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Z YPERN SEIT 1974

Im Dokument KONFLIKT UND MILITÄR ZYPERN SEIT 1974 (Seite 53-132)

Die physische Präsenz der türkischen Armee nach der Intervention vom 20. Juli 1974 teilte die Insel endgültig. Spätestens seit 1978 erinnert die Grenze zwischen dem zyperntürkischen Nor-den und dem zyperngriechischen SüNor-den an andere geteilte Staaten wie etwa Deutschland bis zum Fall der Berliner Mauer oder die noch heute bestehende Grenze zwischen Nord- und Süd-korea. Einem durchlaufenden Grabensystem der türkischen Armee, in dem in regelmäßigen Abständen Beobachtungs-, Gruppen- und Zugunterständen angelegt sind, stehen, durch zahlrei-che Minenfelder voneinander getrennt, auf griechiszahlrei-cher Seite tief gestaffelte, oft mit Betonbun-kern befestigte, Stellungen gegenüber.222

Auf die Frage, welches Moment des Zypernkonfliktes der ausschlaggebende war, dass es zu den blutigen Jahren von 1963 bis 1974 kam, kann nur geantwortet werden, dass für Maka-rios augenscheinlich kein Zwang zum Konsens mit der zyperntürkischen Minderheit und deren Vertretern vorhanden war. So druckte schon Ende 1959 die sowjetische Prawda: „Die Sowjet-regierung stellt sich auf die Seite der Regierung Zyperns“.223 So war es auch die Sowjetunion, die in Zypern ein „zweites Kuba“ zu sehen begann und die zypriotische Regierung, aus der die Zyperntürken mittlerweile widerrechtlich ausgeschlossen waren, 1964 mit Torpedobooten be-lieferte.224 Die UdSSR hatte seit Beginn der Spannungen zwischen Griechenland und der

taillons den zuvor von den Österreichern überwachten Distrikt Paphos. Durch die Entscheidung vom 28. Oktober 1973, zusätzlich das irische UNO-Kontingent von Zypern abzuziehen, wurde auch der Distrikt Larnaka von briti-schen Truppen übernommen, jedoch am 3. Dezember 1973 an das 200 Mann starke österreichische UN-Bataillon übergeben. Einige Militäraufgaben, wie etwa die tägliche Eskortierung griechisch-zypriotischer Kfz-Konvois durch die türkische Enklave nördlich von Nikosia, wurden von der UN-Zivilpolizei übernommen. Sowohl die griechisch-zypriotische als auch die türkisch-zypriotische Führung erklärten sich im Vorfeld bereit, ihre Aktivitä-ten entsprechend einzuschränken, um einem reibungslosen Ablauf der Operation zu ermöglichen. Am 31. Oktober war die Operation „Dove“ abgeschlossen und insgesamt 730 Soldaten, 60 Fahrzeuge und 214 Tonnen Versor-gungsgüter von Zypern Richtung Ägypten abgezogen.

vgl. CLAUSEN, Christian, Operation Dove – Die Verlegung von UN-Truppen von Zypern nach Ägypten, in:

ÖMZ, Jg. 13, 2/1975, Wien 1975, S. 102-109. und vgl.

Zur Neugliederung der Kontingentsbereiche auf Zypern siehe Abb. 33 im Anhang.

221 vgl. CLAUSEN, Operation Dove, ÖMZ, 2/75, S. 102, 103.

222 vgl. DORFMEISTER, Theo, Der Zypernkonflikt, Politische Entwicklung und UNO-Einsatz, in: ÖMZ, Jg. 12, 3/1978, Wien 1978, S. 202.

223 vgl. BARSEGOV, J.G., Die Zypernfrage und das Völkerrecht (russ.), in: Sowjetisches Jahrbuch des Völker-rechts 1958, Moskau 1959, S. 422ff.

zitiert nach: ACKERMANN, Türkisch-Zypern, S. 75, Fußnote 3.

224 Am 15. Oktober 1964 berichtete die griechisch-zypriotische Abendzeitung „Teleftea“, dass die ersten sowjeti-schen Torpedoboote von ihren in Ägypten ausgebildeten zypriotisowjeti-schen Mannschaften übernommen wurden.

vgl. REUTER, Allgemeine Rundschau – Zypern, Sowjetische Torpedoboote für Zypern, in: ÖMZ, Jg. 2, 6/1964, Wien 1964, S. 429.

kei im Zuge der Zypernfrage versucht, die kommunistischen Kräfte in beiden Lagern zu stär-ken. Viele der in den 1960er Jahren dienenden Soldaten der griechischen Armee hatten eine zweijährige Dienstlaufzeit mit geringem Sold und sympathisierten mit den politisch Linken.225

Die zyperngriechische Taktik, die türkische Bevölkerung in Enklaven zu isolieren und von der Versorgung abzuschneiden, wurde somit auch durch Marineeinheiten verfolgt, mit dem Ziel die gesamte Insel nach außen abriegeln zu können, um eine Fremdeinwirkung auch militä-risch zu verhindern. Die Türken flohen zum großen Teil in jene zwei Räume, in denen sie die Bevölkerungsmehrheit stellten. Diese waren nördlich von Nikosia, nach Süden hin durch die Green-Line abgeschnitten und die im Nordwesten befindliche Region um Kokkina/Erenköy.

Durch die Abriegelung der zyperntürkischen Enklaven hatten diese keine Verbindungsmög-lichkeit zueinander.226

Von den Ausschreitungen des Jahreswechsels 1963/64 bis 1970 wurde seitens der UNFICYP-Führung die politische Lage als stabil gewertet, sah man von vereinzelten Vorfällen, die durchaus Todesopfer forderten, ab. Eine Bereitschaft zur Zusammenarbeit zwischen den Volksgruppen wurde vor allem durch beiderseitige wirtschaftliche Notwendigkeiten gestärkt, auf einer Insel, die bei gegebener Infrastruktur gute Voraussetzungen als Tourismusinsel hätte und damit ein einigender und stabilisierender Wirtschaftszweig gegeben wäre. Das geteilte Schulwesen trug seine desintegrative Wirkung durch die voranschreitende Indoktrinierung der jüngeren durch die ältere Generation zum Konflikt bei.227 Trotz aller Vermittlungsversuche des UNFICYP standen sich die bewaffneten Organisationen der beiden Konfliktparteien sechs Jah-re nach Beginn der Friedensmission nach wie vor gefechtsbeJah-reit gegenüber. Das Personal dieser Organisationen fehlte jedoch im zivilen Wirtschaftsleben, dessen Wachstum durch diesen Um-stand weiter gehemmt blieb.228

Für die internationale Politik war der Zypernkonflikt bis zur Eskalation des Jahres 1974 ein Drahtseilakt, bei dem zum einen die strategische Wichtigkeit der Türkei zum Schutze der Südostflanke Europas im Hintergrund des Ost-West Gegensatzes229 dem traditionell mit West-europa stark verbundenen Griechenland230 gegenüber gestellt wurde. Noch im Jahr vor der

225 vgl. WPI, Allgemeine Rundschau – Griechenland, Politik und Armee, in: ÖMZ, Jg. 3, 6/1965, Wien 1965, S.

486.

226 siehe Abb. 30, 34 u. 35 im Anhang.

227 Viele der zypriotischen Schüler wachsen in einer Umgebung ohne Kontakt zu gleichaltrigen der anderen Volk-gruppe auf, ein nicht unwesentlicher Umstand wie es der Präsident der türkisch-zypriotischen Volkskammer, An-fang 1970 in einem Interview verdeutlicht: „ Die Zyprioten meiner Generation kennen einander zumindest noch.

Die nächste Generation wächst aber in verschiedenen Schulsystemen heran und hat auch gar keine Freunde auf der anderen Seite.“

vgl. CLAUSEN, Christian, Die UNO-Friedensmission auf Zypern, in: ÖMZ, Jg. 8, 6/1970, Wien 1970, S. 449.

228 vgl. CLAUSEN, Christian, Die UNO-Friedensmission auf Zypern, in: ÖMZ, Jg. 8, 6/1970, Wien 1970, S. 449.

229 Zur strategischen Bedeutung des östlichen Mittelmeerraumes nach dem 2. Weltkrieg:

vgl. u.a. KIZILYÜREK, Zypernkonflikt, S. 68, 69.

230 Grundlage hierfür ist der Philhellenismus des 19. Jahrhunderts, sowie die britischen und amerikanischen Be-strebungen zur Eindämmung des Kommunismus auf der Balkanhalbinsel. Der Stellenwert Griechenlands als

Sym-tervention erhielt die Türkei umfassende Militärhilfe durch Programme der NATO und der USA231, da das türkische Militärbudget des Jahres 1973 (500 Mio. US-Dollar; 5,4 Prozent d.

BNP) nicht die Kosten für erforderlichen Neuanschaffungen und Ausrüstungsverbesserungen decken konnte, um gemäß der ihr zugeschriebenen Rolle als Wächter der Zugänge des östlichen Mittelmeeres und des Nahostbereiches fungieren zu können.232 Zwar wurden seitens der Türkei westliche Hilfen zur Modernisierung des Landes und der Streitkräfte seit dem Zweiten Welt-krieg angenommen, mit dem NATO-Ziel die UdSSR vom Mittelmeer abschneiden zu können, jedoch lassen sich Mitte der 1960er Jahre Tendenzen einer politisch-strategischen Richtungsän-derung in der Türkei erkennen. Die Kräfte der politischen Linken forderten ab Herbst 1969 ei-nen Austritt aus der NATO, was zu einer breiten Diskussion über das Verhältnis zum Nordat-lantikpakt im Land führte. Die Situation auf Zypern geriet zum primären Spannungsfeld der Beziehungen zwischen der Türkei und den USA, da die türkische Regierung unter dem volks-republikanischen Ministerpräsidenten Bülent Ecevit auf die Schaffung eines zypriotischen Fö-derativstaates drängte, während Griechenland die Unabhängigkeit der Insel unter Kontrolle der griechisch-zyprischen Nationalregierung forderte, und sich in seiner Politik auf die Unterstüt-zung Amerikas verlassen konnte.233

Doch auch so wie in der Türkei war in Griechenland in den Jahren vor 1974 ebenfalls ein zunehmender Antiamerikanismus bemerkbar, der seine negativen Auswirkungen auf die übrigen NATO-Staaten auszuüben begann.234 Wie in der Türkei wurde in der Öffentlichkeit über eine mögliche Distanzierung gegenüber der Nordatlantischen Allianz diskutiert, obwohl das offizielle Griechenland, nach der Selbsternennung von Oberst Giorgios Papadopoulos zum Präsidenten 1973 durch Ministerpräsident Spyros Markezinis repräsentiert, nach wie vor an der Zusammenarbeit sowohl mit der NATO als auch mit der EWG festhielt. Hauptkonfliktpunkt der Militärregierung unter Papadopoulos mit den USA war die bisherig kostenlos gewährten amerikanischen Militärhilfen. Man wollte zu einer Finanzierung durch Kaufverträge übergehen, um dem angespannten Verhältnis zum amerikanischen Kongress, der auf eine

bol des bewaffneten Freiheitskampfes gegen jahrhundertelange Fremdherrschaft litt durch die Enosis bejahende Haltung der Athener Militärjunta in den 1960/70er Jahren.

u.a. vgl. PILLER, Zypern, S. 14.

231 Die USA unterstützten Griechenland und die Türkei das erste Mal im Rahmen der Truman-Doktrin nach Ende des Zweiten Weltkrieges mit je 400 Millionen US-Dollar.

vgl. BARNET, Richard , Intervention and Revolution, London 1972.

zitiert nach: KIZILYÜREK, Zypernkonflikt, S. 79, Fußnote 156.

232 vgl. R., Allgemeine Rundschau – Türkei, Die Militärhilfe der Nato, in: ÖMZ, Jg. 11, 1/1973, Wien 1973, S. 58.

Zusätzlich: Schon im Jahr 1972 lief ein neues Militärhilfsprogramm der NATO für die die Türkei an. Die USA beteiligten sich mit 115 Millionen Dollar, davon 60 Millionen für Militäranschaffungen und 55 Millionen Wirt-schaftshilfe.

vgl. H., Allgemeine Rundschau – Türkei, Streitkräfte und Militärhilfe, In: ÖMZ, Jg. 13, 3/1975, Wien 1975, S.

265.

233 vgl. H. M., Allgemeine Rundschau – Türkei, Verteidigung und NATO, in: ÖMZ, Jg. 12, 3/1974, Wien 1974, S.

245.

234 H. M., Allgemeine Rundschau – Griechenland, Außenpolitik und Verteidigungsfragen, in: ÖMZ, Jg. 12, 4/1974, Wien 1974, S. 318.

rung des Militärregimes in Athen drängte, politisch den Boden entziehen zu können. Nach dem Studentenaufstand an der Technischen Universität in Athen im November 1973 leitete Dimit-rios Ioannidis einen Putsch gegen seinen ehemaligen Weggefährten Papadopoulos ein, setzte diesen ab und machte Phaidon Gizikis zum neuen Präsidenten Griechenlands.235 Dieser neuen griechischen Regierung wurden im April 1974 zwei amerikanische Jagdbomberstaffeln zur Stärkung der Luftverteidigung zugeführt. Weitere Waffenkäufe aus Frankreich wurden noch im Juni 1974 geplant.236

Zusätzlich belasteten die seit 1971 stattfindenden Versuchsbohrungen zur zukünftigen Erdölförderung in der Nähe der griechischen Insel Thassos in der Nordägäis das Verhältnis der beiden NATO Mitglieder weiter, da die Türkei mit dem Argument, dass die Insel zum anatoli-schen Festlandsockel gehöre237, ebenfalls Anspruch auf die Erdölvorkommen erhob. Als Reak-tion auf die griechischen Probebohrungen erhielt die staatliche türkische Erdölgesellschaft Ende 1973 die Genehmigung an 27 Stellen der Ägäis, darunter auch an Stellen nahe der griechischen Inseln Lesbos und Chios, ebenfalls Probebohrungen durchführen zu dürfen. Dies wurde wiede-rum von griechischer Seite als Provokation empfunden und bewirkte antitürkische Kampagnen in Athen. Der Streit um den Festlandsockel wurde von der Militärregierung zum Anlass ge-nommen, nationalgriechische Standpunkte in der Innen- ,aber auch Außenpolitik energischer voranzutreiben. Die Verletzung des griechischen Luftraumes durch türkische Jagdbomber im Zuge eines gemeinschaftlichen NATO-Manövers am 28. März 1974 führte zu Truppenbewe-gungen an der griechisch-türkischen Grenze. Des Weiteren wurde ein am Manöver teilnehmen-des griechisches Kriegsschiff abgezogen und Ende Mai Urlaubssperren für griechisches und türkisches Militärpersonal verhängt, nachdem türkische Marineeinheiten zum Zwecke einer Forschungsexpedition in die östliche Ägäis eingelaufen waren.238

235 vgl. NOWACKI, Zypernkrieg, S. 210, 211.

236 vgl. H. M., Allgemeine Rundschau – Griechenland, Außenpolitik und Verteidigungsfragen, in: ÖMZ, Jg. 12, 4/1974, Wien 1974, S. 318.

237 vgl. WA, Allgemeine Rundschau – NATO, Der Ägäiskonflikt, in: ÖMZ, Jg. 25, 4/1987, Wien 1987, S. 385.

238 vgl. H. M., Allgemeine Rundschau – Griechenland, Außenpolitik und Verteidigungsfragen, in: ÖMZ, Jg. 12, 4/1974, Wien 1974, S. 319.

7.1 D

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ÜRKISCHE

I

NTERVENTION VON

1974 – H

ÖHEPUNKT DER

Z

YPERNKRISE Für Athen galt als Voraussetzung der Enosis die Absetzung oder Ausschaltung239 Makarios III.

Makarios war auf Zypern wegen der hohen Präsenz festlandgriechischer Truppen, denen er nicht mehr trauen konnte, nicht mehr sicher. Zwar galt die Enosis weiterhin als sein Hauptziel, jedoch war es nicht mehr die bedingungslose Enosis, wie er sie all die Jahre zuvor vertrat.240

Die Rückkehr General Grivas´ im September 1971, der für seine Radikalität bezüglich der Enosis bekannt war, verdeutlicht einmal mehr, dass ehemalige Kampfgenossen später zu erbitterten Feinden werden können. Grivas gründete die EOKA (B) wieder, und erhielt das Kommando über die zusammengelegten festlandgriechischen und zyperngriechischen Truppen.

Als verlängerter Arm Athens stellte er eine unmittelbare Gefahr für Makarios dar.241

Makarios begann in Griechenland verfolgten Demokraten und Kommunisten auf Zypern Asyl zu gewähren und beschwor die Zyperngriechen loyal hinter ihm zu stehen, da er als Präsi-dent der (illegalen) Republik Zyperns bereit sei „alle Schritte zu unternehmen, um Illegalität, Gewalt und Terrorismus zu bekämpfen“.242 Makarios musste sich nun jener Bedrohung stellen, die er selbst in den 1950er Jahren gegen die britische Kolonialregierung eingesetzt hatte, als er seinen Waffenbruder Grivas tatkräftig unterstützt hatte. Am 3. Juli 1974 (Asmussen und Nowa-cki nennen als Datum der Veröffentlichung den 5. Juli) stellte er dem griechischen Militärdikta-tor General Gizikis ein Ultimatum, alle griechischen Truppen von Zypern abzuziehen, da die 10.000-12.000 Mann starke zypriotische Nationalgarde von rund 650 festlandgriechischen Of-fizieren geführt wurde und unter deren Kommando zu einer „Brutstätte der Illegalität“ und ei-nem Zentrum der Verschwörung gegen den zypriotischen Staat wurde. Außerdem beschuldigte Makarios die Athener Regierung, die Aktivität der Untergrundorganisation EOKA-B zu

239 Ende Jänner 1970 erhielt Erzbischof Makarios aus den USA erste Warnungen über einen bevorstehenden An-schlag auf seine Person. Am 8. März 1970 wurde sein von Nikosia aus startender Helikopter durch Maschinenge-wehrfeuer wieder zur Landung gezwungen. Makarios blieb unverletzt. Als Drahtzieher des Anschlags wurde Polycarpos Georgiadis vermutet, ein ehemaliger zyprischer Innenminister mit EOKA Vergangenheit, der jedoch jede Schuld von sich wies. Am 13. März fand man Georgiadis‘ (Kizilyürek: Giorgakis) Leiche an einer abgelege-nen Straße außerhalb von Nikosia. Trotz der Hinweise auf eine Mittäterschaft festlandsgriechischer Offiziere der zypriotischen Nationalgarde verliefen die Untersuchungen zu dem Mordfall (bewusst?) im Sand.

vgl. ASMUSSEN, Cyprus at War, S. 16.

vgl. KIZILYÜREK, Zypernkonflikt, S. 178, 200.

240 vgl. NOWACKI, Zypernkrieg, S. 213.

vgl. Fußnote 164.

241 Nach einem Treffen im März 1972, in dem Makarios vergeblich versuchte Grivas zu besänftigen, entschied der General die nationalistischen und militanten Gruppen auf Zypern zu organisieren, um Makarios mit dem Einsatz von Gewalt als Präsidenten Zyperns absetzen zu können. Ein weiterer Anschlag auf Makarios Leben, dessen Pla-nung Grivas zur Last gelegt wurde, erfolgte am 7. Oktober 1973 und schlug fehl. Grivas starb noch vor den sich überschlagenden Ereignissen des kommenden Sommers im Jänner 1974 an einem Herzanfall in seinem Versteck in Limassol.

vgl. ASMUSSEN, Cyprus at War, S. 17.

242 vgl. PILLER, Zypern, S. 58. Piller bezieht sich in Fußnote 95 auf ein Zitat in der Süddeutschen Zeitung vom 16.

Juli 1974.

vgl. KIZILYÜREK, Zypernkonflikt, S. 139f.

stützen und zu leiten.243 Makarios versuchte durch die Veröffentlichung der unter der Hand als Tatsachen gewerteten Anschuldigungen, Gizikis international ins schlechte Licht zu rücken.244 Jedoch wurde das Gegenteil erreicht, und der Präsident der Athener Junta beschloss den Putsch gegen Makarios am 13. Juli 1974.245

Zwei Tage später, am 15. Juli 1974, begann der Staatstreich gegen Makarios und dessen Regime. Obwohl der Tod des Erzbischofes nach der Übernahme der Kontrolle über die zypri-schen Radiostationen verkündet worden war, konnte er über die britische Militärbasis Akrotiri die Insel lebend verlassen246 und rief vor seiner Flucht über den Sender in Paphos die Bevölke-rung Zyperns mehrmals zum Widerstand gegen „die Rebellen“ auf.

Nach schweren Kämpfen in Nikosia und anderen Städten Zyperns247 wurde Nikolaos Sampson zum neuen Präsidenten der „Regierung der Nationalen Rettung“ ernannt.248 Ziele der neuen Regierung waren a) eine Wiederherstellung der griechischen Einheit im Rahmen einer

„hellenistischen Republik Zypern“, b) die Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen dem griechischen Bevölkerungsanteil und der türkischen Minderheit, c) eine Volksabstimmung über die Zukunft der Insel innerhalb eines Jahres.249

Während die aufständischen Enoisten besonders im Westteil der Insel auf hartnäckigen Widerstand stießen, ersuchte Makarios den Generalsekretär der UNO um eine sofortige Einbe-rufung des Sicherheitsrates. Die griechische Regierung bestritt indessen in einer offiziellen Er-klärung jede Beteiligung am Putsch, wobei sie betonte, für eine Aufrechterhaltung eines unab-hängigen, einheitlichen Staates Zypern zu sein.250

Mit dieser Machtübernahme hatte Griechenland ein Stück weit die Megali Idea in die Tat umgesetzt und das Kräfteverhältnis zwischen Athen und Ankara verschoben. Noch am sel-ben Tag versetzte die türkische Regierung ihre Streitkräfte in Alarmbereitschaft und drohte mit einer Besetzung des Nordteils der Insel, für den Fall, dass es zu einem politischen Anschluss Zyperns an Griechenland komme. In einer ersten Reaktion empfahl die amerikanische

243 H.M., Allgemeine Rundschau – Zypern, Chronik der Ereignisse vom 3. Juli bis 27. Juli 1974, in: ÖMZ, Jg. 12, 5/1974, Wien 1974, S. 412.

vgl. ASMUSSEN, Cyprus at War, S. 18.

vgl. NOWACKI, Zypernkrieg, S. 184.

244 vgl. NOWACKI, Zypernkrieg, S. 265.

245 vgl. ASMUSSEN, Cyprus at War, S. 19.

vgl. NOWACKI, Zypernkrieg, S. 217.

246 Der Plan, bei einem eventuell stattfindenden Putsch Makarios von Zypern zu evakuieren, existierte unter dem Namen „Skylark“ bereits seit Februar 1972.

vgl. ASMUSSEN, Cyprus at War, S. 36.

vgl. NOWACKI, Zypernkrieg, S. 185.

247 Kurz nach der erfolgreichen Durchführung der Operation „Skylark“ kam es in Paphos zu bewaffneten Ausei-nandersetzungen zwischen den Verbänden der Putschisten und den Anhängern Makarios, die jedoch nach der er-haltenen Nachricht der Evakuierung des Erzbischofes demoralisiert den Wiederstand aufgaben und kapitulierten.

vgl. ASMUSSEN, Cyprus at War, S. 37.

248 vgl. PILLER, Zypern, S. 59f.

Zusätzlich: H.M., Chronik der Ereignisse vom 3. Juli bis 27. Juli 1974, S. 412.

249 vgl. H.M., Chronik der Ereignisse vom 3. Juli bis 27. Juli 1974, ÖMZ, 5/74, S. 412.

250 vgl. H.M., Chronik der Ereignisse vom 3. Juli bis 27. Juli 1974, ÖMZ, 5/74, S. 412.

rung sowohl der Türkei, als auch Griechenland eine Mäßigung ihres Verhaltens an den Tag zu legen.251

Die Regierungstruppen Sampsons brachen zwei Tage nach Putschbeginn den letzten Widerstand von bewaffneten Makarios-Anhängern. Der gestürzte Erzbischof versuchte die UNO und Großbritannien zu bewegen, die griechische Regierung zum Abzug der 650 Offiziere zu veranlassen. Der türkische Ministerpräsident Ecevit drängte inzwischen in London auf ein diplomatisches Vorgehen mit dem Putschistenregime in Nikosia, während auch der NATO-Rat in Brüssel Griechenland aufforderte, die besagten Offiziere von der Insel bringen zu lassen. Die sich zuspitzende Lage führte zu einer Mobilisierung von Teilen der türkischen Streitkräfte, die an der Südküste Kleinasiens in erhöhter Konzentration in Stellung gingen.252 Auch letzte Ver-mittlungsversuche Amerikas, Englands und der Sowjetunion brachte die griechische Regierung nicht dazu, die geforderten Schritte zur Deeskalation der Situation auf Zypern einzuleiten.

Abb. 9, Tabelle „Stärke militärischer Verbände auf Zypern vor der türkischen Intervention zum Zeitpunkt des Putsches gegen Makarios am 15. Juli 1974“253

Militärische Kräfte Neutral (Zypern-)Griechisch (Zypern-)Türkisch

Britische Soldaten 8.000

UNFICYP 2.188

(griech./türk.) Festlandsoldaten 950 750

Präsidentengarde 500

National Garde 12.000

Polizei (makariostreu) 5.000

Milizen 15.000 15.000

GESAMT 10.188 33.450 15.750

Nachdem die Briten trotz der Ansuchen des türkischen Ministerpräsidenten Ecevit nicht gewillt waren, gemäß der Garantieverträge einzugreifen, entschied sich die Türkei auf Grundlage der Verfassung von 1960 (Artikel 4 des Garantievertrages), im unklar ausgehenden bewaffneten Kampf um die Machtausübung auf Zypern zum Schutz der zyperntürkischen Bevölkerung zu intervenieren.254

Am 20. Juli 1974 startete die türkische Operation Attila.255 Insgesamt rund 6.000 Mann starke türkische Verbände landeten in der Nacht vom 19. auf den 20. Juli in den Städten Kyrenia und Limassol, während Fallschirmtruppen nördlich der Hauptstadt Nikosia

251 vgl. H.M., Chronik der Ereignisse vom 3. Juli bis 27. Juli 1974, ÖMZ, 5/74, S. 412.

252 vgl. H.M., Chronik der Ereignisse vom 3. Juli bis 27. Juli 1974, ÖMZ, 5/74, S. 413.

vgl. NOWACKI, Zypernkrieg, S. 185f.

253 vgl. The Cyprus Crisis in: Strategic Survey 1974, An JJSS Publication, The International Institute for Strategic Studies, London 1975, S. 79.

zitiert nach NOWACKI, Zypernkrieg, S. 186, Fußnote 87.

254 vgl. NOWACKI, Zypernkrieg, S. 185.

255 Zur türkischen Landung auf Zypern siehe Abb. 36 im Anhang.

gen. Die auf Zypern stationierte UNFICYP-Friedenstruppe versuchte nach ersten heftigen Ge-fechten, bei denen die griechisch-zypriotische Nationalgarde einige Abwehrerfolge verzeichnen konnte, einen Waffenstillstand zu erreichen. In Folge sprangen weitere türkische Fallschirm-springer über Nikosia ab. Griechenland vollzog am selben Tag die Generalmobilmachung des Heeres, während in der Türkei in 14 von 67 Provinzen das Kriegsrecht verhängt wurde.256

Eine internationale Reaktion auf die Intervention ließ nicht lange auf sich warten. Die britischen Garnisonen in Akrotiri und Dhekelia wurden mit 1.400 Mann verstärkt, die Sowjet-union versetzte 7 Luftlandedivisionen in Alarmbereitschaft und Bulgarien nahm umfassende Truppenkonzentrationen an seiner Südgrenze vor. Mit siebenstündiger Verspätung forderte der

Eine internationale Reaktion auf die Intervention ließ nicht lange auf sich warten. Die britischen Garnisonen in Akrotiri und Dhekelia wurden mit 1.400 Mann verstärkt, die Sowjet-union versetzte 7 Luftlandedivisionen in Alarmbereitschaft und Bulgarien nahm umfassende Truppenkonzentrationen an seiner Südgrenze vor. Mit siebenstündiger Verspätung forderte der

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