Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 1–25. Januar 2004 AA37
B Ü C H E R
Sportmedizin
Praxisbezogen
Jarmo Ahonen, Tiina Lahtinen, Marita Sandström, Giuliano Pogliani: Sportmedizin und Trainingslehre. 2. Auflage, Schat- tauer GmbH, Stuttgart, 2003, X, 206 Seiten, 147 Abbildungen, 44 ganzseitige Farbtafeln, 22 Tabel- len, 39,95 A
Zweifelsohne, sportmedizini- sche Kenntnisse sind gefragt – immer mehr Menschen trei- ben Sport, sei es als Hochlei- stungs-, Freizeit- oder thera- peutischen Sport. Oft genug wird das Gegenteil des ange- strebten Ziels erreicht, wozu falsche individuelle Voraus- setzungen, falsche Trainings-
methoden und falsche Ziel- vorgaben gleichermaßen bei- tragen können. Spezialisier- te wissenschaftliche Abhand- lungen gibt es hinreichend; es fehlen praxisbezogene Über- sichtswerke, geeignet einer- seits für Trainer, Physiothera- peuten und Anwender, ande- rerseits für Ärzte und diplo- mierte Sportpädagogen.
Das Buch schließt diese Lücke, wobei es sich mit neu- er Gestaltung und Konzen- tration auf wesentliche Aspekte (Verzicht auf die Sportanatomie, Austausch der Fotos des Kapitels „Mus- kulatur und Haltung“ durch informative Zeichnungen) von der ersten Auflage un- terscheidet. Alle wesentli- chen Aspekte sportmedizini- scher und trainingswissen- schaftlicher Zusammenhän- ge sind in den Kapiteln zur allgemeinen Anatomie, Sportphysiologie, Trainings- betreuung, Haltung und Be- wegung berücksichtigt. Er- gänzend zu jedem Kapitel wurden wichtige Schlüssel- wörter erklärt; speziell In- teressierte finden weiter- führende Literatur zu den einzelnen Themen.
Vor allem Medizinstudie- renden, angehenden Sport- therapeuten und Kranken- gymnasten dürfte das Über- sichtswerk eine wertvolle Hilfestellung bei der Ein- arbeitung in sportmedizini- sche und trainingswissen- schaftliche Fragestellungen
sein. Klaus Jung
Terminologie
„Medizinerlatein“
Juliane C. Wilmanns, Günther Schmitt: Die Medizin und ihre Sprache. Lehrbuch und Atlas der medizinischen Terminologie nach Organsystemen. Ecomed Verlags- gesellschaft, Landsberg, 2002, 432 Seiten, 218 Abbildungen, 49 A
Das Lehrbuch will sowohl (angehenden) Ärzten als auch interessierten Laien ei- nen Einblick in die Fachspra- che der Medizin geben. Es lenkt das Augenmerk zu- nächst auf drei Bereiche: die ärztliche Sprechstunde, die topographische Anatomie und die Wortkunde. Damit wer- den jene Dimensionen der medizinischen Terminologie eingehend beleuchtet, die für
Ausbildung und Praxis beson- ders wichtig sind: klinische Fachsprache, anatomische Nomenklatur und Struktur („Bausteine“) der Fachbe- griffe. Aus dieser Perspektive werden nun in systematisch angelegten Kapiteln – unter- gliedert in Anatomie, Physio- logie und Klinik – die Organ- systeme des Menschen im Einzelnen dargestellt.
Die hochwertigen Abbil- dungen zur Anatomie, zur Diagnostik und zum klini- schen Krankheitsbild stehen im ausgewogenen Verhältnis zum Text und den terminolo- gischen Tabellen. Diese sind farbig unterlegt und führen zur nachvollziehbaren Über- setzung der Fachbegriffe. Im Anhang werden die gramma- tikalischen Grundlagen der medizinischen Terminologie übersichtlich zusammenge- fasst. Das Register verzeich- net die griechischen Wörter auch in griechischer Schrift, die aus fast allen medizi- nischen Lexika verbannt worden ist.
Das Buch stellt die Medi- zin im Spiegel ihrer Sprache dar. Es ist Ergebnis der Kooperation einer Professo- rin für Geschichte der Medi- zin und eines Facharztes für Allgemeinmedizin. Im Hin-
blick auf die Organsysteme wurden die Autoren von nam- haften Experten beraten. So entstand ein Kompendium, Nachschlagewerk und Atlas in einem – ein außergewöhn- licher Band. Er eignet sich auch als Geschenk für jene, die das „Medizinerlatein“
unter professioneller Anlei- tung durchschauen lernen möchten. Heinz Schott
Expertensysteme
Auf dem Prüfstand
Georg Marckmann: Diagnose per Computer? Eine ethische Bewer- tung medizinischer Expertensyste- me. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, 2003, 215 Seiten, brosch., 39,95 A
Die Leitfrage des Autors lautet: Wie adäquat lassen sich medizinisches Fachwis- sen und der ärztliche Ent- scheidungsprozess in einem Computersystem repräsen- tieren? Noch in den 80er-Jah- ren waren die Erwartungen groß: Medizinische Exper- tensysteme sollten selbst- ständig Symptome und Be- funde von Patienten inter- pretieren und im Rückgriff auf eine umfassende hinter- legte Wissensbasis Vorschlä- ge zur Diagnostik und Thera-
pie berechnen. Diagnosti- sche Systeme zählen daher zu den häufigsten Anwen- dungen dieser Technologie.
Das Werk gibt zunächst ei- nen Überblick über den For- schungs- und Entwicklungs- stand bei Expertensystemen allgemein und speziell bei medizinischen Systemen. Im zweiten Schritt analysiert der Autor die Struktur ärztlichen Denkens und Handelns ein- schließlich der komplexen Arzt-Patient-Beziehung, um auf dieser Grundlage die Lei- stungsfähigkeit computerba- sierter Diagnostik zu unter- suchen und die Chancen und Risiken des Einsatzes von Expertensystemen für die Patientenversorgung zu be- werten.
Sein Fazit: Medizinisches Wissen und ärztliche Erfah- rung lassen sich nur sehr ein- geschränkt in einem Compu-
tersystem modellieren. Er- setzen können sie die ärzt- liche Kompetenz keinesfalls.
Nur wenige Expertensyste- me sind zurzeit im klinischen Einsatz. Genutzt werden ge- rade nicht die komplexen Systeme, sondern einfache Formen der computerbasier- ten Entscheidungsunterstüt- zung, die sich auf Teil- bereiche im Behandlungs- prozess, wie zum Beispiel die Arzneimitteltherapie, be- schränken. In solchen eng umgrenzten Aufgabenberei- chen können kleine und flexible Programme jedoch durchaus dazu beitragen, die Qualität und Effizienz der Versorgung zu verbessern.
Außerdem sind sie leichter zu realisieren, besser an die Bedürfnisse der Nutzer anzupassen und mit weniger Risiken beim Einsatz be- haftet. Heike E. Krüger-Brand