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Wichtigste Ergebnisse im Handlungsfeld „Soziale und interkulturelle Integration“

Weeber+Partner Integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept 2009 (mit Jahresbilanz 2008) 44

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Zahlreiche Projekte zielten auch 2008 darauf, das Zusammenleben und die Integration aller Gruppen zu fördern. Dies ist jedoch bisher zunächst nur für die Gruppen türkischer und arabischer Herkunft ausreichend gelungen. Dazu zählen insbesondere

die Angebote und Veranstaltungen im „mittendrin“,

die Projekte zur Elternarbeit in Grundschule, Kita, Kinder- und Jugendtreff,

die Arbeit des Computertreffs 40 Plus,

die Arbeit der ehrenamtlichen Mediatoren und des Mieterbeirates,

die Projekte und die Arbeit der Nachbarschaftshelferinnen,

das Engagement des Streetworkers des Jugendtreffs „The Corner“.

Um die neue Bevölkerungsgruppe der Rroma schneller im Quartier zu integrieren, sind im Sommer vier Projekte gestartet:

Rroma in die (Wasch)küche (AspE e.V.), finanziert aus dem Quartiersfonds II,

MITEINANDER leben im Quartier – Rroma-Projekt in der High-Deck-Siedlung (AspE e.V.), finanziert durch die STADT UND LAND Wohnbauten-GmbH,

Gewaltige Männer (Südosteuropakultur e.V.), finanziert aus dem Programm der Landeskommission Berlin gegen Gewalt,

Girls take care (Projekt zur Integration von Rroma-Mädchen in die Arbeit des Jugendtreffs (Evangelischer Kirchenkreis Neukölln), finanziert aus dem Programm „Respectabel“

der Kinder, Jugend- und Familienstiftung des Landes Berlin.

Mit diesen Projekten wurden verschiedene Ansätze gestartet, die neue Bevölkerungsgruppe zu erreichen. Dies ist jedoch nur ansatzweise gelungen, aber ein Anfang ist gemacht.

Vor allem mit den beiden Projekten im Kindertreff „Waschküche“, in denen ein Mitarbeiter mit Rroma-Hintergrund arbeitet, ist es gelungen diese Familien zu erreichen und ein wenig in die Arbeit einzubinden. Eine Rroma-Frau aus dem Quartier unterstützt zurzeit das wöchentliche Müttercafé des Kindertreffs auf Honorarbasis. Das Projekt „Gewaltige Männer“ arbeitet eng mit den Familienhelfern vom Jugendamt Neukölln zusammen, die in fast allen Rroma-Familien arbeiten. Jedoch ist auch hier noch kein großer Erfolg zu se-hen. Einig ist man sich, dass die Arbeit mit diesen Familien Zeit benötigt, wie dies auch in den vergangenen Jahr bei türkisch- und arabischstämmigen Familien der Fall war. Hier ist die enge Kooperation aller Beteiligter und das Einbinden von Bewohnern mit Rroma-Hintergrund in die Arbeit nötig.

Insgesamt rund 73.700 Euro aus dem Programm „Soziale Stadt“ sind 2008 in zehn Einzelprojekte geflossen (rund 44 % der Fördermittel, QF II und Altmittel), die mittel- oder un-mittelbar auf eine bessere Integration und ein gutes nachbarschaftliches Zusammenleben ausgerichtet waren.

Sprachförderung

Im Rahmen einer Vielzahl differenzierter Angebote vor Ort konnten in den vergangenen Jahren sowohl Eltern als auch Kinder ihre deutschsprachigen Fähigkeiten verbessern.

Bewährt haben sich auch 2008 die direkt im Quartier angebotenen Deutschkurse für Anfänger und Fortgeschrittene und spezielle Kurse für Mütter und Frauen. Vor allem die nied-rigschwelligen Angebote zum Spracherwerb für Migrantinnen im Rahmen eines LOS-Projektes waren hier sehr wirksam. Diese Kurse finden mit zweisprachigen Dozentinnen statt.

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Sie sind eine Art Vorstufe zu den Kursen der Volkshochschule. Die Hemmschwellen sind geringer, sich später zu einem Folgekurs bei der VHS anzumelden. 2007 wurden Sprach-förderprojekte nur aus anderen Fördermitteln, wie dem LOS-Programm, finanziert. (Siehe dazu auch Abschnitt 2.1.)

Nachbarschaften

Nach wie vor prägen die kulturellen und religiösen Unterschiede, aber auch die Unterschiede zwischen den Generationen, das Zusammenleben in der unmittelbaren Nachbar-schaft im Quartier. Erschwerend hinzu kam 2008 der Zuzug vieler neuer Mieter, die sich nicht stabilisierend auf die NachbarNachbar-schaften auswirkten. Bedingt durch eigene private Un-zufriedenheit – ohne Job, wenig Geld – wird oft versucht, den Frust an „Anderen“ auszulassen. Neben den schon ausführlich dargestellten Konflikten mit Rroma-Familien fehlt es aber auch an gegenseitiger Toleranz und Rücksichtnahme auf beiden Seiten. Dabei sind es nicht allein die kulturellen Unterschiede, die die Nachbarschaften oft schwierig gestal-ten: auch zwischen Nachbarn gleicher Herkunft gibt es Ärger, wenn sie sich rücksichtslos verhalten. Die Streitpunkte sind oft ganz banal, beeinträchtigen aber auf Dauer die Wohn- und Lebensqualität und haben sich 2008 teilweise noch verstärkt:

laute Musik oder Handwerksarbeiten (z.B. Bohren) zu Ruhezeiten,

viel Besuch in den Wohnungen, da gerade die Migrantenfamilien oft sehr groß sind (teilweise bis zu 20-30 Gästen über längere Zeit),

starke Verschmutzungen (Urin und Kot, Müll) im Treppenhaus, für den sich niemand verantwortlich fühlt,

lärmende Kinder im Treppenhaus und auf den High-Decks,

Satellitenanlagen, die den schönen Blick aus dem Fenster oder dem Balkon beeinträchtigen,

Trocknen von Teppichen oder Wäsche über der Balkonbrüstung,

übermäßig starker Alkoholgenuss auf Balkonen, Terrassen und in Höfen, verbunden mit Gesang und Lärm,

vermehrte Hundehaltung und dadurch mehr Schmutz im Treppenhaus sowie Lärm,

bettelnde Nachbarn (nach Geld und Essen).

Gemeinsam mit Mietervertretern, aber auch dem Quartiersbeirat, den ehrenamtlichen Konfliktvermittlern und Multiplikatoren aus Migrantenvereinen wurde in der Vergangenheit versucht, für mehr Toleranz und gegenseitige Rücksichtnahme im Quartier zu werben und nachbarschaftliche Kontakte zu fördern. Zahlreiche Projekte und Veranstaltungen auch im Nachbarschaftstreff „mittendrin“ konnten dazu beigetragen. Die inzwischen zu einer Tradition im Quartier gewordenen Feste haben zudem dazu beigetragen, das interkulturelle Miteinander zu fördern. Dazu gehören u.a. ein gemeinsames Fastenbrechen, das gemeinsame Weihnachtsessen, das wöchentliche Frauenfrühstück sowie internationale Nach-barschaftsfeste oder Frauenfeste. Diese für viele Bewohner(innen) neue Situation im Quartier erforderte auch neue Herangehensweisen, um für mehr Rücksichtnahme und Tole-ranz zu werben und auch deutlich Grenzen zu setzen. Die oben genannten Projekte konnten erste Schritte tun, um auf neue Bewohner(innen) zuzugehen. Darüber hinaus ist es hier dringend nötig, dass alle Partner eng zusammenarbeiten. Dies ist mit der ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe möglich und sollte fortgesetzt werden. Die inzwischen schon traditionellen Hausgemeinschaftstreffen der Mieterbeiräte, Mediatoren und des Quartiersmanagements wurden im September in Problemhäusern durchgeführt. Die Mieter konn-ten zumindest dahingehend beruhigt werden, dass ihnen bei Bedarf verschiedene Unterstützungsangebote zur Verfügung stehen, um die Hausordnung durchzusetzen. Sowohl der Sicherheitsdienst als auch das Ordnungsamt und die Polizei sind sensibilisiert, im Bedarfsfall einzugreifen. Dies kann aber nur vorübergehend greifen, da die Mieter alle eine hohe Mieter zahlen und ständige Belästigungen und Ruhestörungen nicht mehr hinnehmen, sondern mit den Füßen abstimmen.

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Das Zusammenleben verschiedener Kulturen und Generationen zu verbessern, ist insgesamt ein langer Prozess, der Zeit benötigt, begleitet und unterstützt werden muss. Die Ursachen von Problemen in der Nachbarschaft sind vielschichtig. Häufig liegen sie in der Überforderung, mit der eigenen schwierigen Lebenssituation zurecht zu kommen. Nicht selten fehlt es an Toleranz und Rücksichtnahme. Hier bietet das Quartiersmanagement nach wie vor Hilfe bei der Vermittlung von Unterstützungsangeboten. Die Einhaltung von Regeln des Zusammenlebens sind Lernprozesse, die jedoch noch stärker in den Elternhäusern, der Schule und Kita zu vermitteln sind. Gegen Regelverstöße muss aber auch vorgegangen werden. Bezogen auf Nachbarschaften schließt das auch entsprechende zeitnahe Reaktionen durch den jeweiligen Vermieter ein. Die Hausverwaltung der Capricor-nus hat hier ihre Aktivitäten, auch auf Empfehlungen aus der Arbeitsgruppe des Quartiersmanagements, deutlich forciert.

Durch das wachsende Interesse von Eltern vor allem mit Migrationshintergrund, sich für die Kinder zu engagieren, sich weiterzubilden und mit Schule und Kita zusammen zu arbei-ten, hat sich 2006/ 2007 ein weiteres kleines Netzwerk von Eltern entwickelt, das 2008 vor allem durch das Väterprojekt im Kindertreff ausgebaut werden konnte.

Seit 2001 gibt es im Quartier eine Gruppe ausgebildeter Mediatoren, die bei Nachbarschaftskonflikten vermitteln. Zu dieser Gruppe gehören Männer und Frauen unterschiedlicher Herkunft (deutsch, türkisch, arabisch). In 2007/ 2008 wurden diese Mediatoren im Vergleich zu den Vorjahren verstärkt in Anspruch genommen. Die ehrenamtlichen Mediatoren vermitteln inzwischen zunehmend erfolgreich in ausgewählten Konfliktfällen.

Auch 2007 waren zwei Nachbarschaftshelferinnen türkischer Herkunft im Quartier tätig, die vor allem Bewohnerinnen und Bewohner mit Migrationshintergrund unterstützen. Die Stellen werden verschieden finanziert: über das LOS-Programm, das Programm „Soziale Stadt“ und im Rahmen von 1,50-Jobs. Sie informieren einerseits über Bildungsangebote und begleiten beispielsweise zu Behörden, Schulen, Kitas und Beratungsangeboten. Darüber hinaus werden Führungen, Vorträge oder Infoveranstaltungen organisiert (z.B. Lern-Laden Neukölln, Berufsinformationszentrum BIZ der Agentur für Arbeit). Sie stehen beide in sehr engem Kontakt zum Quartiersmanagement und werden durch das Team inhaltlich begleitet. Im Nachbarschaftstreff "mittendrin" arbeitet eine Bewohnerin türkischer Herkunft, deren Honorarkosten aus dem Programm „Soziale Stadt“ finanziert werden. Sie unter-stützt die Vorbereitung und Durchführung der unterschiedlichen Veranstaltungen und erfüllt eine wesentliche Mittlerinnenrolle zwischen den Bewohnern unterschiedlicher Herkunft.

Darüber hinaus arbeiten in allen Gremien in der Siedlung sowohl deutsche als auch türkisch- und arabischstämmige Bewohnerinnen und Bewohner mit.

Trotz guter Fortschritte bei der Einbeziehung der Migranten türkischer und arabischer Herkunft, bleibt auch für ein gutes Miteinander und eine erfolgreiche Integration noch viel zu tun. Die „neuen“ Bewohner u.a. mit Rroma-Hintergrund ebenfalls zu erreichen ist ein erklärtes Ziel des Quartiersmanagements. Einige Migranten bleiben nach wie vor lieber unter sich. Hier sind kontinuierliche Bemühungen und vor allem viel persönliche Ansprache und Kooperationen mit Migrantenvereinen weiter unverzichtbar. Viele Migranten besuchen auch regelmäßig die nahe gelegene Al-Nur-Moschee, die auch ein Familienzentrum betreibt. Es wird angestrebt, die Kontakte künftig wieder stärker auszubauen.

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