Research Collection
Doctoral Thesis
Untersuchungen über das Verhalten der Zellkerne bei der Fortpflanzung der Brandpilze
Author(s):
Paravicini, Eugen Publication Date:
1916
Permanent Link:
https://doi.org/10.3929/ethz-a-000099051
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:S&'<T -^
Untersuchungen über das Verhalten
der Zellkerne bei der Fortpflanzung
der Brandpilze.
Von der
Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich
zur Erlangung der
Würde eines Doktors der Technischen Wissenschaften genehmigte
Promotionsarbeit
vorgelegt von
dipl. Landwirt Eugen Paravicini
aus Basel.
1B8
Referent:
Herr Prof. Dr. H.C. Schellenberg
Korreferent:
Herr Prof. Dr.Jaccard
Meinem Vater
in Dankbarkeit gewidmet.
V orliegende Arbeit
wurde im Institut für Pflanzenbau an der^Landwirtschaftlichen Abteilung"
der„Eidgenössischen
Tech¬nischen Hochschule" auf Anraten und unter
Leitung
von HerrnProf. Dr. H. C.
Schellenberg ausgeführt.
Meinem verehrten Lehrerspreche
ich für seine stetsbereitwillige Hilfe,
die er meinen Unter¬suchungen
zuteil werdenließ,
meinen besten Dank aus, ganz besonders auch für dasreichhaltige Untersuchungsmaterial,
das er mirgütigst
zur
Verfügung
stellte. Für dieUnterstützung
mit Material sei ferner Herrn Dr.F.Wille,
Frl. DeVries,
cand.phil.
Herrn Dr. Semadeni und HerrnPedrusio,
Lehrer inBrusio,
ebenfalls bestensgedankt.
Lebens- und Bildungsgang.
Am 11. November 1889 wurde
ich, Eugen Paravicini,
inBuenos Aires
geboren
als Sohn desIngenieurs
Max Paravicini ausBasel und dessen Ehefrau Marie
geborene
Antonini ausMontagnola (Tessiu).
1892 siedelten meine Eltern mit mir nach Basel über. Mit dem 6.Lebensjahre begann
der Besuch der Primarschule meiner Vater¬stadt. Nach
Absolvierung
ihrer vier Klassenbezog
ich die Realschule.Im
Herbste 1909 bestand ich dieMaturitätsprüfung.
In meinen erstendrei Semestern studierte ich Naturwissenschaften an der
Universität
Bern. Im Sommersemester 1911 war ich an der Universität Zürich immatrikuliert. Im Herbste 1911 trat ich in dieForstabteilung
derEidgenössischen
Technischen Hochschule eiD. VomFrühjahr
1912 anbesuchte ich die
Vorlesungen
und Praktika der LandwirtschaftlichenAbteilung;
daselbst bestand ich im Juli 1914 dieDiplomprüfung.
Seit dem
Frühjahr
1915 bin ich Assistent bei Herrn Professor Dr.H. C.
Schellenberg,
unter dessenLeitung vorliegende
Arbeit entstand.Zürich,
im Juni 1916.Inhaltsverzeichnis.
Seite
Einleitung .... .... 1
Methodisches . ... b
Eigene
Untersuchungen über das Verhalten der einzelnen Alten .... 6Ustilago Tntici . . . . 7
„ nuda . ... S
„ Avenae .... 9
„ perennans . . . 10
dura . .... 10
„ Hordei . . 11
Vaillantu . . .12
„ longissima . 13
„
margnialis
. ... . 15„ fragopogoms
pratensis
. lb„ Scorzonerae ... 17
„ violacea . . .... 18
„ Scabiosa» . . . 19
Tilletia Tntici . ... 19
Entyloma Calendula« . . 22
Urocystis Anemonei . 24
„ Violae . . , 25
Diskussion der
Ergebnisse
26Literatur . . 33
Figurenerklarung
• 3,">Einleitung.
Zu
Beginn
derneunziger
Jahre desvorigen
Jahrhunderts stellte Bref eld auf Grund des sexuellen Verhaltens der Pilze einSystem
diesesPflanzenstammes auf. Danach hätte mit fortschreitender
Entwicklung
eine Reduktion der Sexualität
stattgefunden,
so daß bei den niederstenPilzen,
denPhykomyzeten
dieFortpflanzung geschlechtlich,
bei denhöheren Pilzen, denMykomyzeten,
welche dieAskomyzeten
und dieBasidiomyzeten umfassen, hingegen ungeschlechtlich erfolge.
AlsZwischenglied
betrachteteer die
Mesomyzeten,
die er in die Hemiasci und die Hemibasidii, dieUstilagineen
unterschied. Sie besitzen nach Brefeld eine stark reduzierte Sexualität.Seither ist diese Ansicht als
unrichtig
anerkannt worden, indemfür,
alle
Pilzgruppen Sexualvorgänge
in der einen oder anderen Formgefunden
wurden.
1900wies
Harper (Nr. 16)
anPyronema confluens
solcheErscheinungen
nach und 1912 wurden seine Befunde durch Claussen(Nr.
8) zurHaupt¬
sache
bestätigt.
Danach treten bei derBildung
derFortpflanzungsorgane
zweiHyphenäste
zusammen undlegen
sichpaarweise
aneinander. Aus der Endzelle des einen Astes entsteht die männliche Antheridie. Die andereHyphe
bildet aus dem Endabschnittt dieTrichogyne,
während der vorletzte Abschnitt sich zumAscogon
umwandelt. In derTrichogyne degenerieren
nun die Kerne, während dieKerne des Antheridiums in dasAscogon
wandern und sich dort mit den weiblichen Kernenpaarweise zusammenlegen.
Beim Auswachsen der ascogenenHyphen
aus dem be¬fruchteten
Ascogen
wandern dieKernpaare
in dieselben hinein und teilen sich hierjeweilen konjugiert.
Erst bei derBildung
des Asci findet dieVerschmelzung
derKernpaare
statt.Später,
1914, wiesNienburg (Nr. 24)
ein ähnliches Verhalten der Zellkerne fürPolystigma
rubrum nach. Doch tritt hier nur einer der vielen Kerne des Antheridiums in daseinkernige Ascogon
über. Die Ver¬schmelzung
derjungen
Ascuskerne findet auch da erst bei derBildung
der
jungen
Asci statt.Parallele
Erscheinungen zeigen
dieBasidiomyzeten.
Das Verhalten der Kerne bei den Uredineen wurde 1905 durch Christman(Nr. 7)
auf¬geklärt.
Nach ihmkopulieren
im Basalteil der Aecidienje
zweiHyphen- enden,
die Kerne treten zusammen ohne zuverschmelzen,
sondern teilen sich stetskonjugiert.
Die entstehendenSporen
sindzweikernig,
wieauch die daraus heraustretenden
Myzelien.
Erst bei derBildung
derTeleutosporen
findet dieKernverschmelzung
statt.Von den
Hymenomyzeten
war schonlange bekannt,
daß die Basidienerzeugenden Hyphen konjugierte Kernpaare
enthalten, und daß in derBasidie eineKernverschmelzung
stattfindet. 1913 hatKniep (Nr. 19)
die Herkunft der
Kernpaare aufgeklärt.
DieDoppelkernigkeit
in denjungen Fruchtkörperanlagen
vonCoprinus nydhemerus
Fr. entsteht nicht durchKopulation
zweierZellen,
sondern durchTeilung
des Kernes in zweiTochterkerne,
die sich weiterkonjugiert
teilen. Erst in der Basidietrittwieder die
Kernverschmelzung
auf. Bei demweniger
hoch entwickeltenHypochnus
terrestrisKniep
besitzt diejunge
Basidie zweiKerne,
die mit¬einander verschmelzen. Dann entstehen daraus durchzwei
Kernteilungen
vier
Kerne,
von denenje
einer in dieBasidiosporen
wandert und sich dort nochmals teilt. Dieses so entstandeneKernpaar
teilt sich bei derKeimung
derSpore konjugiert weiter,
so daß sämtliche Zellen desMyzels zweikernig
sind. Erst in derjungen
Basidie verschmelzen diese wieder miteinander.Die
Ustilagineen,
die Brefeld als Hemibasidii bezeichnete und alsÜbergangsformen
zu deneigentlichen Basidiomyzeten auffaßte,
mußtendeshalb,
besonders mit Rücksieht auf dieKernschmelzung
interessant erscheinen.Die ersten
Untersuchungen
anUstilagineen
stammen von Prévost(Nr.
25),
der dieKeimung
derBrandsporen
beobachtete. DieKopulation
der Konidien wurde
hingegen
erst 1847 und 1854 von Tulasne bei Tilletia Tritici Winter beobachtet. Diegleichen Erscheinungen
wurdenin den
späteren
Jahren für diewichtigsten Gattungen
derUstilagineen
und Tilletieen durch eine Anzahl verschiedener
Forscher,
so vonKühn,
deBary (Nr. 3),
Gornu(Nr. 10),
Woronin(Nr. 40)
und Brefeld(Nr. 6) konstatiert,
ohne aber darüber Klarheit zuschaffen,
ob man es hier mit einem sexuellenVorgang
zu tunhabe,
oder ob es sich um eine Form derMyzelverschmelzung
handle.1883 und 1895 erschienen die für die
Morphologie
derBrandpilze wichtigen
Arbeiten Brefeld's. Nicht nurgelang
es ihm, die meisten be¬kannten
Ustilagineen
inNährlösung
zurKeimung
zubringen,
sondern esglückte ihm,
sogareinige
Tilletieen bis zurbeginnenden Sporenbildung
zu kultivieren.
Auf Grund des
Keimungsbildes
suchte Brefeld eine natürlicheSystematik
dieserPilzgruppe
zugeben.
Die Tilletieen charakterisierteer durch
endständige Abschnürung
der Konidien, dieUstilagineen
durchUntersuchungen
der Zellkerne beiFortpflanzung
derBrandpilze.
3 seitlicheKonidienbildung.
DieGattung Ustilago glaubte
erindrei natürlicheGruppen
einteilen zukönnen,
und zwar:1.
Proustilago
mitwiederholter,
aber in der Form noch schwankenderFruchtträgerbildung.
2.
Hemiustüago
mitwiederholter,
aber in der Form schon konstantgewordener Fruchtträgerbildung.
3.
Euustilago
mit nureinmaliger,
in derSporenkeimung
allein sich vollziehenderHemibasidienbildung.
Brefeld konstatierte
ferner,
daß die Konidien ingünstigen
Nähr¬lösungen
nicht zurKopulation
schreiten. BeiVerarmung
derNährlösung hingegen
fusionieren sie und wachsen darauf zu dünnenMyzelfäden
aus.Daraus schloß er, daß durch die äußeren
Bedingungen
dieUstilagineen
zur
Kopulation
zubringen
sind, oder daß dieserVorgang
verhindertwerden könne. Nach dieser Ansicht ist die
Kopulation
keinwichtiger, jedenfalls
keingeschlechtlicher Vorgang.
Diese Ansicht stand in direktemGegensatz
zuderjenigen
von deBary,
doch führte diese verschiedeneAuffassung
nicht zu einerNeuuntersuchung,
denn diedamaligen
mikro¬chemischen Methoden erlaubtenes nicht, dieKernverhältnisse zustudieren.
Erst nach
Verbesserung
der Mikrotechnik und nachdem man die Sexualität als eineVerschmelzung
zweier Kernedefinierte,
konnte dieseStreitfrage
entschieden werden.
1892 veröffentlichte
Dangeard
eine Arbeit(Nr. 11),
in welcher er nachwies, daß bei allenvon ihm untersuchten.Arten bei derSporenreifung
eine
Kernverschmelzung
stattfinde. Diesporenbildenden Hyphen
sowiedie
jungen Sporen
sind stetszweikernig,
in der reifenSpore hingegen
trifft man einen Kern.
Dagegen
konnte er die Herkunft der beidenKerne nicht nachweisen. Bei der
Keimung
sah er nur die Zellen desPromyzels
und die Konidien, die sämtlicheinkernig
waren. Bei derKopulation
konnte er keinen Kernübertritt aus einer Zelle in die andere konstatieren.Infolgedessen
verneinte er die sexuelleBedeutung
derKopulation.
Wenige
Jahrespäter,
1899ließHarper (Nr. 16)
seineUntersuchungen
über
Ustilago Carbo,
U.Maydis,
U. antherarum und L. Scabiosae erscheinen.Er
bestätigt
die ResultateDangeard's,
konnte aber ebenfalls dieHerkunft der beiden Kerne nicht nachweisen. Die Kernverhäitnisse desPromyzels
und der Konidien von
Ustilago Scabiosae,
sowie dieKopulation
der Konidienvon
Ustilago
antherarum sind von ihmabgebildet
worden. Er sah aber nur dieVerbindungsbrücke
zwischen zweiKonidien,
ohneje
einen KernŸbertritt
verfolgen
zu können. AuchHarper
schließt sich auf Grund dieser Resultate der Ansicht Brefelds an, wonach die Sexualität derUstilagineen
verneint wird.1904erschien eine kleinere, aberäußerst
wichtige
ArbeitvonFederley (Nr. 13).
Dieser Forscher war der erste, der bei derKopulation
derKonidien eines Teiles seines
Untersuchungsmateriales
vonUstilago Jrago-
pogenis pratensis
Pers. einen Kernübertritt konstatierte.Hingegen
beob¬achtete er das Zweikernstadium
nicht,
sondern nach ihm verschmelzen die beiden Kerne sofort. Da seineMethode,
mitJoddämpfer
zufixieren,
eine
ungenügende
war, so bedarf dieses Resultat einerNachprüfung.
Ein anderer Teil seines Materiales
kopulierte nicht,
sondern dieeinkernigen
Konidien wuchsen direkt zuMyzelfäden
aus. Ob dieseErscheinung
darauf
beruht,
daß die Sexualität auf dieser niederen Stufe nicht vollausgebildet
ist, sodaß beijeder
Art sexuelle und asexuelle Rassen unter¬schieden werden können oder aber von der Zeitdauer zwischen Reife und
Keimung
derSporen abhängt,
wurde nicht untersucht.Bald darauf
(1910)
veröffentlichteLutman,
ein SchülerHarper's
seine
Untersuchungen
über dengleichen Gegenstand (Nr. 23).
Von Usti¬lago
levis undUstilago Avenae,
sowie vonUrocystis Anemones,
Doassansia Alismatis undEntyloma Nymphaeae,
bildete er das Zweikernstadium ab, ohne dessen Zustandekommen näher zu untersuchen.Auch er
sieht,
daß die Konidien vonUstilago
Hordeieinkernig
sindund daß bei der
Kopulation
in verdünntenLösungen
der Kern mit samt der ganzenProtoplasmamasse
von der einen Zelle in die andere wandert.In konzentrierten
Nährflüssigkeiten
wachsenhingegen
die keimendenSporen
direkt zueinkernigen Myzelien
aus. Wurden nun mit solchemMaterial Infektionen vorgenommen, so waren in den
Wirtpflanzen
die-Myzelzellen
stets zwei- odermehrkernig.
Bei derSporenbildung
ver¬schmolzen die beiden Kerne.
Dieser,
wie oben auseinandergesetzt wurde,
schon vonDangeard
beobachteteVorgang,
wurde auch für die unter¬suchten Tilletieeu
nachgewiesen.
Dagegen
läßt Lutman dieFrage
nach der Herkunft des zwei- odermehrkernigen
Stadiums offen. Ob sie durch den Kernübertritt bei derKopulation
oder durchspätere Kernteilungen
zustande kommt, wird nichtgesagt.
Da dieKopulation
nur inungünstigen
Lebensverhältnissenauftritt, ist ergeneigt,
sich letzterer,Ansicht anzuschließen und diesemVorgang
keine
große Bedeutung
beizumessen. Diekopulierenden
Konidien faßter als verkümmerte
Oogonien
und Antheridien auf, die ihre sexuelleBedeutung eingebüßt
haben.Die von Lutman offen
gelassenen Fragen
suchte 1912 Rawitscher(Nr. 26)
zu beantworten. SeineUntersuchungen
beziehen sich auf Usti¬lago Tragopogonis-pratensis, Ustilago Maydis
undUstilago
Catbo. Bei U.Trago-- pogonis-pratensis bestätigte
er die ResultateDangeard's,
die sich auf dieSporenbildung
unddiejenigen Harper's,
die sich auf dieKeimung
derSporen
beziehen. Er konnte aber keinen Kernübertritt nachweisen. DieFrage
nach derEntstehung
derZweikernigkeit
bleibt also immer noch offen.' Bei U.Maydis
konnte Rawitscher den ganzenKntwicklungszyklus
beobachten. Die vom
Promyzel abgeschnürten
Konidien wareneinkernig
und infizieren als
solche, junge,
in derEntwicklung begriffene
Stellender
Wirtpflanze.
Sie teilen sich hier in kleine, lautereinkernige,
vonUntersuchungen
der Zellkerne beiFortpflanzung
derBrandpilze.
5 Gallertmasseumgebene Myzelstücke.
Beibeginnender Bräunung
derBrandpusteln legen
sichje
zwei solcheMyzelstücke
mit ihren schwach anschwellenden Enden aneinander. Die Zwischenwand verschwindet und die beiden Kerne treten zusammen, ohne aber zu verschmelzen. In ein¬zelnen Fällen konnte er
beobachten,
daß sich dieKernpaare
zuerst noch teilten, ohne aber untersucht zu haben, ob dieTeilung
einekonjugierte
sei. Die
Figuren
13 und 14 auf Tafel VIII seiner Arbeitsprechen
eherdagegen.
Erst bei derReifung
derSporen
tritt dann dieKernverschmelzung
ein. Zellen die nicht
kopuliert hatten,
alsoeinkernig blieben,
kamen nichtzur
Sporenbildung,
sonderndegenerierten.
Die
Untersuchung
vonUstilago
Carbo lieferte ein etwas anderesBild. Die stets
einkernigen
Zellen desPromyzels
und die ebenfalls ein¬kernigen
Konidien treten bald durchSchnallenbildungen
und Fusionenzusammen in
Kopulation.
Stets konnte einÜbertritt
der Kerne fest¬gestellt werden,
sodaß in den älteren Stadien alle Zellenzweikernig
waren. Eine
sofortige Verschmelzung
beider Kerne konnte nie beobachtet werden, sondern sie trat erst bei derSporenbildung
ein. Der Unterschied zwischenUstilago Maydis
undUstilago
Carboliegt
also in der Zeitdauerdes Zweikernstadiums; bei ersterer Art ist sie
kurz,
bei letzterer umfaßt sie fast den ganzenEntwicklungszyklus.
Die
Untersuchung
vonUstilago
Carbo durch Rawitscher ist leider nichtvollständig.
Esliegt begründet
in seiner falschenAuffassung
dieserArt. Durch
Persoon, Jensen, Brefeld, Magnus, Rostrup
undSchellenberg
wurde dieSammelspezies
U. Carbo in siebengute
Artengeschieden,
die sich nicht nur durch ihreWirtpflanzen,
sondern auch durch ihreKeimungsbilder
scharf voneinander unterscheiden. Die Text¬figuren
6—17, p. 692, die Rawitschergibt, entsprechen
wahrscheinlich L. nuda,Textfig. 18—20,
p. 694 und 695 U. Avenae. Und die Resultate beider Arten wurden zusammenvereinigt.
Andere Arten sind von ihm nicht untersucht worden.In einer
vorläufigen Mitteilung
über Tilletia Tritici hat Rawitscher(Nr. 27)
ähnliche Verhältnisse, wie für dieTilletieen,
beschrieben.Die
bisherigen Untersuchungen
über die Kernverhältnisse der Brand¬pilze
lassen eine Reihewichtiger
Punkteunberücksichtigt,
wie dies schonvon Guiliiermond
(Nr. 15) hervorgehoben
wurde. MeineUntersuchungen
sollen zur
Lösung folgender Fragen Beiträge
liefern.1. Die
Angaben Dangeard's,
Lutman's undRawitscher's,
daß bei derSporenbildung
eineKernverschmelzung stattfindet,
sind für dieUstilagineen
und Tilletieennachzuprüfen.
2. Das Verhalten der Zellkerne bei der
Kopulation
der Konidien undPromyzelzellen
ist für einemöglichst große
Anzahl von Arten zu unter¬suchen,
d. h. es istfestzustellen,
ob bei diesemVorgang
einKernübertritt,
verbunden mit einemProtoplasmaübertritt,
stattfindet oder nicht.3. Es ist zu untersuchen, ob die
Einteilung
derUstilagineen
vonBrefeld inPro-, Hemi- und
Eu-Ustilago zytologisch
sichrechtfertigen
läßtund ob die
Gruppen
als natürliche, d. h. als aufphylogenetische
Ent¬wicklung
zurückzuführende oder alsFolge biologischer Anpassung
auf¬zufassen seien.
4. Die
Unterscheidung
derUstilagineen
und Tilletieen durch dasVerhalten der Kerne im
Promyzel
ist zuprüfen
mit Rücksicht auf dievon
Schellenberg
(Nr. 28, p.XXII)
vertreteneAnsicht,
daß bei den Tilletieen echte Dichotomie, bei denUstilagineen
aberSeitenverzweigungen
vorkommen.
5. Est ist zu untersuchen, ob bei der
Kernteilung
im Zweikern¬stadium die
Teilung konjugiert
vor sichgeht
oder nicht.6. Durch Infektionsversuche sollen die gewonnenen Resultate
ergänzt
werden.Methodisches.
Das
Untersuchungsmaterial
wurde, sofern keine besondern Fundorteangegeben
sind, in der Nähe vonZürich,
z. T. auch im Kanton Basel- Landgesammelt.
Als
Nährlösung
benutzten wir entweder frische Fruchtsäfte oder ver¬dünnte und sterilisierte
Konfitüren, speziell
vonZwetschgen,
wie esBrefeld
angibt.
Besondersgünstig
erwies sichausgekochter
und ver¬dünnter Wein, dem
nachträglich 5%
Traubenzuckerzugesetzt
wurde.Meistens
legten
wir die Kulturen inhängenden Tropfen
an, seltener inErlenmeyerkolben.
Die Arten der Familie der Tilletiaceen ließen wir aufgeschlemmter
Erde, die auf einemObjektträger glatt aufgestrichen
wurde, keimen.Es
gelang
uns, wenn oft auch erst nach vielenvergeblichen
Ver¬suchen, sämtliche uns zur
Verfügung
stehenden Arten zurKeimung
zubringen.
Die Mehrzahl der Arten keimte sofort oder innerhalbweniger Tage.
Einzelne Arten erst nach derÜberwinterung
des Materiales inPetrischalen im Freien.
ZumFixieren wurde ausschließlich
Flemming'sche Lösung (schwäche¬
res
Gemisch)
verwendet. Darausübertrugen
wir das Material mit einer breitenPräpariernadel
auf einen mitGlyzerineiweiß
bestrichenenObjekt¬
träger,
woselbst wir diesesan-, abernicht eintrocknen ließen^Rawitscher).
Zur
Färbung
diente dieEisenhämatoxylinmethode
nach Heidenhain.An Stelle von
Hämatoxylin
wurde mitErfolg
auch Brasilin verwendet.Um die
Sporenbildung
studieren zu können, wurden die infiziertenOrgane
in verschiedenen Stadien derEntwicklung
fixiert und in Paraffineingebettet.
Daraus stellten wir Serienschnitte von 5 n Dicke her.Eigene Untersuchungen
über das Verhalten der einzelnen Arten.Die
Gruppe
desUstilago
Carbo zerfällt infolgende
Arten: U. Tritici(Persoon) Jensen,
R. nuda(Jensen)
Kellerman etSwingle,
U. Avenae(Per-
Untersuchungen der Zellkerne bei
Portpflanzung
derBrandpilze.
7soon)
Jensen, U.ßerennansRostrup,
U. levis(Kellerman
etSwingle) Magnus,
U. Hordei
(Persoon)
Kellerman etSwingle,
U. duraAppel
et Gassner.Diese unterscheiden sich nicht nur durch die
Wirtpflanze,
sondern auch ganz besonders durch dieBiologie
unddieKeimungsverhältnisse
derSporen.
Ustilago
Tritici(Persoon)
Jensen.Tafel I.
Der Pilz befällt sämtliche kultivierten
Trtticum-Arten,
das von unsuntersuchte Material stammt von Triticum
Spelta
L. und Triticumvulgare
L.Er zerstört alleBlütenteile. Die
Sporenmasse
bleibt nicht in denSpelzen eingeschlossen,
sondern verstäubt leicht. Die einzelnenSporen
sind 8 ugroß
und besitzen eine schwachpunktierte
Membran.Die
Keimung erfolgt
beijungem
Material in Wasser oderNährlösung
sehr leicht.
Einjähriges
Material konnten wir nicht mehr zurKeimung bringen.
DasPromyzel
tritt durch einen Riß in derSporenmembran
heraus. Es entwickelt sich zu einem drei- bis
vierzelligen
Schlauch und wächst, wie auch seine seitlichenVerzweigungen,
sofort zulangen Myzel¬
fäden aus. Alle diese Glieder sind
einkernig (Fig.
1, 2,3).
Die seitlichabgeschnürten Myzelien
sowie dieZellen desPromyzels
können zusammenkopulieren (Fig.
4,5).
DieserVorgang
ist stets mit einem Kernübertritt verbunden. Treten zwei Zellen desPromyzels
inKopulation,
so kannder Kern entweder aus der ersten Zelle in die zweite wandern
(Fig. 10)
oder aber aus der zweiten in die erste zurück
(Fig. 9)
sichbegeben.
Ebenso können
abgefallene Myzelstücke
zusammenkopulieren,
wobei aucheinKernübertritt
erfolgt.
Der Kernwandert,
sofern zweiMyzelien
gegen¬einander
wachsen,
durch eineVerbindungsbrücke (Fig. 5)
oder aber esbildet sich eine seitliche
Schnalle,
durch die der Kernübertritterfolgt (Fig. 4).
Das Produkt dieserKopulation
ist stets eine Zelle mit zweiKernen, ein
sogenanntes
Zweikernstadium. Hat der Kern seinenÜber¬
tritt
vollzogen,
sofolgt
ihm dasProtoplasma regelmäßig nach,
so daß die kernlose Zelle auch denübrigen
Inhaltverliert;
die leere Membranschrumpft
zusammen unddegeneriert (Fig. 9—12).
Die
zweikernigen
Zellenbeginnen
sich nun zu teilen. Dabei wären zwei Fällemöglich.
Entweder wandertjeder
der beiden Kerne in dieneue Zelle und teilt sich nach der
Abgrenzung
dieser durch eine Wand in zwei Kerne oder aber die Kerne teilen sich inje
zweiKerne,
bevorsich die neue Zelle
abgrenzt.
Dann aber wandernje
ein Tochterkernvon beiden Elternkernen in die neue Zelle und erst dann
erfolgt
die Ab¬grenzung der Tochterzelle. Die neueZelle hat somit zwei Kerne
erhalten,
die verschiedenenUrsprungs sind,
denn sie stammen von den beidenElternkernen ab. Wir bezeichnen diesen
Vorgang
als„Konjugierte
Kern¬teilung".
DieUntersuchung
dieserFrage
hatergeben,
daßanfänglich
immer die
konjugierte Kernteilung
eintritt. Es entstehen dabeilange
Myzelladen,
mitje zweikernigen
Gliedern(Fig.
8,14).
DieTeilung erfolgt
nicht nur in der
Längsrichtung,
sondern es bilden sich auch seitlicheVerzweigungen,
die ebenfallszweikernig
sind(Fig. 12).
In selteneren Fällen schnürt das
Promyzel
seitlich kurze, dicke Konidien ab(Fig. 3).
Diese treten ebenfalls inKopulation;
auch hier ist derVorgang
stets mit einem Kernübertritt verbunden(Fig. 7).
Die ent¬standenen
zweikernigen
Konidien keimen nun mit einem dünnenMyzel¬
faden aus, wobei die beiden Kerne nach beiden Enden wandern
(Fig. 14).
Dieses Auswachsen kann ebenfalls mit weiteren
Teilungen
verbunden sein.Ustilago
nuda(Jensen)
Kellerman etSwingle.
Tafel I.
U. nuda ist der nächste Verwandte von U. Tritid. Beide Pilzestimmen, in
Sporen
undKrankheitsbild sowie in derKeimung weitgehend
überein.Er befällt alle drei Gerstenarten Hordeum distichum
L.,
H.vulgare
L. und H. hexastichum L. In der Nähe Zürichs und im Kanton Basel-Land ist erhäufiger
als U.Hordei.Die
Sporenmasse
ist schwarz und verstäubt leicht. DieSporen
sind8n
groß
und haben eine schwachpunktierte
Membran. Sie keimen in Wasser undNährlösung
leichtaus undbrauchen dazufolgende
Zeiträume:Frisches Material vom 10. Mai 1915 keimte am 11. Mai 1915, Keim¬
dauer 1
Tag.
Älteres
Material vom 18.August
1915 keimte am 25.August
1915,Keimdauer 7
Tage.
Bei der
Keimung
werden ein(Fig. 15)
oder mehrerePromyzelien (Fig. 17) gebildet.
Ihre Zellen sowie ihreVerzweigungen
sindursprüng¬
lich
einkernig.
ZurKopulation gelangen
nicht nur dieabgeschnürten
seitlichen
Myzelfäden,
sondern auch die Zellen derPromyzelien
tretenunter
Schnallenbildung
inKopulation.
Bei isolierten Fäden treten ihre Enden zusammen, und die Kernebeginnen
einander näher zu rücken.Seitlich an der
Berührungsfläche
tritt eineAusstülpung auf,
in der dieZwischenwand
gelöst
wird(Fig. 20).
Alsdann wandert der eine Kern ausder einen Zelle in die andere, worauf auch das
Protoplasma
nach¬zieht. Hierauf
legen
sich die beidenKerne einandergegenüber (Fig. 22).
Bei dem
Promyzel
sehen wir zwei Fälle eintreten. Einmal können diePromyzelzellen
durchBrückenbildung
miteinander inVerbindung
treten(Fig. 19).
Oder aber es kann ein zweitesPromyzel,
das an einer andernStelle aus der
Spore heraustritt,
mit der ersten verwachsen(Fig. 18).
Inbeiden Fällen beobachtet man das Hinüberwandern des Kernes.
Mit
gekeimtem Sporenmaterial
wurden anjangen Gerstenpflanzen
Triebinfektionen
versucht,
aber stets mitnegativem Erfolg.
Die Infektion derKeimpflanze erfolgt
nach Brefeld(Nr. 6)
durch die Narben. DasMyzel
befindet sich nachLang (Nr. 22)
zwischen der Kornschale undUntersuchungen
der Zellkerne beiFortpflanzung
derBrandpilze.
9dem
Embryo
und tritt erst bei derKeimung
desKornes in denKeimling
hinein. Die aus ihm sich entwickelnde Pflanze ist
brandig.
Junge,
mit den ersten Anzeichen von Brand behaftete Gerstenähren wurden fixiert und zu Mikrotomschnitten weiter verarbeitet. Da die Ent¬wicklung
derBrandsporen
nicht in allen Körnerngleich
rasch1ortschreitet,so trifft man, wenn die mittleren Körner der
Ähro
bereits die deutlichenSpuren
des Brandes aufweisen, in den kleinern Körnern derSpitze
undBasis der
Ähre
alle noch wünschbaren Stadien derSporenentwicklung.
Die
jüngsten
unter ihnenzeigen unregelmäßig geformte Myzelstücke
mitzwei weit auseinander
liegenden
Kernen(Fig. 24).
Allmählich runden sich dieMyzelteile
ab und -werdenkugelig, zugleich
nähern sich beideKerne,
bis sie sich schließlich aneinanderlegen (Fig. 25).
Dann verschmelzen sie zu einem Kern. DieEntwicklung
der Membran sowie das Verhalten des Plasmas konnten wir wegenSchwierigkeit
in derFärbung
nichtgenauer
verfolgen.
Dieeinzige
Methode, die zurSichtbarmachung
der Kerne führte, wargegeben
durch starkes Bleichen derSporenmembran
mittels Kaliumchlorat und verdünnter Salzsäure in alkoholischer
Lösung,
und dabei
gingen
die Detailbilder der Membran und Plasmastruktur veilorenUstilago
Avenae(Persoon)
Jensen.Tafel II.
Der Pilz lebt
parasitär
auf dem Hafer. DieSporenlager
bleiben nichtvor den
Spelzen eingeschlossen,
sondern stäuben mitbeginnender
Ent¬wicklung
derHaferrispe.
DieSporen
sindkugelig,
9n im Durchmesser und ihre Membran ist feingekörnt.
Bei der
Reifung
reißt die Membranauf,
und durch den entstandenen Riß tritt das aus drei bis vier Zellen bestehendePromyzel
aus. Seitlichwie
endständig erzeugt
es reichlichKonidien, die leicht abfallen(Fig. 12)
und kleinere
Sproßverbände
liefern(Fig. 13).
Durch mehrfache Konidien-bildung
an dengleichen
Stellen werden die Glieder desPromyzels
ausihrer normalen
geraden Lage herausgedrängt
undverbogen (Fig. 11),
wiedies für andere Arten schon
nachgewiesen
wurde, so z. B. für 0. violaceadurch Brefeld. Die zu
Sproßverbänden vereinigten
Konidien treten nun unter sich inKopulation,
und zwarlegen
sie sichpaarweise
mit ihren Enden aneinander, worauf an derBerührungsstelle
eineVerbindungs¬
brücke entsteht
(Fig. 14),
durch welche der Kern von einer Konidie indie andere hinüberwandert. Ihm
folgt
dasProtoplasma,
so daß ausden beiden,
je einkernigen
Konidien einezweikernige
entsteht und vonder andern eine kern- und
plasmafreie
Membran zurückbleibt(Fig. 16).
In der Konidie
legen
sich nun beide Kerneäquatorial
einander gegenŸber;
an dieser Stelle erscheinen die Konidien schwacheingeschnürt,
ihre beiden Enden
hingegen
schwachangeschwollen (Fig. 17).
Bei donersten
Teilungen
verhalten sich nun beide Kernekonjugiert,
wandern2
aber bei den
spätem Teilungen
nach und nach andiebeiden Enden,so daß sie sich in denspäteren
Stadiengetrennt
weiter teilen müssen(Fig.
19).Ähnlich
wie die Konidien können sich auch die Zellen desPromyzels
verhalten, indem auch sie durch eine seitliche Schnalle zusammenkopu¬
lieren, wobei ebenfalls ein Kern- und Plasmaübertritt konstatiert werden kann
(Fig. 15).
AlsFolge
diesesVorganges
finden sich dann in älteren KulturenPromyzelzellen
mit zwei Kernen, sowie kern- undplasmalose
Membranen.
Ustilago
perennansRostrup.
Tafel I.
Ähnlich
wie U. Avenae verhält sich U. perennans. Er zerstört dieÄhren
vonArrhenatherumelatius(L.)
Mert. et Koch. DieSporen
verstäuben leicht, sindkugelig,
5—8 mgroß
und besitzen einehellbraune, punktierte
Membran.Das
Promyzel
tritt durch einen Riß in derSporenmembran
herausund schnürt seitlich und
endständig,
reichlich Konidien ab(Fig. 30).
Diesebesitzen nicht die
regelmäßige
ovale Gestaltderjenigen
von U. Avenae, sondern sindgrößer
und erscheinen z. T.plump
undunregelmäßig geformt (Fig. 31).
Die Konidien fallen leicht ab und bilden kleinereSproßverbände
von zwei bis fünf Gliedern(Fig. 32).
Auch das ganzePromyzel
oder nur einzelne Glieder desselben können abfallen und weiter¬sprossen. Die
Kopulation erfolgt
mit Hilfe eines seitlichengekrümmten Verbindungsschlauches (Fig. 33). Figur
37zeigt
den Kern in demselben, wie er von einerKonidie in die andere hinüberwandert. Ist derÜbertritt vollzogen,
sofolgt
dem Kern dasProtoplasma
nach(Fig. 38).
Dadurch entstehen stetszweikernige
Konidien(Fig. 34).
Die dickeren Konidienbeginnen
nun an einem Ende zueinemMyzelfaden
auszuwachsen(Fig.
36),wobei ein Kern in die
Spitze wandert,
der andere am andern Ende der Konidie zurückbleibt. Haben die Konidien die normale Form und Größeerlangt,
sobeginnen
sie sich zu teilen und zulangen Myzelfäden
mitje zweikernigen
Gliedern auszuwachsen.In Wasser ist die
Konidienbildung spärlich, hingegen
schnürt dasPromyzel
seitlichMyzelfäden
ab, dieeinkernig
unddenjenigen
von U.nudaund U. Tritici ähnlich sind. Auch sie treten untereinander in
Kopulation,
wobei ebenfalls ein Kernübertritt
erfolgt.
DieserVorgang
kann auchzwischen solchen
Myzelien
und Konidien stattfinden. Ferner können aber auchabgefallene Promyzelzellen
zusammen oder aber entweder mit Konidien oder mit den seitlichenabgeschnürten Myzelien kopulieren.
Ustilago
duraAppel
et Gassner.Syn.: Ustilago
ArrhenatheriSchellenberg.
Tafel I.
U. dura zerstört den
Blütengrund
von Arrhenatherum elatius, wenn auch nicht in dem Maße wie U.perennans.
DieSporenmasse
ist verklebtUntersuchungen der Zellkerne bei
Fortpflanzung
derBrandpilze.
Hund dunkel
gefärbt;
die einzelnenSporen
sind 5—8mgroß
und besitzen eineglatte
Membran.Das
Promyzel
tritt durch einen Riß in derSporenmembran
herausund schnürt seitlich und
endständig
Zellen ab, die' sofort zuMyzelfäden
auswachsen(Fig. 26).
Nur selten werden Konidiengebildet, gleichgültig
ob die
Keimung
in Wasser oder inNährlösung erfolgt. Ähnlich
wie beiU. nuda und U. Tritiä können auch hier mehrere
Promyzelien
aus derSpore
heraustreten. Die Glieder desPromyzels
sowie dieabgeschnürten
Zellen sind stets
einkernig.
DieKopulation erfolgt
stets durch Schnallen¬bildung (Fig. 28).
Dabei tritt zuerst der Kernüber,
worauf ihm das Proto¬plasma nachfolgt.
Diezweikernigen
Zellen wachsen nun zulangen Myzelfäden
aus, mit stetszweikernigen
Gliedern(Fig. 29).
Diese strecken sichsofort,
dabei teilen sich die Kernekonjugiert.
U. dura wurde von
Schellenberg (Nr. 29) eingehend
beschrieben.Seine
Figuren
stimmen mit denunserigen weitgehend
überein. Die Kern¬verhältnisse sind von ihm nicht untersucht worden. Seine Bilder
(Nr. 22)
der Tafel VII stellen wahrscheinlich Zweikernstadien dar.
Ustilago
Hordei(Persoon)
Kellerman etSwingle.
Tafel II.
U. Hordei befällt sämtliche Gerstenarten. Die
Sporenmasse
bleibtanfänglich
in denSpelzen eingeschlossen
und wird erst bei der Halm¬reife verstreut. Die
Sporen
sind miteinanderverklebt, kugelig
und etwa10 n
groß.
Ihre Membran istglatt.
Bei der
Keimung
reißt dieSporenmembran
auf und dasPromyzel
tritt durch den entstandenen Riß heraus. Bleicht man die Membran frisch
gekeimter Sporen
mitWasserstoffsuperoxyd,
sodaß siedurchsichtiger
wird,so sieht man, daß bei der
Keimung
in derSpore
der Kern sich in zwei Keime teilt(Fig.
1), wovon der eine in dasPromyzel
wandert, der andere in derSpore
zurückbleibt(Fig.
2). Dieses Verhalten der Kerne erklärt dieMöglichkeit,
daß aus einerSpore
mehrerePromyzelien
austretenkönnen. Die
Keimung erfolgt
meist schon nachwenigen
Stunden. DasPromyzel
besteht aus drei bis vierGliedern,
dieje
einen Kern enthalten.Seitlich und
endständig
werden reichlich Konidiengebildet (Fig. 3),
dieleicht abfallen
(Fig. 4)
undSproßverbände
liefern. Die Konidien sindelliptisch
und enthalten stets nur einen Kern. Erst beiVerarmung
derNährlösung
tretenje
zwei Konidien inKopulation,
wobei sie ihre Form ändern, indem sich ihre Enden stärker abrunden, dannlegen
sie sichmit diesenzusammen und bilden
je
eine seitlicheAusstülpung,
in welchendie trennende Membran
gelöst
wird(Fig. 5). Zugleich
nähern sich beide Kerne derÖffnung,
bis dann ein Kern in die andere Konidie hinüber¬wandert. Ist der
Übertritt
des Kernesvollzogen,
so wandert auch derProtoplasmainhalt
nach(Fig. 5).
Die entleerten Konidien werden ab¬geschnürt, schrumpfen
zusammen unddegenerieren.
Die andern runden 2*sich ab und die beiden Kerne
lagern
sichäquatorial
einandergegenüber (Fig. 6).
Sie teilen sich hierkonjugiert,
wodurchMyzelfäden
entstehenmit lauter
zweikernigen
Gliedern. Beifortgesetzter Teilung
streckensichdie einzelnen Zellen, und die Kerne wandern an die beiden
Pole,
wodurch eine weiterekonjugierte Teilung verunmöglicht
wird(Fig.
7, 8 u.9).
Bei der früher herrschenden
Verwirrung
in der Nomenklatur des U. Carba ist esjeweilen schwierig
zu unterscheiden, welche der sieben Artenvorlag.
So hat Brefeld als U. Hordei eine Form beschrieben, welche, wie schon früher Jensen undLang nachgewiesen
haben, U. nudagewesen sein dürfte. Es ist namentlich
Magnus
gewesen, der dierichtige
Nomenklatur der sieben Arten des U. Carba
richtig gestellt
hat. Wohl die erstesystematisch vergleichende Bearbeitung
findet sich in Schellen¬berg: „Die Brandpilze
der Schweiz". Erst seitdem ist nun ein sicheres Bestimmen undVergleichen möglich geworden.
Die Kernverhältnisse sind von ihm nicht untersucht worden. Meine Bilder, die ich von den einzelnen Arten erhielt, stimmen mit denseinigen weitgehend
überein.Ustilago
Vaillantii Tulasne.Tafel IL
Das von mir untersuchte Material stammte z. T. aus
Locarno,
z. T.von Brusio. In beiden Fällen war die
Wirtpflanze
Scillabifolia (L.).
DasSporenpulver
istolivgrün.
Die einzelnenSporen
sindlänglich, unregel¬
mäßig geformt
und variieren stark in der Größe. Ihre Membran istschwach
punktiert
undockergelb.
Die
Sporen
keimen außerordentlich leicht, sowohl in Wasser als auch inNährlösung.
Dabei reißt dieSporenmembran
auf. DasPromyzel
bleibtrelativ kurzund ist
einkernig.
Es schnürt amEndeeineKonidie ab(Fig. 20),
die leicht abfällt
(Fig. 22)
und sich in einendreigliedrigen Konidienträger
teilt. Seine drei Glieder sindursprünglich einkernig.
Dieserabgefallene dreigliedrige Konidienträger
schnürt an den Zwischenwänden weitere Konidien ab(Fig. 23).
Sie sitzen an kurzenStielchen,
sindspindelförmig,
etwas kleiner als die
ursprüngliche
Konidie und enthalten stets nur einen Kern. Sie fallen leicht ab und wachsen dann zu der normalen Größe desKonidienträgers
aus; dann teilt sich der Kern indrei, zugleich
entstehen zwei
Zwischenwände,
so daß aus dereinzelligen
Konidie einneuer
dreigliedriger Konidienträger
entstanden ist. Er schnürt wiederum seitliche Konidien ab, und diese wachsen wiederum zuKonidienträgern
heran.
In älteren Kulturen wachsen die
abgeschnürten
undabgefallenen
Konidien nicht mehr zu
Konidienträgern heran,
sondernkopulieren
zahl¬reich, indem sie durch einen dünnen Keimschlauch keimen.' Trifft dieser auf eine andere
Konidie,
so verwächst er mit ihr, die Membran wird ander
Verbindungsstelle aufgelöst.
Dadurch ist zwischen beiden KonidienUntersuchungen der Zellkerne bei
Fortpflanzung
derBrandpilze.
13 dieVerbindung hergestellt (Fig. 26).
Nun nähern sich die beiden Kerne der zwei Konidien demKopulationsschlauch,
bis einer durch denselben in die andere Konidie hinüberwandert. Ist derÜbertritt
des Kerneserfolgt,
so wandert auch dasProtoplasma
in die nun zweiKerne enthaltende Konidie.Die
Kopulation
kann auch zwischen zwei Gliedern desKonidienträgers
stattfinden, Dabei nähern sich beide Kerne einander und die trennende Membran wird teilweisegelöst.
Durch die entstandeneÖffnung
tritt nunder Kern und hernach das
Protoplasma
aus einer Zelle in die andere über.Nach
vollzogener Kopulation
schließt sich dieÖffnung
wieder. Dadurchentstehen aus dem
Konidienträger,
derursprünglich
aus dreije
einenKern enthaltenden Zellen besteht, ein solcher, der aus einer
zweikernigen
und einereinkernigen
Zelle sowieauseiner leeren Membran besteht(Fig. 27).
Die
einkernige
Zelle kann auch mit einereinkernigen
Konidiekopulieren (Fig.
24"). Ferner kann auch derKonidienträger
mit einem andernkopu¬
lieren, indem zwischen beiden ein, zwei oder drei
Verhindungsschläuche
entstehen, durch welche dieentsprechende
Zahl Kerne von einem Konidien¬träger
in den andern wandern. Dadurch entstehenPromyzelien,
die ausdrei
je
zwei Kerne enthaltenden Zellen bestehen.Anfänglich legen
sich die beiden Kerne nebeneinander(Fig. 28).
Erstnachdem diese
zweikernigen
Zellen mit einem dünnenMyzelfaden
aus¬keimen
(Fig.
29), wandern die beiden Kerne an die beiden Enden dieserMyzelfäden.
Läßt man die
Keimung
von U. Vaillantii sich in Wasser vollziehen,so entsteht nicht ein
Promyzel
mitKonidienträger,
sondern aus derSpore
tritt ein dünner
Myzelschlauch
heraus, der sofort weiterwächst. Er ent¬hält nur einen Kern, der sich nahe an der
Spitze
befindet. Beim Aus¬wachsen sammelt sich das
Protoplasma
im vordem Teil, indem sich der hintere nach und nach entleert(Fig.
40).Die
Keimung
in Wasser wurde zuerst von Schröter und von Bre- feld untersucht. Sie beobachteten dasgleiche
Bild wie bei derKeimung
derSporen
inNährlösung,
nur blieben dieKonidienträger
und die Konidien kleiner.Später
wurde dieKeimung
wieder vonSchellenberg
untersucht. Ergelangte
zu einem etwas andern Resultat, indem er beobachten konnte, daß dieSporen
in Wasser nicht ein kurzesPromyzel
bilden, das eine Konidie abschnürt, sondern daß das Promyzel zu einemlangen Myzelfaden
auswächst. UnsereResultate,
die wir bei derKeimung
in
Nährlösungen
erhielten, stimmen mit denen Brefelds überein. DieKeimung
in Wasserergab
diegleichen
Bilder wie dievonSchellenberg.
üstilago longissima (Sowerby)
Tulasne.Tafel II.
Das
Untersuchungsmaterial
stammt von Oerlikon bei Zürich undvomSeelisbergersee (736
m u.M.).
An beiden Fundorten war der Pilzhäufig
auf
Glyceria fluitans
L. DieSporen
sindkugelig
und besitzen eineglatte
Membran. Ihre Größe
beträgt
6 n im Durchmesser.Die
Sporen
keimen inNährlösung
schon nachwenigen Tagen.
DasPromyzel
ist nachBrefeld das erste kurze Glied(Fig. 30),
andemam Endeeine
spindelförmige
Konidieabgeschnürt
wird(Fig. 31),
die alsdann abfällt und zu einemvielzelligen Konidienträger
auswächst(Fig. 36).
In starkkonzentrierten
Nährlösungen
ist die ersteKonidie,
diegebildet
wird, nichtspindelförmig,
sondernwalzenförmig (Fig.
32). Die Konidie fällt leicht ab undvergrößert
sich,zugleich
teilt sie sich mehrfach, worauf sie end- undseitenständig
zahlreiche Konidien abschnürt. Die Zellen des Konidien-trägers
sowie die Konidien sind stetseinkernig.
Dieabgefallenen
Konidien
vergrößern
und teilen sich nun, wodurch sie zu neuen Konidien- trägern heranwachsen. Durch diesefortgesetzte Konidienbildung
undderen Heranwachsen zu
Konidienträgern
entsteht an der Oberfläche derNährlösung
eine Kahmhaut. Es ist außerordentlichschwierig
in derNatur,
in der auf denGewässern,
in denenGlyceria
vorkommt, sich findendeKahmhaut,
dieKonidienträger
von ('.longissima
nachzuweisen.Doch kann mit Sicherheit angenommen werden, daß sie auch dort vor¬
kommen müsse. Bei
Verarmung
derNährlösung
runden sich die Konidien ab und werden dadurch kürzer und breiter. Ihrlängerer
Durchmesserbeträgt
dann etwa 6—12 n(Fig. 45).
In solchem Zustand können siekleinere oder
größere Sproßverbände
bilden(Fig. 34).
Bei derKopulation
bilden sich an den
Berührungsstellen
kurzeVerbindungsschläuche,
durch dieje
ein Kern samtProtoplasma
aus einer Konidie in die andere hin-überwandert(Fig. 36).
In den dadurchentstandenenzweikernigeo
Konidienlagern
sich beide Kerneäquatorial
einandergegenüber.
Bei den nunbeginnenden Teilungen
der Konidien teilen sich beide Kernelängere
Zeitkonjugiert,
wodurch langeMyzelfaden
entstehen, die auskugeligen
Gliedernbestehen,
mitje
zwei einandergegenüberliegenden
Kernen(Fig.
38). Inspäteren
Stadien strecken sich die Zellen und die Kerne wandern an die beiden Enden(Fig. 39).
Dadurch wird diekonjugierte Teilung unmöglich.
Die
Keimung
von C.longissima
wurde ameingehendsten
von Bre¬feld beschrieben. Das erste kurze Glied betrachtet er als das
Promyzel,
das am Ende eine Konidie abschnürt. Dieses fällt leicht ab und wächst
zu einem
Konidienträger
aus, der wieder Konidien abschnürt. Unsere Bilder stimmen mit denen von Brefeld überein.Hingegen
wurde vonBrefeld die
Kopulation
nicht beobachtet, sondern nur das fortwährendeWeitersprossen
und das Auswachsen der Konidien zuKonidienträgern.
Dieses Verhalten veranlaßte Brefeld U.
longissi?na
als Vertreter einerUntergattung
vonUstilago
anzusehen, und zwar als derphylogenetisch
älteste
Typus.
Er benannte dieseUntergattung Proustilago
und charak¬terisierte sie durch die wiederholte, aber in der Form schwankende