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Archiv "Randnotiz: Dünnes Eis" (23.01.2009)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 4⏐⏐23. Januar 2009 A109

A K T U E L L

Die Europäische Kommission be- mängelt, dass in der Europäischen Union (EU) noch immer zu wenig Menschen an einer Krebsfrüherken- nung teilnähmen. Zwar seien in den vergangenen vier Jahren bereits große Fortschritte erzielt worden, dennoch betrage die Zahl der jährli- chen Vorsorgeuntersuchungen der- zeit nur die Hälfte der von den EU- Gesundheitsministern im Jahr 2003 empfohlenen Mindestmenge von 125 Millionen Vorsorgeuntersuchun- gen pro Jahr, heißt es in einem Be- richt, den EU-Gesundheitskommis- sarin Androulla Vassiliou in Brüssel vorgestellt hat.

Darüber hinaus erfolgten ledig- lich 41 Prozent der gegenwärtig durchgeführten Untersuchungen als ein Teil bevölkerungsweiter Pro- gramme. Nur 22 Mitgliedstaaten bö- ten bevölkerungsweite Früherken- nungsprogramme für Brustkrebs an.

Für Gebärmutterhalskrebs seien es lediglich 15 Länder, für Darmkrebs sogar nur zwölf Staaten. Die Daten basieren auf einer Umfrage unter den 27 Mitgliedsländern der Euro- päischen Union sowie auf Informa- tionen aus zwei EU-Projekten.

Krebs ist dem Bericht zufolge nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in der EU. 2006 starben mehr als 1,2 Millionen Europäer an Krebs. Jähr- lich würden 3,2 Millionen neue Fälle diagnostiziert, so die Kom- mission. In den meisten Fällen han- dele es sich um Brustkrebs, Darm- krebs oder Lungenkrebs.

„Aufgrund der alternden Bevöl- kerung wird dieser Anteil voraus- sichtlich jedes Jahr weiter anstei- gen, wenn keine Gegenmaßnahmen von der EU oder den Mitgliedstaa- ten ergriffen werden“, heißt es in

dem Bericht. ps

Eine kurze Checkliste senkt die Fehlerrate im Operationsraum. In einer internationalen Pilotstudie der Weltgesundheitsorgani- sation, veröffentlicht im

„New England Journal of Medicine“ (2009;

doi: 10.1056/NEJMsa 0810119), wurden die Morbidität und die pe- rioperative Mortalität signifikant reduziert.

Die Checkliste der

„Safe Surgery Saves Lives Study Group“

hat Platz auf einer ein- zigen Seite Papier. Sie umfasst 19 Punkte, die zu drei Zeitpunkten (vor der Anästhesie, vor der Haut- inzision und bevor der Patient den Operationssaal wieder verlässt) eine kurze Unterbrechung des Arbeits- ablaufs für wenige Minuten erfor- dern. In den Fragen geht es eigent- lich um Selbstverständlichkeiten, etwa die Frage, ob Allergien des Pa-

tienten bekannt sind, ob der Opera- tionsbereich markiert ist, ob der Pulsoximeter funktioniert, ob genü- gend Blut- und Flüssigkeitskonser- ven zur Verfügung stehen.

Ein wesentliches Ziel ist die ver- besserte Kommunikation zwischen den Mitgliedern des Operations- teams. So müssen Anästhesisten, Chirurgen und Pflegekräfte vor der Operation sich gegenseitig vorstel- len, die Identität des Patienten be- stätigen und sich kurz über die Dau- er des Eingriffs und mögliche Kom- plikationen austauschen.

Die Ergebnisse der Studie, die an acht Kliniken (Seattle, Toronto, London, Auckland, Amman, New Delhi, Manila und Ifakara/Tansa- nia) durchgeführt wurde, geben den Forschern recht. Nach der Ein- führung der Checkliste sank die Häufigkeit schwerer Komplikatio- nen von elf Prozent auf sieben Pro- zent, ein Rückgang um mehr als ein Drittel. Die Mortalität ging von 1,5 auf 0,8 Prozent zurück. rme CHIRURGIE

Checkliste kann Leben retten

EU-BERICHT

Mängel bei der Krebsfrüherkennung

Es hatte einen Trend gegeben zu mehr postmortalen Organspenden, einen Hoffnungsschimmer also. Jetzt lösen die Zahlen, die die Deutsche Stiftung Organtransplantation für 2008 vorgestellt hat, Alarmstimmung aus: Knapp neun Prozent weniger Spender als 2007, die Zahl der ge- spendeten Organe sank unter 4 000.

Es warten circa 12 000 Patienten.

Fast reflexhaft wird auf solche Hi- obsbotschaften hin gefordert, die Wi-

derspruchslösung einzuführen. Die Ärztekammer Westfalen-Lippe schlägt vor, einen Volksentscheid über eine solche Neuregelung in Betracht zu ziehen. Denn rund acht von zehn Bürgern seien Umfragen zufolge zur Spende bereit, aber nur etwa jeder Siebte habe sich schriftlich erklärt.

Aber die Frage an den Bürger, ob das Gesetz geändert werden sollte, wird diese Diskrepanz nicht auflösen.

Ein Teil möchte sich nicht äußern.

Wird nämlich in den Umfragen eru- iert, wer demnächst einen Organ- spendeausweis ausfüllen wolle, schrumpft die Zahl derer mit positi- ver Absicht auf ein Drittel. Es ist frag- lich, ob sich diese Menschen dem Druck einer Widerspruchslösung, bei der Schweigen Zustimmung bedeu- tet, aussetzen wollen.

Die Organspende bewegt sich auf dünnem Eis. Nicht nur wegen man- gelnder Solidarität von Gesunden mit Kranken. Auch das Beziehungsgefü- ge in den „Spender“-Krankenhäusern ist angesichts des Konfliktpotenzials der Organspende extrem störanfällig:

Sie muss nachrangig sein gegenüber der Behandlung von Intensivpatienten mit Aussicht auf Erfolg und hat bei hoher Arbeitsbelastung und dem Druck, ökonomisch zu arbeiten, oft keine Chance. Die Ressourcen, die nötig wären, um die Organspende effektiv und dennoch ethisch verant- wortbar zu gestalten, scheint derzeit niemand finanzieren zu wollen.

RANDNOTIZ

Nicola Siegmund-Schultze

Dünnes Eis

Weniger Feh- ler im OP:Mit der Checkliste gab es seltener schwere Kom- plikationen.

Foto:dpa

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