A 718 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 15|
16. April 2010 Der Künstler Edgar Ende(1901–1965) gilt als einer der gro- ßen deutschen Maler des 20. Jahr- hunderts und als einer der Haupt- vertreter des Surrealismus in Euro- pa. Ende schuf seine Werke in einer fast traumwandlerischen Manier, so wie es die Surrealisten um André Breton in Paris zu Beginn der 20er Jahre forderten: Er zog sich in einen abgedunkelten Raum zurück, völlig abgeschirmt von der Außenwelt.
Zunächst hatte er mit seinen Ge- mälden beachtliche Erfolge erzielt.
Doch in den frühen 30er Jahren folgte die Ächtung und Verfemung seiner Malerei durch die National- sozialisten, die schließlich sogar zu einem Malverbot führte. Endes AUSSTELLUNGSKATALOG
Edgar Ende – Bilderreich der Seele
Werke galten als „Entartete Kunst“.
Im Jahr 1937 wurden Gemälde von ihm aus dem Lenbachhaus in Mün- chen und der Hamburger Kunsthal- le entfernt. Die ökonomische Situa- tion der Familie verschlechterte sich zusehends. Bei dem Bomben- angriff auf München im April 1944 hatte Ende mit seinem verbrannten Atelier auch den größten Teil seines grafischen Werks und zahlreiche Gemälde verloren.
Doch bereits unmittelbar nach Kriegsende setzte er sein Werk fort.
Seit Mitte der 50er Jahre vollzieht sich der stilistische Übergang zur letzten Malphase Endes. Dass sei- ner metaphysischen Kunst seit 1986 wieder vermehrt Aufmerksamkeit
Axel Hinrich Murken:
Edgar Ende 1901–
1965. Der Träume Allmacht. Studien zur Medizin-, Kunst- und Literaturgeschichte, Band 63. Verlag Murken- Altrogge, Herzogenrath 2009, 160 Seiten, gebunden, 24 Euro
geschenkt wurde, ver- dankt er seinem Sohn Michael, dem Autor von „Momo“, „Der un- endlichen Geschichte“
und anderer Klassiker der fantastischen Lite- ratur. Für eine Retro- spektive der Bildwelt Edgar Endes, die von Naturphilosophie und Naturmystik geprägt ist, bot sich jetzt das im oberschwäbischen Burg - rieden-Rot gelegene Mu- seum Villa Rot an. Dort war bis Anfang Oktober 2009 die Retro- spektive „Edgar Ende (1901–1965) – Der Träume Allmacht“ zu sehen.
Der umfangreiche Katalog zu die- ser Ausstellung ist durch eine zwei- te verbesserte Auflage des Werkver- zeichnisses seiner Gemälde ergänzt worden. Gisela Klinkhammer
Krimis und anderes mehr
Hut ab, Herr Profes- sor – da ist Ihnen mit
„Schwarze Ufer“ ein richtig guter Krimi- nalroman gelungen.
Michael Soyka, Pro- fessor für Psychiatrie, seit 2006 Ärztlicher Direktor der psych - iatrischen Privatklinik Meiringen (Schweiz), hat den Vorteil, dass er vom Fach ist, wenn er aus dem Innenleben und dem Umfeld einer psych - iatrischen Klinik berichtet. Aber medizinische Fachkenntnisse allein reichen für die gute Geschichte und überzeugend gezeichnete Charaktere, wie sie dem Leser hier geboten werden, nicht aus – auch wenn dies das Lese- vergnügen für die ärztliche Leserschaft noch steigert.
Der Fall in Starnberg scheint eindeutig; al- les deutet auf die Verzweiflungstat einer Mutter hin, die ihre drei Kinder tötete und anschlie- ßend am Suizid scheiterte. Sie kommt zur
Begutachtung in die psychiatrische Klinik, an der Markus Blankenburg arbeitet, ein fast schon kauzig wirkender Psychiater abseits des psychiatrisch-wissenschaftlichen Mainstreams in seinem Haus. Parallel dazu werfen die krimi- nalpolizeilichen Ermittlungen einige Fragezei- chen auf, was die Täterschaft betrifft.
Und noch ein Kriminal- roman aus der Feder eines Psychotherapeu- ten und Psychiaters, was bei dem Titel „Der Seele dunkle Seite“
keine allzu große Über- raschung mehr ist. Jan Decker, forensischer Psychiater, übernimmt im Auftrag der Staats- anwaltschaft in Ham- burg die Begutachtung eines mutmaßlichen Mörders und gerät selbst ins Visier eines Serienmörders. Es gibt eine Liebesgeschichte, dunkle Geheimnisse in der Vergangenheit, Ver- wicklungen des Bösen bis in Spitze der Behör- de – kurzum ein packend geschriebener Krimi, den man schnell verschlingen möchte.
Viele ärztliche Federn haben auch in diesem Jahr, im 32. Jahrgang, zum breiten literari- schen Spektrum im
„Almanach deutsch- sprachiger Schriftstel- ler-Ärzte“ beigetragen.
Der Leser findet Lyrik, Prosa, Analysen und Berichte sowie Quodli- bet, die von Ärztinnen und Ärzten eingereicht wurden. In den literari- schen Beiträge reflek- tieren sie den berufli- chen Alltag, setzen sich mit Problemen und Konflikten der Zeit aus-
einander, schildern eigene Reiseerfahrungen oder empfehlen mit Teilveröffentlichungen ei- gene Bücher und Buchprojekte.
Ende des Jahres 2010 wird der Almanach in seiner 33. Ausgabe erscheinen. Autoren, die sich mit einem eigenen Text daran beteiligen wollen, werden gebeten, diesen bis zum 30.
April 2010 an den Herausgeber des Alma- nachs, Dr. med. Stephan Tobolt, Schuhstraße 41, 29525 Uelzen, zu senden. TG
AUS ÄRZTLICHER FEDER
Michael Soyka: Schwarze Ufer. Ein Starnberger-See- Krimi. 4. Auflage. Allitera- Verlag, München 2010, 236 Seiten, kartoniert, 12,90 Euro
Christian Kraus:
Der Seele dunkle Seite.
Krimi. Ellert & Richter, Hamburg 2010, 192 Seiten, Broschur, 8,95 Euro
Stephan Tobolt (Hrsg.): Almanach deutschsprachiger Schriftsteller-Ärzte.
Ausgabe 2010, 32.
Jahrgang. Verlag Linus Wittich, Marquartstein 2010, 595 Seiten, kartoniert, 20,50 Euro