• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Psychosomatische Medizin: Ratgeber zur Lebensführung" (22.10.2010)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Psychosomatische Medizin: Ratgeber zur Lebensführung" (22.10.2010)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A 2052 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 107

|

Heft 42

|

22. Oktober 2010 Der Titel des Buches lässt manches

vermuten, aber es handelt sich um eine Einführung in die Psychoso- matische Medizin für Laien. In ver- ständlicher Sprache und mit Bei- spielen vermittelt der Autor Zusam- menhänge zwischen Seelischem und Körperlichem. Neben der schon bekannten Kritik am Alltag

des Medizinbetriebs wird dem Leser vermittelt, dass emotionales Unglück kör- perliche Krankheiten mit- bedingt. Daher ist das Buch grundsätzlich für Patienten empfehlenswert als Infor- mation zu Erkrankungen und als Ratgeber zur Le- bensführung.

Aber es gibt vielerlei Einwände. Der Verlag ist im Klappentext unschön reißerisch: „Bartens trägt Beweise dafür zusammen, dass die Erkenntnisse der interna- tionalen Forschung zu einem Para- digmenwechsel führen müssen:

weg vom mechanistischen Men- schenbild, hin zu einem ganzheit- lichen Ansatz, der Körper und Seele gleichermaßen berücksich- tigt. Hier kündigt sich eine Revo- lution an, und Bartens ist ihr Ver- künder.“

Abgesehen davon, dass Verkün- der häufig mehr Unglück erzeugen als sie verhindern, muss man darauf hinweisen, dass psychosomatische Einsichten sich historisch bis in den Alten Orient zurückverfolgen las- sen. Freud und Pawlow schufen schon im 19. Jahrhundert die Grund- lagen der Psychosomatik. Der ganzheitliche Ansatz ist bereits seit Jahrzehnten Thema in der Medizin.

Bei den „Beweisen“ handelt es sich um bekannte Forschungsergebnis- se, überwiegend aus den letzten Jahren, wie das solide Literaturver- zeichnis zeigt.

Wenngleich die Vermittlungs- idee des Autors zu begrüßen ist, so ist inhaltlich einiges verkürzt, ver- zerrt und wenig hilfreich, und zwar in den Bereichen, in denen es um Psychologisches geht. Öfter wird der Autor moralisch belehrend PSYCHOSOMATISCHE MEDIZIN

Ratgeber zur Lebensführung

(„Vermeiden Sie Trennungen, denn erneut heiraten hilft nicht im- mer.“ „Freundlich streiten – aber nicht bis aufs Blut.“). Da möchte man in Variation einer Bemerkung Valentins sagen: Wenn es so ginge, dann geht es auch ohne das Buch.

Überhaupt ist dies das Hauptpro- blem des Werks: Die Forschungen der Psychoanalyse, der Verhaltens- therapie und anderer psychothera- peutischer Ansätze zur psychischen Entwicklung, zu Beziehungsstö- rungen et cetera werden kaum be- achtet.

Studien zu psychosozialen Zu- sammenhängen werden unkritisch übernommen. So zitiert der Autor eine US-amerikanische Studie, wonach Ehe und Freundeskreis gesundheitsfördernd seien und Isolation krank mache. Der Autor macht daraus den Aufruf zur Tren- nungsvermeidung und rät zur Ehe.

Abgesehen davon, dass diese Stu- die eine gefühlte Evidenz vermit- telt, ist sie fragwürdig. So sind

„Ehe“ und „Isolation“ kein Ge- gensatz und kategorial konfun- diert, indem Isolation sozialer Sta- tus als auch Selbstwahrnehmung („Einsamkeit“) ist. Es gibt nicht selten die Isolation in der Ehe.

Auch wenn es soziale Isolation al- lein durch äußere Bedingungen gibt, so spricht Isolation meist von psychischen Problemen.

Ebenfalls die häufige undifferen- zierte Nutzung des Stressbegriffs ist wenig hilfreich. Selye unterschied zwischen Stressor, Stress, Eustress und Distress und beschrieb eine uniforme physiologische Reaktion.

Schon für Selye waren auch starke gute Gefühle ein Stressor. Die Ar- beiten zum Beispiel von Lazarus sind nicht erwähnt. Der Autor benutzt den „Stress“ – wie in der Populärliteratur üblich – meist als Synonym für irgendetwas Belasten- des, sei es externer Art (zum Bei- spiel Lärm) oder aus der eigenen Konflikthaftigkeit entstanden. Bei letzterer hilft aber nur die innere Neuregulation, und hierzu braucht es oft externe Beratung und Psy- chotherapie. Hermann Joosten Werner Bartens:

Körperglück. Wie gute Gefühle gesund machen. Droemer Knaur, München 2010, 317 Seiten, gebunden, mit Schutzumschlag, 19,95 Euro und KV-Informationen jährlich ca.

1 000 Euro Kosten in meiner Praxis (Allgemeinarztpraxis mit ca. 900 Scheinen im Quartal) entgegen.

Mein Team und ich versorgen im Praxisalltag unsere Patienten bisher hervorragend ohne DSL, Online- Dienste und Internetportale.

Nun soll ich für die viermalige Nutzung einer sicheren Datenver- bindung (VPN) zu meiner KV für die Quartalsabrechnung eine Kos- tensteigerung von ca. 5 000 Pro- zent (Kosten für Disketten und Einwurf bei der KV versus On- line-Abrechnung) als innovativ akzeptieren?

Aus meiner Perspektive habe ich den Eindruck, dass ausschließlich KVen, KBV und ganz besonders (mein) IT-Dienstleister von der vorgeschlagenen Prozedur profitie- ren! Zum Zusatznutzen muss ich gestehen, dass mir die Zeit fehlt (und die Sinnhaftigkeit abgeht), im KV-Portal in irgend welchen Statis- tikmodulen, Praxisbörsen, Quali- tätszirkeln etc. zu surfen.

Dass sichere Datenverbindungen auch kostengünstiger und subven- tionsfrei funktionieren, das be- weist seit vielen Jahren das On- line-Banking. Die Banken hono- rieren dieses Prozedere mit kos- tenlosen Transaktionen, und neu- erdings gibt es den sicheren E-Post-Brief. Da ist die Software Freeware. Diese kann auch vom Nichtprofi Menü geführt und ganz ohne teuren IT-Dienstleister installiert werden. Schnittstellen- probleme zu anderen Standard- softwareapplikationen gibt es hier- bei nicht.

Die vernetzte Welt ist global. Für Standards, effektive und effiziente Applikationen sind eine Gesamt- strategie und Umsetzung durch die KBV und nicht die Kleinstaaterei einzelner KVen zwingend.

Für meine Beiträge erwarte ich von der KBV eine skalierbare Praxis- software inklusive Kommunikati- onssoftware für die unterschiedli- chen Regionen der Bundesrepublik, welche als Freeware von der jewei- ligen KV für die spezifischen Fach- arztpraxen und Leistungs erbringer zur Verfügung zu stellen ist . . .

Dr. med. Ines Voigt, 55122 Mainz

B R I E F E / M E D I E N

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

kein Deutscher soll das jemals vergessen, noch ruhen, bis diese Parasiten vom deutschen Boden vertrieben und vernichtet sind." Diese Sätze von Kaiser Wilhelm II.. spielen

Die Befruchtung der Medizin durch die Psychologie war und ist erwünscht; es ist jedoch nicht gleich- gültig, in welcher Form: Erwünscht ist die Integration

wenn scheinbar unerklärliche körperliche Symptome Ihnen seelisches Leiden verursachen, wenn chronische Schmerzen Ihren Alltag unerträglich machen, wenn Ängste und

Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie oder als Facharzt

Zum Glück – für mich und sicher auch für viele andere Kollegen – gibt es im „Ärzteblatt Sachsen“ die inte- ressanten letzten Seiten: „Medizin- geschichte“,

Zum Glück – für mich und sicher auch für viele andere Kollegen – gibt es im „Ärzteblatt Sachsen“ die inte- ressanten letzten Seiten: „Medizin- geschichte“,

Als Student in Leip- zig, der in der Nähe des Völker- schlachtdenkmals gewohnt hat und als jetziger Besitzer eins „Stifterbrie- fes“ für das Völkerschlachtdenkmal habe ich

1915 legte er den Grundstein für eine Röntgenstation am späteren Universitätsklinikum. Hier errichtete er auch 1924 die weltweit erste Dia- betikerambulanz. 1954 wurde er