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PSA-Screening senkt Mortalität

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Academic year: 2022

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STUDIE REFERIERT

242

ARS MEDICI 6 | 2018

Im Jahr 2012 sprach sich die U.S. Pre- ventive Task Force (USPTF) gegen eine routinemässige Durchführung des PSA- Tests aus, da es sehr unwahrscheinlich sei, langfristig durch Prostatakrebs be- dingte Todesfälle mithilfe des PSA-ba- sierten Screenings zu verhindern. Seit- her sind das PSA-Screening und die In- zidenz des Prostatakarzinoms in den USA signifikant zurückgegangen.

Die Empfehlung der USPTF basierte im Wesentlichen auf Ergebnissen der bei- den Studien ERSPC (European Rando- mized Study of Screening for Prostate Cancer) und PLCO (Prostate, Lung, Colorectal, and Ovarian Cancer Scree- ning Trial). Jedoch kamen die beiden Studien zu widersprüchlichen Ergeb- nissen: Die ERSPC berichtete über eine Senkung der prostatakarzinombeding-

ten Mortalität um 21 Prozent, während die PLCO keinen Unterschied der Mor- talität in den verschiedenen Studien- gruppen fand.

Die Interpretation der Studienergeb- nisse ist nicht einfach, weil es Unter- schiede unter anderem hinsichtlich Implementierung (Studiendesign, Ad- härenz) und Praxissettings gab. Das US-amerikanische Praxis-Setting trug unter anderem dazu bei, dass in der PLCO-Kontrollgruppe häufiger ge- screent wurde und dass seltener biop- siert wurde als in der ERSPC-Studie.

Man muss also davon ausgehen, dass die PLCO-Studie eigentlich die Effekte eines organisierten Screenings mit einem opportunistischen Screening ver- glich und nicht ein Screening mit einem Nichtscreening.

Reanalyse mit komplexen statistischen Verfahren

Eine aktuelle Studie untersuchte nun, ob sich die Effekte eines Screenings auf die prostatakarzinombedingte Morta- lität in der ERSPC- und PLCO-Studie tatsächlich unterscheiden, wenn man die Unterschiede hinsichtlich Imple- mentierung und Praxissettings in den beiden Studien berücksichtigt. Zudem sollte die erneute Analyse abschätzen, wie gross die Effekte eines Screenings im Vergleich zu einem Nichtscreening in den beiden Studien waren.

Die Reanalyse stützte sich auf aufwen- dige statistische Verfahren; so wurden unter anderem Mikrosimulationsmo- delle eingesetzt und Mean Lead Times (MLT) geschätzt. Die MLT reflektieren das Ausmass der erhöhten Prostatakar- zinominzidenz relativ zum Baseline- Wert, den man ohne ein Screening er- warten würde; damit werden Unter- schiede hinsichtlich des Studiendesigns und der Adhärenz erfasst.

Ähnliche Effekte

Die geschätzten MLT waren in der ERSPC- und in der PLCO-Interven - tionsgruppe ähnlich, doch waren die MLT in der PLCO-Kontrollgruppe län- ger als in der ERSPC-Kontrollgruppe.

Umfassende Analysen fanden keine Evidenz, dass es unterschiedliche Ef- fekte des Screenings in den beiden Stu- dien gab. Dagegen fand sich starke Evi- denz, dass der Nutzen mit der MLT stieg.

Die Autoren der Reanalyse schätzten, dass das Screening das Risiko prostata- karzinombedingter Todesfälle pro MLT- Jahr um 7 bis 9 Prozent senkte. In der ERSPC-Studie war das Screening (ge- genüber keinem Screening) mit einem um 25 bis 31 Prozent geringeren Risiko für prostatakarzinombedingte Todes- fälle verbunden, in der PLCO-Studie mit einem um 27 bis 32 Prozent redu- zierten Risiko für prostatakarzinombe- dingte Todesfälle.

PSA-basiertes Screening kann Leben verlängern

Berücksichtigt man Unterschiede in der Durchführung und im Setting der bei- den Studien, liefern ERSPC und PLCO kompatible Evidenz, dass das Scree- ning die durch Prostatakrebs bedingte Mortalität senkt, fassen die Autoren zusammen und weisen darauf hin, dass die U.S. Preventive Services Task Force derzeit ihre Empfehlungen hinsichtlich des PSA-Screenings aktualisiert. AW Quelle: Tsodikov A et al.: Reconciling the effects of screening on prostate cancer mortality in the ERSPC and PLCO trials. Ann Int Med 2017; 167:

449–455.

Interessenlage: Ein Teil der Autoren der referier- ten Originalstudie hat Honorare oder Stipendien von verschiedenen Institutionen oder Pharma - unternehmen erhalten.

Prostatakarzinom

PSA-Screening senkt Mortalität

Kann ein Screening mithilfe des prostataspezifischen Antigens (PSA) das Mortalitätsrisiko für Prosta- takrebs reduzieren? Seit Jahren wird diese Frage lebhaft und kontrovers diskutiert. Nun bestätigt eine Reanalyse zweier massgeblicher Studien, dass das PSA-Screening das durch das Prostatakarzinom bedingte Sterberisiko tatsächlich senkt.

Annals of Internal Medicine

Was empfiehlt die Schweizer Gesellschaft für Urologie?

Da die Beurteilung des PSA-Wertes in der Früh - erkennung nicht immer einfach ist, gibt es klare Empfehlungen der Fachgesellschaft, in welchen Fällen die PSA-Bestimmung als Früherkennungs- massnahme gerechtfertigt ist. Mehr dazu kön- nen Sie im persönlichen Rück- und Ausblick des Urologen Prof. Martin Spahn vom Prostatakar zi - nomzentrum Hirslanden in der ersten Ausgabe des Jahres nachlesen. Darüber hinaus beschreibt er auch die Vorbehalte gegenüber dieser Mass - nahme, resultieren doch daraus bislang in vielen Fällen unnötige Biopsien. Einen möglichen Aus- weg aus diesem Dilemma stellt der Einsatz neuer bildgebender Verfahren in der Früherkennung des Prostatakarzinoms dar. Die Möglichkeiten der multiparametrischen Magnet resonanz tomo - grafie und weitere aktuelle Ent -

wicklungen in der Urologie wur- den in unserem Jahresausblick in AM 1+2/2018 vorgestellt (Seite 23):

www.rosenfluh.ch/qr/spahn

Referenzen

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