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Korrespondenzadresse: Rezension BibliographischeAngaben BerndHontschik:Körper,Seele,Mensch.VersuchüberdieKunstdesHeilens

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Bernd Hontschik: Körper, Seele, Mensch. Versuch über die Kunst des Heilens

• Wilhelm Rimpau1

Bibliographische Angaben

Bernd Hontschik

Körper, Seele, Mensch. Versuch über die Kunst des Heilens

Frankfurt: Suhrkamp-Verlag

ISBN-13: 978-351845818, 142 Seiten, € 6,50 Erscheinungstermin: 2006

Rezension

„Der Mensch ist weit mehr als eine `triviale Maschine´, und die Kunst des Heilens besteht darin, ihn auch so zu behandeln: als Einheit von Körper und Seele.“ Diese Quintessenz des Buches hat schon so viele Leser angesprochen, dass bereits mehrere Nachdru- cke aufgelegt wurden. Schon das Buch von Bernard Lown 1996 (2004 in Deutsch: „Die verlorene Kunst des Heilens. Anstiftung zum Umdenken“) hatte eine große Leserschaft gefunden. Vielleicht werden gerade wegen der Verunsicherung, die die erneute Debatte um eine Gesundheitsreform hervorgerufen hat, die Menschen be- wegt, inhaltlichen Fragen nachzugehen. Politik und Lobbyismus verhandeln die Verteilung von Geld, welches für Gesundheit aus- gegeben werden muss. Auch diese „Reform“ geht am Kern der Sache vorbei, der darin liegt, Bedürfnissen und Notwendigkeit einer medizinischen Versorgung zu entsprechen. Vor einer Kos- tenverteilung sollte die Analyse stehen, welche Art Medizin bezahlt werden muss. Soll noch mehr Technik, noch mehr Tabletten, noch mehr Verwaltungsaufwand bezahlt werden, obwohl schon jetzt die Daten zeigen, dass Labor und Technik nach der Schrotschuss- methode angewandt und nicht eingenommene und fehlindizierte Pharmaka mehr schaden als helfen? Oder soll eine „sprechende Medizin“, an der sozialen Wirklichkeit orientiert, Anamnese, ein- fache klinische Untersuchung und das Gespräch mit dem Kranken bezahlt werden? Eine qualifizierte Allgemeine Medizin, vernünftig bezahlt, kann zur Eintrittspforte in den weiten Bereich des medizi- nischen Spezialistentums werden, wo differenziert und gezielt Technik, Labor, Pharmako- oder Psychotherapie eingesetzt und angewandt wird. Hontschiks Patientengeschichten und sein Erfah- rung legen Zeugnis ab dafür, dass das möglich ist.

Hontschik plädiert für ein Umdenken. Der Chirurg erzählt zunächst aus seinem Alltag. Die hier gemachten Erfahrungen sind Zeugnis für die „Zerstörung der Solidarsysteme“ infolge „Globalisierung, Industrialisierung, Entsolidarisierung“. Hontschik konstatiert eine Verschiebung des Ziels der ärztlichen Aus- und Weiterbildung

„vom Heilkünstler zum Medizintechniker“. Im Kapitel „Psycho- therapie mit dem Skalpell und Ikarus-Syndrom“ greift er seine,

schon seit 1994 bekannte, „historische, psychosoziale und klinische Studie zur Theorie und Praxis der Appendektomie“ auf. Er wies damals nach, dass die Fehldiagnoserate bei weiblichen Jugendli- chen um 60 Prozent liegt. Hinter dem Bauchschmerz dieser Mäd- chen, verschleiert mit der Diagnose „chronisch Appendizitis mit akutem Schub“, stecken Probleme der Familiendynamik und des ärztlichen Umgangs damit. Die so einfach klingende Frage, warum Wunden nicht immer gleich heilen, ist dem erfahrenen Arzt und Chirurgen Anlass, nicht allein „das Wunder der Wundheilung“

anhand der biologischen Vorgänge zu beschreiben, sondern erwei- tert das Konzept um einen Funktionskreis, der das Subjekt des Kraken mit einbezieht. Der Leser wird durch anschaulich geschil- derte Krakengeschichten in das Konzept der Integrierten Medizin eingeführt, die sich in den letzten Jahren noch unter der Moderation Thure von Uexkülls entwickelt hat (http://www.int-med.de). Damit ist der bisherige Begriff der Psychosomatik überwunden, der als

„Notlösung“ häufig falsch oder missbräuchlich verwendet wurde,

„solange sich die Schulmedizin am zweigliedrigen Modell vom Menschen als einer trivialen Maschine orientiert“, also am Dualis- mus von Körper und Seele festhält, der mit dem Bergriff von Psycho-Somatik eher perpetuiert als überwunden war. Gäbe „man dieses Leitbild aber auf, so könnte die Psychosomatik schlicht zu einem Synonym für menschliche, für Humanmedizin werden.“

Das leicht lesbare Büchlein ist praxis- und am Patienten orientiert.

Es verzichtet bewusst auf eine theoretische Debatte. Unmittelbare Anschauung medizinischer Wirklichkeit ermöglicht es jedem Laien, Pflegenden und angehenden Arzt nachzuvollziehen, wohin die Reise zu einer menschengemäßen Medizin führen kann. Der erfolgreiche Band 1 der dankenswerterweise vom Suhrkampverlag gestarteten Reihe „medizinHuman“ eröffnet dem Projekt eine vielversprechende Zukunft. Drei weitere Bände sind bislang er- schienen, andere in Vorbereitung. Ziel ist es, einen breiten Diskurs zu eröffnen, der uns wieder fragen und beantworten lässt, was Medizin eigentlich ist (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1

Korrespondenzadresse:

• Prof. Dr. med. Wilhelm Rimpau, Park-Klinik Weißensee, Abteilung Neurologie, Schönstraße 30, 13086 Berlin, Deutschland, Tel.: 030/96-283700, Fax: 030/96-283705

rimpau@park-klinik.com

1Park-Klinik Weißensee, Abteilung Neurologie, Berlin, Deutschland

BuchbesprechungHumanmedizin

©2007 Rimpau; licensee GMS Zeitschrift für Medizinische Ausbildung. This is an Open Access article: verbatim copying and redistribution of this article is permitted in all media for any purpose, provided this notice is preserved with the article's original URL.

Artikel online frei zugänglich unter http://www.egms.de/en/journals/zma/2007-24/zma000413.shtml

Bitte zitieren als: Rimpau W. Bernd Hontschik: Körper, Seele, Mensch. Versuch über die Kunst des Heilens. GMS Z Med Ausbild. 2007;24(3):Doc119.

g2p(G20061212.1)

- 1 / 1 - GMS Zeitschrift für Medizinische Ausbildung ISSN 1860-3572

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