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Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Steigerung des Sicherheitsempfindens“

Zu diesem strategischen Ziel gehören folgende operationalen Ziele (OP):

Steigerung des subjektiven Sicherheitsempfindens der Bewohner (OP 1)

Sicherheitsrelevante Gestaltung des öffentlichen Raumes und wohnungsnaher Freiräume (z.B. Beleuchtung) (OP 2)

Unterstützung und Ausweitung der Gewaltprävention (OP 3)

Bekämpfung der offenen Drogenszene (OP 4). Infotag der Polizeidirektion V/ A 54 im „mittendrin“ zum Thema „Wohnungssicherheit“

Das subjektive Sicherheitsempfinden der Bewohner ist von großer Bedeutung für den Lebensalltag. Bisher bildete die High-Deck-Siedlung keinen besonderen Schwerpunkt in der Kriminalitätsstatistik der Polizeidirektion 5. Die Ergebnisse für 2008 stehen noch aus. Trotzdem fühlen sich gerade ältere Bewohnerinnen und Bewohner nach wie vor oft unsicher.

Dies ist vor allem auch auf einzelne Vorfälle zurückzuführen, die die Bewohnerschaft stark beunruhigen (z.B. Handtaschenraub o.ä.). Eine von Beginn an sehr enge Kooperation zwischen der Dienstgruppe „Köllnische Heide“ der Polizeidirektion 5 und dem Quartiersmanagement gewährleistet einen kontinuierlichen und vertrauensvollen Austausch über die Sicherheit im Quartier und über noch geeignetere Präventionsmaßnahmen (OP 1, 2 und 3). Diese gute Zusammenarbeit hat sich auch 2008 vor dem Hintergrund einer schwieri-gen Situation in den einzelnen Häusern und Nachbarschaften bewährt. Die für das Quartier zuständige Dienstgruppe nimmt alle Hinweise aus der Bewohnerschaft und dem Quar-tiersbüro sehr ernst und geht ihnen selbst nach oder gibt diese an andere Fachabteilungen weiter.

Das Thema „Ordnung und Sicherheit“ steht bei den Quartiersbewohnerinnen und -bewohnern immer an erster Stelle, wenn sie über das Wohnumfeld und ihr persönliches Wohlbe-finden sprechen. 2008 wurden deshalb verschiedene Projekte zur sicherheitsrelevanten Gestaltung des Wohnumfeldes und der Nachbarschaft durchgeführt:

Initiierung einer Arbeitsgruppe „Aktuelle Situation High-Deck-Siedlung“,

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enge Kooperation mit der Arbeitsgruppe „Operative Gruppe Jugendgewalt“ der Polizeidirektion 5,

Streetwork-Projekt, angegliedert an den Jugendtreff „The Corner“,

Einsatz von zwei Sicherheitsdiensten durch die Wohnungsunternehmen STADT UND LAND und Capricornus.

Durch den Zuzug von schwierigen Familien 2007/ 2008 hat sich die Situation in der High-Deck-Siedlung wieder deutlich verschlechtert. Konflikte in den Nachbarschaften, ausge-löst durch Besucher in Wohnungen von Rroma-Familien, haben sich verschärft und sind nur durch das besonnene Reagieren von vielen Partnern nicht eskalierten . Vor allem in fünf Häusern gab es große Vandalismusschäden, Lärmbelästigungen, Beschmutzungen im Hausflur usw. Nachbarn berichten darüber hinaus, dass Rroma-Familien bei ihnen klingeln und nach Essen oder Geld betteln. Die Vandalismusschäden im Wohnumfeld haben zugenommen und wurden leider durch die Capricornus nicht umfassend zur Anzeige gebracht. Allerdings sind nicht alle Vandalismusschäden allein auf die neue Bewohnergruppe zurückzuführen.

Auf Grund der veränderten Situation hatte das Quartiersmanagement im Mai eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, in der Polizei, Ordnungsamt, Jugendamt, Streetworker, Ju-gendtreff „The Corner“, Kindertreff „Waschküche“, Eigentümer, Hausverwaltung und Grundschule mitarbeiten. In dieser Arbeitsgruppe wurde regelmäßig das strategische Vorge-hen besprocVorge-hen. Ziel war es von Beginn an, denjenigen Bewohner(innen), die sich integrieren möchten, jede Unterstützung zu geben. Diejenigen, die sich aber nicht an die Re-geln eines ruhigen Zusammenlebens halten, werden durch die Hausverwaltung verwarnt bzw. bei Nichteinhaltung gekündigt. Bisher ist eine Familie nach einer Kündigung ausge-zogen. Noch im Sommer konnten darüber hinaus vier Projekte starten, die sich besonders an diese neue Bewohnergruppe richten. Sie werden im Abschnitt 2.8. näher beschrie-ben.

Mit Mitteln des Eigentümers Capricornus High-Deck Residential GmbH & Co. KG war es möglich, auch 2008 ein Streetwork-Projekt durchzuführen. Dafür wurden Mittel in Höhe von 6.700 Euro bereit gestellt. Die Restfinanzierung für Dezember 2008 übernahm das Jugendamt Neukölln (ca. 500 Euro). Dieses Projekt war ein ausdrücklicher Wunsch aus der Bewohnerschaft, der durch die Finanzierung des Eigentümers realisiert werden konnte. Der Streetworker hat gute Kontakte sowohl zu den Jugendlichen als auch zu den Bewoh-nern und Gewerbetreibenden im „Sonnencenter“. Dadurch konnten vor allem stärker auch Lückekinder erreicht werden. Schwierig ist es nach wie vor, mit einem Streetworker al-lein die Jugendlichen zu erreichen. Hier sollte 2009 eine noch engere Kooperation auch mit den eingesetzten Sicherheitsdiensten erfolgen, die dann abends im Quartier unter-wegs sind.

Der Steigerung des subjektiven Sicherheitsempfindens vor allem älterer Bewohner dient bereits seit 2001 ein ABM-Projekt der Bequit GmbH im Quartier, das bis auf kleine Pausen zwischen den Bewilligungen der Agentur für Arbeit, zusätzlich Rundgänge im Quartier für mehr Sicherheit gerade in den Abendstunden durchführt. Die STADT UND LAND und die Capricornus haben im Frühjahr bzw. im Sommer 2008 jeweils private Sicherheitsdienste beauftragt, die von ca. 17 bis 1 Uhr nachts im Gebiet patrouillieren und im Bedarfsfall gerufen werden können. Während die Resonanz auf den Sicherheitsdienst der STADT UND LAND (Flash Security) eher nicht so positiv eingeschätzt wird, wird dies im Woh-nungsbestand der Capricornus (JWD) eher positiv eingeschätzt. Durch JWD ist es gelungen, in den Sommermonaten den Lärm auf den High-Decks etwas zu verringern und auch auf Probleme in der Nachbarschaft schneller zu reagieren. Aber auch hier bleibt noch einiges zu tun.

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Eine „offene Drogenszene“ gibt es im Quartier nicht, jedoch werden die Alkoholiker, die sich neuerdings wieder stärker im oder vor dem Sonnencenter aufhalten, als sehr störend empfunden. Der ehemalige „Trinkertreff“ hat sich nach der Umgestaltung des „Platzes an der Sonnenuhr“ an dieser Stelle aufgelöst und verlagert. Hier ist der neue Eigentümer Capricornus und der eingesetzte Sicherheitsdienst JWD künftig stärker gefragt. Die Nichtbeachtung des vorhandenen Alkoholverzehrverbotes muss deutlich strenger kontrolliert und geahndet werden. Für die Umsetzung der Idee des Quartiersmanagements, einen aufsuchenden Sozialarbeiter für diese Menschen einzusetzen, gibt es nach Auskunft des Bezirksamtes Neukölln, Abteilung Gesundheit, bisher keine beispielhaften Projekte. Die „Drogenprävention“ ist nach wie vor ein wichtiges Thema auch in der Arbeit des Jugend-treffs, das regelmäßig diskutiert wird.

Um Eltern besser über die zurzeit gängige Droge Tilidin besser zu informieren, ist 2009 eine Elternversammlung mit der Initiative für ein noch besseres Neukölln geplant. Im De-zember wurde das Thema bereits in der Gesprächsrunde „Mütter im Gespräch“ thematisiert.

Schon vor Beginn des Quartiersmanagements war die Polizeidienstgruppe 4 „Köllnische Heide“ regelmäßig mit ihrem Einsatzwagen auf dem Vorplatz des „Sonnencenters“ für Fragen und Probleme ansprechbar. Mit Einführung des „Berliner Modells der Polizei für mehr Bürgernähe“ fand dann im Sommer 2000 die erste Kiezsprechstunde der Polizei statt.

Trotz sich verschlechternder Personalkapazität bei der Polizei hält die Dienstgruppe dieses bürgernahe Angebot im Quartier aufrecht. Einmal wöchentlich (mittwochs, 17 bis 19 Uhr) stehen die Mitarbeiter(innen) im Nachbarschaftstreff „mittendrin“ als Ansprechpartner zur Verfügung. Das Angebot sollte unbedingt weiter aufrecht erhalten bleiben. 2008 wurde es auch viel stärker von den Bewohner(innen) in Anspruch genommen, als in den Jahren zuvor. Dies macht ebenfalls die veränderte Situation im Quartier deutlich.

Da es 2007 zu vermehrten Einbrüchen im Jugendtreff und anderen Räumen sowie Wohnungen im Quartier kam, wurden in enger Kooperation mit der Polizei zusätzliche Beratun-gen und InfoveranstaltunBeratun-gen für mehr Sicherheit im Nachbarschaftstreff angeboten. Der JuBeratun-gendtreff initiierte darüber hinaus ein Projekt, für das Mittel aus dem Quartiersfonds II bereit gestellt wurden, um den Jugendtreff sicherer zu gestalten und die Jugendlichen stärker mit in die Verantwortung zu nehmen. Da in das Projekt auch Jugendliche aus dem Quartier eingebunden waren, gab es 2008 bis auf einen versuchten Einbruch keine weiteren größeren Vorfälle, nur geringe Sachbeschädigungen an der Tür den Jugendtreffs.

Dies kann unterschiedliche Gründe haben, denen der Jugendtreff selbst nachgeht.

Darüber hinaus hatte das Quartiersmanagement mit dem Mieterbeirat gemeinsam angeregt, die Sichtschutzblenden an den Eingangsbereichen zu den Wohnhäusern mit Spikes o.

ä. zu versehen, um Einbrüchen in der 3. Ebene stärker vorzubeugen. Da die Sichtschutzblenden seit einigen Monaten ganz fehlen, kann noch nicht gesagt werden, ob dieser Hin-weis seitens des Eigentümers Capricornus umgesetzt wird. Auch 2008 (Februar und November) kam es vermehrt zu Wohnungseinbrüchen, die immer auf die gleiche Art und Wei-se abliefen.

Durch den Zuzug von schwierigen Neumietern hat sich die Situation, wie bereits beschrieben, im Quartier deutlich verschlechtert. Dies wird subjektiv so wahrgenommen und kann nur teilweise mit tatsächlichen Zahlen belegt werden. Nur durch eine sehr enge Vernetzung kann es gelingen, die Sicherheit im Quartier wieder zu verbessern und auch den Be-wohnern wieder das Gefühl zu geben, dass sie nicht in einem unsicheren Gebiet leben. Letzteres ist allerdings sehr schwierig, zumal schon Ansammlungen von mehreren Kindern und Jugendlichen gerade von Senioren bereits oft als Bedrohung empfunden werden. Um den Entwicklungen in den letzten zwei Jahren, in denen es zu verschiedenen Vorfällen

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im Quartier und in der gesamten Köllnischen Heide kam, zu begegnen, wurde im Ergebnis einer Beratung mit Jugendamt, Polizei, Jugendprojekten und Quartiersmanagements im Herbst 2006 verabredet, gemeinsam eine Lösung für die Köllnische Heide zu suchen. Angedacht war u. a. ein quartiersübergreifendes Streetwork-Projekt. 2007 wurde zunächst ein sehr enger Austausch der einzelnen Streetworker initiiert, da die Situation um den S-Bahnhof „Köllnische Heide“ sehr intensiv von der Polizei kontrolliert wurde. Die Arbeit rund um den S-Bahnhof Köllnische Heide wurde 2008 tatsächlich verstärkt, von einer Vernetzung der Streetworkarbeit für die ganze Köllnische Heide, einschließlich High-Deck-Siedlung, kann aus Sicht des Quartiersmanagements bisher noch nicht gesprochen werden.

2007 war ein Anstieg von Anzeigen wegen häuslicher Gewalt zu beobachten. Die Zahlen für 2008 liegen zurzeit noch nicht vor. Dies traf jedoch nicht nur auf die High-Deck-Siedlung zu. Zu vermuten ist, dass sich nur die Anzeigen und nicht die tatsächliche Zahl an Fällen häuslicher Gewalt erhöht haben. Gerade Frauen trauen sich jetzt nach intensiver Öffentlichkeitsarbeit der Berliner Polizei häufiger, bei solchen Vorfällen in der Familie eine Anzeige zu erstatten, obwohl die ersten „Taten“ bereits Jahre zurück liegen. Dies gilt berlinweit und die High-Deck-Siedlung in Neukölln bildet keinen besonderen Schwerpunkt in dieser Hinsicht. Genaue Zahlen liegen leider bisher nicht vor.

Vor allem im Bereich häuslicher Gewalt gibt es eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Opferschutzbeauftragten der Polizei und dem Sozialpädagogischen Dienst des Jugendam-tes. Darüber hinaus beschäftigte sich die Kiez AG „Köllnische Heide“, in der das Quartiersmanagement intensiv mitarbeitet, auch 2007 mit dem Thema „Kinderschutz und Gewalt in der Familie“.

Gemeinsam mit dem Träger „klären & lösen“ wurde im September 2008 an der Grundschule in der Köllnischen Heide eine weitere Phase im Mediationsprojekt „Das Miteinander lernen“ gestartet. Im Rahmen dieses Projektes wurden weitere 17 Grundschüler(innen) und vier Lehrer bzw. Erzieher ausgebildet, die das Projekt dann später begleiten. Darüber hinaus wurden Lehrer und Erzieher im Rahmen eines Workshops in Interkultureller Kompetenz geschult.

Im Dezember 2008 wurde von den Eltern vor allem aus der Kita Hänselstraße nochmals auf Grund zweier Verkehrsunfälle sehr stark zusätzliche Maßnahmen für einen sicheren Schul- bzw. Kitaweg gefordert. Die Sonnenallee ist sehr stark befahren. Es gibt zurzeit eine Ampel an der Ecke Jupiterstraße und zusätzlich das Brückenhaus zur Überquerung der Straße. Leider werden beide sicheren Wege von vielen Eltern mit Kindern kaum genutzt. Das Quartiersmanagement regte an, dass das ABM-Projekt der Bequit GmbH ab Januar morgens und abends deshalb als zusätzliche Sicherheit am Brückenhaus steht, um die Überquerung über die Brücke/ Übergang zu unterstützen. Darüber hinaus hatte das Quar-tiersmanagement im Bezirksamt angefragt, ob auch andere Möglichkeiten (Tempo 30 oder Schild „Achtung Schulkinder“) möglich wären. Ein kleines Schild „Achtung Senioren“

gibt es auf Anregung einer Bewohnerarbeitsgruppe und des Quartiersmanagements an dieser Stelle bereits. Es ist aber sehr schlecht zu sehen.

Alle Projekte zur sicherheitsrelevanten Gestaltung im Quartier hatten bis 2007 zur Erhöhung der Sicherheit und teilweise auch zur Verbesserung des subjektiven Sicher-heitsempfindens beigetragen. Durch die veränderte Situation 2008 hat sich dies jedoch wieder verschlechtert. Schwierig ist auch nach wie vor, dass Vorkommnisse, wie sie auch in anderen Berliner Stadtteilen passieren (Überfall auf Zeitungskiosk, Vandalismusschäden) in einem Stadtteil mit Quartiersmanagement als besonders herausragend in der Presse und auch unter den Bewohnern diskutiert werden. Da können die Zahlen aus der Polizeistatistik allein in der Regel nicht überzeugend wirken. Hier ist es not-wendig, eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit gemeinsam mit allen Akteuren vor Ort zu organisieren.

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