Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen
BRIEFE AN DIE REDAKTION
len Anteil der Fachärzte bei den Rentenversicherungsgutachten bzw. den Vertrauensärzten aus- geht. Wenn nun aber der Stellenke- gel mit 50 Prozent, A 15 bis B 2, von den Fachärzten voll in An- spruch genommen wird, bleibt für die Praktiker in der Querschnitts- analyse nur noch die Besoldungs- gruppe A 14 übrig. Strukturell wäre damit das Einkommen des Allge- meinpraktikers mit Besoldungs- gruppe A 14 zu vergleichen. Aus diesen Gründen haben wir Ärzte im öffentlichen Dienst eine Auswei- tung der Stellenobergrenzen, d.h.
Strukturverbesserungen wie bei- spielsweise Schaffung einer Son- derlaufbahn gefordert. In diesem Zusammenhang darf nicht überse-
hen werden, daß es keinen Rechts- anspruch auf Übernahme in das Beamtenverhältnis und keinen Rechtsanspruch auf Beförderungen gibt.
Nach dem 2. Besoldungsneurege- lungs- und Vereinheitlichungsge- setz ergibt sich ferner, daß im Rah- men des Stellenkegels A 15 bis B 2
= 50 Prozent höchstens 10 Pro- zent nach A 16 bzw. B 2 besoldet werden dürfen. Wenn also — wie von Meenzen — die Besoldungs- gruppe A 16 repräsentativ zum Ver- gleich herangezogen wird und hieraus verallgemeinernde Schlüs- se gezogen werden, dann ist dies im Hinblick auf die Besoldungs- struktur absolut irreführend.
Dr. med. Manfred Auberlen Regierungsmedizi naldi rektor 7 Stuttgart 75
Madenstraße 21
LOURDES
Zu dem Artikel von Dr. med. Erwin Theiss: „Der Wiedergewinn der Hoff- nung" (DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 24/1975):
„Genauso ist es"
Dieser Beitrag versteht es, ein Grenzgebiet ebenso nüchtern und sachlich wie fürsorglich und anteil- nehmend zu behandeln. „Genauso ist es, und so wenige Kollegen wis-
sen davon", wollte ich immer wie- der beim Lesen (nach eigener recht genauer Kenntnis von Lour- des) sagen. Darum will ich mich — zum ersten Mal übrigens — für die- sen Beitrag aufrichtig bedanken.
Dr. med. Dr. phil.
Klaus Thomas 1 Berlin 37 Glockenstraße 17
STRESS
Zu dem Artikel von Prof. Dr. G. Schett- ler: „Arzt und 'Patient in der Leistungs- gesellschaft" (DEUTSCHES ÄRZTE- BLATT, Hefte 16 und 17/1975):
Biochemische Folgen einer psy- chohygienischen Situation
Es scheint ...., daß auch Schettler bei der Aufstellung einer Ursa- chenrangliste (Infarktrisiken), spe- ziell was Menschen in einer plötz- lich grundlegend veränderten Um- welt (Auswanderer) betrifft, der Er- nährung eine zu hohe Bedeutung zuerkennt. ... Wenn man die Situa- tion von Auswanderern an Ort und Stelle sorgfältig analysiert, so er- kennt man, daß in der Mehrzahl der Fälle der Kernpunkt des ge- sundheitlichen Risikos (betr.
Herz—Kreislauf in einer ganz spezifischen Streßverarbeitungssi- tuation liegt: Er findet sich in ei- nem Spannungsfeld von geradezu ätzender Intensität wieder. Er hat eine grell und hart beleuchtete Szenerie betreten, in der ihm nicht nur tragende Elemente wie Spra- che und Lebensstil fremd sind, sondern in der alles nach einer un- barmherzigen Formel gewertet wird: „arm = dumm + unehren- haft, reich = clever + ehrenhaft".
Es ist nicht so sehr der z. B. erhöh- te Konsum bestimmter Nahrungs- mittel, sondern es sind die bioche- mischen Folgen einer psychohygie- nischen Situation, in der die Streß- verarbeitungstoleranz über ihre biologischen Grenzen hinaus chro- nisch überfordert wird.
Natürlich spielen Tabak, Alkohol, Infekte und Ernährungsfehler eine
Rolle, aber statistisch gesehen si- cher nicht die tragende. „Harmo- nie" ist kein philosophischer Be- griff ohne biochemischen Inhalt- wert: Wer in Disharmonie mit sei- ner Umwelt lebt, wird leichter von Streßwirkungen verletzt und den Folgewirkungen schneller unterlie- gen.
Bis zu einem gewissen Grade ist körperliche Arbeit unbestritten eine Art Gegenmittel hinsichtlich Psychostreßschäden z. B. am Ge- fäßsystem. Muskuläres Training ist sicher doppelt wirksam: Rein psychohygienisch und „echt bio- chemisch" das heißt infolge der durch muskuläre Tätigkeit ober- halb gewisser Leistungsgrenzen
induzierten Bildung von strategi- schen Leistungseffektivitätsmetabo- liten.
Schon in früheren Arbeiten wurde die Bildung „anabol wirksamer Muskelmetaboliten" nach sportli- chem Training postuliert. Untersu- chungen der letzten zehn Jahre zeigten, daß bestimmte wasserlös- liche, zeltpermeable Radikalver- bundsysteme in sehr kleinen Men- gen (yg) an Mensch und Tier eine extrem hohe Antistreßpotenz ent- wickeln können. Derartige evolutio- när vertraute Radikalfängerstruktu- ren mit Molekülbereichen, die sich durch biochemisch zugängliche, ungepaarte Elektronen auszeich- nen, dürften zu den tragenden bio- kybernetischen Systemen gehören, die der höhere tierische Organis- mus zur elektronenbiologischen Entropiebildungshemmung intra- zellulär einsetzt. Die Flavichromin- säure ist ein derartiger, hochakti- ver Radikalfänger mit universeller Fähigkeit die Streßtoleranz zu stei- gern, ohne Nebenwirkungen uner- wünschter Art zu induzieren. Eine Infarktvorsorgetherapie mit Flavi- chrominsäure (parenteral) gehört thematisch zu den Erkenntnissen über die Rolle der freien Radikale beim Altern. (Literatur bei den Ver- fassern.)
Dr. med. Ch. und W. Mach 8011 München-Kirchseeon Wasserburger Straße 17 2364 Heft 34 vom 21. August 1975