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1. Die Geschichte der Aufastung reicht in Europa bis ins 18. Jahrhundert zurück. Zei-ten, in denen diese waldbauliche Maßnahme in hoher Blüte stand, wechseln dabei ab m:it Epochen, in welchen sie beinahe in Vergessenheit geriet. Auch Ziel und Zweck der Aufastung haben im Laufe der Zeit tiefgreifende Wandlungen durchgemacht.

Heute steht im Vordergrund des Astungsproblems die Erzielung astreinen, gerad-faserigen Qualitätsholzes in gleichaltrigen Nadelholz-, vorab Fichtenbeständen, bei

denen, auf dem Wege der Bestandeserziehung allein, der gewünschte Grad von Ast-reinheit nicht erreicht werden kann.

2. Anregungen aus der Praxis folgend, begann die forstliche Versuchsanstalt im Jahre 1929 mit der Anlage von ,Aufastungsversuchsflächen in reinen Fichten- und Fich-ten-Tannenbeständen des ~chweizerischen Mittellandes. Heute bestehen solche Ob-jekte in den Gemeindewaldungen von Olten, Zofingen, St. Gallen, Chaneaz und Neuendorf (vgl. Tabellen 1 und 2). Zu Beginn dieser Versuche lag eine fast un-übersehbare Zahl von Publikationen über Aufastung vor, in denen diese Maßnahme aber die widersprechendsten Beurteilungen erfuhr. Erst die verdienstvollen Schrif-_ ten von M a y Ej r -Wege 1 in ( 48, 49) haben in diesem Wirrwarr Ordnung ge-bracht und den Grundstein für eine zielbewußte und erfolgreiche Aufastung ge-schaffen.

Eine der strittigsten Fragen war und blieb bis heute die, ob man sich auf reine Dürrastung beschränken müsse, oder ob auch eine mäßige Grünastung, ohne Scha-den für Holz und Bestand, zulässig sei. In unseren jüngeren Astungsversuchen wurde diesem Punkt große Beachtung geschenkt und neben einer Vergleichsfläche ohne jegliche Astung, sowie einer Fläche mit reiner Trockenastung, jeweilen auch eine solche mit Grünastung angelegt. Um eine klare Trennung dieser beiden Astungs-arten zu_ gewährleisten, wurde ange_ordnet, daß bei der Dürrastung stets 2 dürre Astquirle stehen zu lassen seien. Bei der Grünastung dagegen kommen zur. Astung sämtlicher Trockenäste noch der Quirl beim Kronenansatz, mit den ersten, wenig-stens teilweise noch grün benadelten Aesten, sowie der näGhstoberste grüne Quirl hinzu. Dieser Eingriff wurde als «schwache Grünastung» brzeichnet; im Gegensatz zu der nur in Chaneaz versuchsweise ausgeführten «starken Grünastung», bei der insgesamt vier grüne Astquirle entfernt wurden. Eine Dürrastung bis zum Kronen-ansatz, wie sie für die Praxis in Frage kommt, würde also in der Mitte zwischen Dürrastung und schwacher Grünastung im Sinne des Versuches liegen.

3. Der Faserverlauf im Bereich des Astansatzes wurde nälier untersucht, da er für die Ueberwallung des Astungsschnittes von Bedeutung ist. Dieser selbst erfolgte stets senkrecht, und zwar durch den sogenannten Astwulst, möglichst . nahe am Stamm.

Dabei werden nämlich die Leitungsgewebe von Holz und Rinde in ihrer Längsrich-tung angeschnitten, wodurch die Ueberwallung gefördert wird.

Untersuchungen über die geeignetsten Astungswerkzeuge wurden keine angestellt.

Es kamen fast ausschließlich Harrd-Bügelsägen der sogenannten Hohenheimerform zur Anwendung , welche ungefähr dem Typus der in der schweizerischen Zeitschrift für Forstwesen 1938, S. 20, abgebildeten Sandvikener Gartensägen entspricht. Diese Sägen ergaben, namentlich mit feiner Zahnung, sehr gute Resultate. Vom Gebrauch von Stangensägen wurde abgesehen und dafür gewöhnliche Leitern verschiedener Länge verwendet, deren Holmenenden und oberste Sprossen mit Emballagesäcken umwickelt waren. Nach Mayer-Wege 1 in ( 49) ist aber auch die Benützung von Stangensägen bis in ca. 5 m Astungshöhe durchaus zu empfehlen.

4. Eine namhafte Wertsteigerung durch Aufastung, die hauptsächlich auf dem Gebiet der Bretter-Schnittwaren liegt, ist erst dann zu erwarten, wenn die astreinen

Holz-schichten über dem astdurchsetzten Kernstück eine Dicke von 10-12 cm erreicht haben. Aufastung wird sich also nur lohnen, wenn sie rechtzeitig begonnen wird, und auch dann nur auf den besseren Standorten, d. h. der ersten bis höchstens drit-ten Bonitätsklasse. Bestände; die, sei es aus Gründen des Standortes oder der Rasse, schlechte Holzeigenschaften oder Holzfehler auf weisen, sind selbstverständlich von der Astung auszuschließen.

5. Der maximale Durchmesser der zu astenden Stämme sollte grundsätzlich nicht mehr als 15 cm betragen. Bei Fichtenbeständen I. Bonität dürfte dieser Durchmesser etwa vom 20. Altersjahr an erreicht werden, bei II. Bonität mit 25, und bei III. Bonität mit 30 Jahren. Die Aufastung muß also beginnen, bevor ein Bestand in die Kluppe hineinwächst (vgl. Sqhädelin, 59).

Ist dieser Zeitpunkt bereits beträchtlich überschritten, so gerät man leicht in Ver-suchung, die Astung hauptsächlich an schwächerem Bestandesmaterial vorzuneh-men. Es ist aber absolut sinnlos, auch im Unterstand noch aufasten zu wollen.

Selbst die wenigsten mitherrschenden Bestandesglieder werden von der Astung noch profitieren. In den Astungsversuchsflächen hat sich nämlich gezeigt, daß im Verlaufe von etwa 10 Jahren nahezu 2

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der ursprünglich Mitherrschenden aus dem überstand ausschieden, von den ehemals Dominierenden dagegen nur ca. 1/ 10 (vgl.

Tab. 4 und Bild 14). Das Hauptaugenmerk der Astung hat sich daher in erster Linie auf alle astungswürdigen Vertreter dieser letzteren Baumklasse zu richten.

6. Gegenüber der Anzeichnung einer Durchforstung, bei der man seine Entscheidun-gen nach der momentanen Bestandesverfassung treffen muß, ist die Auswahl einer beschränkten Zahl yon Astungsstämmen ungleich schwieriger. In dem jugendlichen Alter, in dem dieser Entscheid fallen muß, ist noch keineswegs vorauszusehen, wel-che Stämme sich bis zum erntereifen Bestand behaupten werden. Andererseits ver-bietet sich, der hohen Kosten wegen, die Astung des gesamten derzeitigen Ober-standes. Bei waldbaulich mangelhaft vorbereiteten Beständen wird diese Auswahl besonders erschwert, da in diesem Falle der überstand noch wenig differenziert ist.

Gegebenenfalls läßt sich diese Schwierigkeit mit dem Vorschlag von Mayer-Wege-lin, eine Vorastung von ca. 1000 Stämmen pro ha bis in Reichhöhe vorauszuschik-ken, wenigstens teilweise beheben, ohne wesentliche Mehrkosten zu verursachen.

Auf Grund der Bestandesentwicklung wurde versucht, die Zahl der erstmals zu astenden Stämme näherungsweise zu bestimmen, wobei sich, in guter Uebereinstim-mung mit Mayer-Wegelin (48, 49), eine Leitzalil von 650-750 pro Hektare ergab.

Bei jeder folgenden Nachastung werden sich die zukünftigen Wertträger deutlicher abheben und die Zahl der weiter zu astenden Stämme wird sich dementsprechend reduzieren.

7. Mit der Festlegung einer oberen Grenzschwelle für den Brusthöhendurchmesser der Astungsstämme muß man meist die Tatsache in Kauf nehmen, daß man, mit reiner Dürrastung, nur eine geringe erstmalige Astungshöhe erreichen wird. Vom Durch-messerstandpunkt aus wurde bei unseren Astungsversuchsflächen nur in zwei Fäl-len der richtige Astungszeitpunkt erfaßt, nämlich in der damals 28j ährigen

Vsuchsfläche von Neuendorf und der 3ljährigen von Chaneaz. Bei der ersteren er-gab sich dabei mit reiner Trockenastung eine mittlere Astungshöhe von nur 3,0 m, mit schwacher Grünastung wurden 4,9 m erreicht, bei einer mittleren Höhe des Kronenansatzes von rund 4 m. (Wie aus Bild 17 hervorgeht, streuen dabei aber die Einzelwerte sehr stark.) In Chaneaz betrug die mittlere Höhe ·der Dürrastung 3,3 m, diejenige der Grünastung 5,9 m.

8. Auch bei den späteren Nachastungen hat man in der Wahi des Zeitpunktes keine freie Hand. Soll nämlich der Durchmesser im nachzuastenden Stammteil nicht über die Astungsschwelle hinauswachsen, so muß nach ca. 5 Jahren nachgeastet werden.

Der Gewinn an Astungshöhe wird im Mittel nur etwa 2 m betragen ( vgl. Verschie-bung de~ Kronenansatzes inBild 19). Angestrebt wird aber eine maximale Astungs-höhe von ca. 9 m, welche die Bedürfnisse der Holzindustrie zu befriedigen vermag und bei welcher die Astungskosten und die Unfallgefahr noch relativ gering sind.

Dabei ist es nicht unbedingt notwendig, daß alle Astungsstämme diese Maximal-höhe erreichen. Ein gewisser Ausgleich ist aber schon aus Gründen der Astungs-kontrolle erwünscht und auf alle Fälle sollte eine Minimalhöhe von 4½ m nicht unterschritten werden.

9. Diese angestrebte Höhe von 9 m erfordert aber, bei strikter Einhaltung der Astungs-schwelle, für eine Dürrastung mindestens 3 Astungsgänge in einem Zeitraum von etwa 10 bis höchstens 15 Jahren. Mit schwacher Grünastung gewinnt man, gegen-über reiner Dürrastung bis zum Ansatz, jeweils um die Länge zweier Jahrestriebe an Astungshöhe. In besonders günstigen Fällen kann bei dieser Astungsart das Ziel in 2 Etappen erreicht werden, meist wird man aber auch hier 3 Arbeitsgänge be-nötigen. Nur wird man bei der letzten Astung nicht mehr so viele Stämme nachasten müssen, wie bei der Trockenastung. Auch gestattet die schwache Grünastung, mit ihren höher gelegenen Astungsgrenzen, allenfalls ein etwas längeres Intervall zwi-schen zwei Astungen.

10. Ueber den für die Aufastung ben.ötigten Zeitaufwand vergleiche man Tab. 9 und Bild 20.

Mit zunehmender Astungshöhe steigen die Astungszeiten p:ro Laufmeter stark pro-gressiv an, was eigentliche Hochastungen von 12 m Höhe und mehr, unrentab~l macht und die Astung einer etwas größeren Stammzahl, auf eine geringere Höhe, günstiger erscheinen läßt.

Um einen: Stamm bis in eine bestimmte Höhe zu asten,.braucht es bei 3 Arbeitsgän-gen fast .doppelt so viel Zeit, wie wenn man dieses Ziel mit einer einzigen Astung erreichen könnte, was leider nicht möglich ist.

11. Die schwerwiegende Frage; ob auch bei der Fichte eine mäßige Grünastung von 2, allerhöchstens 3 Astquirlen mit grüner Benadelung zulässig sei, darf auf Grund der bisherigen Ergebnisse aus den Astungsversuchsflächen bejaht werden.

Der Eingriff in die grüne Krone, der überall auf die Schattenkrone beschränkt blieb, hat sich dabei als tragbar und von keinem nachteiligen Einfluß auf den Zu-wachs erwiesen. Auch in bezug auf die Qualität der Astung hat sich kein prinzipiel-ler Unterschied · zwischen Dürr- und Grünastung ergeben. Insbesondere ist darauf

hinzuweisen, daß an hunderten von untersuchten Proben beider Astungsarten keine Astungsfäule festgestellt werden konnte. Voraussetzung hiefür ist allerdings größte Sorgfalt in der Ausführung der Arbeit, die bei der Aufastung viel wertvoller ist als ein allfälliger Zeitgewinn.

Die Ueberwallung der Schnittflächen trat bei Dürrastung im Mittel 6-7 Jahre nach der Astung ein, bei Grünastung nach 5-6 Jahren. Dabei ist aber zu beachten, daß die Schnittflächen bei den untersuchten Grünastungsproben größer waren als bei den Dürrastungsproben , so daß der Ueberwallungsprozeß unter gleichen Voraus-setzungen bei Grünastung merklich rascher vollendet sein dürfte, als bei Trocken-astung.

Ueber 3 cm starke Aeste sind bei rechtzeitigem Astungsbeginn nur in ganz verein-zelten Fällen zu erwarten.

12. Ein, durch die Astung bedingtes, vom Normalfall abweichendes Umsetzen der Be-standesglieder konnte in den Astungsversuchsflächen nicht festgestellt werden.

Durch eine Dürrastung wird die Bestandeshelligkeit in Bodennähe um 30-60

%

erhöht, durch eine schwache Grünastung ungefähr verdoppelt.

13. Ueber den Einfluß der Jahreszeit auf das Astungsergebnis und die günstigste Astungszeit wurden ebenfalls Versuche angelegt, doch sind die bisher aus diesen Flächen untersuchten Holzproben noch zu wenig zahlreich, um hierüber schon ein bestimmtes Urteil ab geben zu können. Nach Mayer -Wege 1 in ( 49) empfiehlt es sich aber, wo immer möglich, die Aufastung im Spätwinter und Vorfrühling vor-zunehmen.

14. Der endgültige Erfolg der vorgenommenen, und einzelstammweise genau protokol-lierten Aufastungen wird erst dann beurteilt werden können, wenn stärkere Astungs-stämme aus den Versuchsflächen auf der Säge kunstgerecht aufgeschnitten werden können. Bis dahin gilt es, den Kontakt mit diesen Versuchsflächen , durch deren Fortführun g als Ertragsflächen , nicht zu verlieren.