PATIENTENINFORMATION
Was briNgt die Früh- erkeNNuNg VoN
Prostatakrebs?
Lieber Leser,
Früherkennung von Prostatakrebs
Juni 2019Foto: © i love images / Fotolia
■ Durch den PSA-Test lassen sich wahrscheinlich einige vorzeitige Todesfälle verhindern: Von 10 000 untersuchten Männern werden etwa 12 vor dem Tod durch Prostatakrebs bewahrt.
Sie überlegen, ob Sie einen Test zur Früherkennung von Prostatakrebs machen sollen? In dieser Informa- tion erfahren Sie, welche Untersuchungen es gibt, ob sie einen Nutzen haben, welche Risiken damit verbun- den sein können und was Fachleute empfehlen.
die erkraNkuNg
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Er tritt meist in höherem Alter auf und wächst oft langsam: 4 von 5 Erkrankten sterben an einer anderen Ursache, nicht am Krebs. Bei unter 40-Jährigen kommt Prostatakrebs fast nicht vor. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 70 Jahren.
Wenn Verwandte ersten Grades (Vater oder Bruder) Prostatakrebs hatten, steigt auch Ihr eigenes Risiko, eines Tages diesen Kebs zu bekommen.
die uNtersuchuNgeN
Bei Männern ab 45 Jahren zahlt die gesetzliche Kran- kenkasse einmal im Jahr eine Tastuntersuchung der Prostata. Vom Enddarm her tastet die Ärztin oder der Arzt die Prostata ab. Die Untersuchung empfinden ei- nige Männer als unangenehm. Sie ist außerdem nicht sehr genau. Als alleinige Untersuchung zur Früherken- nung empfehlen Fachleute sie deshalb nicht.
Der Test auf das prostataspezifische Antigen (PSA- Test) ist keine Kassenleistung. Er kostet etwa 25 Euro, das Ergebnis mit dem Arzt oder der Ärztin zu besprechen noch einmal ungefähr 20 Euro.
PSAist ein Eiweiß, das nur die Prostata bildet. Ein er- höhter PSA-Wert deutet auf eine Veränderung der Prostata hin. Die Ursache kann Krebs sein, meist aber ist eine Entzündung oder eine vergrößerte Prostata der Grund: Nur bei etwa 1 von 4 Männern mit auffälli- gem Testergebnis findet sich tatsächlich Krebs. Das Ergebnis liegt einige Tage nach der Blutentnahme vor.
Vorteil der Früherkennung
FrüherkeNNuNg: NutzeN uNd risikeN Der PSA-Test wurde in mehreren Studien untersucht.
Diese haben widersprüchliche Ergebnisse. Die größte Studie weist darauf hin, dass der Test einige Todesfälle durch Prostatakrebs verhindern kann. Gleichzeitig ent- deckt man dadurch häufig Krebs, der ohne Test nie aufgefallen und nie gefährlich geworden wäre. Das kann zu unnötigen Behandlungen führen. Und man- che Männer sterben trotz PSA-Test an Prostatakrebs und erfahren so früher von einer unheilbaren Erkran- kung. Es gibt eine Reihe weiterer Tests, die die Kran- kenkasse nicht bezahlt. Dazu gehören weitere Bluttests und Ultraschall. Ihr Nutzen ist ungewiss, des- halb sind sie zur Früherkennung nicht geeignet.
Nachteile der Früherkennung
■ Es wird auch Krebs entdeckt und möglicherweise behandelt, der nicht gefährlich ist und keine Be- schwerden macht: Das betrifft etwa 340 von 10 000 untersuchten Männern. Folgen dieser un- nötigen Behandlung können Impotenz(Erektions- störung) und Inkontinenz(Blasenschwäche) sein.
■ Trotz Test kann man an Prostatakrebs sterben:
Das betrifft etwa 49 von 10 000 Untersuchten.
■ Das Testergebnis kann zunächst auf Krebs hin- deuten, obwohl keiner vorliegt, und zwar bei etwa 3 von 4 Betroffenen. Das kann beunruhigen.
■ Selten wird trotz Test der Krebs übersehen.
PATIENTENINFORMATION
Was sie seLbst tuN köNNeN
Früherkennung von Krebs wird häufig als „Krebsvor- sorge“ bezeichnet. Dieser Begriff ist irreführend: Wenn Sie an Untersuchungen zur Früherkennung teilneh- men, verhindern Sie Prostatakrebs nicht. Mit diesen Untersuchungen lässt sich bereits bestehender Krebs früher entdecken und manchmal so rechtzeitig behan- deln, dass er nicht fortschreitet.
■ Treffen Sie Ihre Entscheidung in Ruhe. Sie ist nicht dringend. Überdenken Sie die Informationen zu- hause und schlafen Sie noch mal drüber. Lassen Sie sich nicht drängen und fragen Sie nach, bis Sie alle Folgen der Untersuchung verstanden haben.
■ Es gibt keine Wunderdiäten gegen Krebs. Nah- rungsergänzungsmittel wie etwa Vitamin E oder Selen schützen nicht vor Prostatakrebs. Das bele- gen gute Studien.
Wer grundsätzlich etwas für seine Gesundheit tun und
„vorsorgen“ möchte, kann seinen Lebensstil prüfen:
■Eine ausgewogene Ernährung unterstützt die Ge- sundheit. Dazu tragen viel frisches Gemüse und Obst und wenig tierische Fette bei.
■ Wer körperlich aktiv ist, erkrankt seltener an dau- erhaften Krankheiten.
■ Rauchen gilt als gesicherter Risikofaktor für viele Krankheiten, darunter Krebs, aber auch Herz- Kreislauf- und Atemwegserkrankungen. Unterstüt- zung zum Rauchstopp finden Sie zum Beispiel unter www.rauchfrei-info.de.
mehr iNFormatioNeN
Quellen, methodik und weiterführende Links
Diese Patienteninformation beruht auf der aktuellen ärztlichen S3-Leitlinie „Prostatakarzinom“ und deren Patientenversion des Leitlinienprogramms Onkologie. Das Programm wird getragen von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe.
Gesundheitsleitlinie „Früherkennung von Prostatakrebs“: www.leitlinienprogramm-onkologie.de/Patientenleitlinien Methodik und Quellen: www.patienten-information.de/kurzinformationen/quellen-und-methodik/prostatakrebs Weitere Kurzinformationen zum Thema „Prostatakrebs“: www.patinfo.org
kontakt zu selbsthilfegruppen
Wo Sie eine Selbsthilfeorganisation in Ihrer Nähe finden, erfahren Sie beim Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e. V.
www.prostatakrebs-bps.de, Tel. 0228 33889500, gebührenfreie Beratungshotline 0800 – 7080123 (Di. bis Do. 15 bis 18 Uhr).
3. Auflage, 2019
Verantwortlich für den Inhalt:
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) Im Auftrag von: Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und Bundesärztekammer (BÄK)
Telefax: 030 4005-2555
E-Mail: patienteninformation@azq.de www.patinfo.org
www.azq.de
Früherkennung von Prostatakrebs
Mit freundlicher Empfehlung
Was FachLeute emPFehLeN
■Die Fachleute sprechen sich weder für noch gegen die Früherkennung aus. Es gibt Hinweise, dass der PSA-Test Todesfälle durch Prostatakrebs verhin- dert. Gleichzeitig besteht das höhere Risiko einer Überbehandlung.
■ Die Ärztin oder der Arzt sollte Männer ab 45 Jahren ausführlich über Vor- und Nachteile der Früherken- nung aufklären.
■ Männern, die sich nach der Aufklärung für die Früherkennung entscheiden, soll ein PSA-Test an- geboten werden. Eine Tastuntersuchung kommt ergänzend in Frage, ist als alleinige Untersuchung aber nicht ausreichend.
■Andere Tests zur Früherkennung von Prostata- krebs empfehlen die Fachleute nicht.
■Ein einmalig erhöhter PSA-Wert sagt wenig aus.
Deshalb ist wichtig, ihn erneut mit der gleichen La- bormethode auf seine Richtigkeit zu überprüfen.
Nur Sie selbst können beurteilen, ob ein PSA-Test für Sie in Frage kommt. Berücksichtigen Sie dabei Ihren Gesundheitszustand und andere Erkrankungen. Sie sollten sich nur testen lassen, wenn Sie bei einem er- höhten PSA-Wert auch zu einer Biopsie(Gewebeent- nahme durch den Enddarm) bereit sind.
Überlegen Sie, was für Sie persönlich für und gegen den Test spricht. Jeder Mensch setzt andere Schwer- punkte. Besprechen Sie Unsicherheiten und Zweifel mit Menschen, die Ihnen nahestehen, sowie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.