V A R I A
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 1112. März 2004 AA735
Festspiele
Üppig
präsentiert
Die Schwetzinger Festspiele, die in Rokokotheater, Kon- zertsälen und im Park des Schlosses stattfinden, begin- nen am 28. April mit einer Ur- aufführung: „Lettera Amoro- sa“. Dieses nach Madrigalen von Monteverdi und Carlo Gesualdo inszenierte Musik- theater wird von Thomas Hen- gelbrock dirigiert (Live-Über- tragung: 30. April, 20 Uhr, in SWR2). Auch der zweite, der Moderne gewidmete Opern- abend beschert eine Urauf-
führung: „Der gute Gott von Manhattan“, eine Auftrags- komposition für die Festspiele von Adriana Hölszky, nach dem gleichnamigen Hörspiel von Ingeborg Bachmann (Auf- führungen am 19., 20. und 21.
Mai). Die dritte Oper ist eben- falls eine deutsche Erstauffüh- rung: „Il Re Teodoro in Vene- zia“ von Giovanni Paisiello (4. und 6. Juni). Üppig präsen- tiert sich der vom Frühbarock bis zur zeitgenössischen Musik
reichende Konzertplan. Die Preise für die Opern liegen zwischen zwölf und 130 Euro, für die Konzerte zwischen zwölf und 56 Euro. Karten- bestellungen: Telefon: 0 18 05/
80 57 30. BSR
W
ährend die Gesell- schaft den Umgang mit Sterbenden und Toten weitgehend professio- nalisiert und damit aus dem realen Leben verdrängt hat, sind wir in den Medien von Kriegen, Katastrophen und Morden – einem medialen Totentanz – umgeben. Dass es sich beim Totentanz um ein Bildthema handelt, das seit dem 14. Jahrhundert von Künstlern immer wieder neu gestaltet wird, ist dabei allerdings weniger bekannt.In hierarchischer Anordnung wird dabei jeder Mensch von einem Skelett über die Schwel- le des Todes geleitet.
Einen Totentanz der beson- deren und aktuellen Art zeigt Ferdinando Greco. Im unteren Bilddrittel taucht die Front- partie eines Autos auf. Auto- marke und Nummernschild sind klar zu erkennen. Der Wagen und der Wagenhalter wären klar zu identifizieren.
Anstelle der Fahrerkabine ist jedoch ein Totenschädel zu se- hen und verweist unüberseh- bar auf die tödlichen Gefahren des Automobilzeitalters.
Was auf den ersten Blick wie eine rasch hingeworfene Skizze erscheinen mag, gibt durch die sorgsame Datie- rung des Künstlers einen Ent- stehungszeitraum von knapp sechs Jahren zu erkennen – eine kleine Lebensspanne.
Wenn man sich auf die dunk- le Oberfläche des Bildes einlässt, erkennt man, dass das Papier in der Mitte ge- faltet war. Wird der Titel hinzugefügt, der frei über-
setzt lautet: „Weggetragene Landschaft und Mutant“, dann verdichtet sich die Totentanzthematik über die bildnerische Darstellung hin- aus in mehrfacher Hinsicht:
Ein jahrelanger Entstehungs- prozess hat sein klares Ende gefunden; der Titel thema- tisiert das Entgleiten der Welt („weggetragene Land- schaft“), und die Faltung des Papiers sowie der Begriff
„Mutant“ verweisen auf die
zwei getrennten und doch auch zusammengehörenden Welten einer religiösen Welt- sicht: Der Wechsel von der diesseitigen Lebenswelt in die jenseitige des ewigen Lebens wird von tanzenden Skeletten, oder – pars pro toto – von einem Totenschä- del begleitet. Hartmut Kraft
Kunst und Psyche
Wenn die Welt verschwindet
„Paesaggio portato via e mutante“, Mischtechnik auf Papier, 35 cm × 50 cm, signiert, betitelt und datiert 28. März 1997 bis 4. Januar 2003
Biografie Ferdinando Greco Geboren 1939 in Rovello, Italien. Studium an der Kunstakademie in Mailand. Die Arbeiten von Greco sind geprägt von einer Malerei, die Fotografie, Collagen, Fundstücke und auch Texte mit einbezieht. Lebt in Saronno, Italien.
Literatur
Greco F: rencontre avec . . ., Musée Cantonal des Beaux-Arts, Lausanne 1981. Greco F: Paesaggio Portato Via.
Living Art Gallery, Mailand 1996.
Wunderlich U: Der Tanz in den Tod – Totentänze vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Eulen Verlag, Freiburg 2001.
Foto:Eberhard Hahne
Berichtigung
Aufgrund eines technischen Versehens wurde im Deutschen Ärzteblatt, Heft 9/2004 der falsche Text zu dem Bild von Ferdinando Greco veröffent- licht. In diesem Heft können Sie jetzt die richtige Bildbeschrei- bung zu „Paesaggio portato via e mutante“ nachlesen.
Die Künstlerin und Ärztin Dr. med. Margot Ende ent- wickelte Tastbilder, die Blin- den und Sehbehinderten den Zugang zur Kunst er- möglichen sollen. Im Stadt- museum Düsseldorf werden
zurzeit (14. März bis 16.
Mai) unter anderem 30 die- ser Tastbilder ausgestellt.
Gezeigt werden außerdem rund 30 Bilder, die nach Auskunft des Museums
„durch ihren Farbenreich-
tum und die Farbanordnung Menschen mit Restsehver- mögen die Betrachtung er- möglichen“. In einem weite- ren Teil der Ausstellung be- steht für die Besucher unter anderem die Möglichkeit, aus verschiedenen Mate- rialien eine neue Tast- ausstellung entstehen zu las- sen. Informationen: Telefon:
02 11/89-9 61 72. EB