Jahrhunderts überhaupt nicht mehr geastet wurde; nur ist die Literatur hierüber äußerst spärlich. So hatte z.B., nach M a y ( 47), Ad o 1 f von G r e y erz, als Forstverwalter der Stadt Biel, wohin er 1839 gev,,ählt wurde, «viele Aufastungsversuche an Nadelholz, sowie an Eichen ausgeführt, die von gutem Erfolg begleitet waren».

Das Thema «Aufastungen» figuriert auch als Programmpunkt der von W a 1 o v o n G r e y erz 1847 in Lenzburg eröffneten Waldbauschule ( 69) und gelangte in den folgenden Jahrgängen des «Schweizerischen Forst-Journals» und später in der

«Schweizerischen Zeitschrift für das Forstwesen» wiederholt zur Sprache

1860 wurde als erstes Vortragsthema für die Versammlung des schweizerischen Forstvereins in Zofingen die Frage gewählt: « Welche Erfahrungen liegen vor über das Aufästen der Waldbäume, unter welchen Umständen und in welcher Art wirkt dasselbe nützlich oder schädlich?» Der Referent, W a 1 o von G r e y erz, stellt in erster Linie fest: «Aufastungen sind nur da vorzunehmen, wo wirtschaftliche Zwecke damit verbunden werden wollen, nicht aber dafür, um Holz zu gewinnen. Die Aufastungen sind also anzuwenden bei Oberständern im Mittelwald, bei Besamungsschlägen und bei un- gleich bestockten Beständen an den dominierenden Stämmen; bei Durchforstung junger Bestände nur so weit, als dies für die Cirkulation der Holzmacher erforderlich ist.»

( 72). Im gleichen Jahr erschien auch ein Artikel von J. de B r e s c y , welcher die gleiche Auffassung wie von Greyerz vertritt (9).

Aus diesen Publikationen geht deutlich hervor, daß damals die Aufastung der Ober- ständer in den Mittelwäldern als vornehmlichstes Astungsziel galt. Diese Maßnahme verfolgte den doppelten Zweck, einmal das Unterholz möglichst vor dem Trauf der Oberständer zu schützen und diese letzteren selbst zu möglichst geraden langschäftigen Nutzholzstämmen zu erziehen. Wie in Frankreich und Deutschliand war man sich offen- bar auch in der Schweiz über den vermeintlich unbestreitbaren Nutzen dieser «Wald- pflege» ziemlich einig. Im Gegensatz dazu stand man aber der offenbar in ausgedehn- tem Maße betriebenen Astung in jüngeren, reinen Na1delholzbeständen sehr skeptisch gegenüber. W a 1 o v o n G r e y e r z und andere wollten hier die Astung nur als Hilfsmittel aufgefaßt wissen, um den Holzhauern die nötige Bewegungsfreiheit bei 1der Vornahme der einzuleitenden Durchforstungen zu ermöglichen, oder lehnen, wie z. B.

Oberförster Am u 1a t in Pruntrut ( 3), diese Maßnahme vollständig ab.

Diese Skepsis erscheint uns durchaus verständlich, wenn wir in einem, wahrschein- lich aus der Feder von W a l o v o n G r e y e r z stammenden Artikel lesen: «Die

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Bild I Bilcl 2

Schwache Grünastung Zofingen. Schwache Grünastung Zofingen.

Bestandesbild vor der Astung. Wie Bild 1, nach der Astung.

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Bild 3

Vergleichsbestand in Neuendorf,

Bild 4

Schwache Grünastung in Neuendorf,

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junge Waldbestände, besonders aber Rot- und Weißtannen wie Pintenbüsche aufzu- asten hat mit Einführung der Durchforstungen bei einzelnen Gemeinden auf eine beun- ruhigende Weise um sich gegriffen, und es scheint 1desha1b notwendig, dieselben auf die Nachteile aufmerksam zu machen, die sie mit dieser Mißhandlung ihrem Walde zufügen.

Es ist 1hier nämlich nicht die Rede von den Aufastungen in jungen, 1dichtstehenden Beständen, wo die Aufastung ihren Zweck hat (eben die Erleichterung der Durch- forstung!), sondern wir meinen diejenigen Aufastungen in 6-lOjährigen Beständen, wo die Tannen oder Fichten 4 bis 5 Fuß von einander entfernt, noch kaum mit den Zweigspitzen sich berühren .... » (70).

Nach 1dieser lebhaften Astungsdiskussion zu Beginn der 1860er Jahre scheint es um 1dieses Thema wieder ziemlich still geworden zu sein, im Gegensatz zu Deutschland, wo namentlich die damals erschienenen, epochemachenden Schriften der Franzosen Des Ca r s (21) un'd de Cour v a 1 (20) der Aufastungsfrage einen ungeahnten Auftrieb verliehen.

Erst etwa zwei Jahrzehnte später griff E 1 i a s L an d o 1 t , der bereits in seinem 1866 erschienenen Waldbaulehrbuch ( 43) der Aufastung ein eigenes Kapitel gewidmet hatte, das Problem wieder auf. 1878 erschien eine Abhandlung über «Die Aufastungen in den Hochwaldbeständen» ( 44) und 1881 eine zweite « Ueber die Aufastung der Waldbäume» ( 45).

La n d o 1 t steht 1der Astung noch äußerst kritisch gegenüber, wobei er die Auf- fassung vertritt, daß diese von den Laubhölzern weit besser ertragen würde als von den Nadelhölzern. Er weist auch mit Nachdruck darauf hin, daß die Qualität der Ausfüh- rung von entschei1dendem Einfluß auf den Erfolg sei und warnt eindrücklich vor starker Grünastung. Die Erziehung astreinen Qualitätsholzes ist für Landolt von untergeord- neter Bedeutung, wesharlb er sich von der Astung in jüngeren, g:leichaltrigen und gleich- förmigen Beständen höchstens für die Fichte mit ihrer schlechten Astreinigung, einen gewissen Erfolg verspricht. Er bezweifelt sogar die Möglichkeit einer wesentlichen Qualitätssteigerung und begründet dies mit dem Umstand, «1daß die Bauschreiner, wenn sie saubere Ware kaufen wollen, nicht die Gegenden aufsuchen, in denen die Nadel- hölzer aufgeastet werden, sondern diejenigen, in denen niemand an Aufastungen denkt» ( 44).

In ungleichaltrigen und ungleichwüchsigen Beständen dagegen betrachtet Landolt die Astung der Vorwüchse als eine Maßnahme zur Begünstigung der schwächeren Be- standesgli'eder. «Bei derartigen Aufastungen darf man nie vergessen, daß sie nicht zugunsten der aufzuastenden, sondern zur Förderung des Wachstums der unterständigen Bäume vorgenommen werden» ( 44). Auch bei der Auflichtung von Ailtholzbestärrden zur Einleitung der natürlichen Verjüngung wird die Aufastung der verbleibenden Alt- hölzer empfohlen, jedoch auch hier nicht zu ,deren eigenem Vorteil, sondern lediglich zur Sicherstellung und Förderung des Jungwuchses.

Nach wie vor liegt aber die Hauptbedeutung der Astung bei den Überständern des Mittelwaldes, die nach Landolt schon in ihrer frühen Jugend geastet werden sollen.

An mehr als 50-60j ährigen Oberständern noch Aufastungen vornehmen zu wollen, was offenbar in großem Ausmaße betrieben wurde, lehnt er ab.

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Auch ein 1899 ·erschienener Artikel von W a 1 o v o n G r e y e r z über «Durch- forstungen un1d Aufastungen>)I ( 26) enthält bezüglich der As tun gen in Na.idelholzbestän- den nichts Neues, in1dem diese auch hier nur als Maßnahme zur Begünstigung der all- gemeinen Bestandesentwicklung betrachtet werden. Im Gegensatz zu Landolt schreckt v. Greyerz aber auch vor einer mäßigen Grünastung nicht zurück.

Um die J.ahrhundertwende scheint sich ·aber doch insofern eine gewisse Umstellung vollzogen zu haben, 1als ·die Aufastung zum Zwecke der Qualitätsho'lzerzeugung in gleichaltrigen Nade'lholzb'eständen allmählich an Bo1den gewann. Noch 1895 schrieb L a n d o l t in 1der 4. AuHage seines bereits erwähnten Lehrbuches über diese: «Da solche Aufastungen nur einen rein tec'hnischen Zweck haben, so ist ihre Ausführung vom wirtschaftlli.chen Gesichtspunkte aus nicht geboten, sie werden daher in der Regel nur da angewendet, wo sie <keine Kosten veranlassen, der Arbeitsaufwand also durch den Ertrag gedeckt wird.» Aber bereits 1901 stellt Eng 1 er in einer Betrach- tung «Zur Praxis der Aufästungen» (22) fest: «Am häufigsten wird in unseren Waldungen, besonders in der Nordschweiz, die Trockenästun g in Fichten-Pflanzbestän- den ausgeführt. Man ist nun vollständig darüber einig, daß die 'Sorgfältige, hart 1am Stamme erfolgende Wegnahme dürrer Aeste oder Aststummel die Holzqualität der Na·delhölzer wesentlich zu verbessern vermag.» Die Durchführung dieser Operation läßt aber, sei es aus Gleichgültigkeit oder Unkenntnis , vielfach noch zu wünsdhen übrig.

Engler lehnt jegliche Grünastung bei der Fichte ·strikte ab und beansl'andet auch die V orna'hme von Astungen in zu jungen Pflanzbeständen.

Die Astungspraxis an Oberständern des Mittelwaldes verliert mit der zunehmenden Umwandlung desselben immer mehr an Bedeutung. In ungleichaltrigen HochwaJidun- gen dagegen sind Aufiastungen, auch Grünastungen , zur Regulierung der Bestandes- verfas'Sung immer noch an der 'Dagesordnung , da man immer noch •davor zurück-

schreckte, bei Durchforstungen energisch in den Hauptbestand einzugreifen.

Nach einem letzten größeren Aufs<atz über «Astungen» von Schmu z i g er (61) verschwindet dieses Thema für lange Zeit aus der schweizerischen Forstliteratmr. Aber auch in der Praxis scheint die Aufastung mehr oder weniger in Vergessenheit oder Ver- ruf geraten zu sein, wenn auch keineswegs so früh und so radikal, wie dies offenbar in Deutschland der fla111 war.

Erst in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre lebt die Astungsfrage im forstlichen Schrifttum und in der Praxis wieder auf, und zwar so gründlich und anhaltend, daß wohl vom Beginn einer eigentlichen Astungsepoche gesprochen werden kann. Die An- sprüche an die Astrein'heit des Holzes werden immer größer und in vielen Gebieten der Holzverarbeitung werden übertriebene Anforderungen gestellt. Von Seiten der Holz- industrie ergeht denn auch 1926 ein Aufruf an die Forstleute, der Dürrastung unserer Nadelhölzer wieder vermehrte Beachtung zu schenken (57).

Einer 1der stärksten Impulse für das Wiederauftleben der Astungspraxis dürften, neben der Diskussion des Problems in ausländischen, namentlich deutschen Zeitschrif- ten, die langjährigen Versuohe des garde de triage St a e g er in ·den Gemeindewal- dungen von V1alangin gewesen sein. Staeger legte seine Erfahrungen mit der Dürrastung in reinen, gleichaltrigen Fichtenbeständen in einem Expose zu Handen der kantonalen

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Forstinspektion in Neuenburg nieder, ·das mit einem Vor- und Nachwort von H. Bio 1 - 1 e y auszugsweis'e im Journal forestiier suisse 1928 publiziert wurde ( 62).

Diese Veröffentlichung hat, namentlich in der Westschweiz, ein st1arkes Echo gefun- den und führte dazu, daß in verschiedenen Forstkreisen 1die Dürra'Stung in Nadelhofa- beständen in großem Maßstabe wieder aufgenommen wutde. So hat besonders A. Barbe y in den ihm unterstellten Waldungen Astungsversuche durchgeführt und dabei speziell die Rentabilitätsfrage und ·die Technik der Aufastung näher studiert (7, 8). In einem von M. F. Co m t e an der Forstversammlung des waia-dtländi,sc:hen Forstvereins vom Jahre 1931 gehaltenen Vortrag wü~d ,auch bereits wieder die Frage der Grünastung unserer Naodelhölzer auf geworfen ( vgl. 28). In der deutschsprachigen Schweiz hat sich vor allem E. Hitz im Praktischen Forstwirt wiederholt für die Dürrastung , namentlich der Fichte, eingesetzt ( 32, 33), doch wird das Thema gele- gentlich 1auoh von anderer Seite auf:gegriff en ( 18, 39, 63, 75).

Ganz besonders i'st darauf hinzuweisen, daß Sc h ä de 1 in (59) dfo Dürrastung in Nadelholzbeständen zu einem integrierenden Bestandteil seiner Auslesedurchfor- stung erklärt hat, während K n u c h e 1 in seinem Werk über «Holzfehler» ( 40) einen eher skeptischen Standpunkt einnimmt.

Wiederholt ist zu Beginn dieser neuen Astungsperiode der Wunsch geäußert worden, es möchte ,die Aufastung von Nadel'ho1z zum Zwecke der Qu1alitätsverbesserung auch von der forstlichen Versuchsanstalt näher studiert werden. Durch die Einleitung von Astungsversuchen im Jahre 1929 wurde dieser Aufforderung Genüge gefän und die vorläufigen Resultate aus diesen Versuchsflächen sollen im folgenden näher be- sprochen werden.

2. Allgemeines über die natürliche Astreinigung und die Aufastung

Zum· besseren Verständnis der eigentlichen Untersuchungsergebnisse dürfte es ange- zeigt sein, zunächst einige allgemeine Angaben über ,die natürliche Astreinigung voraus- zuschicken. Man versteht unter diesem Vorgang das allmähliche Absterben der Grün- äste, das Abfallen der dürren Aeste, und das Einwachsen des verbleibenden Aststummels in den Stamm. Die zeitliche Dauer dieses Prozesses hängt bekanntlich in hohem Maße von der Holzart und Rasse, dem Standort und der wa:ldbaulichen Behandlung der Be- stände ab. Starker Lichtentzug und hohe, gleichmäßige Luftfeuchtigkeit im Stammraum gelten allgemein als Haupterforderni sse bei der Astreinigung. Ersterer , weil e1: das Absterben des Grünastes begünstigt, letztere, wei'1 sie das Wachstum 1der holzzersetz·en- den Pilze im Dürrast fördert. In Anlehnung an einen Vortrag von Prof. S c h e 1 1 e n - b er g ·schildert Wink 1 er ( 68) das ganze Problem der natürlichen Astreinigung in sehr anschaulicher Weise, so daß es sich erübrigt, hier näher darauf einzutreten .' Es so'llen lediglich einige Teilf ragen herausgegriffen werden, die für das Astungsproblem von besonderer Bedeutung sind.

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Zunächst sei auf das verschiedenartige Verhalten von Laub- und Nadelhölzern be- züglich der Astreinigung hingewiesen. Bei den ersteren fallen die dürren Aeste nämlich meist als Ganzes oder wenigstens in Jängeren _Stücken ab, und zwar relativ bald nach dem Absterben. Bei den Nadelhölzern dagegen beobachtet man zunächst ein l'angsames Abbröckeln des toten Astes und zuletzt das Verbleiben eines kurzenAststummels, der noch jahrzehntelang am Schaft festgestellt werden kann und der allmählich als sogenannter Schwarz- oder Hornast in das Stammholz einwächst. Dieser augenfällige Unterschied ist darauf zurückzuführen, daß. sich beim Laubholz schon beim absterbenden Ast an der Insertionsste'lle eine aus Thyllen und Wundgummimassen gebildete, scharf abgesetzte Schutzschicht ausbi'ldet, längs welcher der vermorschende Ast schließlich unter dem Einfluß seines Eigengewichtes abbricht. Beim l\fadelholz dagegen findet im absterben- den Ast eine Harzanreicherung statt~ die sich ziemlich weit in 1den Astansatz hinaus fortsetzen kann und diesen wirksam vor weiterer Vermorschung schützt. Erfahrungs- gemäß bestehen aber auch bei den Nadelhölzern, je nach Holzart, erhebliche Unter- schiede bezüglich der Schnelligkeit, mit welcher sich •die Astreinigung volh-ieht. Dieser Prozeß verläuft verhältnismäßig riasch bei der Föhre; dann folgen Weißtanne und Lärche, während die Fichte sich durch eine ausgesprochen schlechte Astreinigung aus- zeichnet. Sie wird 1hierin nur noch von 1der Dougl'as'ie übertroffen. Die Ursachen für dieses ungünstige Verhalten der Fichte sind vor allem der hohe Harzgehalt in den toten Aststümpfen und ·die vo,n K ö s t er ( 41) festgestellte Tatsache, daß bei ·dieser Holzart nur eine einzige Pifaart maßgebend an der Vermorschung des Astes beteiligt ist und daß auch dieser dürreresistente «Fichtenastpilz» eine relativ geringe Zersetzungs- kraft besitzt.

Wenn 1daher immer wieder behauptet wird, daß durch geeignete waldbauliche Maß- nahmen die Astreinigung derart beschleunigt werden könne, daß künstliche Nachhilfe durch Aufastung völlig überflüssig sei, so mag dies für Laubholzbestände zutreffen, nicht aber für Nadelholz- und insbesondere nicht für gleichaltrige Fichten-Pflanz- bestände. B u r g e r ( 15) weist mit Recht darauf h1in, daß es der Waldbauer weit- gehend in 1der Han'd hiahe, durch ·di·e Art der Bestandesgründung und Bestandespfilege ein frühzeitiges Absterben der Aeste herbeizuführen, daß aber die Ra·schheit ·der nach- folgenden Vermorschung vom Forstmann nicht sehr weitgehend beeinflußt werden könne. Auch Sc h ä de 1 in schreibt in seiner Auslesedurchforstung (59): «Frühzei- tig beginnende Astung muß ergänzen, was rein waldbauliche Behandlung •aHein nicht vollenden kann. Dabei soll man sich der· praktischen und wirtschaftlichen Grenzen bewußt sein, die dieser künstlichen Maßnahme gezogen sind.»

Im folgenden mögen einige Betrachtungen über Bau und Funktion des Nadelholz- astes folgen, soweit diese für die Astungsfrage von Bedeutung sind.

Das Absterben eines Astes wird, von Zufälligkeiten a'bgesehen, in der Haupts 1ache durch die mit der Bestandesentwicklung immer ungünstiger werdenden Helligkeitsver- hältnisse bedingt. Man spricht in diesem Zusammenhang von Licht- und Schattenkrone , wobei die Grenze zwischen beiden in der Höhe der größten Kronenbreite liegt. Je höher ein Ast in der Lichtkrone steht, um so mehr gelangt er in den vollen Lichtgenuß, je tiefer er in der Schattenkrone sitzt, um so mehr verliert er an Assimil1ationsfähigkeit.

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Bild 5 Bild 6

Längsschnitt durch den Astansatz einer Weißtanne. Längsschnitt durch den Astansatz einer Fichte.

(Erklärung im Text)

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Bild 7

Faserverlauf im Bereich des Astansatzes einer Fichte. Links Blick in den oberen, rechts in den unteren Astwinkel. (Erklärung im Text.)

Bild 8

Faserverlauf im oberen Astwinkel eines alten Lärchenastes.

Unberindeter Astdurchmesser = 5 cm. (Erklärung im Text.)

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Bis zu einem gewissen Grade sucht er sich in letzterem Fafle den ungünstigen Licht- verhältnissen durch die Ausbildung von Schattennadeln anzupassen. Schließlich versagt aber auch diese Umstellung, und die funktionslos gewordenen Assimilationsorgane fallen allmählich ab. Das Absterben eines Astes erstreckt sich dabei meist über meh- rere Jahre.

Man begegnet nun häufig der irrigen Ansicht, daß die untersten Aeste eines Baumes deshalb abstürben, weil sie vom oberen Kronenteil her nicht mehr genü-gend ernährt würden. In Wirklichkeit erhält aber ein Ast überhaupt nie eine solche Zufuhr von Bil- dungsstoffen von oben her. Jeder Ast ist vielmehr ausschließlich auf seine eigene Stoff- produktion angewiesen, wobei die Ueberschüsse, die der StammholzbiMung zugute kom- men, gleichf:allls nur nach abwärts transportiert werden können. Beim näheren Studium des Verlaufes ,der Holzfasern 1 im Bereich eines Astansatzes erkennt man nämlich die in Bild 7 veranschaulichten Verhältnisse: Dieses zeigt auf der linken Seite den Einblick in den oberen Astwinkel eines grünen Fichtenastes. Man sieht dabei an den mit einer nicht allzu scharfen Spitze geritzten und mit Tusche nachgefärbten Linien, daß die von oben kommenden Stamm-Faserzüge nicht in den Ast übergehen, sondern s:amt und son- ders in einem Bogen um denselben herumlaufen. Bbenso erkennt m1an, daß ein aus dem Ast kommender Faserzug -an -der Ansatzstelle umbiegt und ·sich, um den Ast herum- laufend, nur nadh unten _in den Stamm fortsetzt, nach oben jedoch keinen ,direkten Ver- bindungsweg auf weist. Bild 7 zeigt ferner auf der rechten Seite die Ansatzstelle des gleichen Astes von unten. Zunächst sind wiederum die aus den oberen Stammpartien und die von der Astoberseite kommenden Faserzüge festzustellen, ;die ,den Ast in einem Bogen umgehen. Man kann aber hier auch erkennen, daß die auf der Unterseite des Astes verliaufenden Fasern sich unmittelbar in die Faserrichtung des Stammes fortsetzen.

Auf radi:alen Längsschnitten in der Ebene des Ast- und Stamm-Markes, wie sie in den Bildern 5 und 6 vorliegen, kommt diese Eigentümlichkeit des Faserverlaufs eben- fall'S zum Ausdruck. Bild 5 zeigt dabei besonders deutlich, wie die Jahrringe auf der Unterseite des Astes ohne Störungszone in diejenigen des Stammes überlaufen, wobei die jüngsten Jahresschichten aber im Ast auskeilen. Auf der Oberseite des Astes stehen dagegen 1die Grenzlinien der einzelnen Stamm-Jahrringe frast senkrecht auf denen des Astes, wobei diese Kontaktzone durch eine dunklere Färbung hervorgehoben wird.

In Bild 6 ist diese von der Gabel ungsstelle zwischen Stamm- und Astmark ausgehende Störungszone besonders deutlich ausgebildet und läßt sich bis in den oberen Astwinkel hinaus verfo'lgen. An diesen Stellen weichen die ·den Stamm herablaufenden fiaserver- bände plötzlich von der senkrechten Richtung ab, um ihren Verlauf um den Ast herum zu nehmen. Im Gegensatz zum eigentlichen Stamm- und Astholz, di·e sich hier beide als radiale Längsschnitte präsentieren, sind diese dunklen Stellen nichts anderes als Querschnitte durch die-abgewinkelten Fasern.

Diese Verhältnisse sind zwar längst bekannt und wurden namentlich von K i e n i t z ( 37) eingehend untersucht. Sie werden aber· heute noch häufig nicht beachtet und unrichtig dargestellt , obwohl schon die Tatsache, daß ein Ast nur nach unten aus dem

1 Holzfasern hier als Sammelbegriff für eigentliche Holzfasern und Trache:iden zu verstehen.

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Stamm herausgebrochen werden kann, darauf hinweist. Nach Straßburg er ( 64) besteht, analog zu ·diesem Holzfaserverlauf, zwischen Ast und Schaft stammaufwärts auch keine direkte Verbindung der Siebröhren in der Rin1de und damit auch keine, oder doch nur eine äuß·erst erschwerte Möglichkeit der Ernährung eines Astes vom darüberliegenden Kronenteil her.

Bild 9 z·eigt einen mikroskopischen Schnitt durch die dunkle Grenzzone in Bild 5.

Im unteren Bildteil erkennt man das eigentliche Astholz im radialen Längsschnitt, der, entsprechend der Faserumbiegung, gegen den oberen Bildrand hin ziem!Jich riasch in einen typischen Querschnitt übergeht. Noch weiter oben käme dann natürlich wiederum der Uebergang in den radialen Längsschnitt des Stammholzes.

Der geschiMerte Faserverlauf führt, namentlich im oberen, engeren Astwinkel, zu einer Stauchung und wulstartigen Verdickung ·der Astbasis, die mit zunehmendem Alter höchst auffällige Dimensionen annehmen kann. Man könnte darüber streiten, ob •dieser Wulst zum Stamm oder zum Ast gehört. Gewöhnlich wird das letztere angenommen, übschon es z. B. beim toten Ast nur noch die lebenden Ho'lzzellen des Stammes sind, ·die sich kegelförmig um die Astbasis legen.Hart i g (29) hat aber diesen 1Wulst trotzdem zum Ast gerechnet, wenn er schreibt, daß die Basis eines Astes noch vom Stamm aus auf einen 01der weni,ge Zentimeter Entfernung hin ernährt werde. In den Alpen kann man gelegentlich an Wetterfichten Astwülste rbis zu 20 cm Länge beobachten.

Besonders ·deutlich ist der F1aserverlauf in Bild 8 am Astwulst eines starken Lärchen- astes zu erkennen. Die Mehrzahl der F•asern laufen dabei, vom Beschauer aus gesehen, nach links um den Ast herum, nur wenige dagegen, mit geringerer Abweichung, rechts herum. Wo sich die beiden Kategorien scheiden, ist sogar eine flache Linse zu erkennen, in welcher sich die Fasern zu einem geschlossenen, wirbelartigen Ring vereinigen.

In der Aufastungstechnik spielt der Astwulst eine große Rolle, und die Frage, ob der Astungsschnitt außerhalb oder innerhalb desselben zu führen sei, bot Anlaß zu eirrem regen Meinungsstreit. Bild 10 zeigt die Ausbildung eines leichten Wulstes, wie er für die mittler'en Durchmesser der für die Astung in Betracht fallenden Aeste charak- teristisch ist. Die Diskussion geht also darum, ob der Ast längs des angedeuteten Striches oder längs der Mantellinie des Stammes abzuschneiden sei. Beide Methoden haben zweifellos Vor- und Nachteile. Wird der Schnitt unmittelbar längs des Stammes geführt, so vergrößert sich, wie dies namentlich auf der rechten Seite von Bild 10 zu erkennen ist, der Durchmesser der Schnittfläche leicht auf das Doppelte und damit diese selbst 1auf den vierfachen Betrag. Auch besteht in ·diesem Falle die Gefahr, daß die Stammrinde verletzt wird. Schnei1det man 1dagegen längs der Linie außerha:lb des Wulstes, so erhält man einen längeren Holzzapfen, zu dessen Ueberwallung mehr J'ahre notwendig sind.

Ausserdem werdeI). in diesem Falle alle Holzfasern quer durchschnitten, was den Ue'ber- waHungsprozeß verlangsamt. Man hat nämlich festgestellt, daß bei in der Längsrich- tung angeschnittenen Holzfasern und Leitungselementen der Rinde, eine bysonders rege Kambi·altätigkeit eintritt. A n d e r s o n ( 4) erhielt bei Astungsversuchen an Douglasien mit Schnitten nahe am Stamm bereits nach einem Jahr vollständige Ueberwallung, jedoch nur bei im Februar geasteten Bäumen. Ein solches Ueberwallungstempo ist natürlich nur bei sehr st1arkem Dickenwachstum möglich.

(15)

Bild 9

Mikroskopischer Längsschnitt durch den in Bild 5 gezeigten Weißtannenast.

Uebergang vom Radial- zum Querschnitt im Astwulst. Vergrößerung ca. 30fach.

(Erklärung im Text.) Bild 10

Astwulst einer Fichte im Zeitpunkt der Astung. Links von außen, rechts gleicher Ast im Längsschnitt. (Erklärung im Text.)

(16)

A

1

A Bilcl 11

Schwache Grünastung bei einer Fichte von Zofingen. 13 Jahre nach der Astung.

A

1

1

A

Bilcl 12

Diirrastung bei einer Fichte von Olten. 20 Jahre nach der Astung.

(17)

Bei der UeberwaHung selbst lassen sich nach R o m e 11 ( 55) zwei Phasen unter- schei,den. Zunächst schiebt sich das neu gebildete Holz längs des wegen der Rindendicke stets vorhandenen Astzapfens bis zur Schnittfläche vor, und erst in der zweiten Phase beginnt die eigentliche UeberwaHung dieser letzteren. Dabei ist die Uebenvallungs- geschwindigkeit meist von ,den Seitenrändern her am größten, kleiner von oben und am geringsten von unten her. Oft stoßen die Ueberwallungswülste in der Mitte der Schnitt- fläche zu einer senkrechten Ueberwallungsnaht zusammen, die noch nach Jahrzehnten auf der Rinde sichtbar bleibt. Weitere· Angaben über den Ueberwallungsprozeß finden sich auf Seite 329.

Hier soll lediglich das Problem Dürrastung-Grünastung noch kurz gestreift werden.

Im allgemeinen stehen die Forsdeute, und zwar auch ·diejenigen, welche die Dürrastung oder Trockenastung befürworten, der Grünastung äußerst skeptisch gegenüber. Nicht mit Unrecht, denn fehlerhafte Astung wirkt sich am lebenden Ast viel verhängnisvoller aus als am toten, und der abschreckenden Beispiele sind in unseren Wäldern genug zu sehen. Immerhin mehre:i;i sich die Stimmen, die eine mäßige und vorsichtig gehandhabte Grünastung beim Nadelholz empfehlen. Namentlich in den angelsädhsisch~n · Ländern sind in neuerer Zeit zahlreiche Untersuchungen durchgeführt worden, die sich in durchaus positivem Sinne zur Grünastung äußern. Auch M a y e r - W e g e l i n , der in seinen früheren Werken zwar für die Tanne ein bescheidenes Maß von Grünastung als zulässig erachtete, eine solche für die Fichte dagegen strikte ablehnte, duldet in seinen neuesten Astungsregeln für diese Holzart wenigstens die Wegnahme weniger, grüner Schattenäste. Diese Vorsicht basiert auf der Tatsache, daß die Fichte von allen Nadelhölzern am meisten durch Astungsfäule gefährdet ist. Obschon nun die Schnitt-

fläc'hen bei Grünastung eher rascher überwallen als bei Trockenastung, wurde bei

vielen Astungsversuchen des vorigen Jahrhunderts bei Grünastung eine ausgesprochen größere Fäulnisanfälligkeit festgestellt. Mayer - Wege 1 in ( 48) erklärt diesen Widerspruch damit, daß bei der Dürrastung die Harzimprägnierung des toten Astes schon weitgehend fortgeschritten sei, während beim lebenden Ast, der zur Grünastung gelangt, überhaupt noch keine Harzanreicherung begonnen habe.

Andererseits hat aber eine mäßige Grünastung doch sehr viel Verlockendes an sich.

Einmal läßt sich mit ihr die Astungshöhe schon im ersten Astungsgang nicht unwesent- lich hinaufschieben. Sodann erfolgt die Astung in einem Zeitpunkt, in dem der Ast noch fest mit ·dem Stamm verwachsen ist, während beim Trockenast ein mehr o'der weniger langes Stück ohne jeglichen Zusammenhang im Stamme steckt und bei dessen Ver- ai·beitung zu Brettern als Hornast heriausfällt. Man muß sich allerdings darüber klar sein, daß auch beim Grünast nach der Astung jede weitere Verwachsung mit dem Schaftholz aufhört, so daß· der verbleibende Astziapfen weder an seiner Mantel- noch an seiner Schnittfläche in fester Verbindung mit den neu hinzuwachsenden Holzschich- ten steht.

Die Bilder 11 und 12 gehen ein anschauliches Beispiel für je eine erfolgreich durch- geführte Dürr- und Grünastung; Bei der Grünastung (Bild 11) handelt es sich um einen absterbenden, aber noch grün benadelten Schattenast einer Fichte, ,der vor 13 fahren geastet wurde. Wenn man die Ringgrenze des Astungsj,ahres A bis zum Ast verfolgt,

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ersieht man, daß ·dieser bis dahin noch fest mit dem Stammho'1z verwachsen war. Bei der Dürrastung (BiM 12) handelt es sich um eine vor 20 Jahren geastete Fichte. Man erkennt, daß der Ast bereits etvva ein Jahrzehnt vor dem Astungsj ahr A nicht mehr in fester Verbindung mit dem Stammholz stand. Der dunkle Fleck unterhalb des Astungs- schnittes rührt von einer leichten Harzinfiltration her.

3. Die angewand ten Astungsverfahren und Astungsregeln

Die Anlage von Aufastungsversuchsflächen geht, wie bereits erwähnt, auf mehr- fache Anregungen aus der Praxis zurück, die Ende der 1920er Jahre gemacht wurden.

Bereits unter der Leitung von Prof.

H.

Bad o ux wurden in bestehenden Ertragsver- suchsflächen Aufastungen durchgeführt, die aber mehr den Charakter von rein pfleg- lichen Massnahmen als von systematischen Astungsversuchen hatten, und die sich aus- schließlich auf Dürrastung beschränkten. Eine erste eigentliche Astungsversuchsfläche mit der zugehörigen Vergleichsfläche wurde 1929 im Gemeindewald von Olten ange- legt, wobei aber wiederum nur Dürrastung zur Anwendung kam. Erst unter der jetzigen Leitung von Prof. H. Burg er wurden sukzessive vier weitere Astungsversuche bei Zofingen, St. Gallen, Chaneaz und Neuendor f eingerichtet, welche mit Olten die Grund- lage der vorliegenden Untersuchung bilden. Ueber einen Aufastungsversuch, der 1934 in einer Fichtenprovenienzfläche auf den Studmatten ob Magglingen eingeleitet wurde, und der zufolge seiner hohen Lage ( 1070 rn), sowie seiner speziellen Behandlung aus dem allgemeinen Rahmen dieser mittelländischen Versuchsserie fällt, soll später be- richtet werden.

Als die ersten Astungsversuch _sflächen angelegt wurden, bestand noch eine beträcht- liche Unsicherheit in der Bewertung der Grünastung. Als Versuch mußte eine solche aber trotzdem gewagt werden und man entschied sich dabei für die folgenden, durch- wegs eingehaltenen Regeln.

Als Beginn der grünen Baumkrone bezeichnen wir in der Versuchstechnik denjenigen Astquirl, bei welchem mindestens ein Ast noch grüne Nadeln besitzt, auch wenn es sich dabei nur um einen kümmerlichen Rest handelt. , Im folgenden wird diese Stelle stets als «Ansatz» bezeichnet.

Um nun sicher zu sein, daß bei unseren Dürrastungen tatsächlich nur tote Aeste ent- fernt würden, erhielten die Arbeiter jeweilen die Weisung, unter dem Ansatz noch zwei dürre Astquirle stehen zu lassen. Für die Grünastung wurde die Regel auf gestellt, daß die Astung sich auf die dürren Aeste, den Quirl beim Ansatz, sowie den nächstoberen Quirl zu erstrecken habe. Zwischen den Astquirlen finden wir bei Fichte und Tanne, im Gegensatz zu den Föhren, stets eine große Zahl von «Zwischenästen», die aus Prä- ventivknospen hervorgegangen sind. Während die meisten dieser Zwischenäste zeit-· lebens kurz und dünn bleiben, vermögen sich meist einige zu Dimensionen auszuwach- sen, die denen der eigentlichen Quirläste nicht nachstehen.

Zwischen dem letzten zu astenden Quirl und dem nächstobersten wurden jeweilen alle diese Aeste noch vollständig entfernt. Versuchsweise wurde in Chaneaz auch noch

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ein schärferer Eingriff gewagt, bei dem zusätzlich noch zwei weitere grüne Astquirle entfernt wurden. Diese beiden Grade sollen im folgenden als schwache und starke Grünastung auseinandergehalten werden. Die Astungshöhe liegt also bei schwacher Grün- astung stets um vier, bei starker Grünastung stets um 6 Astquirle, resp. Jahrestriebe, höher als bei reiner Dürrastung. An jedem Versuchsort (mit Ausnahme von Olten) wurde je eine besondere Versuchsfläche mit Dürrastung, mit schwacher Grünastung und eine Vergleichsfläche ohne jegliche Astung angele·gt.

Die angestrebte Astungshöhe wurde nicht zum voraus festgelegt.

Als obere Grenze für den Brusthöhendurchmesser der zu astenden Stämme wurde, in Anlehnung an Schädel in (59) und andere Autoren, 15 cm in Aussicht genommen.

Es zeigte sich aber bald, daß hier starke Konzessionen gemacht werden mußten, denn die zur Verfügung stehenden, ansonst sehr geeigneten Versuchsflächen wiesen meist eine beträchtliche Anzahl von Stämmen auf, die erheblich über dieser Durchmesser- schwelle lagen.

Bei allen Astungsversuchen wurden bewußt wesentlich mehr Stämme als praktisch notwendig geastet, um schon frühzeitig Untersuchungsmaterial zu erhalten.

Zur Aufastung gelangten einheitlich alle dominierenden (= herrschenden) Bäume, sowie ein Teil der mitherrschenden Exemplare.

Die Aufastungen wurden pdnzipiell außerhalb der Vegetationszeit, gewöhnlich im Nachwinter ausgeführt. Lediglich die erste Astung in Zofingen erfolgte Ende August.

Zum Studium des Einflusses der Astungszeit wurden aber in St. Gallen und Neuen- dorf noch besondere V ersuche eingeleitet, in denen Mitte jedes Monats 10-20 Stämme zur Grünastung gelangten. Das bisher aus diesen Versuchsflächen erhaltene Material ist aber noch zu bescheiden, um daraus sichere Rückschlüsse ziehen zu können.

Zur Astung selbst wurden Handsägen verwendet, und zwar vor allem Bügelsägen, wie sie auch von Mayer-Wegelin (49) als sogenannte «Hohenheimerforrn» emp- fohlen werden. Sägeblätter mit feiner Zahnung und wenig Weg erwiesen sich als be- sonders vorteilhaft. Wo nicht mehr vorn Boden aus geastet werden konnte, standen kürzere und- längere L~itern in Gebrauch, deren oberste Sprossen und Holrnenenden mit Emballagesäcken umhüllt waren. Einzig bei der ersten Astung von 1929 in Olten wur- den noch Stangensägen verwendet, die aus einem mit feiner Dreieckzahnung versehenen Sensenblatt bestanden.

In bezug auf die Führung des Astungsschnittes wurde angeordnet, daß .derselbe möglichst senkrecht zu erfolgen habe, und zwar stets durch den Astwulst. Um aber eine Verletzung der Stammrinde nach Möglichkeit zu vermeiden, wurde es dem Astenden überlassen, innerhalb des Astwulstes die günstigste Ansatzstelle zu wählen.

4. Beschreibung der Astungsversuchsflächen

Tabelle 1 gibt einen kurzen Ueberblick über die verschiedenen Astungsversuchs- flächen.

Im folgenden sollen diese kurz charakterisiert werden.

(20)

Tab.1 Allgemeine Angaben über die Astungs-Versuchsflächen

ITT

... oS <I) : Q.);:;-... <I) ... v

Wiederholte Bestandes-

~..Ci --a ~-; "O..Ci

"'

·a3~ aufnahme auf Ende

Waldbesitzer Waldort <I) <I) <::,..·;;;- Art der Astung Vegetationsjahr ..•

... (Gemeinde)

;j

~~ g ..Ci <I)

<I) ... t,l) (A) = mit ganz oder teil-

"O "'O C •,;j E.$

~ 0 ... ... ~ oS -.:i weise wiederholter Astung

~-~ <...:::

1 Olten Born 0,33 1929 50 Keine Astung 1934, 1939,1944, 1949 2 Olten Born 0,67 1929 48 Dürrastung 1934, 1939 (A), 1944,

1949

3 Zofingen Boowald 0,25 1936 32 Keine Astung 1940, 1945, 1949 4 Zofingen Boowald 0,25 1936 29 Schwache Grün- 1940 (A), 1945 (A),

astung 1949

5 Zofingen Boowald 0,25 1936 32 Dürrastung 1940 (A), 1945 (A), 1949 (A)

6 St. Gallen Höchsterwald 0,25 1936 44* Keine Astung 1941, 1946 7 St. Gallen Höchsterwald 0,25 1936 42* Schwache Grün- 1941 (A), 1946

astung

8 St. Gallen Höchsterwald 0,25 1936 46* Dürrastung 1941 (A), 1946 (A) 10 Chaneaz Essert des 0,25 1937 36 Dürrastung 1943 (A), 1948 (A),

Troncs

11 Chaneaz Essert des 0,25 1937 35 Schwache Grün- 1943 (A), 1948

Troncs astung

12 Chaneaz Essert des 0,25 1937 36 Keine Astung 1943, 1948 Troncs

13 Chaneaz Essert des 0,25 1937 35 Starke Grünastung 1943 (A), 1948 Troncs

14 Chaneaz Essert des 0,12 1937 31 Gemischt 1943 (A) Troncs

15 Neuendorf Eichbann 0,17 1942 28 Schwache Grün- 1946 (A), 1950 (A) astung

16 Neuendorf Eichbann 0,18 1942 28 Keine Astung 1946, 1950 17 Neuendorf Eichbann 0,18 1942 28 Dürrastung 1946 (A), 1950 (A)

* Fichte 36, Tanne 61

Versuchsflächen Born, Olten

Der Bestand liegt in 450 m Meereshöhe auf der Nordabdachung des. dem Jura vorgelagerten Hügelzuges Born. Dessen Grundgestein gehört dem oberen Jura an und ist von einer schwachen Schicht fl uvioglazialen Materials überlagert. Der frühere lichte Laubholzbestand wurde anfangs der achtziger Jahre mit Weißtannen untersät. Die Lücken zwischen den aus dieser Saat hervorgegangenen Tannengruppen wurden ein Jahrzehnt spater mit Fichten ergänzt. Von 1910 an trat in diesem Bestand Dreyfusia in starkem Ausmaße auf, so daß sich die einsetzenden Durchforstungen in der Haupt- sache auf den Aushieb von kranken Weißtan_nen und die Auflockerung der dichten Fichtengruppen beschränken mußten. Bei der Anlage der Versuchsflächen im Jahre 1929 war der Bestand jedoch gut geschlossen. Es erfolgte eine schwaohe Hochdurch-

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forstung, die trotz des Aushiebs zahlreicher Kropftannen keine wesentlichen Unter- brechungen des Kronenschlusses zur Folge hatte. In Versuchsfläche Nr. 1 wurde nicht geastet. In der unmittelbar daran anschließenden Fläche Nr. 2 dagegen wurde eine Dürrastung durchgeführt , die sich auf der einen Flächenhälfte nur auf dominierende Bäume, auf der anderen aber auf den ganzen überstand erstreckte. Die Astungshöhe be- trug 7-9 m. Im Jahre 1934 erfolgte eine zweite Aufnahme der Versuchsflächen, ver- bunden mit einer weiteren Hochdurchforstung, die wiederum den Aushieb vieler starker Kropftannen zur Folge hatte. Auf die Weiterführung der Astung wurde in diesem Zeit- punkt verzichtet. 1939 dagegen wurde anläßlich der dritten Aufnahme und Hochdurch- forstung eine weitere Dürrastung durchgeführt, und zwar grundsätzlich bis in eine Höhe von zirka 12 m. Die Astung erstreckte sich auf solche Stämme des Oberstandes, die nach Stellung und Höhe als verbleibende Bestandesglieder angesprochen werden durften. Die in den Jahren . 1944 und 1949 wiederholten Aufnahmen und Durchfor- stungen wurden im gleichen Sinne weitergeführt; eine weitere Nachastung erfolgte je- doch nicht mehr.

Versuchsflächen Boowald, Zofingen

Der Bestand steht im Waldkomplex Boowald der Stadt Zofingen, welcher auf einem flachen Molassehügel mit Moränenüberlagerung im Gemeindebann Vordemwald stockt.

Die Versuchsflächen liegen a:i:n sanft' geneigten Osthang in 480 m Meereshöhe. Der Be- stand ist durch Pflanzung a~f einer ehemaligen Saumschlagfläche entstanden , die zur Zeit der Bestandesbegründung bereits mit einer grösseren Zahl sperriger Weißtannen- und vereinzelter Buchenvorwüchse bestockt war. In diesen Grundbestand wurden die übrigen jetzt vorhandenen Holzarten , wie Fichte, Sitkafichte, Douglasie , Föhre, Wey- mouthsföhre, japanische Lärche, Eiche und Roteiche in bunter Mischung sukzessive eingepflanzt. Die Weißtannen sind im Mittel üm 6-7 Jahre älter als die Fichten. Die übrigen Nadel- und die Laubhölzer sind dagegen durchschnittlich wesentlich jünger.

Vor der Anlage der Versuchsflächen im Jahre 1936 wurden in der Hauptsache nur Bohnenstecken herausgehauen, d. h. gerade die schlanksten, geradesten Stämmchen, während alles schlechte und sperrige Material zurückblieb. Die bei der Anlage vor- genommene Durchforstung entfernte vor allem eine Unmenge von dürrem und abgän- gigem Material. Mit Rücksicht auf eine gute räumliche Verteilung des Hauptbestandes gelangten aber auch viele schlecht geformte Stämme des Oberstandes zum Aushieb .

. Auch nach diesem starken Eingriff wies der Bestand aber nirgends größere Unter-

brechungen im Kronendach auf. Mit Ausnahme der Stroben und vereinzelter Föhren waren die Stämme 1936 noch bis auf den Boden beastet.

Die drei Teilflächen konnten leider nicht vollständig gleichwerbig ausgewählt wer- den, da die Holzartenvertretung lokal stark wechselt. Immerhin sind die beiden Haupt- holzarten Fichte und Tanne in allen drei Flächen zahlenmäßig stark vorherrschend.

Dabei ist aber zu beachten, daß von der Gesamtzahl der Fichten 60 Prozent dem über- stand angehören, von derjenigen der Tanne dagegen nur 32 Prozent.

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1940 erfolgte eme weitere, mit einer Hochdurchforstung verbundene Aufnahme.

Dank der gründlichen Vorbereitung des Bestandes anläßlich der früheren Durchfor- stung konnte in diesem Zeitpunkt weitgehend auf eine Veredel ungsauslese hingearbeitet werden, wobei bereits zahlreiche geastete Stämme zum Aushieb gelangten. Die Auf- astung wurde an allen verbliebenen, bereits geasteten Stämmen weitergeführt. Dies war auch bei der dritten Aufnahme und Durchforstung im Jahre 1945 der Fall, wäh- rend bei der letzten Aufnahme vorn Jahre 1949 nur noch in der Dürrastungsversuchs- fläche ein Teil der Stämme weiter gea,stet wurde.

Versuchsflächen H öchsterwald, St. Gallen

Die Versuchsflächen liegen in dem, der Stadt St. Gallen gehörenden, Waldkomplex Höchsterwald, der sich zirka 3 km nordöstlich der Stadt auf einer lokalen Hügelkuppe zwischen dem Tal der Steinach und der Goldach als schmaler Streifen hinzieht.

Die Meereshöhe beträgt 690 rn, bei einer ganz schwachen Geländeneigung gegen Südsüdwesten. Die geologische Unterlage bilden Moränenüberlagerungen auf mariner Molasse. Der Boden selbst besteht aus einem tonreichen Lehm mit verhältnismäßig geringer Steinbeimengung. Er ist stellenweise sehr bindig und zu blauem Lett ver- dichtet. Alte Entwässerungsgräben durchziehen den Bestand und deuten auf früher stagnierende Bodenfeuchtigkeit hin.

Der Bestand selbst ist aus einer Fichtenpflanzung im Verband 1,5 X 1,8 rn hervor- gegangen, wobei vorwüchsige Weißtannen und Laubhölzer in die Fichtenkultur ein- wuchsen. Mit den Fichten wurden auch in geringem Ausmaße Lärchen und Douglasien gepflanzt.

Bei der Anlage des Versuches betrug das Alter für die Fichten 36, für die Tannen im Mittel 61 Jahre. Trotz dieses beträchtlichen Altersunterschiedes sind aber beide Holzarten ungefähr gleich hoch, dagegen weist die Tanne merklich höhere Stammstär- ken auf. Als mittleres Flächenalter bei Berücksichtigung beider Holzarten ergab sich bei der Anlage zirka 44 Jahre, wobei das wirtschaftliche Alter jedoch für die Tanne ungefähr gleich eingeschätzt werden darf wie für die Fichte.

Der Bestand war trotz wiederholter Durchforstungen bei der Anlage gut geschlos- sen und erlitt auch durch die damals durchgeführte Hochdurchforstung nirgends einen stärkeren Unterbruch des Kronendaches. Die auffallend starke Beastung der meisten Stämme darf wohl in erster Linie auf den sehr weiten Pflanzverband zurückgeführt werden. Störend auf den Astungsversuch wirkte sich der Umstand aus, daß die meisten Stämme bis etwa in Manneshöhe durch Unbefugte sehr schlecht mit dem Gertel geastet waren. Diese Zone mußte daher bei der einzelstarnrnweisen Bestandesaufnahrne genau festgelegt, und bei den folgenden Untersuchungen ausgeschieden werden.

1941 erfolgte die zweite Aufnahme, bei der im Unterstand beträchtliche Mengen von Dürrholz anfielen. Die Aufastung wurde fortgesetzt. Die dritte Aufnahme wurde 1946 durchgeführt. Eine Nachastung erschien dabei nur noch in der Dürrastungsfläche an- gezeigt. Der frühere Unterstand war in der verflossenen Zuwachsperiode fast völlig verschwunden.

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Versuchsflächen Esserts des Tranes, Chaneaz

Diese Versuchsflächen liegen auf einem Hügelrücken an der Straße von Yverdon nach Moudon, und zwar unweit von deren Paßhöhe in zirka 800 m Meereshöhe. Das Ge- lände fällt lokal schwach nach Westsüdwesten ab. Die geologische Unterlage besteht aus einer leichten Moränenüberlagerung auf mariner Molasse. Der Boden selbst ist eine tiefgründige, aber eher trockene, sandige Braunerde mit relativ wenig Steinbeimengung.

Der Bestand ist aus einer mehr oder weniger reinen Fichtenpflanzung hervorge- gangen, die um die Jahrhundertwende auf einer ehemaligen Allmend sukzessive aus- geführt wurde, und zwar im Verband von zirka 1,2 X 1,4 m. Kleine, beigemischte Buchengruppen und vereinzelt eingesprengte Föhren, Weißtannen und Lärchen vermö- gen den Charakter der reinen Fichtenkultur nicht wesentlich zu beinflussen. Störender für den Astungsversuch wirkt sich der Umstand aus, daß bei dieser Aufforstung offen- bar Fichten verschiedener Provenienz verwendet wurden, da streifenweise sehr grob- astige, sperrige Exemplare mit feinastigen, schönen Formen abwechseln. Beeinträchtigt wird der Versuch ferner durch einen zu Beginn der 1930er Jahre eingetretenen, starken Befall durch die kleine Fichtenblattwespe, welcher eine deutlich wahrnehmbare Ver- buschung der damaligen Gipfelpartie verursachte.

Die 1937 erfolgte Anlage wurde mit einer Hochdurchforstung verbunden, nachdem der Bestand bereits in den vorhergegangenen zehn Jahren wiederholt durchforstet wurde. 1943 und 1948 wurde eine wiederholte Bestandesaufnahme vorgenommen, ver- bunden mit einer weiteren Hochdurchforstung. Beide Male wurde auch die Dürrastung weitergeführt, die Grünastung dagegen nur noch 1943. Versuchsweise wurde hier noch eine Teilfläche mit starker Grünastung eingerichtet.

Ferner war es möglich, in einem benachbarten, 5 Jahre jüngeren Fichtenbeständchen eine zweite Astungsserie anzulegen. Leider mußte man sich dabei auf eine Teilflächen- größe von 0,04 ha beschränken und dieser Versuch mußte schon 1943 wegen starkem Schneedruckschaden wieder aufgegeben werden. Für die Erörterung gewisser Teil- fragen sind aber auch diese Aufnahmen von Interesse.

Versuchsflächen Eichbann, Neuendorf

Diese Versuchsflächen liegen auf dem flachen Hügelrücken zwischen Neuendorf und Murgenthal in 470 m Meereshöhe. Das Gelände ist leicht nach Osten geneigt. Den geologischen Untergrund bilden Moränen und Schotter, die einen kräftigen, lehmig- tonigen Boden mit geringer Steinbeimengung lieferten.

Der Bestand ist eine reine Fichtenkultur in Verband 1,2 X 1,2 m, die im Jahre 1920 von der Versuchsanstalt als Provenienzversuch ausgeführt wurde. Die Anlage des Astungsversuches erfolgte im Jahre 1942 bei einem Bestandesalter von 28 Jahren. Es wurde hiefür die Provenienz Winterthur, also eine einheimische Tieflandrasse, ausge- wählt. Wie aus Tab. 1 hervorgeht, sind die einzelnen Teilflächen hier kleiner als bei den übrigen Astungsversuchsflächen.

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