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Neue Experimente zur kosmischen Hintergrundstrahlung
Alexander Linn 23.06.2003
- Entstehung der kosmischen Hintergrundstrahlung - Erste Vorhersagen und frühe Experimente
- Ursprung der Temperaturoszillationen und Bedeutung des ersten Peaks
- Moderne Experimente zur kosmischen Hintergrundstrahlung
- Ausblick
- Zusammenfassung
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CBR-Heute frühst möglicher
beobachtbarer Zeitpunkt des Universums!!!
Entstehung der Kosmischen Hintergrundstrahlung (CBR)
- Nach ca. 300.000 Jahren Universum soweit abgekühlt das Elektronen und
Protonen Wasserstoff- atome bilden können
- Urknall: sehr heißes und dichtes Universum
- Bei Vernichtung von Materie und Antimaterie entstehen Photonen - Durch Expansion
Verringerung der Dichte und Temperatur
Universum nun „durch- sichtig“ für Photonen
- Erste Vorhersage über Existenz der CBR 1948 von Gamow und 1950 von Alpher/Herman:
- erste (zufällige)
Entdeckung 1965 durch Penzias und Wilson mit ihrer Hornantenne als nicht erwartets Rauschen - Nobelpreis für Physik 1978
- Universum verhält sich wie ein schwarzer Köper
-Wegen der Expansion des Universums wurde eine Abkühlung der CBR auf ~3 K vorhergesagt
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Erste Vorhersagen und frühe Experimente: Penzias und Wilson - Messergebnisse von Penzias/Wilson 1967:
- Strahlung ist die eines schwarzen Körpers
- Isotropie der Temperatur
< 0,1 K
- Bestätigung der Urknalltheorie
- COBE: Cosmic Background Explorer - Start November 1989 von der NASA - Drei Experimente zu Untersuchung der Hintergrundstrahlung mit bisher nicht da gewesener Präzision: DMR, FIRAS und DIRBE
- annähernd polare Umlaufbahn in 900 km Höhe entlang des Terminators
(Tag- Nachtgrenze) der Erde - Rotation mit 0,8 Hz
- Sichtrichtung der Experimente immer ca. 90° zur Sonne und 180° zur Erde um die Störstrahlung zu minimieren
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Erste Vorhersagen und frühe Experimente: Satellit COBE - FIRAS: far infrared absolet spectrophotometer
-Vergleicht Strahlspektrum von 100 m – 1 cm mit interner Schwarzkörper
Referenzstrahlung - Sichtfeld von 7°
- Abweichungen von
Referenzstrahlung kann noch im K gemessen werden
- Sehr gute Übereinstimmung mit Strahlung eines schwarzen Körpers bei K
- Eindrucksvolle Bestätigung der Urknalltheorie die Absinken der Temperatur vorhersagt
004 , 0 728 ,
2
Güte der COBE Messung:
Residuum der Messwerte zu theoretischem
Schwarzkörperspektrum mit T als einzig freiem Parameter
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Erste Vorhersagen und frühe Experimente: Satellit COBE - DIRBE: diffuse infrared background experiment
-Bestimmt absolute Helligkeit des Himmels im Bereich von 1-300
m bei 10 verschiedenen Wellenlängen
- misst die Infrarotstrahlung von nahen Quellen wie der
Milchstraße und interstellarem Staub
-DIRBE Messung des beobachtbaren Himmels und Entfernung der Vordergrundstrahlung
Interstallarer Staub
Kalte (inner-) Galaktische Staubwolken
Infrarotstrahlung der Milchstraße und des
Sonnensystems
Resultierende CBR bei 240 m
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Erste Vorhersagen und frühe Experimente: Satellit COBE - DMR: Differential Microwave Radiometer
- DMR sucht nach kleinen Temperatur- differenzen zwischen jeweils zwei
Punkten am Himmel
- Drei unterschiedliche Frequenzen: 31,5;
53 und 90 GHz
- Nach einjähriger Messung Temperatur- unterschiede T<10 K bei einer
Winkelauflösung von 7° darstellbar
1)
2)
3) Beispiel für eine DMR Messung bei 53GHz:
1) Ursprüngliche Messung ohne Korrekturen:
Man erwartet Effekt von
wegen der Relativbewegung der Sonne um das Zentrum der Milchstraße zur CBR
2) Nach Korrektur auf Dipolstrahlung:
3) Nach Korrektur auf Galaktische Strahlung mit Hilfe der DIRBE-Daten
COBE zeigt nur Temperaturfluk-
tuationen im K-Bereich der 3 K CBR:
- Effekt ! -100K +100K
10 3
300
c kms
10 6
3 K
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Ursprung der Temperaturoszillationen - Sind diese minimalen Dichtefluktuationen vorhersehbar ? - Bei einer vollkommen homogenen
Massenverteilung, keine Bildung von größeren Strukturen möglich, da sich alle Massen gleich anziehen
- Nur bei inhomogener Massenverteilung Bildung von großen Strukturen wie z.B.
Galaxien möglich
CBR darf nicht völlig isotrop sein, es müssen Fluktuationen existieren
dadurch Bildung von
Strukturen wie Galaxien und Sternen erst möglich
Woher kommen diese Dichtefluktuationen ? - Ursprung durch Quanten-
fluktuationen im frühen Universum, diese wurden durch Inflation noch verstärkt
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Ursprung der Temperaturoszillationen
- Woher stammen die minimalen Schwankungen der Temperatur der CBR?
- Wegen der Gravitationskräfte ziehen sich die Massen an, so das Orte unterschiedlicher Materiedichte entstehen :
Niedrige Dichte Hohe Dichte
- Einstein sagt Krümmung des - Raumes durch Massen
voraus, Orte hoher
Massendichte führen zu ,,Tälern‘‘, Orte niedriger Massendichte zu ,,Bergen‘‘
- Gravitation bewirkt eine Anziehung der Massen untereinander, Strahlungsdruck wirkt dieser entgegen:
Oszillationen der Massen
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Ursprung der Temperaturoszillationen
- Oszillationen führen bei großer Dichte zu wärmeren Gebieten, bei niedriger Dichte zu kühleren Gebieten:
Kalt Heiß
- Aufgrund der Quantenfluktuationen sind alle Wellenzahlen möglich
- Oszillationen hörten mit Rekombination auf, da sich Photonen nun frei bewegen konnten
- Heutige Messungen der CBR also Momentaufnahmen der Oszillationen bei t = 300.000 a - im Mittel bei deren Maximum, weil die Aufenthalts-
wahrscheinlichkeit an den
Umkehrpunkten der Schwingung am größten ist
- natürlich findet man zufällige Verteilung der Schwingungs- moden, deswegen statistische Analyse notwendig
k=1
k=2 k=3
~ k
Theoretischer Verlauf des Energiespektrums der CBR
- Dazu bietet sich eine Entwicklung nach Multipolen (Kugelflächenfunktionen ) Yl,m
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Ursprung der Temperaturoszillationen - Betrachtung mittels Multipolen l ~ k:
-Multipole entsprechen der Anzahl der vom Beobachter aus wahrge- genommenen Oszillationen
- je besser die Auflösung des Experimentes, zu desto hören Multipolen l gelangt man (l ~ 1/
Beobachter Heute
Oszillationen zu Beginn der Rekombinationsphase
1,5*10^10 a
- Position des ersten Peaks ist korreliert mit der Krümmung des Universums und Energiedichte ( in vielen Theorien bevorzugter Wert)
- Warum korreliert eine Messung der Krümmung k mit der Energiedichte ?
- Friedmann-Gleichung:
2 2 2
2
3 ) 8
( R
k c R G
t R
H
H Hubble –Parameter R Größe des Universums G Gravitationskonstante
mittlere Energiedichte k Krümmung des Raumes (k = -1, 0, +1)
2 2( 1) 2
R k c H
G H
c
8
3 2
c
Kritische Dichte Dichteparameter
1 1
k
0 1
k
1 1
k
Offenes Universum Flaches Universum Geschlossenes Universum
Messung der Krümmung k korreliert mit Energiedichte
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Bedeutung des ersten Peaks
- Position des ersten Peaks direkt abhängig von der Krümmung des Universums:
: offenes Universum
= 1° : flaches Universum
> 1° : geschlossenes Universum
Zusammenhang zwischen Position des Peaks und der Energiedichte des Universums hergestellt!
1000
*
* 000 . 300 a c
5*1,
^110 a*0
c 20 1 200
50 1
* 10
* 150
* 10
* 3
8
8
mrad l
c a
c
a
- falls also rutscht der Peak nach rechts hin zu größeren l und für
rutscht der Peak nach links hin zu kleineren l
grobe Abschätzung!!!
- BOOMERANG: Balloon Obseravtions Of Millimetric Extragalactic Radiation And Geophysics
- Auf Ballonflug basierende Messung der CBR - 1998 von der NASA in der Antarktis gestartet blieb BOOMERANG 10,5 Tage in der Luft und konnte während dieser Zeit 247 h Daten
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Neue Experimente: BOOMERANG
- Messungen der CBR bei 150 GHz mit vier Detektoren in einer Höhe von ca.
38Km
- Hauptspiegel mit 0,6 m Radius und zwei Refokussierungsspiegeln - Zwei unterschiedliche
Auswertungsmethoden der Daten:
MADCAP: Genauere Auswertungsmethode, die mehr Zeit in Anspruch nimmt und die best mögliche Fehler- betrachtung macht
FASTER: Sehr schnelle aber nicht ganz genaue Auswertungsmethode
- Von BOOMERANG 1998 gemessenes Multipolspektrum bei einer Himmelsabdeckung von 2,9% (oben); systematische Fehler (unten):
- Erster Peak bei lässt auf nahezu flaches Universum schließen:
6
2255
l
06 , 0
05 ,
01 0
, 1
tot
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Neue Experimente: WMAP - WMAP: Wilkinson Microwave Anisotropy Probe
- NASA Satellit, startete 2001 - Bauweise ähnlich der COBE´s um Rauschen zu minimieren - Messungen bei fünf
verschiedenen Frequenzen:
22,8; 33,0; 40,7; 60,8 und bei 93,5 GHz
- Winkelauflösung von ~1°
- Die CBR der WMAP Messungen nach einem Jahr nach Entfernung aller Störquellen und bekannten Fehler:
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Neue Experimente: WMAP - Multipolspektrum des gesamten Himmels:
Powerspektrum
- Bis jetzt genaueste
Lokalisierung des ersten Peaks bei - mit Hilfe des ersten Peaks ergibt sich die Energiedichte des Universums zu:
8 , 0 225
l
10 546
l
02 , 0 02 ,
1
tot
- Erste Lokalisierung des zweiten Peaks bei
?
Der zweite Peak gibt Auskunft über den Anteil Baryonischer Materie des Universums b
b
- 2. Peak: in 300.000 a eine
Kompression und eine Expansion
- Kompression abhängig von gesamter Materie je mehr Materie, desto
größer der 1. Peak
- Expansion abhängig vom Anteil
sichtbarer Materie 2. Peak weniger stark ausgeprägt als 1. Peak da
- Photonen wechselwirken nur mit der Materie, solange ihre mittlere freie Weglänge kleiner als die Wellenlänge
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Neue Experimente: Vergleich BOOMERANG/WMAP
Mit Hilfe der Theorie zum inflationären Universum lassen sich außerdem noch einige wichtige Parameter abschätzen, hier eine Gegenüberstellung der
BOOMERANG und WMAP Ergebnisse des jeweils besten FIT der Daten:
BOOMERANG (2002) WMAP (2003)
ka t
Ga t
H
dec Uni b m tot
Parameter
8 7
04 , 0
03 , 0
379
2 , 0 7 , 13
71 , 0
0076 ,
0
04 , 0 73 , 0
004 , 0 044 , 0
04 , 0 27 , 0
02 , 0 02 , 1
300 4 , 0 6 , 13
04 , 0 69 , 0
69 , 0
005 , 0 047 , 0
05 , 0 31 , 0
01 , 1
04 , 0
06 , 0
06 , 0
05 , 0
- Multipolspektrum, das durch die vorgestellten Experimente COBE, BOOMERANG und WMAP entstanden ist (und den Heutigen Stand der Forschung wiedergibt):
-- COBE
-- BOOMERANG -- WMAP
l
T inK
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Ausblick: Experimente
-Verfeinerung der bisherigen Ergebnisse (weitere BOOMERANG und WMAP Ergebnisse)
- Genauere Messungen der Peaks zwei und drei durch neue Experimente:
-ACBAR (Arcminute Cosmology Bolometer Array Receiver):
- Erdgebundenes Experiment in der Antarktis
- Messungen des Multipolspektrums auf vier Kanälen bei 150; 219; 274 und 345 GHz
- Messung des Multipolspektrums im Bereich zwischen l~200 und l~3000
- Satellit PLANCK:
- Messungen des Multipolspektrums im Bereich von 100-850 GHz mittels zwei Experimenten
- LFI Low Frequent Instrument im Bereich von 30-100 GHz mit einer
Temperaturauflösung von
HFI High Frequent Instrument im Bereich von 100-850 GHz mit einer
Temperaturauflösung von 5 K - Winkelauflösung von 10‘
- Damit Multipolspektrum im Bereich zwischen l~2 und l~1500 messbar - Start voraussichtlich 2007
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- Hintergrundstrahlung entspricht Strahlung eines Schwarzen Körpers bei T = K mit Schwankungen im K-Bereich
-Temperaturschwankungen sind Dichteunterschiede der Materie zu Beginn der Re- kombinationsphase
- Temperaturschwankungen geben Auskunft über Geometrie des Universums, heutige Messwerte legen nahezu flaches Universum nahe ( )
- Mit Hilfe der Hintergrundstrahlung viele kosmische Parameter mit hoher Präzision bestimmbar ( )
Zusammenfassung
02 , 0 02 ,
1
tot 004
, 0 728 ,
2
Uni m
b t
H;; ; ;
?
m
l al mYlm n n
T
, , . ( )
) (
2 ,m l
l a
C
2
1 ,
2
1
m l m
sky
l a
C l
2
) 1 (
l l
C Tl lsky
Temperaturunterschiede durch Kugelflächenfunktionen darstellbar:
Dem Winkelabhängigen Energiespektrum entsprechen die Koeffizienten:
Für unseren Himmel beobachtet zu:
Damit nun Multipolentwicklung für die CBR: