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Integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept 2009 (mit Jahresbilanz 2008)

Quartiersmanagement High-Deck-Siedlung/ Neukölln

Stand: 15. Januar 2009

Quartiersbüro High-Deck-Siedlung / Weeber+Partner Leo-Slezak-Straße 23 12057 Berlin Telefon: 030/ 68 05 93 25 Fax: 030/ 68 05 93 26

E-Mail: high-deck-quartier@weeberpartner.de www.high-deck-quartier.de

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Weeber+Partner Integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept 2009 (mit Jahresbilanz 2008) 2

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis 2

Abkürzungsverzeichnis 3

I. Allgemeiner Teil 5

Anmerkung: Im Teil I sind alle Veränderungen zum Text im Vorjahr grau hinterlegt. 5

1. Gebietskarte 5

2. Bestand und Kurzcharakteristik des Gebiets 6

3. Stärken und Schwächen des Quartiers 12

3.1. Bestehende Stärken und Potenziale 12

3.2. Vorhandene Schwächen und Defizite 14

II. Bilanz und Analyse des Jahres 2008 16

1. Zielsetzung des Bilanzjahres 2008 16

2. Auswertung der Projekte, strategische Partnerschaften und Themenfelder 18

2.1. Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt“ 18

2.2. Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Mehr Fort- und Weiterbildung“ 22

2.3. Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Bessere Qualität des Wohn- und Lebensraumes“ 25

2.4. Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Bewohneradäquate soziale Infrastruktur“ 30

2.5. Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Bewohneradäquate Stadtteilkultur“ 36

2.6. Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Besseres Gesundheitsniveau“ 38

2.7. Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Steigerung des Sicherheitsempfindens“ 40

2.8. Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Soziale und interkulturelle Integration“ 44

2.9. Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Partizipation der Bewohner und Akteure“ 48

III. Konzept für das Jahr 2009 51

1. Prioritätensetzung zwischen den strategischen Zielen 51

2. Ausblick und zentrale Entwicklungsperspektiven für das Gebiet in den nächsten Jahren 54

Anhang 56

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Weeber+Partner Integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept 2009 (mit Jahresbilanz 2008) 3

Abkürzungsverzeichnis

Kategorien der an den QM-Maßnahmen beteiligten Akteure+Träger AFB Aktionsfondsbeirat

ARB Arbeitsamt

BA Abteilungen des Bezirksamts BAN Banken

BEW Mieterbeiräte/Nachbarschaftsvereine

BIL Institutionen für Weiterbildung und Qualifizierung BÜ (Planungs-) Büros

BQ Beschäftigungsträger BUND Behörden des Bundes DRO Drogenberatungsstellen etc.

FO Forschungsinstitute, Universitäten, Fachhochschulen FÖR sonstige Förderer + Sponsoren

GEW Gewerbetreibende, Privatunternehmen

INI lokale Stadtteilinitiativen/Interessengemeinschaften und temporäre, zweckgebundene Körperschaften

KIT Kitas

KIJU Kinder- und Jugendorganisationen KUL Kulturbetreiber

LAND Behörden der Stadt Berlin

LKBGG Landeskommission Berlin gegen Gewalt LOSB Beirat Lokales Kapital für Soziale Zwecke MIG Migranten-/ Migrantinnenvereinigungen

PER Privat-/ Einzelpersonen (nicht GEW) POL Polizei

PR Presse: Zeitungen, Radio, TV QM QM-Team

QBR Quartiersbeirat QFJ Quartiersfondsjury

REL Kirchen, Religionsgemeinschaften SEN Seniorenvereinigungen

SCHU Schulen, Fachhochschulen, weiterführende Schulen SICH Wach- und Sicherheitsdienste

SONST sonstige

SOZ Sozialträger, wie z.B. AWO SPO Sportvereine

STU städtische Unternehmen (außer Wohnungsunternehmen) STZ Stadtteilzentren

SVG Servicegesellschaften, wie z.B. gsub VERB (Wirtschafts-)Verbände und Kammern

WOWI Wohnungsgesellschaft/ Vermieter/ Eigentümer

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Kategorien der Förderprogramme AF Mittel Aktionsfonds AGH Arbeitsgelegenheitshilfen ABM ABM – Programme ASOF Programm „Arbeit sofort“

BEZ andere bezirkliche Mittel

BSHG Mittel nach Bundessozialhilfegesetz

E&C E&C-Programm des Bundesministeriums für Jugend und Familie

EIG Privatkapital der Eigentümer/ Anwohner/ Vereine des Quartiers, ehrenamtliche Tätigkeit

FKZ Festkostenzuschussmaßnahme FSTJ Freiwilliges soziales Trainingsjahr HzA Programm Hilfe zur Arbeit

IdA Programm Integration durch Arbeit

JSP Jugendsofortprogramm (Bundesjugendministerium) KJHG Maßnahmen nach dem KJHG

LAND falls Landesmittel nicht auftauchen LKZ Lohnkostenzuschussmaßnahme LOS Lokales Kapital für soziale Zwecke LSK Lokales Soziales Kapital

MAE Zusatzjobs durch Mehraufwandsentschädigungen NWIA Programm „Neue Wege in den Arbeitsmarkt“

ÖBS Öffentlicher Beschäftigungssektor ÖFF Öffentlichkeitsfonds

QF Mittel Quartiersfonds

SAM Programm Strukturanpassungsmaßnahmen SAN Sanierungsmittel

SPO Sponsoring außenstehender Personen/Unternehmen/ Einrichtungen, Spenden STA stadtweite Maßnahmen

STU Stadtumbau Ost

VABM Vergabe-ABM-Maßnahmen

VfZs Vielfalt fördern – Zusammenhalt stärken WUMw Soziale Stadt: WUM west

WUMo Soziale Stadt: WUM ost

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I. Allgemeiner Teil

Anmerkung: Im Teil I sind alle Veränderungen zum Text im Vorjahr grau hinterlegt.

1. Gebietskarte

Übersichtskarte High-Deck-Siedlung

Kartengrundlage: Auszug aus der Flurkarte Neukölln (verkleinert)

Eigene Ergänzungen: Neubau Neuköllnische Allee 133-151, Hausnummern und Straßennamen vergrößert Quartiersmanagement High-Deck-Siedlung, Weeber+Partner, März 2001

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2. Bestand und Kurzcharakteristik des Gebiets Gebietstyp

Typ C: Quartier mit hohem Anteil im Sozialen Wohnungsbau und z.T. größeren, zusammenhängenden Wohnkomplexen.

Stadträumliche Situation/ Baustruktur

Die High-Deck-Siedlung entstand zwischen 1975 und 1981 im Ergebnis eines Städtebaulichen Wettbewerbs und wurde 1991 durch einen Neubau an der Neuköllnischen Allee ergänzt. Das Quartier liegt an der Grenze zum Stadtbezirk Treptow-Köpenick. Die überwiegend sechsgeschossigen Häuser sind durch High-Decks (Fußgängerbrücken) verbun- den. Fußgänger und Autoverkehr sind durch zwei Ebenen voneinander getrennt. Unterhalb der Brücken befinden sich die Straßen und Stellplätze.

Die stark frequentierte Sonnenallee trennt die Siedlung in einen südwestlichen und einen nordöstlichen Teil.

Wohnen/ Wohnungsmarkt

Die rund 2.500 Wohnungen gehörten bis Ende 2006 fast ausschließlich der STADT UND LAND Wohnbauten-GmbH (2.344 Wohneinheiten). 184 Wohnungen sind im Besitz der Wohnungsgenossenschaft EVM Berlin eG. Zum 1.1.2007 gingen durch Verkauf rund 1.900 Wohnungen an den neuen Eigentümer Capricornus High Deck Residential GmbH &

Co. KG. Im Bestand STADT UND LAND Wohnbauten-GmbH verblieben noch 497 Wohnungen.

Das Spektrum des Wohnungsangebotes in der High-Deck-Siedlung umfasst Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete liegt bei 5,17 Euro/ m². In welchem Maße die zur Zeit laufende Sanierung zu einer Senkung der sehr hohen Betriebskosten führen wird, kann gegenwärtig noch nicht eingeschätzt werden.

Zum Wohnungsbestand gehören auch zwei Bereiche mit altenfreundlichen Wohnungen: das Seniorenwohnhaus „Haus Leonberg“ mit 124 Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen und die Wohnhausgruppe Heinrich-Schlusnus-Straße 8,10,12 („Schlösschen“) mit 220 Ein- bzw. Eineinhalb- und Zwei-Zimmer-Wohnungen. In den kleinen, gut geschnittenen und nachgefragten Wohnungen beider Wohnhausgruppen leben fast ausschließlich alte und behinderte Menschen. Während die Wohnhausgruppe Heinrich-Schlusnus-Straße 8-12, sowie vier rollstuhlgerechte Wohnungen in der Neuköllnischen Allee 145-151 weiterhin zum Bestand der STADT UND LAND gehören, zählt das „Haus Leonberg“ nun zum Woh- nungsbestand der Capricornus.

Leerstand und Fluktuation

Die Leerstandsquote im Bestand der STADT UND LAND lag Ende 2005 bei 17% und hat sich 2006 auf rund 20 % erhöht. Die durchschnittliche Fluktuationsrate lag 2005 bei 11,3%, 2006 waren es dagegen nur noch 9,8 % und 2008 ca. 8 % (Quelle: STADT UND LAND).

Eine der größten Wegzugswellen gab es zunächst im Zeitraum von 1990 bis 1999. Ein veränderter Berliner Wohnungsmarkt und die Fehlbelegungsabgabe zählten zu den haupt- sächlichsten Wegzugsgründen. Zuziehen konnten damals nur noch Mieter mit Wohnberechtigungsschein. Diese bis 1999 geltende Belegungsbindung hat wesentlich zur sozialen

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Weeber+Partner Integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept 2009 (mit Jahresbilanz 2008) 7

Entmischung der Siedlung beigetragen. Seit dem Wegfall der Fehlbelegungsabgabe bemühte sich die STADT UND LAND verstärkt um eine sensiblere Belegung mit dem Ergeb- nis, dass die Fluktuation zunächst zurückging. Seit 2005 war dann ein weiterer Anstieg des Wohnungsleerstands zu beobachten, dessen wesentliche Ursachen im wachsenden Missverhältnis von steigenden Mieten und dem sich verschlechternden baulichen Zustand der Wohnungen und Wohnhäuser zu sehen waren. Mit dem Verkauf von 1.900 Woh- nungen an Capricornus und den sehr zügig begonnenen Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten in den Häusern hat dann eine erneute Wegzugswelle die Siedlung erfasst, die zu einem Leerstand im Bereich der Capricornus von zeitweilig über 30 Prozent führte. Aber auch die Umlage des Förderabbaus, auf die die STADT UND LAND zwei Jahre ver- zichtet hatte, beschleunigte den Wegzug vor allem von kleinen Familien, weil die Warmmieten aufgrund der großzügigen Wohnungszuschnitte teilweise bereits über den Bemes- sungsgrenzen liegen, die das JobCenter Neukölln den Empfängern von ALG II zahlt.

Mit Stand 01.07.2008 wurde für die gesamte High-Deck-Siedlung der Leerstand von Wohnungen, die länger als sechs Monate leer stehen, mit 24 % angegeben (Quelle: Senats- verwaltung für Stadtentwicklung).

Mieten

Seit 2004 erhöhten sich fast jährlich die durchschnittlichen Wohnkosten durch

den seit 1.4.2004 und – nach zweijährigem Aussetzen – ab 2007 im Bestand der Capricornus wieder einsetzenden Förderabbau in Höhe von jeweils 0,13 Euro/m²,

erhöhte Kosten durch eine Erneuerung des Kabelsystems für den Fernsehempfang ab 1.1.2005 von 1,32 Euro auf 7,50 Euro,

ab Januar 2005 angepasste höhere Betriebskostenvorauszahlungen um ca. 30 bis 50 Euro je Wohnung,

eine in ab 2008 erhöhte Verwaltungs- und Instandsetzungspauschale in Höhe von 0,13 Euro/m² im Bereich der Capricornus.

Allein im Jahr 2008 hat sich damit die Nettokaltmiete im Bereich der Capricornus um 0,39 Euro/m² erhöht. Angekündigt wurde darüber hinaus eine Modernisierungsumlage in Höhe von 0,69 bzw. 0,83 Euro/m² .

Bewohnerstruktur

Die Siedlung hat 4.557 Einwohner (Stand 30.06.2008). Damit konnte der Trend des Bevölkerungsrückgangs, der seit 2001 zu verzeichnen war und insbesondere seit 2005 / 2006 eine erhebliche Dynamik erreicht hatte, gestoppt werden. Mitte 2008 wohnten in der High-Deck-Siedlung 158 Einwohner mehr als ein Jahr zuvor.

Der Anteil der Bewohner(innen) ohne deutschen Pass, der seit 1999 relativ konstant und zuletzt leicht rückläufig war, ist innerhalb eines Jahres von 23 % auf 27 % (Stand 30.06.2008) gestiegen. Sie stammen aus mehr als 25 verschiedenen Herkunftsländern. Die größte Bevölkerungsgruppe sind nach wie vor Türken (50 % der Ausländer) und Fami- lien mit arabischer Herkunft (12 % der Ausländer), meist Palästinenser aus dem Libanon. Aber auch Bewohner aus Ex-Jugoslawien (12 % der Ausländer) und Polen (10 % der Ausländer) sind inzwischen stark vertreten. Erstmals in diesem Jahr sind auch mehrere Rroma-Familien aus Südosteuropa, zumeist aus Rumänien, zugezogen. Viele Zuwanderer haben inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft, deshalb ist der Anteil an Bewohnern mit Migrationshintergrund insgesamt deutlich höher und hat eine steigende Tendenz. Er lag am 31.12.2007 bei 56 % und am 30.06.2008 bereits bei 57 %.

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Die Altersstruktur der Quartiersbewohner hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert: Nach wie vor leben viele Familien mit Kindern hier; rund ein Drittel der Bewohner sind Kinder und Jugendliche unter 25 Jahren. Dabei hat sich seit dem letzten Jahr der Anteil der Kinder unter 6 Jahren von 7 % auf 9 % erhöht, was sich auch in der Auslastung der Kindertagesstätten deutlich bemerkbar macht.

5.413

5.242

5.075

4.860

4.689

4.399

4.557

0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000

2001

2003

2004

2005

2006

2007

2008

Einwohnerentwicklung HDS

Bevölkerungsentwicklung 2001 bis 20081

1 Datenquelle für alle Grafiken: Statistisches Landesamt Berlin. Stand 30.6.2008.

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9% 10% 9%

21%

14%

11% 10%

16%

0%

10%

20%

30%

unter 6 Jahre 6 bis u. 12 Jahre

12 bis u. 18 Jahre

18 bis u. 35 Jahre

35 bis u. 45 Jahre

45 bis u. 55 Jahre

55 bis u. 65 Jahre

65 Jahre und älter

Altersstruktur 2008

86% 81% 78%

60% 56%

71%

83% 90%

19% 22%

40% 44%

29%

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70%

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90%

100%

unter 6 Jahre 6 bis u. 12 Jahre

12 bis u. 18 Jahre

18 bis u. 35 Jahre

35 bis u. 45 Jahre

45 bis u. 55 Jahre

55 bis u. 65 Jahre

65 Jahre und älter

Deutsche Ausländer

Ausländeranteil 2008 nach Altersgruppen

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Kaufkraft und Schuldnerquote

Aktuelle Daten zur Kaufkraft liegen für diesen Bereich nicht vor. Legt man die von der Gesellschaft für Konsumforschung – GeoMarketing GmbH bereitgestellten Daten zugrunde, hätte die High-Deck-Siedlung eine Kaufkraft, die deutlich über dem Gesamtberliner Durchschnitt liegt. Dem widersprechen jedoch der hohe Anteil an Beziehern von Transferein- kommen und der hohe Anteil überschuldeter Haushalte. Die Schuldnerquote lag 2007 bei rund 27 % und damit deutlich über dem Berliner Durchschnitt von 15 %. Vermutlich wur- de bei der Ermittlung der Kaufkraft die angrenzende Märchensiedlung in die Berechnung einbezogen, wo es einen hohen Anteil einkommensstarker Haushalte gibt.

Beschäftigung und Qualifizierung

Seit Jahren ist die soziale Struktur im Quartier durch eine hohe Arbeitslosigkeit und durch einen großen Anteil an Transferleistungsempfängern charakterisiert. Mehr als die Hälfte der Einwohner (51 % - Stand 31.12.2007) leben von Transfereinkommen. Im Durchschnitt aller Quartiersmanagementgebiete sind es etwas über 36 % und im Gesamtberliner Durchschnitt knapp 20 %.

Wirtschaftsförderung / Stadtteilökonomie

Mit Ausnahme des „Sonnencenters“ (siehe Punkt 1.2.10) gibt es in der High-Deck-Siedlung kein weiteres Gewerbe.

Schule und Kita

Zum Quartier gehören eine Grundschule im 100 %igem Ganztagsbetrieb mit rund 580 Schülerinnen und Schülern sowie zwei Kitas, darunter eine ehemalige kommunale Kinderta- gesstätte mit 184 Plätzen (Kita Hänselstraße) und eine der Evangelischen Kirche Neukölln (Kita Tabea) mit rund 70 Plätzen. Die Kita Hänselstraße wird seit 2006 über den Eigen- betrieb Kindertagesstätten Südost verwaltet. In unmittelbarer Quartiersnähe befindet sich die Kepler-Oberschule (Hauptschule), etwas weiter entfernt ist die Sonnen-Grundschule (offene Ganztagsgrundschule). Zu allen Kindertagesstätten und Schulen bestehen gute Kooperationsbeziehungen, unabhängig ob sie sich im Quartier befinden, da sie auch von Kindern und Jugendlichen aus dem Quartier besucht werden. Der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund beträgt in den Kitas und der Grundschule rund 80 %, mit steigender Tendenz bei den Neuzugängen. So liegt der Anteil von Schülern nichtdeutscher Herkunft in der sechsten Klasse der Grundschule bei 68 %, während er in der dritten Klasse be- reits bei 96 % liegt.

Gesundheit, sonstige soziale und kulturelle Infrastruktur

Angrenzend an das Quartier befinden sich ein Ärztehaus sowie weitere Facharztpraxen. Die im Quartier gelegene Physiotherapie („Zeit für Bewegung“) ist inzwischen in das be- nachbarte „Erich-Raddatz-Haus“ umgezogen.

Die Siedlung verfügte von Beginn an über zahlreiche Gemeinschaftsräume, die heute u. a. auch für unterschiedlichste sozio-kulturelle Projekte genutzt werden. Im großen – 2002 umgebauten – Gemeinschaftsraum betreibt der Internationale Bund den Nachbarschaftstreff „mittendrin“. Im 2003 eröffneten Computertreff 40 Plus haben Erwachsene zahlreiche Möglichkeiten, sich am PC weiterzubilden.

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Seit 2002 gibt es im Quartier den Kindertreff „Waschküche“ für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren, der zunächst durch die AWO Südost e.V. betrieben wurde. Seit Januar 2006 hat der Verein AspE e.V. den Kindertreff als Träger übernommen und bietet dort vielfältige Lern- und Freizeitprojekte für Kinder.

Der Jugendtreff „The Corner“, den es ebenfalls seit 2002 gibt , unterbreitet Angebote für Heranwachsende und Kinder ab 14 Jahren. Seit Frühjahr 2005 gibt es darüber hinaus den Sporttreff „Power Corner“. Träger beider Einrichtungen ist der Evangelische Kirchenkreis Neukölln e.V.

Die ehemaligen Räume des Mieterbeirates im Michael-Bohnen-Ring 25 nutzt tagsüber das ABM-Projekt „Spielen im Kiez/ Spielzeugkiste“ der BBJ Servis gGmbH für Spielzeug- tauschbörsen, Bastel- und Spielangebote für Kinder bis 12 Jahren. Es ist das einzige Freizeitangebot für Kinder auf den nordöstlichen Seite der Sonnenallee.

Die Innenhöfe verfügen über viele kleine und größere Spielbereiche, darüber hinaus gibt es sechs Bolzplätze und einen Bouléplatz.

Der Seniorenbegleitdienst der trias gGmbH unterstützt seit 1998 Senioren und Behinderte, begleitet sie bei Arztbesuchen, Einkäufen und hilft bei kleinen Erledigungen im Haus- halt. Seit Herbst 2004 liegt ein Schwerpunkt der Arbeit des Trägers in der Unterstützung der Seniorinnen und Senioren im „Haus Leonberg“. Der Begleitdienst hat seinen Sitz au- ßerhalb des Quartiers. Die geplante Verlegung in das Quartier konnte bisher noch nicht realisiert werden.

Die evangelische Tabea-Gemeinde ist im Zuge der Zentralisierung der Kirchengemeinden in Neukölln mit der Magdalenen-Gemeinde zur Evangelischen Gemeinde Rixdorf fusio- niert. Die Räume der Gemeinde in der Sonnenallee 311-315 sind aber nach wie vor Treffpunkt vor allem für ältere deutsche Bewohner aus dem Quartier. Dort werden auch einige Freizeitmöglichkeiten für Senioren angeboten.

Alltagsversorgung

Im Nahversorgungszentrum „Sonnencenter“ befinden sich zurzeit 12 Läden, Restaurants und Dienstleistungen, darunter ein Supermarkt, ein Bäcker, eine Apotheke, ein Zeitungs- und Lottoladen, ein Friseur- und Kosmetiksalon sowie ein Café/Restaurant und ein asiatischer Imbiss. Ein Restaurant ist seit Frühjahr 2007 geschlossen. Hier befindet sich jetzt eine „InfoBox“ als erste Anlaufstelle für die Mieter der Capricornus. Außerdem hatte die STADT UND LAND von 2005 bis Ende 2006 eine Außenstelle ihres Servicebüros Sonnenallee in einem der freien Gewerberäume angesiedelt. Seit Sommer 2007 hat hier die Marketingagentur für die Vermietung der Wohnungen, die von der Capricornus beauftragt wurde, ihren Sitz.

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3. Stärken und Schwächen des Quartiers 3.1. Bestehende Stärken und Potenziale Bauen – Wohnen – Wohnumfeld

Als Siedlung des Sozialen Wohnungsbaus der siebziger Jahre unterscheidet sich die High-Deck-Siedlung städtebaulich und gestalterisch von den übrigen vor allem durch eine deutlich geringere bauliche Dichte. Es gibt keine aneinandergereihten Hochhäuser, wie in der Gropiusstadt oder dem Märkischen Viertel, sondern es überwiegen fünf- bis sechs- geschossige Gebäude. Die baulich-funktionale Trennung von Fußgänger- und Autoverkehr ist vorteilhaft hinsichtlich der Aufenthaltsqualität, Sicherheit von Fußgängern und der großen Zahl von Stellplätzen.

Durchzogen von Grün- und Freiflächen und mit zahlreichen Spielbereichen ausgestattet, bietet das Wohnumfeld viele Potenziale. Seit 2003 werden in den Innenhöfen die Spiel- und Bolzplätze, die nach jahrelangem Gebrauch abgenutzt und teilweise verwaist waren, sukzessive aufgewertet, um sie für die Kinder wieder attraktiv zu machen und die High- Decks „zu beruhigen“. Zwei Spielbereiche wurden auf Anregung der Bewohnerschaft und des Quartiersmanagements in den vergangenen Jahren umgestaltet: Spielplatz „Galakti- ka“ (Leo-Slezak-Straße) und „1001 Nacht“ (Joseph-Schmidt-Straße). Im Frühjahr 2007 wurden darüber hinaus zwei weitere neu gestaltete Bolzplätze sowie ein Bouléplatz für alle Generationen eingeweiht. Auf einem der Bolzplätze kann Streetball und auf dem anderen Fußball gespielt werden. Auch der Bouléplatz wird seit Sommer 2007 von den Erwach- senen gut angenommen.

Die Wohnungen in der Siedlung haben großzügige Grundrisse und verfügen in der Regel über Balkon, Loggia oder Terrasse. Sie werden vor allem von Familien mit Kindern sowie älteren Menschen nachgefragt. Hervorzuheben sind einzelne besondere Bereiche: So gibt es zwei Wohnhausgruppen, in denen überwiegend Senioren leben (Seniorenwohnhaus

„Haus Leonberg“, Heinrich-Schlusnus-Straße 8,10,12). Die Wohnungen in der Fritzi-Massary-Straße sind durch ihre besonderen Grundrisse (Maisonette) vor allem bei Familien mit mehreren Kindern stark nachgefragt.

Infrastruktur

Durch die Ganztagsgrundschule und zwei Kitas ist das Quartier gut mit Betreuungsangeboten in Wohnortnähe ausgestattet. Vor allem die Grundschule bietet mit ihrem separaten Freizeitgebäude gute Voraussetzungen nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch der kreativen Freizeitmöglichkeiten zu sein. Der Umbau eines Teilbereiches der Schule zu einem Interkulturellen Elternzentrum ist fast abgeschlossen und kann ab 2009 in Betrieb gehen.

Freizeit- oder andere soziale Angebote gab es – mit Ausnahme eines kleinen Jugendtreffs für arabische Jugendliche – bis zum Start des Quartiersmanagements nicht. Insbeson- dere durch den Jugendtreff „The Corner“ und den Kindertreff „Waschküche“ haben sich die Freizeitmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche spürbar verbessert. In beiden Einrich- tungen finden sehr viele verschiedene Projekte statt, die einerseits die Kinder und Jugendlichen fördern (u. a. Lernhilfe, naturwissenschaftliche Projekte) und andererseits eine sinnvolle Freizeitgestaltung bieten (u. a. Sportaktivitäten, Tanz, Theater, Billard, Kicker). Beide Einrichtungen arbeiten sehr eng mit den Eltern zusammen. Im Kindertreff können

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sich beispielsweise Mütter vormittags treffen und austauschen, abends trifft sich das Väterprojekt . Es gibt aber darüber hinaus auch niedrigschwellige Angebote zur Weiterbildung für Eltern. Die Zahl der Mütter und Väter, die die Angebote nutzen, steigt sukzessive. Immer mehr Eltern interessieren sich auch für die Arbeit, die mit den Kindern im Treff stattfin- det.

Eine wichtiger Kommunikationsort und kultureller Treffpunkt für die Bewohnerschaft ist der Nachbarschaftstreff „mittendrin“. Er ist inzwischen „der“ Quartiersmittelpunkt, wo man Nachbarn treffen und ins Gespräch kommen, sich fortbilden und andere Kulturen kennen lernen kann. Durch Fördermittel aus dem Programm „Soziale Stadt“ konnte das Ange- botsspektrum kontinuierlich erweitert und qualitativ verbessert werden. Von Beginn an sind die Bewohner unterschiedlicher Herkunft in die Programmgestaltung einbezogen. Dies wurde durch die Initiierung eines Beirates im Herbst 2006 noch verstärkt.

Das Einkaufs- und Dienstleistungszentrum „Sonnencenter“ ist das unmittelbare Nahversorgungszentrum des Quartiers mit einer grundsätzlich guten Mischung an Läden, Restau- rants sowie Dienstleistungen, die jedoch einer Neustrukturierung und Anpassung der Gewerbeflächen bedürfen. Die Capricornus denkt derzeit über eine Revitalisierung des „Son- nencenters“ nach. Genauere Pläne liegen zurzeit noch nicht vor. In diesen Prozess sollten die Gewerbetreibenden, vor allem die Neumieter unter ihnen, intensiv einbezogen wer- den. Die bestehende IG „Sonnencenter“ könnte damit neue Arbeitsinhalte bekommen und den Zusammenhalt der Gewerbemieter fördern.

Zusammenleben und Integration

Von Beginn des Quartiersmanagements an ist es gelungen, die Bewohnerschaft aktiv einzubeziehen. Dies zeigt auch die gestiegene Zahl der ehrenamtlich Engagierten:

Waren es 1999 nur noch drei aktive Bewohner, sind es heute rund 135. Im vorigen Jahr war diese Zahl sogar noch etwas höher, aber inzwischen mussten einige Bewohner aus dem „Haus Leonberg“ die ehrenamtliche Tätigkeit aus Alters- und gesundheitlichen Gründen aufgeben.

In zunehmendem Maß unterstützen Bewohner auch Aktionen und Projekte, die das multiethnische Zusammenleben der verschiedenen Generationen verbessern. Die zahl- reichen Projekte haben gezeigt, dass es Stück für Stück gelingen kann, das Zusammenleben der Bewohner und die Integration vor allem der Bewohner mit Migrationshin- tergrund voran zu bringen. Dies ist ein langer Prozess, der intensiv begleitet werden muss. Inzwischen sind es nicht mehr nur langjährige deutsche Bewohner, die aktiv mit- wirken. Auch viele Bewohnerinnen und Bewohner mit Migrationshintergrund engagieren sich in verschiedenen Projekten im Quartier, insbesondere in den Beiräten und in der Elternarbeit. In der Bewohnerschaft stecken immer noch Potenziale, die es künftig noch stärker zu nutzen gilt.

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3.2. Vorhandene Schwächen und Defizite Bauen - Wohnen - Wohnumfeld

Die bauliche Funktionstrennung von Fußgänger- und Autoverkehr in der Siedlung weist aber auch erhebliche Nutzungsmängel auf: Durch die zahlreichen Brücken, Treppen und Zugänge ist das Quartier sehr unübersichtlich und nicht barrierefrei. Durch die jetzt angelaufene Sanierung der High-Decks, Brücken und Zugänge wird der bautechnische und optische Zustand verbessert, aber die Nutzungsmängel können damit nicht behoben werden.

Die High-Decks, die namensgebend für die Siedlung sind, waren ursprünglich als Spiel- und Aufenthaltsbereich für kleine Kinder und Erwachsene gedacht. Inzwischen resultieren jedoch aus der starken Inanspruchnahme der High-Decks vor allem durch Kinder erhebliche Nutzungskonflikte. Anwohner beklagen häufig, dass sie ihre Balkone wegen der ho- hen Lärmbelästigung kaum noch nutzen können. Dies führte u. a. dazu, dass in der Joseph-Schmidt- und Peter-Anders-Straße vor allem Mieter von Wohnungen in unmittelbarer Höhe der High-Decks weggezogen sind.

Aber nicht nur die High-Decks, sondern der gesamte bauliche Zustand der Wohnungen und Häuser ist inzwischen stark sanierungsbedürftig: teilweise erhebliche Wasserschäden durch undichte Dächer, Fugen, Balkone und Fenster; fehlender Wärmeschutz u. a. durch defekte Fenster, hohe Betriebskosten durch veraltetes Heizungssystem. Auch der Aus- stattungsstandard der Wohnungen entspricht bei dem Mietpreis nicht mehr dem heutigen Standard. Die Bewohner hofften seit vielen Jahren auf die Sanierung und hatten entspre- chend hohe Erwartungen, als die Capricornus kurz nach dem Kauf der Siedlung mit der Sanierung begann. Inzwischen ist bei vielen von ihnen Ernüchterung eingetreten, weil außer der Sanierung des Heizungssystems und einer Fensterinstandsetzung in den Wohnungen nicht viel verändert wird, gleichzeitig aber die Mietern weiter ansteigen.

Ein besonders problematisches Haus ist der ehemalige ARWO-Bau, ein Wohnhaus mit rund 230 Ein-Zimmer-Wohnungen, das schon seit Jahren eine hohe Fluktuation aufweist . Eine Ursache ist die bauliche Struktur, denn die langen verwinkelten Gänge in den einzelnen Etagen erschweren die Orientierung und verunsichern vor allem ältere Menschen.

Aber auch die Bewohnerstruktur trägt dazu bei. Dort wohnen viele allein lebende Männer mit Alkohol- und Drogenproblemen oder auch Bewohner, die nach einer Scheidung oder der Entlassung aus dem Strafvollzug hier eine neue Wohnung bekommen haben. Sie befinden sich oft in Betreuung.

Insgesamt entsprechen die Wohnungen in der High-Deck-Siedlung mit ihren sehr großzügigen Wohnflächen und hohen Mieten nur in begrenztem Maß den Anforderungen an Wohnraum für ALG II-Empfänger. In mehreren Fällen kam es bereits zu Kündigungen durch Mieter, zu denen das JobCenter sie aufgrund der Miethöhe aufgefordert hatte. Bei Familien mit Migrationshintergrund waren nur vereinzelte Umzüge notwendig, weil diese nach wie vor oft in zu kleinen Wohnungen (gemessen an Zimmer- und Personenzahl) leben. Teilweise haben die Vermieter Mietsenkungen durchgeführt, um die Mietverträge für diese Mieter aufrecht zu erhalten. Selbstzahlende Mieter für die Siedlung zu gewinnen, ist aufgrund der großen Wohnflächen und der daraus resultierenden hohen Mieten sowie der sozialen Problemlagen schwierig.

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Das Einkaufs- und Dienstleistungszentrum „Sonnencenter“ ist durch seine sehr geschlossene Struktur von außen nur schlecht als Einkaufszentrum erkennbar und wird daher fast ausschließlich von Quartiersbewohnern zur Nahversorgung genutzt. Die Gewerbetreibenden haben Mühe, sich gegen die Konkurrenz der nahe gelegenen Einkaufszentren zu behaupten. 2006 war ein weiteres Einkaufszentrum in unmittelbarer Nähe hinzugekommen, das mit Post und Sparkasse weitere Anziehungspunkte besitzt. Zudem beeinträchtigen die nicht mehr marktgerechten Flächen und die geringere Kaufkraft das wirtschaftliche Überleben im „Sonnencenter“. Obwohl es zahlreiche Angebote durch das Quartiersmana- gement zur Kooperation gab (Marketingkurse, Gewerbestammtische etc.), beteiligte sich bisher nur ein geringer Teil der Gewerbetreibenden daran. Mitte 2006 wurde auf Wunsch vieler Händler und Gewerbetreibender durch die STADT UND LAND eine Videoanlage im Sonnencenter installiert. Damit sollten Vandalismusschäden, die vermehrt aufgetreten waren, verhindert und dem subjektiven Sicherheitsempfinden der Kundschaft besser entsprochen werden. Das Center war oft tagsüber und abends Aufenthaltsort von verschiede- nen Gruppen (Jugendliche und Alkoholiker), wodurch sich die Kunden belästigt fühlten. Diese Probleme müssen im Rahmen eines Gesamtkonzeptes für das Sonnencenter gelöst werden.

Zusammenleben und Integration

Die veränderte soziale Struktur der Siedlung seit Anfang der neunziger Jahre hat zu erheblichen Problemen geführt. Arbeitslosigkeit, Armut, teilweise eine geringe Bildung und ein Lebensalltag, der durch sehr unterschiedliche kulturelle und religiöse Werte und Anschauungen geprägt ist, erschweren das nachbarschaftliche Zusammenleben und führen in verstärktem Maß auch zu Konflikten in den Familien. Aber auch innerhalb und zwischen den Migrantengruppen gibt es deutliche soziale und kulturelle Unterschiede. Mit der ge- stiegenen Fluktuation und dem weiteren Zuzug sozial schwacher Familien – dabei auch neuer Bewohnergruppen wie z.B. Rroma-Familien – haben sich die sozialen Spannungen und Konflikte teilweise verschärft.

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II. Bilanz und Analyse des Jahres 2008

1. Zielsetzung des Bilanzjahres 2008

Für die Arbeitsphase 2008 behielten, wie bereits in den Jahren 2006 und 2007, folgende Handlungsfelder eine besondere Priorität:

(8) Integration und Zusammenleben / Mehr soziale und interkulturelle Integration (3 Punkte)

(4) Soziale Infrastruktur - Schule, Kinder, Jugendliche, Ältere und Familien (3 Punkte),

(9) Partizipation der Bewohner und Akteure (3 Punkte).

Neu hinzu kam 2008 folgendes Handlungsfeld:

(3) Bessere Qualität des Wohn- und Lebensraumes (3 Punkte).

Alle weiteren Handlungsfelder hatten in der Voreinstufung im letzten Handlungskonzept folgende Priorität:

(1) Mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt (2 Punkte)

(2) Mehr Fort- und Weiterbildung (1 Punkt)

(5) Bewohneradäquate Stadtteilkultur (2 Punkte)

(6) Besseres Gesundheitsniveau (1 Punkt)

(7) Steigerung des Sicherheitsempfindens (1 Punkt)

Im Frühjahr 2008 veränderte sich die Situation in der High-Deck-Siedlung durch den Zuzug von neuen Mietern vor allem in unsanierte Wohnungen des Eigentümers Capricornus High-Deck Residential GmbH & Co. KG. Diese Familien, die teilweise bereits im November/ Dezember 2007 und auch im ersten Quartal 2008 eingezogen waren, kamen überwie- gend aus Ost- und Südost-Europa. Einige von ihnen sind polnischer Herkunft, andere gehören zur Gruppe der Rroma. Im Frühjahr (März/ April) 2008 begannen sich in einigen Häusern die Nachbarschaftskonflikte (insbesondere Leo-Slezak-Straße, Joseph-Schmidt-Straße) zu verschärfen, da diese neuen Bewohner zahlreiche Besucher und Gäste (teil- weise bis zu 20-30 Gäste) in ihren Wohnungen aufnahmen. In den betroffenen Häusern kam es zu großen Lärmbelästigungen (Feiern und übermäßig starker Alkoholgenuss auf Balkonen, Terrassen, in Höfen) und Verschmutzungen (Treppenflure wurden als Toiletten und zur Müllablagerung benutzt). Auch im Wohnumfeld gab es erste Konflikte zwischen ansässigen und neuen Kindern und Jugendlichen, Vandalismusschäden waren zu verzeichnen (beschädigte Ballfangnetze über den Bolzplätzen), Erwachsene beobachteten klei- ne und größere Kinder beim Rauchen. Dies alles führte zu großer Verunsicherung und zu einer sehr starken Ablehnung seitens der ansässigen Bevölkerung gegenüber den „Neu- en“, die im Sprachgebrauch der Quartiersbevölkerung als „Zigeuner“ bezeichnet wurden. Das Quartiersmanagement geht nicht nur gegen solche Diskriminierungen vor, sondern initiierte im Mai 2008 auch eine Arbeitsgruppe, die sich dieser neuen Probleme annahm (siehe dazu Abschnitt 2.3. und 2.8.). Erste Projekte wurden auf den Weg gebacht, die Hausverwaltung versuchte, mit Abmahnungen und Kündigungen die Mieter zum Einhalten der Hausordnung zu bewegen. Die Verschärfung der Situation in Einzelfällen konnte nur durch das besonnene und eng vernetzte Handeln aller Kooperationspartner und Beteiligter vermieden werden. Seit Oktober hat sich die Situation wieder etwas entschärft: Eine

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Familie hat das Quartier verlassen, andere beherbergen zurzeit keine (zahlreichen) Gäste, so dass es insgesamt zunächst ruhiger wurde.

Auf Grund dieser veränderten Situation nahmen die Handlungsfelder 8, 3, und 7 mehr Raum in der Arbeit ein, als anfangs geplant. Das Handlungsfeld 7 war in der Planung zu- nächst als nachrangiges Handlungsfeld bzw. Strategisches Ziel formuliert worden, nahm jedoch 2008 auch sehr viel Raum ein.

Eine noch stärkere Einbeziehung der Bewohnerinnen und Bewohner, vor allem derjenigen mit Migrationshintergrund, ist seit Beginn des Quartiersmanagements ein erklärtes Ziel der Arbeit. In den Jahren zuvor hatte sich die Zahl derer, die sich im und für das Quartier engagieren, stetig vergrößert. Zu den neuen „Aktiven“ gehören auch zunehmend mehr Bewohner türkischer, arabischer und polnischer Herkunft. Dies wurde in der Projektentwicklung und -umsetzung auch stärker berücksichtigt. Ziel war es aber auch, ihre Bereit- schaft zur Mitwirkung zu fördern und zu festigen. Nur auf dieser Grundlage können die vielfältigen Integrationsprozesse und das nachbarschaftliche Leben verbessert werden. Die Problemlagen sind sehr komplex, denn sie berühren alle Lebensbereiche. Besonderes Augenmerk legten wir deshalb auf Projekte in folgenden Bereichen:

Nachbarschaften,

Verständnis für andere Kulturen und Generationen und Förderung von Toleranz und Demokratie,

Gewaltprävention,

Elternarbeit,

Bildungs- und Sprachförderung.

Bis Ende 2006 wurde vor allem die sozialen Infrastrukturangebote in der High-Deck-Siedlung durch Neu- bzw. Umbau spürbar verbessert. 2008 galt es, diese Angebote zu stabili- sieren und inhaltlich weiter zu profilieren. In die jeweiligen Projekte sollten Bewohnerinnen und Bewohner noch stärker eingebunden werden, sei es begleitend oder aber auch direkt durch aktive Mitwirkung.

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2. Auswertung der Projekte, strategische Partnerschaften und Themenfelder

2.1. Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt“

Zu diesem strategischen Ziel gehören folgende operationale Ziele (OP):

Erhalt bestehender Angebote (OP 1)

Spezielle berufsorientierte Qualifizierung für besondere Personengruppen (OP 2)

Verbesserung der Ausbildung für Jugendliche (OP 3)

(Re-)Integration von Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern in den Arbeitsmarkt und / oder in Qualifizierung (u.a. ABM, SAM, Arbeitsförderbetrieb) (OP 4)

Förderung von Kleingewerbe und Unterstützung von Existenzgründungen (OP 5)

Standortmarketing / Standortprofilierung (OP 6) Jugendliche in der Werkstatt im Projekt „Thinking Corner“ (Foto: M. Knerner)

Armut, Arbeitslosigkeit und fehlende Bildung sind ursächlich für viele Probleme im Quartier. Da die Zahl der Bewohner, die von Transfereinkommen leben, nach wie vor hoch ist, waren Projekte zur Arbeitsförderung sowie zur Bildung und Qualifizierung für den ersten Arbeitsmarkt unverzichtbar (OP 4). Auch hier bildeten Migranten eine wichtige Zielgruppe (OP 2). Besonderes Gewicht hatten auch Maßnahmen, die die Ausbildungschancen von Jugendlichen fördern (OP 3). Ziel war es, möglichst viele Jugendliche für eine Ausbildung zu motivieren und sie darauf vorzubereiten.

Im Sommer 2008 startete die STADT UND LAND Wohnbauten-GmbH in der High-Deck-Siedlung ein soziales Kunstprojekt (siehe dazu auch Abschnitt 2.3), in dem seit September 2008 vier Jugendliche aus dem Quartier eine berufliche Ausbildung zum Maler und Lackierer in einer Malerfirma der Handwerksgruppe Borst & Muschiol absolvieren. Im Vorfeld hatten STADT UND LAND, Jugendtreff „The Corner“ und Quartiersmanagement sehr intensiv für die Besetzung von bis zu acht Ausbildungsstellen geworben: Alle Familien in großen Wohnungen im STADT UND LAND-Wohnbereich wurden von Quartiersmanagement und Wohnungsunternehmen gemeinsam angeschrieben, im Quartier wurden im ge-

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samten Wohnungsbestand aller drei Eigentümer Plakate angebracht, der Jugendtreff unterstützte beim Schreiben und Zusammenstellen der Bewerbungsunterlagen. Nur sieben Jugendliche hatten sich dann beworben, von denen vier eingestellt wurden, zwei sich für eine Fortsetzung ihrer Schulausbildung entschlossen und einer sich nach dem Einreichen der Unterlagen gar nicht mehr meldete. Die vier Auszubildenden (ein deutsches Mädchen, Jungen türkischer, arabischer und englischer Herkunft) leben in Wohnungen aller drei Wohnungseigentümer und bilden auch von ihrer Herkunft den „Quartiersdurchschnitt“ der Jugendlichen ab. Ihre ersten Arbeiten an der Musterfassade des Projektes stärkten ihr Selbstbewusstsein außerordentlich und fanden auch eine sehr positive Resonanz im Quartier. Mit einem guten Start, der ihnen durch die niedrigschwelligen Zugangsvorrauset- zungen in der Malerfirma ermöglicht wurde, haben sie sich bis heute sehr positiv entwickelt und konnten bereits weitere Jugendliche ermuntern, sich im zweiten Anlauf zu bewer- ben. Die Firma Big B der Handwerksgruppe Borst & Muschiol plant zum März 2009 vier weitere Jugendliche aus dem Quartier einzustellen. Quartiersmanagement und Jugendtreff unterstützen nach wie vor bei der Bewerbung.

Das Programm LOS „Lokales Kapital für Soziale Zwecke“ wirkte sich gerade in diesem Schwerpunkt sehr positiv aus, da die Programmmittel es ermöglichten, auf die Quartiersbe- völkerung zugeschnittene Maßnahmen umzusetzen. So wurden im vergangenen Jahr im Rahmen dieses Programms neun Einzelprojekte (seit dem Programmstart: insgesamt 50) durchgeführt, die auf die Verbesserung der Ausbildung und Qualifizierung für Jugendliche und arbeitslose Bewohner(innen) mit und ohne Migrationshintergrund zielten. Zu wichti- gen Projektpartnern gerade in diesem Bereich zählten auch 2008 wieder die Kepler-Oberschule (Hauptschule), die Jugendeinrichtungen, der Computertreff 40 Plus e. V., der In- ternationale Bund und die Volkshochschule. Durch sehr niedrigschwellige Angebote in LOS-Projekten konnten zahlreiche Frauen mit Migrationshintergrund ihre Sprachkenntnisse verbessern und begaben sich mit Unterstützung der Nachbarschaftshelferin auf die Suche nach weiteren Qualifizierungen oder einem (Teilzeit-)Job. Ein spezielles Kursangebot für interessierte Bewohner(innen) fand auch 2008 im Computertreff mit dem Ziel statt, die Fähigkeiten im Umgang mit den modernen Medien zu schulen. 96 Teilnehmer(innen), darun- ter rund zwei Drittel Frauen, haben 16 verschiedene niedrigschwellige Anfänger- und Aufbaukurse am Computer besucht. Das Projekt „Gesunde Ernährung – Kultur des Essens“, das mit zusätzlichen Mitteln aus dem Programm „Lokales Kapital für Soziale Zwecke“ gefördert wurde, erreichte zehn Mütter mit Migrationshintergrund der Schule in der Köllni- schen Heide. Sie wurden in gesunder Ernährung und der Zubereitung von gesundem Frühstück für Kinder qualifiziert und konnten ihre erworbenen Kenntnisse im Rahmen des Frühstücksangebots der Grundschule anwenden. Durch eine Aufwandsentschädigung haben sie auch etwas Geld hinzu verdienen können. Die Projekte an der Hauptschule und im Jugendtreff „The Corner“ waren auch 2008 darauf ausgerichtet, die sozialen Kompetenzen, die handwerklichen Fähigkeiten und die schulischen Defizite durch gezielte Nachhil- fe und Förderung zu verbessern, um die Jugendlichen so auf eine Ausbildung möglichst umfassend vorzubereiten. An der Kepler-Schule (Hauptschule) halfen die LOS-Projekte vor allem den eher trostlosen Schulhof etwas aufzuwerten. Durch das Mentorenprojekt der Bürgerstiftung Neukölln konnten Kontakte von Jugendlichen zur beruflichen Praxis hergestellt werden, um Berufsfelder zu erkunden. Dabei waren die älteren Mentoren behilflich.

In einer Veranstaltungsreihe „GEMEINSAM Berlin erkunden“ konnten arbeitslose Bewohner(innen), Ehrenamtler(innen) mit und ohne Migrationshintergrund ihr Allgemeinwissen und ihre Kenntnisse über Politik und Demokratie in Deutschland sowie über ihren Heimatbezirk Neukölln und die Stadt Berlin erweitern. Dies trainierte die deutsche Sprache, dien- te aber auch dem gegenseitigen Kennen lernen der Nachbarn mit und ohne Migrationshintergrund und aus unterschiedlichen Generationen sowie Eltern und Mitarbeiter(innen) der Grundschule. Zu den Angeboten zählten eine geführte Stadtrundfahrt, ein Stadtrundgang der Schulleiterin mit Müttern in Mitte Unter den Linden, ein Moschee-Besuch in Kreuz- berg, Besuche des Rathauses Neukölln, des Berliner Abgeordnetenhauses und des Deutschen Bundestages. Diese Veranstaltungen wurden in enger Kooperation zwischen

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Nachbarschaftshelferinnen, Quartiersmanagement und Grundschule organisiert und wurden teilweise aus Mitteln des Programms „Lokales Kapital für Soziale Zwecke“ gefördert.

Andere Angebote waren ohne zusätzliche Kosten möglich. Der Stadtrundgang von Müttern der Grundschule mit der Schulleiterin der Grundschule wurde durch den Fernsehsender RTL begleitet und teilweise auch finanziell unterstützt.

Viele Bewohner(innen), vor allem Langzeitarbeitslose, waren und sind im Umgang mit den Regelungen für ALG I und II sowie Rentenanträgen überfordert. Das im Quartier ange- siedelte Beratungsbüro der BEQUIT GmbH leistet hier nach wie vor die nötige Unterstützung. 2007 wurde das Angebot des Büros erweitert, indem die Mitarbeiter(innen) gezielt auch beim Ausfüllen der Unterlagen für das JobCenter Neukölln unterstützten. Dieses Zusatzangebot, das in Absprache der Neuköllner Quartiersmanagements mit dem JobCen- ter und der Bequit GmbH initiiert wurde, wird sehr gut angenommen. Trotzdem konnte es in dieser dezentralen Form im Frühsommer 2008 nicht weiter mit dieser Mitarbeiterstärke fortgeführt werden. Der Antragsservice unterstützt zwar nach wie vor, es gibt jedoch keine direkte Weiterleitung mehr an das Jobcenter. Hier müssen sich die Bewohner wieder allein auf den Weg machen, was oft dadurch erschwert wird, dass im Jobcenter nach wie vor Unterlagen verloren gehen. Durchschnittlich 230 Besucher(innen) wurden 2008 mo- natlich im Servicebüro Michael-Bohnen-Ring 15 mehrsprachig beraten und unterstützt (2007: 270).

Nach wie vor ist es schwierig, Quartiersbewohner(innen) in Beschäftigungsprojekten, die vom Quartiersmanagement initiiert wurden, einzusetzen. Dies ist nicht mehr Kriterium des JobCenters Neukölln bei der Besetzung von Stellen. Jedoch gelang es auch 2008 in vereinzelten Fällen, Bewohner in ABM-Stellen im Quartier zu vermitteln. Im Hinblick auf den Einsatz in einem Zusatzjob bzw. Arbeitsgelegenheiten (1,50 Euro) ist dies inzwischen sehr gut gelungen. So konnten auch 2008 acht Bewohner(innen) aus dem Quartier und vier aus der unmittelbaren Nachbarschaft des Quartiers im Rahmen von 1,50 Euro-Jobs beschäftigt werden. Ziel war es hier besonders, zusätzliche und vor allem sinnvolle Beschäfti- gungsfelder zu entwickeln. Eingesetzt wurden sie als Nachbarschaftshelferin, als Küchenhelferin, in der Nähwerkstatt, zur Unterstützung von Projekten im Quartier, insbesondere des ehrenamtlichen Bewohnervereins Computertreff 40 Plus.

Die Wirkungen der Regelungen von Beschäftigungen im Rahmen von ALG II sind ambivalent: Einerseits ist zu beobachten, dass zahlreiche ALG II-Empfänger(innen) aus dem Quartier im Rahmen von MAE beschäftigt sind und auch die Nachfrage danach scheint nach wie vor anzuhalten. Zudem können durch diese Beschäftigungsmöglichkeiten nicht nur die ohnehin geringen Haushaltsbudgets etwas aufgebessert werden, sondern sie führen bei den Beschäftigten vor allem wieder zu mehr Selbstvertrauen und Motivation. Eher problematisch ist, dass sich die vor allem in ABM-Stellen vergleichsweise kurze zeitliche Befristung für die Beschäftigungsmöglichkeiten nachteilig sowohl im Hinblick auf die Ein- arbeitung und "Gewöhnung" an den Arbeitsprozess als auch bezogen auf die Kontinuität in den einzelnen Projekten auswirkt. Die Planung für Projekte im Rahmen von Arbeitsge- legenheitshilfen (AGH bzw. 1,50 Euro-Jobs) ist dagegen langfristiger möglich. In der Regel erhält der Träger Zuweisungen für ein Jahr. Der- oder diejenige, der/die den 1,50 Euro- Jobs ausführt, erhält eine Zuweisung für den Zeitraum bis zur Überprüfung der Bezüge im Rahmen von ALG II bzw. bis er eine andere Stelle auf dem ersten oder zweiten Ar- beitsmarkt findet. Sollte es 2009 gelingen, geförderte Stellen im neuen Arbeitsmarktprogramm zu etablieren, in dem es u. a. ÖBS-Stellen, MAE-Stellen mit Entgeltvariante, Kombi- Lohn und Stellenförderungen gibt, sind ab 2009 gemeinnützige Projekte längerfristig planbar. Gleichzeitig können geförderte Mitarbeiter, die sich in Projekten „bewähren“, die jedoch auf dem ersten Arbeitsmarkt chancenlos sind, eine längerfristige sinnvolle Beschäftigung finden.

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Obwohl sich die Rahmenbedingungen deutlich verändert haben, ist es gelungen, die im Quartier auf Beschäftigungsmaßnahmen basierenden Projekte zu erhalten und fortzuset- zen und ein zusätzliches Projekt zu etablieren (ABM-Projekt der Bequit GmbH „Grün gestalten“).

Arbeitslosigkeit ist ein zentrales gesellschaftliches Problem. Die Handlungsspielräume auf Quartiersebene sind – zumal wenn es sich wie im Fall der High-Deck-Siedlung um ein reines Wohngebiet handelt – deutlich begrenzt. Handlungsbedarf gibt es aus Sicht des Quartiersmanagements in 2009 vor allem in zwei Bereichen: Notwendig sind effizientere Kooperationsstrukturen, die es ermöglichen, noch zielgerichteter wirksam zu werden. Dies betrifft insbesondere das JobCenter Neukölln. Hier wäre eine noch intensivere Zusam- menarbeit wünschenswert, insbesondere hinsichtlich der Besetzung von Stellen mit Bewohner(innen) in Projekten im Quartier.

Trotz inzwischen leichter Verbesserungen gab es auch 2008 wieder Hinweise aus der Bewohnerschaft, dass im Jobcenter Neukölln Unterlagen nicht ankommen, Geld nicht ge- zahlt oder zuviel Geld überwiesen wird, falsche Auskünfte erteilt werden, mehrmals gleiche oder ähnliche Fortbildungen angeboten werden, Wartezeiten sehr lang sind und es an Freundlichkeit mangelt. Dies trifft vor allem auf den Umgang mit Bewohnern mit Migrationshintergrund zu. Zudem bieten die Großraumbüros eine wenig vertrauensvolle Atmosphä- re. Empfehlenswert und dringend notwendig ist es, die Mitarbeiter(innen) stärker z. B. über Supervision oder zusätzliche Schulungen in ihrer – vor allem interkulturellen – Kompe- tenz zu schulen.

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2.2. Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Mehr Fort- und Weiterbildung“

Zu diesem strategischen Ziel gehören folgende operationale Ziele (OP):

Erhalt bestehender Angebote zur Fort- und Weiterbildung (inklusive der Verbesserung der Bekanntheit / Akzeptanz bestehender Einrichtungen) (OP 1)

Qualifizierung der Bewohner zur Stärkung und Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung (OP 2)

Verbesserung der Kenntnisse der deutschen Sprache und Kultur bei Bevölkerungsgruppen

nicht-deutscher Herkunftssprache (inklusive Basiswissen zum politischen System und zum Workshop „Zeitmanagement“ im Projekt „GEMEINSAM – Projekt für eine

Rechtssystem) (OP 3). bessere berufliche und soziale Integration“

Wichtige Zielgruppe waren auch hier die Bewohner(innen) mit Migrationshintergrund (OP 3). Angebote zur Sprachförderung sowohl für Kinder als auch für Erwachsene / Eltern hatten auch 2008 eine hohe Priorität. Wichtig war es aber auch, zusätzliche Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote außerhalb einer Förderung durch die Agentur für Arbeit oder das JobCenter Neukölln zu unterbreiten. Dazu zählen z.B. Fortbildung am Computer, Beherrschung des Internets sowie das Schreiben von Bewerbungen und Briefen.

Im vergangenen Jahr gab es verschiedene Sprachförderangebote im Quartier, die in enger Kooperation mit der Volkshochschule Neukölln, dem Internationalen Bund, der AWO Südost e.V., der Liebisch & Becker GbR, den Kitas Hänselstraße und Tabea und der Schule in der Köllnischen Heide organisiert wurden. Insgesamt sechs verschiedene Kurse zum Erlernen (Deutschkurse) und zum Festigen (Sprachtrainings) der deutschen Sprache fanden für Erwachsene direkt im Quartier statt. Diese Kurse wurden alle von der Volks- hochschule Neukölln finanziert. Alle Sprachkurse waren sehr gut besucht, jedoch lässt die kontinuierliche Teilnahme einzelner Frauen häufig zu wünschen übrig. Schwierig war es nur, einen Kurs zu starten, der vor allem für Rroma-Frauen geplant und inhaltlich als Alphabetisierungskurs konzipiert war. Er ist inzwischen gut nachgefragt, jedoch sind trotz um-

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fangreicher mehrspachiger Werbung und persönlicher Ansprache unter den bisherigen Teilnehmer(innen) keine Frauen mit Rroma-Hintergrund. Die Volkshochschule Neukölln hatte auf Bitten des Quartiersmanagements die Teilnehmergebühr sogar auf 5 Euro (statt 29 Euro) gesenkt.

Die angebotenen Sprachkurse versuchen sich kontinuierlich mit den Lerninhalten noch stärker an die Bedürfnisse der Migrant(inn)en anzupassen und sie mit Bildungs- und Erzie- hungsinhalten sowie dem Alltagsleben stärker zu verknüpfen. Hier leistet auch die bereits beschriebene Veranstaltungsreihe „GEMEINSAM Berlin erkunden“ einen Beitrag: Durch die gemeinsamen Unternehmungen von Migranten und Deutschen wird das Sprechen der deutschen Sprache immer wieder im Gespräch mit Bewohnern deutscher Herkunft ge- schult.

Auch das sehr niedrigschwellige Angebot zweisprachiger Dozentinnen in den im Frühjahr 2008 beendeten Deutsch-Anfängerkursen im Programm „Lokales Kapital für soziale Zwecke-LOS“ hat sich sehr bewährt. Die Mehrzahl der Frauen besuchte anschließend einen Volkshochschulkurs.

In den vergangenen acht Jahren wurde gemeinsam mit Schulen, Kitas und Migrantenvereinen begonnen, quartiersübergreifend Wege und Lösungen zu suchen, um die Sprach- kompetenz von Migrant(inn)en zu verbessern. Zu beobachten ist, dass die meisten Angebote besser genutzt werden, jedoch ist die verbindliche Teilnahme sehr häufig ein Prob- lem. Deshalb sind die Sprachfortschritte bei einigen Frauen auch nach mehreren Kursen manchmal noch nicht ausreichend. Wichtig wäre, dass durch tägliches Sprechen auch in der Familie oder in der Nachbarschaft die deutsche Sprache trainiert wird. Dafür sollte weiterhin sehr sensibel geworben werden.

Die oft unregelmäßige Teilnahme an Weiterbildungen (Deutsch- und Computerkurse) macht es den Trägern auch schwer, Kurse gut zu planen. Zu beobachten ist, dass kosten- freie Kurse unverbindlicher sind und schlechter besucht werden als jene, für die ein kleiner Beitrag zu entrichten ist. Deshalb wurde im Herbst 2007 im Computertreff 40 Plus damit begonnen, eine Kaution für PC-Kurse einzufordern, die man bei regelmäßiger Teilnahme zurück erhält. Dies hat sich bis zum Projektende im Juni 2008 gut bewährt.

Die Sprachförderungsstunden in Kita sowie der DAZ-Unterricht („Deutsch als Zweitsprache“) an den Grundschulen, sind sehr wichtig, um die Sprachfähigkeiten der Kinder zu verbessern. Die vorhandenen Sprachförderstunden in den Kitas Hänselstraße und Tabea konnten durch die Förderung des Lern-Erlebnis-Programms „Der kleine Stern“(Quartiersfonds II) sinnvoll ergänzt werden. Rund 50 Kinder im Vorschulalter haben daran teilgenommen. Dieses Programm fördert nicht nur die Sprachfähigkeit der Kinder, sondern auch ihre Konzentration, Beweglichkeit und Kreativität. Dem häufigen Personalmangel an Schulen und Kitas fällt sehr oft die zusätzliche Sprachförderung in diesen Ein- richtungen zum Opfer. Lehrerstunden für den DAZ-Unterricht müssen dann beispielsweise zur Abdeckung des Fachunterrichts verwendet werden. Bei einem Anteil von über 80 % Kindern mit Migrationshintergrund in Schule und Kita muss hier dringend Abhilfe geschaffen werden.

Aus der Arbeit des Quartiersmanagements war bereits Ende 2006 deutlich geworden, dass weiterhin niedrigschwellige Angebote zur Verfügung stehen müssen, um vor allem Hilfestellungen zu geben, den Familienalltag besser zu meistern und gegebenenfalls mit einer beruflichen Tätigkeit zu vereinbaren. Das Projekt „Nachbarschaftshelferinnen“, dass unterschiedlich finanziert wird (Lokales Kapital für Soziale Zwecke, 1,50 Euro-Jobs, Quartiersfonds II) wurde deshalb auch 2008 fortgesetzt, um vor allem Bewohner(innen) mit Migrationshintergrund zusätzliche Unterstützungen zu geben. Vor allem mit dem LOS-Projekt wurden 2007/ 2008 über 76 Bewohner(innen), vor allem Frauen türkischer Herkunft, erreicht (über 300 Einzelkontakte und Beratungen).

In Kooperation mit dem LernLaden Neukölln startete in der Köllnischen Heide für die beiden Quartiersmanagements Weiße Siedlung Dammweg und High-Deck-Siedlung im Herbst

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2006 ein Modellprojekt „LernLaden Neukölln Mobil“. Inhalt ist die Beratung über Bildungs- und Weiterbildungsangebote für zwei Zielgruppen: Jugendliche bis 25 Jahren und ältere Arbeitslose über 50 Jahre. Die in der High-Deck-Siedlung geplanten Beratungstage des Projektes im Servicebüro der Bequit GmbH wurden jedoch nur mäßig nachgefragt und deshalb in 2008 auch reduziert (zweimal im Monat). Die im November mit verschiedenen Kooperationspartnern und dem Quartiersmanagement Weiße Siedlung Dammweg ge- plante „Bildungsmesse Köllnische Heide“ musste auf Grund mangelnder Beteiligung der Bildungsträger auf März 2009 verschoben werden.

Um gerade Langzeitarbeitslose besser auf einen eventuellen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt vorzubereiten, ist es wichtig, ABM-Projekte sowie Zusatzjobs (1,50 Euro-Jobs) wieder verstärkt mit Qualifizierungsangeboten und nicht ausschließlich mit Praktikumsplätzen zu verbinden. Dies war eine unserer Anregungen im Herbst 2006. Erfreulicherweise werden seit 2007 den Teilnehmer(innen) von 1,50 Euro-Jobs wieder Qualifizierungen angeboten, die z. B. auch die Themen „Häusliche Krankenpflege“ oder „Freizeitbetreuung von Kindern“ beinhalten. Nach wie vor variiert jedoch die Qualität der Umsetzung solcher Qualifizierungsangebote durch Weiterbildungsträger sehr stark. Dies sollte künftig noch stärker durch das JobCenter Neukölln evaluiert werden.

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2.3. Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Bessere Qualität des Wohn- und Lebensraumes“

Zu diesem strategischen Ziel gehören folgende operationalen Ziele (OP):

Erhöhung der Zufriedenheit der Bewohner mit ihrer Wohn- und Lebenssituation (OP 1)

Verbesserung des Wohnumfeldes und des öffentlichen Raumes (u.a. Verschmutzungen, Vandalismus, Verwahrlosung) (OP 2)

Qualitative Verbesserung der Wohnungen und der Situation der Mieterhaushalte (OP 3)

Qualitative Verbesserung der Häuser/ Aufgänge/ Treppenhäuser/ Höfe (OP 4)

Erhalt, Unterstützung und Stärkung des wohnortnahen Einzelhandels, der Dienstleistungsangebote und der Gastronomie (OP 5)

Verbesserung der Verkehrssituation (OP 6) Putz- und Sperrmüllaktion „Für ein sauberes Quartier“ im Frühjahr 2008

Die High-Deck-Siedlung ist in die Jahre gekommen, viele der Häuser stehen rund 30 Jahre. Aufgrund des Baualters stand seit längerem eine umfassende Sanierung an. Viele der Wohnungen und Gebäude wiesen inzwischen erhebliche bauliche Schäden auf und entsprechen nicht mehr den modernen Standards, was sich vor allem auf die Höhe der Be- triebskosten auswirkt. Eine bezahlbare Wohnung mit angemessenem Standard in einem angenehmen Wohnumfeld ist elementar wichtig, um Bewohner im Quartier zu halten.

Dass die drei Eigentümer im Quartier – Capricornus High-Deck Residential GmbH & Co. KG, STADT UND LAND Wohnbauten-GmbH und EVM Berlin eG – im Interesse der Wei- terentwicklung der Siedlung künftig im Quartier eng zusammenarbeiten und dabei mit dem Bezirksamt Neukölln, dem Quartiersmanagement und den Mietern kooperieren wollen, hatten im Jahr 2007 zwei gemeinsame erweiterte Steuerungssitzungen zum Quartiersmanagement, eine Beratung beim Bezirksstadtrat für Bauwesen sowie ein gemeinsames Pressegespräch gezeigt. Allerdings gestaltete sich die Umsetzung dieses Vorhabens im Jahr 2008 schwierig.

Der Eigentümer Capricornus High-Deck Residential GmbH & Co. KG begann nach der Übernahme der Wohnungen im April 2007 sehr schnell mit den notwendigen Instandset- zungs- und Modernisierungsarbeiten. Dabei verfolgt das Unternehmen verschiedene Wege: Wohnungen im bewohnten Zustand werden instand gesetzt und teilweise modernisiert (u. a. Heizung). Auf Mieterwunsch und nach Ermessen des Vermieters waren zunächst auch Bad- und Küchenmodernisierungen geplant. Damit sollte der Standard der bewohnten

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Wohnungen in einem bezahlbaren Umfang geringfügig verbessert werden, was auch zu Einsparungen an warmen Betriebskosten führen und vor allem langjährige Mieter halten sollte. Seit 2008 wurden jedoch die sehr zahlreich gewünschten Bad- und Küchenmodernisierungen nicht mehr vorgenommen. Nur einige wenige Mieter hatten das Glück, ein neu gefliestes Bad oder eine neue Küche zu bekommen. Leerwohnungen werden dagegen nicht nur instand gesetzt, sondern umfassend modernisiert (u. a. Badmodernisierung, Fuß- bodenerneuerung), um die Vermietungschancen zu verbessern, neue Mieter zu werben und die sozialen Strukturen der Siedlung aufzuwerten. Dadurch erhalten neue Mieter oft eine besser ausgestattete Wohnung als langjährige Bestandsmieter, was bei diesen zu Unverständnis und Unzufriedenheit führt.

Für die Sanierung der High-Deck-Siedlung plant die Capricornus bis Ende 2009 rund 45 Millionen Euro zu investieren. Nach Fertigstellung eines Musterhauses in der Joseph- Schmidt-Straße 1 im Juli fanden seit September 2007 Bauarbeiten in Wohnungen sowie an den Fassaden der Häuser auf der südwestlichen Seite der Sonnenallee statt. Gleich- zeitig wurden die Sanierung der High-Decks und weitere Außenarbeiten auf der nordöstlichen Seite durchgeführt und weitestgehend auch abgeschlossen. Die angekündigten Wohnumfeldmaßnahmen wurden noch nicht begonnen. Da die Bauarbeiten in den Wohnungen der Joseph-Schmidt-, Leo-Slezak- und Heinrich-Schlusnus-Straße in schlechter Qualität ausgeführt wurden und einige Mieter oft wochenlang in halbfertigen Wohnungen leben mussten, wurde im Frühjahr 2008 ein Baustopp ausgesprochen. Der Schwerpunkt der Arbeiten lag danach zunächst in der Mängelbeseitigung. Die Arbeiten wurden dann in den Wohnungen in der Peter-Anders-Straße fortgesetzt und nun in deutlich besserer Qualität ausgeführt, sodass die Mieter in der Regel zufriedener waren. Probleme gab es nur bei den Arbeiten in Treppenhäusern und im Eingangsbereich (z. B. fehlende Treppen- hausverglasung, fehlende Schlösser in den Hauseingangstüren). Gleichzeitig wurde mit den Arbeiten an den High-Decks auf der südwestlichen Seite der Sonnenallee begonnen, die im Sommer 2008 ebenfalls gestoppt, im November wieder aufgenommen und mit Einbruch der kalten Jahreszeit Mitte November wieder unterbrochen wurden.

Durch die Einbindung der aktiven Bewohnerschaft (Mieterbeirat) und durch sehr detaillierte Modernisierungsankündigungen konnte der neue Eigentümer ansatzweise zunächst den Bewohnern die große Sorge nehmen, dass es ihm allein um Gewinnerwartungen und nicht um die Belange der Mieter und die soziale Entwicklung der Siedlung geht. Auf An- regung des Quartiersmanagements wurde das erste Konzept 2007 nicht nur dem Mieterbeirat, sondern auch dem Quartiersbeirat vorgestellt. Auch die Tage der offenen Tür im Dezember 2007 im Nachbarschaftsreff „mittendrin“, bei denen das Konzept den Bewohner(innen) präsentiert wurde, waren eine gute zusätzliche Information für die betroffene Bewohnerschaft. Die Stimmung war trotz umfangreicher Baumaßnahmen zunächst sehr positiv.

Mit dem Fortgang der Arbeiten und dem Auftreten der geschilderten Probleme erhöhte sich jedoch die Unzufriedenheit vieler Mieter, die dann entweder in der Kündigung der Wohnung oder Ablehnung der Baumaßnahmen mündete. Der im Frühjahr 2008 neu gewählte Mieterbeirat engagiert sich seit seiner Konstituierung sehr stark für die Belange be- troffener Mieter und hat wöchentliche Sprechstunden und monatliche Beratungen mit Eigentümer, Hausverwaltung und Bauleitung durchgeführt, die jedoch nur teilweise zur Ver- besserung in Ablauf und Qualität der Bauarbeiten führten. Die von Mietern beantragte Mietminderung wurde oft erst Monate nach der Sanierung gewährt.

Noch sind die Arbeiten in vollem Gange: Die Arbeiten in den Wohnungen erfolgen zurzeit im Michael-Bohnen-Ring. Die Außenarbeiten wurden wegen der Witterung auf der süd- westlichen Seite der Sonnenallee zunächst wieder unterbrochen. Schwierig bleibt nach wie vor die Vorbereitung der Bauarbeiten durch planerische Vorleistungen, die Koordinie- rung der Firmen durch die Bauleitung und die Kontrolle der Arbeiten nach Abschluss. In einigen Wohnungen haben sich nach der Sanierung deutliche Verschlechterungen der Wohnqualität ergeben, die die Bewohner nicht hinnehmen möchten und gegen die nun teilweise sogar rechtlich vorgehen: Fenster, die nicht mehr richtig zu öffnen sind, Gardinen- stangen, die gekürzt werden mussten, Schrankwände die nicht mehr wie vorher gestellt werden können usw. Ursache dafür sind zusätzliche Regipskanäle für die Heizungsrohre in den Wohnungen. Viele Mieter sind daher nicht gewillt, die Modernisierungsumlage zu zahlen.

Die Umlage des Förderabbaus für die Jahre 2007 und 2008, die Capricornus Ende Mai den Mietern angekündigt hat, führte dazu, dass weitere Mieter ausgezogen sind, da ihnen

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Weeber+Partner Integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept 2009 (mit Jahresbilanz 2008) 27

die Miete zu teuer wurde. Im Sommer lag der Leerstand im Bestand der Capricornus High-Deck Residential GmbH & Co. KG noch bei über 30 %, Ende November konnte er auf 21 % verringert werden. Die Initiative der Hausverwaltung „Mieter werben Mieter“ zeigt erste Erfolge und der eingesetzte Makler vermietet mit vielen Zusatzangeboten (3 Monate mietfrei, Laminat usw.) an Mietinteressenten. Leider gibt es bereits unter den neuen Mietern schon wieder Kündigungen, da versprochene Zusagen des Maklers nicht eingehalten wurden bzw. sie mit der Wohnqualität nicht einverstanden sind.

Auch die STADT UND LAND hatte im August 2007 in ihrem Wohnungsbestand mit Sanierungsmaßnahmen vor allem in den Häusern Fritzi-Massary-Straße begonnen, um die Attraktivität der Wohnanlage zu erhöhen. Durchgeführt werden die dringend notwendigen Arbeiten an den Laubengängen, die Instandsetzung der Fenster sowie ein Farbanstrich der Fassade. In den kommenden zwei Jahren sind weitere Arbeiten in den Häusern Heinrich-Schlusnus-Straße 8-12 und Neuköllnische Allee geplant. Wünschenswert wäre, wenn die Maßnahmen noch stärker als geplant zu besseren Ausstattungsstandards in den sehr schön geschnittenen Wohnungen führen würden. Insbesondere die Bäder sind hier er- neuerungsbedürftig. Die STADT UND LAND plant in der Fritzi-Massary-Straße das Wohnumfeld durch zusätzliche Beleuchtung und eine Videoanlage sicherer zu machen. Auch die STADT UND LAND informierte Mieterbeiräte und Quartiersbeirat regelmäßig über geplante Vorhaben. Für die Neugestaltung der Außenanlagen wurden darüber hinaus Mie- terversammlungen und Tage der offenen Tür durchgeführt, wo Mieter eigene Ideen und Vorstellungen äußern konnten. Auch in diesem Wohnungsbestand führten die Baumaß- nahmen zu Einschränkungen der Wohnqualität , Mieter waren äußerst unzufrieden mit dem Bauablauf und der Qualität der Arbeiten. Durch kurzfristige Mietminderungen, die den Mietern ohne Antrag gewährt wurden, zusätzliche nicht geplante Fliesenarbeiten auf den Balkonen und Terrassen sowie durch Pflanzgutscheine für die Vorgärten konnten die Mieter „entschädigt“ werden. Diese Wohnanlage wurde seitens der STADT UND LAND in „Wohnanlage am Heidekamp“ umbenannt, was von den Mietern sehr kontrovers disku- tiert wurde.

Im Sommer 2008 startete die STADT UND LAND Wohnbauten-GmbH ein soziales Kunstprojekt in der Heinrich-Schlusnus-Straße 8, 10, 12, von den Bewohner(innen) auch „Seni- orenschlösschen“ genannt (siehe auch Abschnitt 2.1.). Nach der Sanierung soll die Fassade unter Einbeziehung von Künstlern der CITÈ CRÉATION aus Lyon/ Frankreich und jugendlichen Auszubildenden neu gestaltet werden. Von Beginn an wurden die Bewohner dieser Anlage einbezogen. Sie entwickelten gemeinsam mit dem Künstler Halim Bensaid das Motiv der „Voliére“, indem künftig einheimische und exotische Vögel die Fassade zieren. Nachdem im ersten Bewohnerworkshop zunächst nur 10-12 Bewohner(innen) Inte- resse zeigten, konnten STADT UND LAND und Quartiersmanagement in der dritten Veranstaltung fast 40 Interessierte begrüßen, denen der Entwurf des Künstlers sehr gut gefal- len hat. Das fertig gestellte Muster an der Ecke Heinrich-Schlusnus-Straße 12 findet nicht nur bei Anwohnern sondern auch bei Gästen und Spaziergängern viel Anklang. Das Projekt soll im Frühjahr 2010 fertig gestellt sein. Auch die Treppenflure der Wohnanlage werden farblich neu gestaltet und an die Fassade angepasst. Dies dient vor allem der bes- seren Orientierung für die älteren Bewohner. Sieben Leerwohnungen wurden darüber hinaus mit einem barrierefreien Bad ausgestattet.

Der dritte Eigentümer, die Genossenschaft EVM Berlin eG, hatte bereits in den vergangenen Jahren kontinuierlich in die Wohnungen der Häuser investiert , Fenster ausgetauscht, das Dach gedämmt, auf Mieterwunsch Bäder und Küchen modernisiert und bei Neuvermietung Fußböden mit Laminat versehen. Diese Wohnungen sind auch auf Grund ihrer Lage und des Zuschnitts nach wie vor vergleichsweise gut vermietet. Die Genossenschaft plant die farbliche Neugestaltung der Fassade für ihren gesamten Wohnbereich. Ein Teil ist bereits fertig gestellt. Durch einen neuen Werbeslogan wurde nochmals am Giebel zur Sonnenallee ein Zeichen gesetzt und auf das genossenschaftlichen Wohnen hingewie-

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