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Archiv "Allgemeinmedizin: Abschreckender Ausbildungsgang" (15.10.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 41

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15. Oktober 2010 A 1983

A LLGEMEINMEDIZIN

Vom Studium bis zum Entschluss, ei- ne Hausarztpraxis zu eröffnen, ist ein langer Weg (DÄ 26/

2010: „Interview mit Prof. Norbert Donner-Banzhoff und Prof. Ferdinand Gerlach: ,Es ist wichtig, dass man nah am Nachwuchs ist, und das sind wir‘“

von Heike Korzilius und Sabine Rieser).

unter den im universitären Bereich angesiedelten Allgemeinmedizi- nern haben dem Fach einen Ausbil- dungsgang beschert, wie ihn keine andere medizinische Disziplin for- dert und der die jungen Kollegen von vornherein abschreckt.

Ein Weiterbildungsgang mit ledig- lich längerer Krankenhauserfah- rung in der Inneren Medizin, einer relativ langen Praxiszeit bei einem Hausarzt und eine Serie von soge- nannten Seminarweiterbildungen, die auch noch Geld kosten und die Wochenenden verbrauchen und die nichts bringen, denn in Seminaren hat man im Studium genug geses- sen, – dieser Gang verschließt auch noch alle Türen zu den anderen Fä- chern, wird somit von den jungen Kollegen bewusst gemieden. Es gibt in den anderen Fächern nichts Vergleichbares. Also warum nicht wenigstens bei Internisten oder Kinderärzten eine „praxis“nahe und seminarunterfütterte Weiterbil- dung, wo diese doch auch hausärzt- lich tätig sind? Wenn Herr Donner- Banzhoff meint, die Allgemeinme- dizin sei die eigentliche intellektu- elle Herausforderung im Gegensatz zu den Gerätebedienern, dann führt das lediglich zu Polarisierungen und treibt den Autor und sein fach-

G

V z n z l 2 m Donner-Banzhoffund

Abschreckender Ausbildungsgang

Studenten sind sicher immer be- geistert, wenn man sich um sie kümmert. Aber leider hält die Be- geisterung für die Allgemeinmedi- zin nicht lange an. Nur ein ver- schwindend geringer Teil der ehe- mals Begeisterten und fast nur Frauen machen eine Weiterbildung zum Allgemeinarzt. Die ebenso be- geisterten Praxen im Frankfurter Raum (Gerlach) haben es ebenso wenig wie die Meinungsbildner in der Allgemeinmedizin geschafft, junge Ärzte für dieses Gebiet zu motivieren. Der Profilierungsdruck gegenüber den anderen medizini- schen Disziplinen und ein hartnä- ckiges Minderwertigkeitsgefühl

liches Umfeld in die Lächerlich- keit.

Früher hießen wir praktische(!) Ärzte, die eben auch handwerklich etwas konnten und nicht überwie- gend durch Sinnieren und Psycho- logisieren sich selbst zu den wah- ren Menschenkennern auffürsten wollten . . .

Der Allgemeinmediziner – ich mei- ne da den breit und wo sonst als in Krankenhäusern ausgebildeten praktischen(!) Arzt mit gutem Ba- siswissen in möglichst vielen Dis- ziplinen und zudem der Bereit- schaft (!), in der Breite zu denken und zu handeln – wird nicht unter- gehen, ich denke eher in Zukunft noch mehr benötigt werden, wenn wir uns mit unserem Überflussan- gebot und der Serviceideologie in der Medizin ruiniert haben.

Die Redaktion veröffentlicht keine ihr anonym zugehenden Zuschriften, auch keine Briefe mit fingierten Adressen. Alle Leserbriefe werden vielmehr mit vollem Namen und Orts- angabe gebracht. Nur in besonderen Fällen können Briefe ohne Namensnennung publiziert werden – aber nur dann, wenn der Redaktion bekannt ist, wer geschrieben hat.

ANONYM

B R I E F E

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A 1984 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 41

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15. Oktober 2010 beträgt, eine Einzelpraxis auf dem

Land „nicht attraktiv“ beziehungs- weise „nicht machbar“ ist.

Und das in einem Artikel über die Zukunftskonzepte der Allgemein- medizin auf dem Land? Ja, wer soll denn dann auf dem Land praktizie- ren? Die 25 Prozent der jungen männlichen Ärzte? Die Ärztinnen werden dann Chirurginnen in Krankenhäusern oder gehen halb- tags in Instituten theoretischen Tä- tigkeiten nach?

Man entschuldige meine Ironie.

Aber warum trauen wir unseren hochmotivierten, intelligenten, flei- ßigen und belastbaren jungen Ärz- tinnen nicht zu, eine eigene Praxis auf dem Lande zu führen?

In Thüringen sind Frauen unter den Hausärzten mit 60 Prozent die Mehrzahl. Praxen in ländlichen Gegenden werden regional unter- schiedlich in einem Prozentsatz von 54 bis 60 Prozent von Ärztin- nen geführt. Das sind hauptsäch- lich Einzelpraxen.

Ich wage zu behaupten, dass die Mehrzahl dieser Kolleginnen in ihrem Beruf erfolgreich und zu- frieden ist. Sie sind meistenteils verheiratet, haben oft mehrere Kinder.

Entscheidend ist doch hier wohl nicht das Geschlecht, sondern sind multiple Faktoren, die für die Tä- tigkeit als Hausärztin oder -arzt auf dem Lande eine Rolle spielen.

Zum einen liegen sie in den persönlichen Vorstellungen und Einstellungen der Ärztinnen und Ärzte, zum anderen im sozialen Umfeld.

Auf dem Lande gibt es oft ein in- taktes soziales Gefüge, Kinderbe- treuung auch zu „Unzeiten“, ein überschaubares Umfeld, um Kinder und Beruf vereinbaren zu können.

Engagierte Lebenspartner, die ebenso im Berufsleben stehen, aber Alltagsanforderungen arbeitsteilig erledigen, sind ein entscheidender Beitrag für den Erfolg. Natürlich muss einem das Landleben auch

„liegen“, man muss die Nähe der Patienten aushalten können und de- ren „Geschichten“ lieben. Aber ein individueller Umgang auch damit ist immer möglich.

Als Problem auf dem Lande wird oft eine zu hohe Arbeitsbelastung angesehen. Ohne Zweifel werden in Landpraxen oft mehr Patienten betreut als im städtischen Bereich.

Aber ein 24-Stunden-Dauereinsatz sieben Tage die Woche gehört bei uns in Thüringen der Vergangen- heit an. Wir haben flächendeckend ein funktionierendes Dienstsystem, was mit ein bis zwei Diensten pro Monat keinen niedergelassenen Kollegen mehr überfordert. Freizeit ist möglich!

Mehr Patienten in der Praxis be- deuten mehr Arbeit, aber nicht nur das. Sie stellen eine Herausforde- rung dar für Organisation und Teamarbeit. Nebenbei wird auch das Honorar entsprechend höher ausfallen.

Warum sollte sich eine Frau mit einem derart anspruchsvollen und langen Studium nicht solchen Herausforderungen stellen?

Frauen sind belastbar, kreativ, flexi- bel, empathisch und zeichnen sich unter anderem auch dadurch für den Aber möglicherweise ist eine Re-

form vom Kopf her notwendig.

Dr. Christian Bünemann, 42369 Wuppertal

Auch Frauen haben Landarztpraxen

. . . Ich bin als Fachärztin für Allge- meinmedizin und „bekennende“

Landärztin in Thüringen seit Jahren gemeinsam mit einer Reihe Kolle- ginnen bestrebt, Absolventen für den Beruf des Hausarztes zu ge- winnen. Besonders positiv ausge- wirkt hat sich meiner Erfahrung nach stets der direkte Kontakt der Studierenden, beziehungsweise der jungen Ärzte mit engagierten Kol- legen von der Basis. Das Kennen- lernen der Realität war in vielen Fällen nicht unbedingt abschre- ckend.

Umso mehr erstaunte mich der Satz von Prof. Donner-Banzhoff, dass für Frauen, deren Anteil bei den Medizinstudenten 75 Prozent

S TERBEHILFE

Der zweite Straf- senat des Bun- desgerichtshofs hat entschieden, unter welchen Voraussetzungen Sterbehilfe recht- lich zulässig ist (DÄ 36/2010: „Urteil zur Sterbehilfe: Keine Tötung auf Verlangen“ von Gisela Klinkhammer).

S

D s d h u V S lich zulässigist (DÄ

Palliativmedizin verlängert das Leben!

Eine aktuelle Studie Bochumer Ethiker hat zu dem Anschein geführt, Palliativmediziner wür- den das Leben ihrer Patienten verkürzen, sogar gegen deren Willen. Dies hat zu großer Ver- unsicherung von Patienten und Angehörigen geführt. In der Presse war zu lesen „Ärzte stellen Behandlung Todkranker oft ein“.

Aber Studien zeigen das Gegen- teil: Palliativmedizin verbessert die Lebensqualität, nimmt Schmerz und Atemnot, mindert

Depressionen, vermindert ag- gressive Therapieverfahren und verlängert das Leben. Die Bes- serung der Lebensqualität und die Verlängerung des Lebens la- gen der Studie zufolge in der gleichen Größenordnung, wie bei einer optimalen Chemothe- rapie zu erwarten wäre . . . Obwohl die Studie zeigte, dass die Lebensverlängerung im Bereich einer Größenordnung einer wirksamen und dabei sehr belastenden Chemotherapie liegt, werden auch teuerste Chemotherapien hierzulande von jeder Krankenkasse ge - tragen. Palliativversorgung da- heim ist jedoch in den meisten Regionen Deutschlands noch nicht ausreichend verfügbar.

Dies muss sich für die Patien- ten und deren Angehörige ändern, damit der Wunsch nach Tötung auf Verlangen nicht erst auftritt!

Thomas Sitte, Vorstandsvorsitzender der Deutschen PalliativStiftung, 36037 Fulda Dr. Matthias Thöns, Praxis für Palliativmedizin, 44797 Bochum

B R I E F E

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