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KONFLIKT UND MILITÄR ZYPERN SEIT 1974

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K ONFLIKT UND M ILITÄR Z YPERN SEIT 1974

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters

des Lehramtsstudiums Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung

an der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt von

Peter LANG

am Institut für Geschichte

Begutachter: Ao.Univ.-Prof. Dr.h.c.mult. Dr.phil. Harald Heppner

Graz, 2011

(2)

E

HRENWÖRTLICHE

E

RKLÄRUNG

Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version.

Datum: Unterschrift:

(3)

I

NHALTSVERZEICHNIS

1. Vorwort S. 4

2. Einleitung S. 6

3. Allgemeine Definitionen S. 7

4. Geschichte Zyperns und Entstehung des Zypernkonflikts S. 8

4.1 Historische Entwicklung bis 1571 S. 8

4.2 Zeit osmanischer Herrschaft S. 12

4.3 Ende osmanischer Herrschaft und Zypern als britische Kolonie S. 19

5. Ursachen der Zypernkrise von 1974 S. 25

5.1 Unabhängigkeit von 1960 und Scheitern der Republik S. 36 6. Die United Nations Peacekeeping Force in Cyprus (UNFICYP) 1964-1974 S. 45

7. Zypern seit 1974 S. 53

7.1 Die türkische Intervention von 1974 – Höhepunkt der Zypernkrise S. 57 7.1.1 Folgen der türkischen Intervention – Bevölkerungsaustausch

und Inselteilung S. 63

7.2 Entwicklungen von 1974 bis zur Proklamation der TRNZ 1983 S. 68 7.2.1 Das östliche Mittelmeer als strategisches Ziel der Supermächte

im Kalten Krieg S. 71

7.2.2 Die griechischen und türkischen Beziehungen zur NATO –

Konflikte in der Ägäis, auf Zypern und die US-Stützpunktfrage S. 74 7.2.3 Denktasch vollzieht die Teilung – Gründung der TRNZ 1983 S. 80 7.3 Von der Gründung der TRNZ bis zum Annan-Plan S. 84

7.3.1 Die amerikanischen Wirtschafts- und Militärhilfen bis zum Ende

des Kalten Krieges als Politikum im Ägäis- und Zypernkonflikt S. 84 7.3.2 Das regionale Umfeld des Zypernkonflikts

vom Ende des Kalten Krieges bis zum Annan-Plan S. 91 7.3.3 Gescheiterte Einigungsgespräche und

Beginn der EU-Beitrittsverhandlungen Zyperns S. 100 7.4 Der Annan-Plan und die Frage des EU-Beitritts Zyperns S. 110 8. Die United Nations Peacekeeping Force in Cyprus (UNFICYP) seit 1974 S. 120 9. Bestandsaufnahme: Jüngste Entwicklungen und Gegenwart S. 132

10. Schlussbetrachtung S. 138

11. Anhang S. 156

12. Literatur- und Abbildungsverzeichnis S. 166

(4)

1. V

ORWORT

Z

UM

U

NTERSUCHUNGSZIEL

:

Grundlegendes Untersuchungsziel der vorliegenden Arbeit ist die Feststellung der Bedeutung des Militärs als Mittel zur Durchsetzung politischer Agitationen1 auf lokaler, regionaler und internationaler Ebene im Zuge des Zypernkonflikts. Der Einsatz von Streitkräften, egal welcher Herkunft, Autorität oder Legitimität war (und ist) verbunden mit einer Etablierung oder Auf- rechterhaltung politischer Souveränität im Rahmen von Konfliktsituationen. Dies geschieht im weitesten Sinn durch die Androhung von Gewaltanwendung mittels eines Einsatzes von Waf- fen(systemen), kann allerdings auch zu dessen Verhinderung geschehen, wie es etwa der allge- meine Charakter internationaler Friedensmissionen wiedergespiegelt.2 Nach Kriterien histo- risch-wissenschaftlichen Arbeitens soll somit die untrennbare Verbindung von Konflikt und Militär vom Ursprung der Zypernfrage bis in die Gegenwart aufgezeigt werden. Im Besonderen wird dabei auf den Zeitraum ab der türkischen Militärintervention von 1974 bis zum EU- Beitritt des südlichen Teil Zyperns im Jahr 2004 eingegangen. Der Ursachendarstellung werden Beweggründe und Folgen militär(polit)ischer Entscheidungen der Konfliktparteien im Untersu- chungszeitraum beigefügt und in der Schlussbetrachtung zueinander in Beziehung gebracht.

Z

UR

M

ETHODE

:

Durch die Wiederauflage der Österreichische(n) Militärische(n) Zeitschrift (ÖMZ) ab dem Jahr 1963 (Hrsg. Bundesministerium für Landesverteidigung) bestand die Möglichkeit der themati- schen Recherche, welcher für den Folgezeitraum eine wesentliche Bedeutung im Erreichen des Untersuchungsziels zukommt. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationsfindung in den Sammelbändern der Jahrgänge 1 (1963) bis 48 (2010) zu gewährleisten, werden verwendete Artikel und Beiträge der ÖMZ entgegen dem alphabetisch gereihten Autorenverzeichnis der übrigen Quellen (Einzelwerke, Dissertationen, Lexika, Internetartikel) gesondert im Literatur- verzeichnis nach Erscheinungsdatum angeführt. Die jeweiligen Heftnummern der Zitate geben dabei Aufschluss über den Erscheinungsmonat: 1=Jän/Feb, 2=Mär/Apr, 3=Mai/Jun, 4=Jul/Aug, 5=Sept/Okt, 6=Nov/Dez.

Es wurde bei der Bearbeitung der Diplomarbeit versucht, die chronologische Dokumen- tierung anhand der ÖMZ durch andere greifbare Sekundärliteratur der Universitätsbiblio- thek(en) Graz (und umgekehrt) zu ergänzen. Neuere Erscheinungen (z.B. „Cyprus at War – Diplomacy and Conflict during the 1974 Crisis“ von Jan Asmussen) konnten über das Institut

1 Agitation = politische Hetze; intensive politische Aufklärungs-, Werbetätigkeit.

vgl. Duden, Die deutsche Rechtschreibung, 24. Auflage, Mannheim 2006, S. 166.

2 Zur Theorie lokaler Konflikte, deren Erscheinungsformen, Ursachen und Wirkung siehe: FREISTETTER, Franz, Lokale Konflikte, Kriterien für Lagebeurteilungen und Handlungsweisen, in: Österreichische Militärische Zeit- schrift (=künftig ÖMZ), Jg. 18, 4/1980, Wien 1980, S. 283-290.

(5)

für Byzantinistik und Neogräzistik in Wien bezogen werden. Auch Internetseiten von (zum größten Teil namhaften) Institutionen, NGO’s oder anderer Medienkommunikationsportale wurden bei der Recherche genutzt.

Z

UR

Z

ITIERWEISE

:

Die Kenntlichmachung des Ursprungs von bezogenen Informationen oder Denkleistungen er- folgt am Ende eines Absatzes. Ein eingerückter Satz bildet hierfür den jeweiligen Beginn. Es können mehrere Quellenangaben in Fußnotenzitaten vorkommen. Wörtliche Zitate werden durch Anführungszeichen hervorgehoben. Zahlenwerte/Tabellen, Karten/ Grafiken sowie als notwendig erachtete Nebeninformationen werden eigens gekennzeichnet. Bsp.3 Folgezitate werden vordergründig zur Platzersparnis verwendet. Jedoch kann es sein, dass einzeilige Zitate, die zuvor bereits genannt wurden, auch an anderen Stellen ungekürzt angegeben werden, um die Nachvollziehbarkeit der Recherche in der ÖMZ zu unterstützen.

Z

UR

G

LIEDERUNG DER

A

RBEIT

:

Kapitel vier und fünf der Diplomarbeit schildern die Geschichte Zyperns bis zur Entstehung des Zypernkonflikts, um so die Ursachen der Zypernkrise von 1974 zu verdeutlichen.

Kapitel sechs beschreibt die augenscheinlichste militärische Erscheinungsform des Zy- pernkonflikts – die United Nations Peacekeeping Force in Cyprus (UNFICYP) in der Zeit vom Inkrafttreten der Resolution 186 (1964) bis zur türkischen Intervention von 1974.

Kapitel sieben bildet den Kern dieser Arbeit, der die Folgen der Teilung Zyperns im Wirkungsfeld (militär-)politischer Entwicklungen auf internationaler, regionaler und lokaler Ebene aufzeigt. Eine hervorgehobene Stellung nehmen hierbei die Uneinigkeiten der Verhand- lungspartner in der Etablierung einer allgemein akzeptierten Rechtsgrundlage für einen unge- teilten zyprischen Staat, die Bedeutung des Mittelmeerraumes und seiner Anrainerstaaten im Kalten Krieg sowie der EU-Beitritt (Süd-)Zyperns im Jahr 2004 ein.

Kapitel acht kehrt zum Jahr 1974 zurück und verfolgt die weitere Entwicklung der Frie- denstruppe der Vereinten Nationen in Zypern bis in die Gegenwart.

Anschließend wird in Kapitel neun eine Bestandsaufnahme der jüngsten Entwicklungen rund um die Zypernfrage (seit 2004) unternommen sowie die derzeitige politische Haltungslage der darin involvierten Akteure begutachtet.

Die Schlussbetrachtung (Kapitel zehn) widmet sich der Beantwortung der Untersu- chungsfrage der Diplomarbeit:

Warum ist Zypern eine geteilte Insel und welche Rolle spielt dabei das Militär?

3Einzelwerke (alphab. Reihung im Literaturverzeichnis):

vgl. ASMUSSEN, Jan, Cyprus at War – Diplomacy and Conflict during the 1974 crisis, London 2008.

Artikel/Beiträge der „Österreichische Militärische Zeitschrift“(ÖMZ) (chronolog. Reihung im LV):

vgl. TAUS, Wolfgang, Internationale Rundschau - Türkei, in: ÖMZ, Jg. 48, 6/2010, Wien 2010, S. 798-802.

(6)

2. E

INLEITUNG

Der fast 450 Jahre andauernde Konflikt zwischen griechischer und türkischer Bevölkerung auf der Ostmittelmeerinsel Zypern führte 1974 zur Teilung der Insel in zwei Hälften. Diese Teilung ist zum einen physisch erkennbar, etwa durch eine künstlich durch die Hauptstadt der Republik Zypern gezogene Grenze, deren Überschreitung über viele Jahre hinweg vor allem für Bewoh- ner des türkischen Nordteils nur schwer bis gar nicht möglich war und erst aktuell wieder durchlässiger zu werden beginnt. Zum anderen scheint eine imaginäre Grenze in den Köpfen der Bevölkerung selbst zu existieren, was den gescheiterten gemeinsamen EU-Beitritt der bei- den Inselteile 2004 erklären könnte. Gründe hierfür sind in der historischen Entwicklung natio- nalistischer Ideologien, Strömungen und Bewegungen zu finden – Ideologien, die Produkt eines 2500 Jahre alten Gegensatzes zwischen den Hauptprotagonisten des kleinasiatischen Raumes, Griechenlands und der Türkei sind. Ein Gegensatz, der im vorigen Jahrhundert Millionen Men- schen ihre angestammte Heimat verlieren ließ und mit der türkischen Invasion Zyperns von 1974 ein weiteres Kapitel der Auseinandersetzung geschrieben wurde.

Abb. 1, Karte „Topographie Zyperns“4

Abb. 2, Karte „Politische Landkarte Zyperns“5

4 entnommen aus: http://www.weltkarte.com/europa/zypern/topographische-karte-zypern.htm, abgerufen 17/04/11.

5 entnommen aus: http://www.die-geobine.de/karten/zypern.png, abgerufen 17/04/11.

(7)

3. A

LLGEMEINE

D

EFINITIONEN

Vorab wird darauf hingewiesen, dass in der gesichteten Literatur eine Vielzahl von Schreibwei- sen für zyprische Orts- und Politikernamen vorkommen, was zum einen an den verschiedenen Umsetzungsmöglichkeiten griechischer Buchstaben, zum anderen aber auch aufgrund der zum damaligen Zeitpunkt üblichen (Selbst)Bezeichnungen liegt. Als Beispiel wird hier die größte Hafenstadt im Osten der Insel Zypern angeführt, die in ihrer griechischen Bezeichnung Ammochostos, in der türkischen Gazimagusa oder auch Magosa und schließlich die auch im deutschen Sprachgebrauch übliche englische Bezeichnung Famagusta als Namen aufweisen kann. Sprechen Zyperngriechen heute von Famagusta, so meinen sie einen vor 1974 ausschließ- lich von ihnen bewohnten Stadtteil namens Varosha, den die Türken auch Marash nennen. Die- ses Beispiel kann auch auf die Hauptstadt der Republik Zypern umgelegt werden.6 In dieser Arbeit werden die im deutschen Sprachgebrauch üblichen Bezeichnungen verwendet. Ebenfalls wichtig ist, die unterschiedlichen Bezeichnungen der Bevölkerung auf Zypern klarzustellen.

Nach Piller (Zypern, die ungelöste Krise, S. 3f.) kommt es darauf an, aus welcher Intention her- aus die beiden Bevölkerungsteile betitelt werden wollen: Grundsätzlich sind die Bezeichnungen Nord- bzw. Südzyprioten zu vermeiden, da diese Ausdrucksweise, vor allem bis 1974, keine für diese Diplomarbeit relevanten Informationen beinhaltet. Will man die Volksgruppen voneinan- der unterscheiden, spricht man von Inselgriechen, Inseltürken, Zyperngriechen oder Zyperntür- ken, genauso von christlichen (orthodoxen) oder muslimischen Zyprioten. Geht es um die Ab- grenzung zu Festlandsgriechen und -türken, so verwendet man den Ausdruck Zyprioten oder Zyprer. Dies führt zur wohl umstrittensten Frage des Konfliktes auf Zypern: Sind Zyperngrie- chen Griechen bzw. Zyperntürken Türken und wäre dadurch ein Anschluss eines geteilten oder ungeteilte Zyperns an die „Mutterländer“ der Ethnien gerechtfertigt gewesen? Auf diese Frage wird in der vorliegenden Diplomarbeit mehrmals eingegangen. Während Piller die Frage mit einem klaren „Nein“ beantwortet7, bezieht sich Tzermias auf Sir Ronald Storrs, den britischen Gouverneur Zyperns der Jahre 1926 bis 1932, der meinte: „the Greekness of Cypriots is in my opinion indisputable“.8

6 vgl. PILLER, Uli, Zypern, die ungelöste Krise, Pfaffenweiler 1997, S. 3.

7 Laut Piller handelt es sich bei den Türken auf Zypern um eine eigene Volksgruppe und um keine ethnische Min- derheit, da diese sich durch Kultur, Bildung und Tradition von Festlandtürken abgrenzen (wollen) und somit als zweites Staatsvolk Zyperns angesehen werden müss(t)en, was durch die Verfassung von 1960 (die allerdings 1963 einseitig von der zyperngriechischen Führung revidiert wurde) auch so bestimmt wurde. Die Behauptung, dass die Zyperntürken gar eine eigene Nationalität darstellen, kann nur dann als korrekt bestätigt werden, wenn die „Türki- sche Republik Nordzypern“ (TRNZ) international anerkannt wäre. Die Zyperngriechen unterscheiden sich im gleichen Maße von der griechischen Festlandbevölkerung, wenngleich sich beide auf ihr hellenistisches Erbe beru- fen (das Hauptargument der Enosis-Forderung), obwohl Zypern nie unter griechischer Oberhoheit gewesen ist. Als unabhängig gilt weiters die zyprisch-orthodoxe Kirche, die zwar die gleichen Glaubensinhalte wie die griechisch- orthodoxe Kirche lehrt, jedoch auf eine eigene Geschichte seit der Missionierung durch Paulus und Barnabas zu- rückblicken kann.

vgl. PILLER, Zypern, S. 4.

8 Siehe auch Schlussbetrachtung S. 141.

(8)

4. G

ESCHICHTE

Z

YPERNS

UND

E

NTSTEHUNG DES

Z

YPERNKONFLIKTS

4.1 H

ISTORISCHE

E

NTWICKLUNG BIS

1571

Die ältesten nachgewiesenen Siedlungsreste zyprischer Ackerbauern dürften im Neolithikum des Zeitraumes vom 7. bis zum 4. Jahrtausend v. Chr. entstanden sein.9 Durch Ausgrabungen konnten Schädel- und Häuserreste sichergestellt werden, die auf Besiedlung aus dem anatoli- schen Kilikien sowie aus dem syrisch-palästinensischen Raum (um Ugarit) schließen lassen.10 Die Entdeckung von Kupfer11 auf der Insel wird auf das 3. Jahrtausend v. Chr. datiert.12 Die angestammte Bevölkerung (Eteocyprier)13 der nach Sizilien und Sardinien drittgrößten Mittel- meerinsel Zypern (9.251km²)14 vermischte sich (nicht immer friedlich) mit den zwischen dem 14. – 12. Jahrhundert v. Chr. vom griechischen Festland her einwandernden Siedlern aus My-

vgl. STORRS, Ronald, Orientations, London 1937, S. 550.

zitiert nach: TZERMIAS, Pavlos, Geschichte der Republik Zypern, Tübingen 1991, S. 35, Fußnote 206.

9 vgl. MAIER, Franz Georg, Cypern, Insel am Kreuzweg der Geschichte, 2., erw. Aufl., München 1982. (Engl.

Ausg. London 1981), S. 29.

vgl. KARAGIORGIS, Vasos, Zypern im Altertum, in: TENEKIDIS, Giorgos, KRANIDIOTIS, Jannos (Hrsg.), Zypern, Geschichte, Probleme und Kämpfe seines Volkes, Athen 1981 (griechisch), S. 17-30.

beide zitiert nach: TZERMIAS, Republik Zypern, S. 4, Fußnote 22.

Piller datiert die ersten nachgewiesenen Siedlungsüberreste (bei Catalköy) auf etwa 7.000 v. Chr.

vgl. PILLER, Zypern, S. 5.

Zervakis bestätigt Piller bezüglich des Zeitraumes und gibt als Fundorte Chirokitia (ca. 7.000 bis 6.000 v. Chr.) bzw. Sotira (4.500 bis 3.800 v. Chr.) an.

vgl. PELTENBURG, E.J., Palaeolithic To Late Bronze Ages, und KARAGEORGHIS, V., The Late Bronze Age (Late Cypriote), in: Footprints in Cyprus. David Hunt (Hrsg.), 2. Aufl., London 1990, S. 1-46.

zitiert nach: ZERVAKIS, Historische Grundlagen, in: GROTHUSEN, STEFFANI, ZERVAKIS (Hrsg.), Südosteu- ropa Handbuch Band VIII - Zypern, Göttingen 1998, S. 39, Fußnote 2.

Kizilyürek spricht von einer Besiedelung Zyperns ab dem 6. vorchristlichen Jahrtausend und bezieht sich auf Hei- de:

vgl. HEIDE, Ulrich, Nationale Unabhängigkeit im Spannungsfeld von ethnischen Unterschieden, sozialen Konflik- ten und Kolonialpolitik, Untersuchungen zum Lernfeld Dritte Welt am Beispiel von Cypern, Frankfurt am Main 1980, S. 9.

zitiert nach: KIZILYÜREK, Niyazi, Der Zypernkonflikt unter besonderer Berücksichtigung der internationalen Abhängigkeitsverhältnisse, Bremen 1990, S. 4, Fußnote 1.

Ackermann lokalisiert die ersten nachgewiesenen Siedlungsüberreste auf Zypern bei Petra tou Limniti an der nordwestlichen Küste.

vgl. ACKERMANN, Michael, Türkisch-Zypern, Geschichte und Gegenwart, Heiligenhofer Studien zu Volksgrup- penfragen (6), Heiligenhof-Bad Kissingen 1997, S. 12.

10 vgl. Fußnote 7, PELTENBURG/KARAGEORGHIS

zitiert nach: ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 39, Fußnote 2.

vgl. PILLER, Zypern, S. 5.

vgl. ACKERMANN, Türkisch-Zypern, S. 12.

11 (griech. Kypros = Kupfer)

vgl. HERM, Gerhard, Die Phönizier, Das Purpurreich der Antike, Wien 1973, S. 188.

vgl. Fußnote 7, PELTENBURG/KARAGEORGHIS

zitiert nach: ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 39, Fußnote 2.

12 vgl. HEIDE, Ulrich, Nationale Unabhängigkeit im Spannungsfeld von ethnischen Unterschieden, sozialen Kon- flikten und Kolonialpolitik, Untersuchungen zum Lernfeld Dritte Welt am Beispiel von Cypern, Frankfurt am Main 1980, S. 9.

zitiert nach: KIZILYÜREK, Zypernkonflikt, S. 4.

13 vgl. SPYRIDAKIS, C., An outline of the history of Cyprus, Nicosia 1957, S.4.

zitiert nach: GEORGHIADES, Die Zypernfrage, Bonn 1963, S. 7, Fußnote 1.

14 vgl. FISCHER Weltalmanach 2009, Zahlen Daten Fakten, Zypern, Frankfurt am Main 2008, S. 516.

(9)

kene, die ihre Lebensweise15 und Sprache16 mit auf Zypern brachten.17 Eine zweite griechische Besiedlungswelle, vornehmlich bestehend aus Achäern, lässt sich mit dem Ende des trojani- schen Krieges (1184 v.Chr.) festmachen, sofern man den Berichten der Ilias Glauben schenken mag.18 Die orientalische Bevölkerungskomponente wurde durch die im 9. Jahrhundert v. Chr. in Kition (dem heutigen Larnaka) angesiedelten Phönikier erstmals gestärkt.19

Im Konflikt zwischen den Ägyptern im Süden und den anatolischen Hethitern im Nor- den befand sich Zypern im Spannungsfeld dieser beiden Mächte, wobei durch Tributzahlungen der zyprischen Herrscherelite der Abhängigkeit an die jeweilige Oberhoheit Ausdruck verliehen wurde. So war die Insel von 709 v. Chr. ca. fünfzig Jahre lang den assyrischen Königen tribut- pflichtig, bis sie nach einer rund hundertjährigen Zeit der Unabhängigkeit von 560 – 546 v. Chr.

unter ägyptische Herrschaft kam. Ihre Niederlage gegen den Makedonenherrscher Alexander beendete die Herrschaft der Perser über Zypern, sodass die Insel ab 294 v. Chr. bis 58 v. Chr.

Teil der hellenistischen Welt wurde.20 Die „konservative Einstellung“ (eher „konservierende“)

15 Wie etwa den zur damaligen Zeit populären Aphrodite-Kult. „Aphrodite wird im griechischen Raum als Liebes- göttin verehrt; sie soll in der Nähe der Stadt Paphos dem Meer entstiegen sein. […] Zypern wird aus diesem Grund allerorts als die „Insel der Aphrodite“ bezeichnet.“

vgl. PILLER, Zypern, S. 5.

16 „Die Griechen auf Zypern bedienten sich des arkadisch-dorischen Dialekts, den die griechischen Siedler von Arkadien zur Insel mitbrachten, noch bevor die Dorier den Pelep(p)ones gänzlich besetzt hatten.“

vgl. GEORGHIADES, Zypernfrage, S. 7, Fußnote 2.

17 Tenekides spricht von einer minoischen Besiedelung ab dem 18. Jahrhundert v. Chr.

vgl. TENEKIDES, Georges, Zypern, Jüngste Geschichte und politische Perspektiven, Genf 1966, S. 16.

Als Grund für die mykenische Besiedelung auf Zypern gibt Kellner den entstehenden Druck durch die von Norden Richtung Peleponnes einwandernden indogermanischen Streitaxtleute an.

vgl. KELLNER, in: WOLFE, James H., HEINRITZ Günter, HILF, Rudolf, KELLNER Leonhard (Hrsg.), Zypern.

Teilung der Macht oder Teilung des Landes?, München 1987. S. 14.

vgl. GEORGHIADES, Zypernfrage, S. 7.

18 vgl. GEORGHIADES, Zypernfrage, S. 7. (siehe Fußnote 4)

19 vgl. HERM, Die Phönizier, S. 189f.

20 vgl. ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 40, 42-43.

Tzermias macht den Beginn der Miteinbeziehung Zyperns in den hellenischen Kulturraum mit Euagoras fest, der im 4. Jahrhundert v. Chr. unter persischer Herrschaft enge Kontakte zu Athen zu unterhalten begann, und bezieht sich dabei auf:

vgl. MAIER, Franz Georg, Cypern, Insel am Kreuzweg der Geschichte, 2., erw. Aufl., München 1982. (Engl.

Ausg. London 1981), S. 60.

zitiert nach: TZERMIAS, Republik Zypern, S. 5f, Fußnote 29.

Piller verweist an dieser Stelle (nicht zum letzten Mal) auf den Umstand, dass „hellenistisch“ nicht „griechisch“

bedeutet, da es ein „Griechenland“ zu diesem Zeitpunkt nicht gab.

vgl. PILLER, Zypern, S. 5.

Tzermias betont in seinem Kapitel „Zypern vor der Entstehung der Republik“ im Hinblick auf die geographische Lage der Insel am Schnittpunkt dreier Kontinente nicht „den überwiegend hellenischen Charakter des zyprioti- schen Eigenlebens zu verkennen.“ Er schließt an mit: „Gewiß, das zypriotische Griechentum hat seine Eigenart […]“ und bringt somit die beiden Begriffe, die Piller so streng voneinander trennen will, in unmittelbaren Zusam- menhang. Tzermias argumentiert weiter, dass das griechisch-zypriotische Selbstverständnis in der gefühlten histo- rischen Kontinuität der Verbindung mit der hellenischen Kultur liegt, dies jedoch nicht in einem nationalistischen Sinne zu verstehen ist, da es strenggenommen keine Gesamtentwicklung einer „hellenischen Nation“ vom Alter- tum bis heute geben kann, weil der Begriff der Nation ein neuerer ist, der nicht in die Antike hineinprojiziert wer- den darf. Jedoch bilden in mancher Hinsicht „das antike und das heutige Zypern, wie überhaupt das alte Hellas und das moderne Griechenland, eine historische Einheit […].“ Die „Kontinuität der griechischen Geschichte wurzelt im hellenischen Bewußtsein der heutigen Griechen (einschließlich der Griechischzyprioten), einem Bewußtsein, das sich unter anderem von der Erhaltung der Sprache nährt.“

vgl. TZERMIAS, Republik Zypern, S. 2f.

(10)

der Zyprioten trotzte den Jahrhunderten der Fremdbeherrschung und brachte ihnen zum einen eine gewisse lokale Autonomie ein und erhielt zum anderen die griechischen Elemente ihrer Kultur, die sich allerdings auch orientalischer Elemente annahm.21 Ab dem Zeitpunkt der Herr- schaft der Ptolemäer setzte sich Griechisch endgültig als Umgangssprache durch, da sich Zy- pern kulturell und religiös fast ausschließlich an Alexandria orientierte.22

Die Insel wurde ab 58 v.Chr. zusammen mit Teilen Anatoliens als römische Provinz Ki- likien verwaltet und nach römischem Muster infrastrukturell erschlossen, als von Salamis aus, das in dieser Zeit das wirtschaftliche Zentrum Zyperns repräsentierte, die Apostel und Missio- nare Paulus und Markus zusammen mit ihrem Begleiter Barnabas den christlichen Glauben verbreiteten.23

Das aus den Ruinen des Imperium Romanum entstandene (griechisch-byzantische) ost- römische Reich kontrollierte fast 800 Jahre lang24 Zypern und prägte durch verstärkten Einfluss der orthodoxen Kirche25 nachhaltig den hellenistischen Charakterzug der Zyprer.

Somit kommt Tzermias zum Entschluss, dass „das Bewußtsein der Verbundenheit Zyperns mit dem neuen Grie- chentum in gewissen Sinne schon im byzantinischen Erbe wurzelt.“

Tzermias verweist in Fußnote 46 zusätzlich auf: MAIER, Franz Georg, Cypern, Insel am Kreuzweg der Geschich- te, 2., erw. Aufl., München 1982. (Engl. Ausg. London 1981), S. 80f.

vgl. TZERMIAS, Republik Zypern, S. 8.

vgl. TZERMIAS, Pavlos, Neugriechische Geschichte, Eine Einführung, Tübingen 1986, S. 27ff.

21 vgl. TZERMIAS, Republik Zypern, S. 5.

Zervakis über die Zeit der archaischen Periode (750 bis 475 v. Chr.): „Durch die Schaukelpolitik der „freiwilligen“

Unterwerfung unter die jeweilige regionale Großmacht sicherten sich die Zyprer eine relativ hohe Eigenständig- keit. So gelangte Zypern aufgrund seiner zentralen Insellage im Ost-West-Handel und seines Rohstoffreichtums (Kupferminen, Holzreichtum, Werftbau) zu wirtschaftlicher und kultureller Blüte, wobei das griechische Element am stärksten prägend wirkte.“

vgl. ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 40.

Hier sei noch auf Tzermias verwiesen, der, wie Zervakis, Zypern vor allem im Altertum und Mittelalter eine nicht unbedeutende Mittlerrolle zwischen den benachbarten Kulturen des Ostens und des Westens zuschreibt.

vgl. TZERMIAS, Republik Zypern, S. 2, 4.

Nach Heinrich und Marie Simon ist die stetige wechselwirkende Beeinflussung durch den Osten und den Westen ein Charakteristikum des Hellenismus. „Die Formen der griechischen Gesellschaftsstruktur wurden auf die östli- chen Gebiete übertragen, die ihrerseits auf Griechenland einwirkten. Dieser Prozeß der gegenseitigen Beeinflus- sung hat zwei Seiten, er bedeutet sowohl die Hellenisierung des Ostens als auch eine gewisse Orientalisierung Griechenlands.“

vgl. SIMON, Heinrich und Marie, Die alte Stoa und ihr Naturbegriff, Ein Beitrag zur Philosophiegeschichte des Hellenismus, Berlin 1956, S. 18.

22 vgl. ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 43.

Ackermann hingegen macht die Übernahme der griechischen Sprache durch die antiken Zyprioten mit der Christi- anisierung durch Paulus und Barnabas fest. Er argumentiert, dass durch die Verkündung des Neuen Testaments, welches in der Gelehrtensprache des Römischen Reiches, dem Griechischen, verfasst wurde, auch die christiani- sierte Bevölkerung Zyperns griechischsprachig wurde.

vgl. ACKERMANN, Türkisch-Zypern, S. 18.

23 vgl. PILLER, Zypern, S. 6.

Zu Zypern in der Antike siehe auch Abb. 27 u. 28 im Anhang.

24 Mit der Teilung des römischen Reiches im Jahr 330 n. Chr. kommt Zypern zur oströmischen Reichshälfte und bleibt es bis 1191.

vgl. KELLNER, in: WOLFE (Hrsg.), Zypern, S. 15.

25 Die zyprisch-orthodoxe Kirche errang im Autokephalie-Streit des 5. Jahrhunderts ihre Selbstständigkeit, da sie sich „überzeugend auf eine apostolische Gründung berufen konnte“.

vgl. ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 45f.

Zervakis verweist in diesem Zusammenhang in Fußnote 14 auf grundlegende Literatur zur zyprisch-orthodoxen Kirchengeschichte: HACKETT, J., A History of the Orthodox Church of Cyprus, London 1901 (Reprint New York 1972).

(11)

Nach der Eroberung Palästinas und Ägyptens Mitte des 6. Jahrhunderts stand Zypern von Sü- den und Osten her verstärkt im arabisch-muslimischen Blickfeld.26 Die arabischen Eroberungs- züge ab dem beginnenden 8. Jahrhundert n. Chr. brachten weitere Muslime und christliche Ara- ber auf die Insel. Obwohl es den Arabern nie gänzlich gelang die Insel dauerhaft zu beherrschen oder zu islamisieren, musste Zypern beinahe zweieinhalb Jahrhunderte sowohl dem Kalifen von Damaskus als auch dem byzantinischen Kaiser zu gleichen Teilen Steuern entrichten.27

Aufgrund ihrer geostrategischen Lage, war und ist die Insel Zypern seit jeher im Blick- punkt der Mächte des kleinasiatischen Raumes, aber auch darüber hinaus, wie die mittelalterli- che „Kolonisierung“ der Insel durch venezianische und fränkische Kaufleute zeigt. Unter der Herrschaft dieser Kaufleute diente die Hälfte der griechisch-orthodoxen Bevölkerung als Leib- eigene auf den Besitzungen der Franken und Venezianer.28 Historikern zufolge (u.a. Piller) soll in der Zeit des westfranzösischen Herrschergeschlechts der Lusignans29 in Famagusta für jeden Tag des Jahres eine (katholische) Kirche vorhanden gewesen sein, in denen die orthodoxe Be- völkerung zu katholischer Glaubensausübung genötigt wurde. Alternativ musste man auf jegli- che Form der Glaubensausübung verzichten; einzig in der Verteidigungsfrage waren sich die fränkisch-venezianischen Herrscher30 und die zyprische Bevölkerung einig. Sollte es zu einem osmanischen Angriff kommen, musste die Insel verteidigt werden. Diesen Gedanken festigte

Zum Autokephalie-Streit verweist Tzermias auf: KONIDARIS, Gerasimos I., Die Autokephalie der Kirche Zy- perns Athen 1976 (griechisch) und MITSIDIS, Andreas N., Die Autokephalie der Kirche Zyperns, Athen 1976.

beides in: 15. Congrés International d´Etudes Byzantines, Athen 1976.

vgl. TZERMIAS, Republik Zypern, S. 7, Fußnote 43.

26 „In der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts wurden über 3.000 Armenier (und Maroniten) aus dem be- nachbarten Festland zur Bewachung der Inselneutralität [im Grenzkrieg zwischen Byzanz und den Arabern] ange- siedelt, deren Loyalität zumindest Anfang des zehnten Jahrhunderts eher den Arabern galt.“

vgl. KYRRIS, C.P., Military Colonies in Cyprus in the Byzantine Period, Their Character, Purpose and Extend, in:

Byzantinoslavica. 31 (1979) 2, S. 157-181.

zitiert nach: ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 46, Fußnote 17.

Die maronitische Kirche ist eine mit Rom unierte orientalisch-christliche Gemeinschaft, die im 7. Jahrhundert in Syrien vom heiligen Maron gegründet wurde. Ab dem 9. Jahrhundert besteht das Patriarchat von Antiochia. Au- ßerhalb Syriens (Erzdiözese von Aleppo und Damaskus) und dem Libanon gibt es maronitische Eparchien in Kairo und auf Zypern. Nach der muslimischen Eroberung Syriens im 7. Jhdt. n. Chr. zogen sich die arabischen Christen ins Libanongebirge zurück, wo sie bis ins 20. Jhdt. einen nicht unwesentlichen Bevölkerungsanteil stellen. Bis heute bestehen in sich geschlossene maronitische Dorfgemeinschaften auf Zypern. Zusätzlich zu den Problemati- ken des rechtlichen Status der einzelnen Bevölkerungsgruppen der seit 1974 geteilten Insel (z.B. Zyperngriechen im Nordteil, Zyperntürken im Südteil) muss sich die internationale Staatengemeinschaft, Griechenland, die Türkei und die zyprischen Regierungen um die Angelegenheiten und Rechte dieser dritten Bevölkerungsgruppe verstän- digen.

vgl. BROCKHAUS, Band 3, 5. Aufl., Wiesbaden 1973, S. 491.

27 vgl. ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 46.

(weiterführende Informationen und Literatur, ZERVAKIS, S. 46, Fußnote 16.)

28 vgl. KIZILYÜREK, Zypernkonflikt, S. 5.

Für eine detailliertere Beschreibung der „Frangokratia“ (Frankenherrschaft) und „Latinokratia“ (Lateinerherr- schaft):

vgl. TZERMIAS, Republik Zypern, S. 8-13.

29 Der englische König Richard nahm Zypern 1191 auf einem Kreuzzug in seinen Besitz. Er verkaufte die Insel im selben Jahr an den Templerorden, der 1192 diese an Guy de Lusignan weiterverkaufte. Das Herrschergeschlecht der Lusignans regierte daraufhin fast 300 Jahre lang die Insel (bis 1489).

vgl. KELLNER, in: WOLFE (Hrsg.), Zypern, S. 15f.

vgl. PILLER, Zypern, S. 6.

30 Die Venezianer lösten nach einem Machtkampf mit Genua 1489 das Herrschergeschlecht der Lusignangs ab.

(12)

man mit zusätzlicher anti-osmanischer Propaganda.31 Nach dem Fall Konstantinopels 1453 übersiedelten viele Byzantiner nach Zypern, wodurch das hellenistische Element32 auf der Insel weiter gestärkt wurde.33 Trotz der Unterdrückung durch die katholischen Herrscher blieb auch das griechische-orthodoxe Element auf Zypern bestimmend34; die Bevölkerungszahl Zyperns kann zu Beginn der osmanischen Eroberung auf 150.000 – 170.00035 Personen geschätzt wer- den.

Während des 16. Jahrhunderts begann das aufstrebende Osmanische Reich seine Macht stetig im kleinasiatischen Raum auszubauen. So wurde auch Zypern aufgrund der Nähe (und der zentralen Lage im östlichen Mittelmeer) zum osmanischen Festland (kürzeste Verbindung 65 Kilometer36) zum Ziel osmanischer Expansionspläne. Mit dem Fall Famagustas, der letzten venezianischen Festung, fiel Zypern schließlich am 1. August 1571 unter die Herrschaft des Sultans.37 Mit diesem Datum kann der Beginn des Zypernkonfliktes festgemacht werden, auch wenn dieser sich über die noch kommenden Jahrhunderte unterschiedlich äußerte und entwi- ckelte.

4.2 Z

EIT

O

SMANISCHER

H

ERRSCHAFT

Mit der osmanischen Eroberung wird Zypern für mehr als 300 Jahre Teil eines islamisch ge- prägten und dominierten Vielvölkerstaates. In dieser Zeit wurde einerseits die ethnische Zu- sammensetzung der Inselbevölkerung nachhaltig verändert, andererseits durch die Art und Wei-

31 vgl. PILLER, Zypern, S. 8.

32 Piller verweist in Kapitel 3.3 (Zypern, die ungelöste Krise) auf die neuzeitliche Fehlinterpretation des Alten Griechenland: „Spricht man vom „Alten Griechenland“, so kann damit nur ein Kulturkreis, aber kein Staatenbund oder gar ein zentralistischer Staat (…) gemeint sein.“ Laut Piller ist dies für Zypern insofern von Bedeutung,

„wenn es darum geht, den Ausführungen des ersten zypriotischen Präsidenten Makarios III. entgegenzutreten.

Zwar stand Zypern unter dem Einfluss der hellenistischen Kultur, und auch der Glaube glich dem der Griechen, aber da ein griechischer Staat bis 1830 nicht existierte, konnte auch Zypern nicht zu diesem Staat gehören. Andern- falls müßten auch Teile des Balkans, Italiens und Nordafrikas zu diesem griechischen Staat gehören.“

vgl. PILLER, Zypern, S. 7.

33 vgl. KNATZ, Lothar, Zypern, Freiburg 1990, S. 46.

zitiert nach: ACKERMANN, Türkisch-Zypern. S. 30, Fußnote 3.

34 vgl. KIZILYÜREK, Zypernkonflikt, S. 5.

vgl. PILLER, Zypern, S. 8.

35Aufgrund fehlender Bevölkerungserhebungen dieser Zeit weichen Zahlen in gesichteter Literatur ab.

vgl. ST JOHN-JONES, L.W., The Population of Cyprus, Demographic Trends and Socioeconomic Influences, London 1983 (=Commonwealth Papers, 23), S. 28.

zitiert nach: BREY, Hansjörg, Bevölkerungsstruktur, in: GROTHUSEN, STEFFANI, ZERVAKIS (Hrsg.), Süd- osteuropa-Handbuch Band VIII – Zypern, Göttingen 1998, S. 489, Fußnote 5.

Andere Autoren liefern andere Schätzungen, die von einer Bevölkerungszahl von bis zu 200.000 ausgehen.

vgl. KIZILYÜREK, Zypernkonflikt, S. 5.

36 Kap Anamur – Zypern.

vgl. PABST, Martin, Neue Bemühungen zur Beilegung des Zypernkonflikts, in: ÖMZ, Jg. 38, 5/2000, Wien 2000, S. 568.

37 vgl. PILLER, Zypern, S. 6.

(13)

se der osmanischen Herrschaft der Nährboden für den gegen Ende ihrer Herrschaftszeit auf- kommenden griechisch-zypriotischen Nationalismus gelegt.38

Nach der osmanischen Eroberung ließen sich in den kommenden Jahrzehnten etwa 20.000 Türken (meist in Garnisonen an strategischen Punkten angesiedelte Wehrbauern) auf der gesamten Insel nieder, die ab nun aufgrund der veränderten Herrschaftsverhältnisse als ethni- sche Minderheit durch eine herrschende Oberschicht die Entscheidungsgewalt gegenüber der griechischen Bevölkerungsmehrheit (laut Literatur zwischen 120.000 u. 200.000) inne hatten.

Laut Beitrag Peter Zervakis’ im Südosteuropa – Handbuch Band VIII. scheiterte in den ersten Jahren der Herrschaft über Zypern jedoch die geplante Ansiedlung von 12.000 Familien aus Anatolien am Widerwillen der Auszusiedelnden. Selbst nach versprochenen Steuerbegünsti- gungen oder angedrohter Zwangsaussiedlung registrierten sich 1573 lediglich 800 Männer meist „zweifelhaften Rufs“ in Zypern.39 In unregelmäßigen Schüben stießen weitere türkische Siedler hinzu, wenn auch die bereits erwähnten 20.000 die Vorfahren der noch heute ansässigen Zyperntürken darstellen.40 Um 1606 wird die Zahl der türkischen Bevölkerungsgruppe auf 30.000 geschätzt.41

Die Inbesitznahme der Insel war verbunden mit blutigen Übergriffen seitens der Osma- nen, die noch heute im Bewusstsein der griechisch-zypriotischen Bevölkerung verankert sind.42 Die von der griechischen Geschichtsschreibung als „Turkokratia“ bezeichnete türkische Fremdherrschaft begann mit einer drastischen Veränderung der sozialen Strukturen der Insel.

Es wurden die venezianische (=lateinische und damit katholische) Feudalherrschaft beendet, die Leibeigenschaft und Frondienste der griechisch-orthodoxen Bevölkerung abgeschafft und die

38 „Während der folgenden zwei oder drei Generationen schufen die türkischen Eroberer das Cypernproblem in seiner heutigen Form, indem sie die gleiche Politik anwendeten, die die Engländer zur selben Zeit in Irland ver- folgten und die dort „Plantation“ genannt wurde: - die Ansiedlung einer großen landfremden Bevölkerungsgruppe mit anderer Sprache und Religionszugehörigkeit, die die Vorherrschaft über die unterworfene Bevölkerung über- nehmen und aufrechterhalten sollte.“ vgl. WOODHOUSE, M., Das Cypernproblem und die Abkommen von 1959, in: Europa-Archiv, 3/1960, S. 64.

zitiert nach: NOWACKI, Helmut, Der Zypernkrieg 1974, Eine Analyse seiner Ursachen, Hamburg 1982, S. 24, Fußnote 38.

39 vgl. STRAUSZ, J., Ottoman Rule in Cyprus, in: Cyprus in Textbooks – Textbooks in Cyprus, BREY, H., HÖPKEN, W. (Hrsg.) München (im Druck) 1998, S. 10.

zitiert nach: ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 57, Fußnote 36.

40 vgl. TENEKIDES, Zypern, S. 39.

vgl. KELLNER, in: WOLFE (Hrsg.), Zypern, S. 14.

vgl. PILLER, Zypern, S. 8.

41 vgl. JENNINGS, R.C., Christians and Muslims in Ottoman Cyprus and the Mediterranean World, 1571-1640, New York 1993 (=University Studies in Near Eastern Civilizations, 18), S. 132-172, 212-239./GAZIOGLU, A.C., The Turks in Cyprus. A Province of the Ottoman Empire (1571-1878), London 1990, S. 74-93.

zitiert nach: ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 57, Fußnote 37.

42 vgl. NOWACKI, Zypernkrieg, S. 20.

Eine ganz andere Sicht der osmanischen Übernahme vertritt Ackermann: „Die griechisch-sprachige Bevölke- rungsmehrheit hatte den Machtwechsel auf Zypern nicht nur begrüßt, sondern herbeigesehnt, […].“

vgl. ACKERMANN, Türkisch-Zypern, S. 36.

Aber auch Piller spricht davon, dass die Osmanen nach der Eroberung der Insel von den Zyprern freundschaftlich begrüßt wurden, dass sich Freundschaften bildeten und sich Familien mischten. Aufgrund der 1754 eingeführten Ethnarchie war man „im großen und Ganzen zufriedener als unter den Venezianern.“

vgl. PILLER, Zypern, S. 9.

(14)

Steuerlasten gesenkt. Gegen eine einmalige geringe Abgabe konnten die befreiten Bauern ihre bisherig bestellten Felder in Besitz nehmen.43 Die in Albanien oder Bosnien durchgeführte Knabenlese blieb auf Zypern, ebenso wie Massen-Zwangskonvertierungen zum islamischen Glauben, aus. So bestand ein Teil der muslimischen Landbevölkerung auch aus freiwillig kon- vertierten Christen, die aus fiskalischem Interesse zum Islam übertraten, um den für nicht- Muslime geltenden doppelten Steuersatz oder die eingeführte Kopfsteuer zu umgehen.44 Ein interessantes Phänomen stellt die Tatsache dar, dass die Nachkommen dieser konvertierten, ehemals christlich-orthodoxen Menschen ihre Muttersprache von Griechisch auf Türkisch wechselten (1881 gaben 5 Prozent der Zyperntürken Griechisch als Muttersprache an, 1931 nur noch 3 Prozent). Neu eingewanderte Muslime hielten erwartungsgemäß an ihrer sprachlichen Tradition fest, obwohl viele von ihnen sich ebenso der griechischen Sprache bedienen konn- ten,45 was aus Berichten europäischer Kaufleute überliefert ist. Diese Entwicklung führte dazu, dass die griechisch-orthodoxe Bevölkerung die gesamtzyprische Bevölkerung in Christen be- ziehungsweise Türken einteilte, die muslimische Bevölkerungsgruppe jedoch zwischen Byzan- tinern/Griechen und Muslimen unterschied, da zumindest im Bewusstsein der Bevölkerung, Sprache und Religion mit der Zugehörigkeit zur ethnische Gruppe gleich gesetzt wurde. Diese Art der Unterscheidung hielt sich bis ins 20. Jahrhundert.46

In den Städten der Insel bildeten sich griechische und türkische Viertel, auf dem Land entstanden neben den bereits existierenden griechisch-zypriotischen Dörfern auch türkische, aber auch Dörfer mit gemischter Bevölkerung. Der Hauptteil der nun griechischen und türki- schen Bevölkerung Zyperns wirtschaftete als Pachtbauern auf so genannten Miri-Gründen (türk.: Miri = osmanisches Staatsland), um so anfallende Abgaben aufgrund des neu installier- ten osmanischen Steuersystems zu erbringen. Hier erscheint ein zunächst verbindendes Element der niederen Bevölkerungsschicht, weil griechische wie türkische Zyprer unter gleichen sozia- len Bedingungen lebten und arbeiteten. Beide litten gleichermaßen unter der Unterdrückung

43 vgl. ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 56.

44 vgl. ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 57.

Die osmanische Gesellschaft wurde grob in Osmanli (die „Herde des Sultans“) und den Raya (die Sklaven des Sultans) eingeteilt. Während sich die Osmanli zum Islam bekannten und im Dienst des Staates standen, waren die Raya die Gruppe der steuerpflichtigen, vom Militärdienst ausgenommene nicht-Muslime, die jedoch oftmals ihre eigenen Gebräuche beibehalten durften (etwa die Ausübung des christlichen Glaubens).

vgl. ACKERMANN, Türkisch-Zypern, S. 35.

Das Umgehen der Kopfsteuer durch Konvertierung zum Islam bedeute jedoch eine höhere Steuerlast für die ande- ren christlichen Zyprioten.

vgl. PILLER, Zypern, S. 8, 10.

45 Bei dieser Feststellung bezieht sich Zervakis auf die Korrespondenz westeuropäischer Reisender mit den franzö- sischen Konsuln Larnakas.

vgl. WILLIS, M.D., A New Document of Cypriot History, The Journal of Ambrosio Bembo (1671), in: Kypriakai Spoudai, 42 (1978), S. 35-46.

vgl. POURADIER DUTAIL-LOIZIDOU, A., Consulat de France á Larnaca (1660-1696), Documents Inédits pour Servir á l`Histoire de Chypre, Bd. 1, Nikosia 1991 (=Sources et Ètudes de l`Histoire de Chypre, 17).

beide zitiert nach: ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 57f, Fußnote 38.

46 vgl. ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 57, 58.

(15)

durch (aus der türkischen Bevölkerungsgruppe rekrutierten) Großgrundbesitzer, und durch vom fürstlichen Lebensstil geprägte, orthodoxe Bischöfe sowie griechische Steuereintreiber und Geldverleiher. Beweis hierfür ist der Umstand, dass Bauernrevolten wie etwa jene in den Jahren 1765, 1783 oder 1804, von christlichen und/oder muslimischen Führern getragen wurden. So erhielt sich trotz des gegen Ende der osmanischen Besatzung aufkommenden griechischen Na- tionalismus eine durch Unterdrückung solidarisierte, friedlich koexistierende griechisch- türkische Landbevölkerung.47

Fixiert man mit der veränderten ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung den ers- ten Punkt des zukünftigen griechisch-türkisch zypriotischen Gegensatzes, so führt eine Analyse der zypriotischen Oberschicht(en) in der Zeit der osmanischen Herrschaft zu einem weiteren, nicht minder folgenreichen Punkt in der Genese des zeitgeschichtlichen Zypernkonfliktes.

Die Aufgabenverteilung während der Zeit der osmanischen Herrschaft war klar festgelegt: So stellte die osmanische Oberschicht neben dem Kapudan Pascha48 vor allem hohe Beamte, die Richterschaft, Mullahs und einige Großgrundbesitzer. Den griechischen Anteil an der Ober- schicht stellten Vertreter der orthodoxen Kirche, Händler und Geldverleiher. Verbindendes Element dieser beiden Oberschichten war die gemeinsame Ausbeutung der schon vorher be- schriebenen Unterschicht von Pachtbauern.49

Einen weiteren Umstand neben der klar getrennten Aufgabenverteilung, der auch in wei- terer Folge desintegrativ auf die zyprischen Bevölkerungsgruppen einwirkte, stellte die Privile- gierung der griechisch-orthodoxen Kirche sowie die Einführung des Milletsystems dar. So wur- de die orthodoxe Kirche durch einen Erlass des Sultans von 1754 in das Verwaltungs- und Kontrollsystem mit einbezogen.50 Dem ranghöchsten Vertreter der orthodoxen Kirche auf Zy- pern, dem Erzbischof, wurde neben dem osmanischen Gouverneur als Vertreter des Sultans eine Art Mitregentschaft gewährt. Der Erzbischof führte von da an den Titel eines Etnarchen (=Volksführer). Er war von nun an geistliches und weltliches Oberhaupt der griechisch-

47 vgl. KIZILYÜREK, Zypernkonflikt, S. 8f., S. 39f.

Choisi gibt für christlich/muslime Bauernaufstände die Jahre 1665, 1764, 1765, 1830 und 1833 und verweist dabei auf Heide:

vgl. HEIDE, U., Nationale Unabhängigkeit im Spannungsfeld von ethnischen Unterschieden, sozialen Konflikten oder Kolonialpolitik, Frankfurt am Main 2008, S. 51.

zitiert nach: CHOISI, Jeanette, Wurzeln und Strukturen des Zypernkonfliktes 1878 bis 1990, Stuttgart 1993 S. 75, Fußnote 11.

48 Ab dem späten 17. Jahrhundert endete Zyperns Status als autonome Provinz des osmanischen Reiches aufgrund der überhöhten Steuerlasten und zunehmender Verarmung der Bevölkerung. Seit 1670 unterlag die Insel dem Oberbefehlshaber der osmanischen Marine, dem Kapudan Pascha (bis 1703). Die Insel blieb unter militärischer Jurisdiktion, so stand der Großwesir von 1703 bis 1745 Zypern vor, der die Insel jährlich an den meistbietenden Steuereintreiber versteigerte. Bis zum Ende der osmanischen Herrschaft 1878 wurde Zypern schließlich wieder als unabhängige Provinz regiert.

vgl. ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 59.

49 vgl. ZEKI, Vehbi, Kibris Tarihi, Halkin Sesi Matbaasi, Lefkosa 1970, S. 77.

zitiert nach: KIZILYÜREK, Zypernkonflikt, S. 9, 10, Fußnote 10.

CHOISI, Wurzeln und Strukturen des Zypernkonfliktes, S. 77.

50 vgl. PILLER, Zypern, S. 8.

(16)

zypriotischen Bevölkerungsgruppe. Weiters durften die drei Bischöfe der orthodoxen Kirche Zyperns sich direkt an die „Hohe Pforte“ (=Regierungssitz des Sultans) wenden, und somit den Gouverneur in seiner Instanz übergehen.51 Dennoch waren vor dem auf Zypern eingeführten Rechtssystem nicht alle gleich; es existierte der Unglaubwürdigkeitsgrundsatz gegenüber Nicht- Muslime, sofern deren Aussage gegen Aussage eines Muslim stand.52

Nach der osmanischen Inbesitznahme wurde die katholische Kirche enteignet und ihr Klerus von der Insel vertrieben. Die zyprische griechisch-orthodoxe Kirche erlangte damit ihre in byzantinischer Zeit erhaltenen Rechte wieder zurück. Ein kleinerer Teil des ehemals katholi- schen Besitzes wurde zuerst an die auf Zypern stationierte Festungstruppe (ca. 4.000 Mann) aufgeteilt, der Großteil zum Verkauf dem orthodoxen Klerus angeboten. Durch diesen Vorgang entwickelte sich vor allem die griechisch-orthodoxe Mönchsgemeinschaft zu den größten Grundbesitzern Zyperns, die auch außerhalb der Insel (Russland, Istanbul, Anatolien) über Ländereien verfügte.53

Nach der Betrachtung von Unterschicht und Oberschicht, hinsichtlich Arbeitsaufgaben- bereich, Lebensumständen und Rechtsausstattung, fehlt die bewusst aufgesparte Frage nach Religion/Religionszugehörigkeit und deren politischer, sozialer und allgemein destabilisieren- der Wirkung und nach den am Beginn des 19. Jahrhunderts entstehenden Mittelschichten. Beide Aspekte fallen in die Beschreibung des installierten osmanischen Milletsystems.

Das Milletsystem (=„kommunale Selbstverwaltung der Gemeinschaften gleichen religi- ösen Bekenntnisses“54) wurde Mitte des 18. Jahrhunderts auf Zypern eingeführt und stattete die griechisch-orthodoxe Kirche als Repräsentant und Sprecher der offiziell zugelassenen christli- chen Glaubensrichtungen (neben der griechisch-orthodoxen Glaubensgemeinschaft existierte noch eine maronitische sowie armenische Minderheit), mit dem Ethnarchen an ihrer Spitze, mit zahlreichen Privilegien und Freiheiten bezüglich der Führung seiner Religionsgemeinschaft aus

51 vgl. TENEKIDES, Zypern, S. 40.

vgl. MAVROULEAS, Nikolaos, Entstehungsbedingungen, Bestimmungsfaktoren und Entwicklung des Zypern- konfliktes nach dem Zweiten Weltkrieg, Osnabrück 1978, S. 25f.

u.a. vgl. JENNINGS, R.C., Christians and Muslims in Ottoman Cyprus and the Mediterranean World, 1571-1640, New York 1993 (=University Studies in Near Eastern Civilizations, 18), S. 69-106.

zitiert nach: ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 60, Fußnote 42.

vgl. KELLNER, in: WOLFE (Hrsg.), Zypern, S. 15

52 vgl. ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 60.

53 vgl. KYRRIS, C.P. (Hrsg.), The Kanakaria Documents 1666-1850, Sale and Donation Deeds, Nikosia 1987 (=Texts and Studies of the History of Cyprus, 15). ohne Seitenangabe.

zitiert nach: ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 56, Fußnote 34.

54 Zervakis gibt als weiterführende Literatur zur Diskussion des Milletsystems URSINUS, M., Millet, in:

Encyclopaedia of Islam (Anm. 15), Bd. 7, S. 61-64. und URSINUS, M., Zur Diskussion „millet“ im Osmanischen Reich, in: Südostforschungen, 48, 1989, S. 195-207. an.

vgl. ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 60, Fußnote 43.

Dazu Nowacki: „Millets wurden im ottomanisch-türkischen Sprachgebrauch die gesetzlich anerkannten religiösen Gemeinschaften genannt, die ein beachtliches Maß an Selbstverwaltung und Selbstregierung zugestanden erhiel- ten.“

vgl. NOWACKI, Zypernkrieg, S. 22, Fußnote 31.

Weiters zum Milletsystem:

u.a. vgl. CHOISI, Wurzeln und Strukturen des Zypernkonfliktes, S. 76f.

(17)

(weitgehendes Selbstbestimmungsrecht in religiösen, kulturellen, und bildungspolitischen so- wie zivilrechtlichen Fragen). Zudem wurden die osmanischen Richter von der Hohen Pforte in Istanbul angewiesen, „jede Form von interkonfessioneller Einmischung zu ahnden und die Met- ropoliten in ihrer Amtsführung zu unterstützen“.55 Der Erzbischof wurde berechtigt, von den christlichen Zyprioten Steuern einzuheben, die er allerdings an die Hohe Pforte abliefern muss- te.56 Das Milletsystem schirmte jedoch die muslimische von der nicht-muslimischen Bevölke- rungsgruppe ab, da traditionelle Sitten, Bräuche, Riten und Feiertage streng ethnisch getrennt wurden und somit eine gegenseitige Integration der Bevölkerungsgruppen von Grund auf ver- hindert wurde. Der Vorgang der Staatsvolksbildung ist in dieser Zeit auf Zypern aufgrund der späteren Zugehörigkeit zum Britischen Empire noch kein Thema, jedoch wurde auch nach der Unabhängigkeit im Jahre 1960 durch die Nachwirkungen des Milletsystems dieser Prozess ver- hindert, während der mit dem 19. Jahrhundert aufkommende Nationalismus der jeweiligen Be- völkerungsgruppen sich reichlich daraus bediente.57 Das Milletsystem zielte nicht darauf ab ethnische Gemeinschaften zu schaffen, sondern religiöse. Da jedoch Religion mit Nationalität gleichgesetzt wurde führte das Milletsystem zu einer griechischen bzw. türkischen Identitäts- bildung. Diese strukturierende Kraft des osmanischen Milletsystems ist noch an vielen Stellen der zyprischen Verfassung von 1959/60 erkennbar und gilt als eine der Ursachen des gegenwär- tigen Zypernkonflikts.58

Im Laufe des 19. Jahrhunderts geriet das Osmanische Reich immer mehr in Abhängig- keit zu anderen europäischen Mächten, vor allem wirtschaftlich. So wurde Zypern dem Handel europäischer Staaten geöffnet. Vor allem in Larnaka entstanden zahlreiche Handelsposten, mit denen die christliche Bevölkerung Zyperns regen Austausch pflegte, während die türkische Be- völkerung sich an diesem Prozess kaum beteiligte. So führten ökonomische Veränderungen durch den regen Warenaustausch mit europäischen Kaufleuten zur Bildung einer bürgerlichen Mittelschicht, die sich aus Griechen, Armeniern, Juden und auf Zypern befindlichen Europäern rekrutierte. Diese Mittelschicht kontrollierte weitgehend den zyprischen Innen- und Außenhan- del und stand im krassen Gegensatz zur militärisch-administrativen türkischen Mittelschicht.59

55 vgl. ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 60.

56 vgl. PILLER, Zypern, S. 8.

vgl. CHOISI, Wurzeln und Strukturen des Zypernkonfliktes, S. 77. Choisi bezieht sich hier in Fußnote 20 auf Mavrouleas, Entwicklung des Zypernkonfliktes, S. 25f, jedoch lässt sich hier nur die Aussage der Privilegierung des orthodoxen Klerus finden und kein Hinweis auf das Abliefern der Steuern an die Hohe Pforte:

vgl. MAVROULEAS, Entstehungsbedingungen, S. 25f.

57 „Der islamische Staat ist im Prinzip ziemlich tolerant gegenüber anderen Religionsgemeinschaften, er integriert sie jedoch nicht, weil ihnen die Grundlage der Einheit des Staates, der islamische Glaube fehlt.“

vgl. KOUHRY, A., Zur Grundgestalt der islamischen Religion, in: Neue Zürcher Zeitung, Fernausgabe Nr. 230, vom 5. Oktober 1979, S. 33.

zitiert nach: NOWACKI, Zypernkrieg, S. 23, Fußnote 32.

58 NOWACKI, Zypernkrieg, S. 23.

vgl. KIZILYÜREK, Zypernkonflikt, S. 136.

59 vgl. KIZILYÜREK, Zypernkonflikt, S. 10f.

vgl. MAVROULEAS, Entstehungsbedingungen, S. 21f.

(18)

Somit kann man auch bei den entstandenen Mittelschichten eine klare Aufgabenverteilung er- kennen, die aufs Neue ihre desintegrative Wirkung in der Folgezeit zeigen würde.

Das Jahr 1821 bedeutete eine Zäsur in der neuzeitlichen griechisch-türkischen Geschich- te. Die griechische Unabhängigkeitsbewegung ging Hand in Hand mit der Entstehung und Fes- tigung des griechischen Nationalismus, der das Ziel hatte, alle Griechen (=alle griechisch spre- chenden, christlich griechisch-orthodoxen, auf dem Boden des alten Byzantinischen Reiches lebenden Menschen) in einem griechischen Nationalstaat zu vereinen. Dieser griechische Nati- onalismus, der seine volle Identität im frühen 19. Jahrhundert erreichte, wurde durch die grie- chisch-orthodoxe Kirche gefördert und breitete sich vom nationalen Zentrum auf die griechi- schen Peripherien aus.60

Inselgouverneur Kücük Mehmet klagte 1821 den zyprisch-orthodoxen Klerus an, wo- nach dieser die griechische Unabhängigkeitsbewegung unterstützen würde. Auf Anordnung des Inselgouverneurs wurde am 9. Juli Erzbischof Kyprianou mitsamt seinen über 450 Gefolgsleu- ten hingerichtet und somit der Ethnarchie bis 1878 ein Ende gesetzt. Ohne den orthodoxen Kle- rus konnten in der Folgezeit beginnende Aufstände schon im Keim erstickt werden.61

Das über lange Zeit oft nachbarschaftliche Verhältnis der zyprischen Bevölkerung (al- lerdings schichtbedingt) bekam in dieser Zeit einen bis heute andauernden Riss.62 Diese bluti- gen Ereignisse zeigten erstmals auf, dass die christliche Gemeinschaft innerhalb des Osmani- schen Reiches zwar geduldet, geschützt und oft auch gefördert wurde (wie ehemals durch die Privilegierung der orthodoxen Kirche auf Zypern), solange, am Beispiel der Griechen, die Or- thodoxen ihre religiöse und politische Unterordnung gegenüber des islamischen Staates akzep- tierten. Mit dem Jahr 1821 wurden aus den ehemaligen gemeinsamen Ausbeutern miteinander

vgl. HILL, G. The History of Cyprus, Cambridge 1952, Bd. 4, S. 225ff.

zitiert nach: CHOISI, Wurzeln und Strukturen des Zypernkonfliktes, S. 77f, Fußnote 24.

60 vgl. KIZILYÜREK, Zypernkonflikt, S. 11f.

61 Das Massaker von 1821 wurde vor allem von zyperngriechischer Seite zu Propagandazwecken am Leben gehal- ten.

vgl. NOWACKI, Zypernkrieg, S. 104, 105.

dazu in PILLER:

„(Das Ereignis), das bis heute als ein Trauma im Verhältnis von Griechen und Türken auf der Insel nachwirkt, (…) hatte auch eine positive Wirkung: (…) die latente Spannung zwischen Laien und Kirche ließ nach; die griechi- schen Christen rückten gegenüber den türkischen Herren wieder mehr zu einer Einheit zusammen.“

vgl. MAIER, Franz Georg, Cypern – Insel am Kreuzweg der Geschichte, München 1982, S. 158.

zitiert nach: PILLER, Zypern, S. 10, Fußnote 6.

vgl. TENEKIDES, Zypern, S. 40f.

vgl. ACKERMANN, Türkisch-Zypern, S. 41.

vgl. KIZILYÜREK, Zypernkonflikt, S. 12.

62 Auch Zervakis spricht vom „Massaker“ von 1821 als historisch konstruierte Legende, die zum Aufbau eines griechischen Nationalbewusstseins mit Hilfe der Erschaffung eines türkischen Feindbildes benutzt wurde. Nach- dem das Ereignis in den Schulbücher des neugriechischen Staats seinen Einzug fand, prägte es in der Folgezeit auch die zyperngriechischen Schulkinder, sodass die Beziehungen zwischen Zyperngriechen und –türken bis heute belastet sind. Er bezieht sich dabei auf: KOULAPIS, L.-G., Die Darstellung der Osmanischen Geschichte in den Schulbüchern Griechenlands und der Türkei, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zweier gegenseitiger Nationa- lismen, Unveröffentlichte Magister-Hausarbeit, München 1993.

zitiert nach: ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 63, Fußnote 50.

(19)

verfeindete Eliten, die um die Vorherrschaft Zyperns kämpften. Der Gegensatz zwischen osma- nischer Herrschaftselite und griechisch-orthodoxer Kirche, sowie der entstandenen christlichen Handelsbourgeoisie, war in der Folgezeit von großer Bedeutung für die Stabilisierung der briti- schen Herrschaft in der Zeit des zyprischen Kolonialstatus.63

4.3 E

NDE OSMANISCHER

H

ERRSCHAFT UND

Z

YPERN ALS BRITISCHE

K

OLONIE Durch den Erfolg vereinigter mitteleuropäischer Heere bei der zweiten Belagerung Wiens im Jahr 1683 wurde die osmanische Expansion in Europa endgültig aufgehalten. Seit den Kriegen gegen Russland befand sich das Osmanische Reich gegen Ende des 18. Jahrhunderts zusehends im Verfall, was in erster Linie ökonomisch bedingt war. Dazu kamen die allgegenwärtigen Probleme, die ein Vielvölkerstaat zu tragen hatte. Diese letzte Phase der osmanischen Herr- schaft auf Zypern (beginnendes 19. Jahrhundert bis 1878) war von den allgemeinen Reformver- suchen der Hohen Pforte für ihr großes Reich geprägt. Die Reformbewegungen zwischen 1839 und 1876, die vor allem auf Druck der europäischen Großmächte ausgelöst wurden, hatten ein in hohem Maße zentralisiertes Verwaltungssystem zum Ziel, mit dem eine effektivere Kontrolle aller gesellschaftlichen Lebensbereiche erreicht werden sollte.64 Ein Bestandteil des sogenann- ten „Tanzimats“ (Reorganisation)65 war die direkte Unterstellung sämtlicher Steuerpachten und ähnlicher Einrichtungen unter Staatsverwaltung. Somit wurde der osmanischen Oberschicht auf Zypern, die ja wie in vorigen Abschnitten besprochen vor allem in der Administration als Be- amte dienten, ihre unabhängigen Einkunftsquellen genommen, was sie in ihrer Autonomie und in ihren Bereicherungsmöglichkeiten beschnitt. Dies führte zu einem sozialen Abstieg der türki- schen Oberschicht auf Zypern, doch bedeutete der durch die Tanzimat-Reform vergrößerte Be- darf an Verwaltungspersonal auch einen gesellschaftlichen Aufstieg von ehemals der Unter- schicht angehörenden muslimischen Zyprioten. Viele städtische Kleinhändler und Handwerker ergriffen die Chance, eine Verwaltungslaufbahn bzw. -karriere einzuschlagen, da sich die Be- amtenschaft traditioneller Weise aus der muslimischen Bevölkerungsgruppe Zyperns rekrutier- te. Dieser Vorgang führte zur Bildung einer muslimisch zypriotischen Mittelschicht, die sich

63 vgl. KIZILYÜREK, Zypernkonflikt, S. 12.

64 vgl. TZERMIAS, Republik Zypern, S. 24.

Zur wirtschaftlichen Abhängigkeit des Osmanischen Reiches im 19. Jahrhundert:

vgl. KESKIN, Hakki, Die Türkei, Vom Osmanischen Reich bis zum Nationalstaat, Berlin 1981, S. 24ff.

vgl. TZERMIAS, Neugriechische Geschichte, S. 101.

Zervakis bietet genaue Jahreszahlen der Reformbewegung an: 1839, 1856 und 1864.

vgl. ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 64.

vgl. KARPAT, K., The Land Regime, Social Structure, and Modernization in the Ottoman Empire, in: POLK, W.R., CHAMBERS, R.L. (Hrsg.), Beginnings of Modernization in the Middle East. The Nineteenth Century, Lon- don 1968, S. 69-90.

zitiert nach: CHOISI, Wurzeln und Strukturen des Zypernkonfliktes, S. 75f, Fußnote 14.

65 vgl. TZERMIAS, Republik Zypern, S. 24.

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aus gesellschaftlich degradierten Oberschichtsangehörigen und gesellschaftlich aufgewerteten Unterschichtsangehörigen zusammensetzte.66

Aus diesem Kontext heraus entstand eine große Ablehnungshaltung beider zyprischen Eliten gegenüber den Reformbestrebungen der Hohen Pforte, weil sie um ihre Privilegierung und ihren ökonomischen Status fürchteten (dasselbe geschah auch nach der Unabhängigkeitser- klärung Zyperns 1960).67 Neben der entmachteten muslimisch-zypriotischen Elite, beharrte auch der griechisch-orthodoxe Klerus auf der „alten Ordnung“, da sich auch die Kirche rück- sichtslos an den Unterschichten bereicherte.68

Trotz der angespannten Situation (zwei um die politische Vorherrschaft kämpfende, gleichzeitig aber gegen die Beschneidung ökonomischer Freiheiten sich solidarisierende zypri- sche Oberschichten) beendeten nicht die inneren Spannungen, sondern die veränderte weltpoli- tische Lage, die dreihundertjährige Herrschaft der Osmanen auf Zypern.

Niederlagen gegen das auf dem Balkan expandierende Habsburger Reich, verlorene Grenzgebiete des aufstrebenden Russischen Reiches unter der Dynastie der Romanows sowie von Russland unterstützte nationale Unabhängigkeitsbewegungen auf dem Balkan kennzeichne- ten die Situation des Osmanischen Reiches Mitte des 19. Jahrhunderts. Seit 1828, als der durch die griechische Nationalversammlung in Nauplia für sieben Jahre zum ersten Präsidenten Grie- chenlands gewählte Ioannis Kapodistrias69 oberste Instanz des griechischen Staates wurde, ap- pellierten griechisch-zypriotische Nationalisten für eine Miteinbeziehung Zyperns in den grie- chischen Staat.70 Zugleich fiel aufgrund verstärkter griechischer Einwanderung ab dem Beginn

66 vgl. HEIDE, U., Nationale Unabhängigkeit im Spannungsfeld von ethnischen Unterschieden, sozialen Konflik- ten oder Kolonialpolitik, Frankfurt am Main 1980, S. 57f.

zitiert nach: CHOISI, Wurzeln und Strukturen des Zypernkonfliktes, S. 76, Fußnote 17.

67 vgl. KIZILYÜREK, Zypernkonflikt, S. 47ff.

Beschrieben in Kapitel 2.1.3 „Die zypriotischen Eliten und ihre Beziehungen zur Türkei und zu Griechenland.“

Die zyperntürkische Elite verlor 1960 durch die Entkolonialisierung ihren privilegierten Status in der administrati- ven und exekutiven Ebene der Insel, während die zyperngriechische Elite, größtenteils vertreten durch den ortho- doxen Klerus, Rechtsanwälte und Geldverleiher, ohnehin seit 1895 die Enosis forderte.

68 Die konservative Einstellung der zyprisch-orthodoxen Kirche, jegliche Reformbewegungen, die auf Kosten ihres Machtanspruches geschehen sollten, abzulehnen, war nach Zervakis der Grund für die verzögerte Ausbreitung der griechischen Nationalbewegung auf Zypern. Piller kann hier ergänzend angeführt werden, da er festhält, das Zy- pern zur Blütezeit der Megali Idea an Griechenland noch kaum Interesse zeigte.

vgl. ZERVAKIS, Historische Grundlagen, S. 64.

Zervakis verweist in Fußnote 52 zusätzlich auf: DIONYSSIOU, G.A., The Ottoman Period, in:

CHARALAMBOUS/GEORGHALLIDES, London 1993. S. 43-52. und derselbe: The Ottoman Administration of Cyprus and the Tanzimat Reforms, Unveröffentlichter Konferenzbeitrag, London 1993 (Institut of Commonwealth Studies).

vgl. PILLER, Zypern, S. 15, 17.

69 Ionnis Kapodistrias war zuvor als russischer Außenminister tätig gewesen. Das expandierende Russische Reich wurde zu einem wichtigen Verbündeten in der Frage der Unabhängigkeit der Griechen vom osmanischen Reich.

Ackermann sieht eine Verbindung der Ereignisse der Frühphase des griechisch-zypriotischen Nationalismus zum Jahr 1997, als die geplante Aufstellung russischer Raketen im Südteil Zyperns nur durch internationalen Druck verhindert werden konnte.

vgl. ACKERMANN, Türkisch-Zypern, S. 42.

70 Der neu entstandene griechische Nationalismus wurde auch durch griechische Kaufleute getragen, die Kontakte zwischen Griechen im Osmanischen Reich (Kleinasien, Istanbul) und den Festlandsgriechen herstellten und so den Nationalgedanken auch ins Osmanische Reich trugen.

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