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Archiv "Gesundheitliche Situation von langzeitarbeitslosen Menschen" (10.06.2013)

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ÜBERSICHTSARBEIT

Gesundheitliche Situation von langzeitarbeitslosen Menschen

Britta Herbig, Nico Dragano, Peter Angerer

ZUSAMMENFASSUNG

Hintergrund: Trotz der in Deutschland momentan niedrigeren Arbeitslosenrate sind mehr als 1 Million Menschen länger als ein Jahr arbeitslos. Der Gesund- heitszustand dieser Personengruppe, die Auswirkung von Arbeitslosigkeit auf die Gesundheit und der Einfluss von Makroökonomie sowie Sozialpolitik sind Gegenstand dieser Übersicht.

Methoden: Die vorliegende Arbeit basiert auf einer selektiven Literaturrecher- che in der Datenbank PubMed.

Ergebnisse: Große Metaanalysen und systematische Reviews zeigen, dass Langzeitarbeitslose ein mindestens verdoppeltes Risiko für psychische Erkran- kungen, insbesondere Depression und Angststörungen, haben gegenüber erwerbstätigen Personen. Die Mortalität ist um das 1,6-fache erhöht. Arbeits - losigkeit scheint nicht nur Folge (Selektionseffekt), sondern auch Ursache (Kausalitätseffekt) für Erkrankungen zu sein. Erlernte Hilflosigkeit ist ein we- sentlicher psychologischer Erklärungsmechanismus. Es gibt begrenzte Evidenz für eine etwas höhere Prävalenz von Alkoholerkrankungen unter langzeitar- beitslosen Menschen, die sowohl Ursache als auch Folge der Arbeitslosigkeit sein können. Ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle scheint mit Arbeitslosigkeit assoziiert zu sein. Krebserkrankungen können zu Arbeitslosig- keit führen. Makroökonomische Krisen verstärken, sozialstaatliche Maßnahmen schwächen den Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Gesundheit ab.

Schlussfolgerung: Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit tragen – vor allem in Bezug auf die psychische Gesundheit – eine deutlich höhere Krankheitslast als erwerbstätige und kurzzeitarbeitslose Personen, die mit der Dauer der Arbeits- losigkeit tendenziell zunimmt. Um den Teufelskreis zwischen Arbeitslosigkeit und Krankheit zu durchbrechen, sind gemeinsame Anstrengungen der Regel- versorgung, spezieller Gesundheitsförderung und der Sozialpolitik notwendig.

►Zitierweise

Herbig B, Dragano N, Angerer P: Health in the long-term unemployed.

Dtsch Arztebl Int 2013; 110(23–24): 413–9. DOI: 10.3238/arztebl.2013.0413

N

ach der aktuellen Statistik sind in Deutschland mehr als 1 000 000 Menschen länger als ein Jahr ohne Arbeit (e1). Bereits seit der – heute noch einfluss- reichen – „Marienthalstudie“, die die Folgen des wirt- schaftlichen Niedergangs dieses österreichischen Ortes in den 1930er Jahren untersuchte (e2, e3), ist bekannt, dass schlechte Gesundheit die Aufnahme einer Arbeit erschwert und dass Arbeitslosigkeit mit gesundheitli- chen Beeinträchtigungen einhergeht. Letzteres bestäti- gen aktuelle Ergebnisse aus Deutschland (1).

In diesem Beitrag soll ein Überblick über den Zusam- menhang von Gesundheit und dem Verlust des Arbeits- platzes gegeben werden. Vor dem Hintergrund, dass trotz der positiven Arbeitsmarktentwicklungen der letzten Jahre die Reintegration langzeitarbeitsloser Menschen bisher kaum gelingt, soll ein besonderer Schwerpunkt auf der ge- sundheitlichen Situation von Langzeitarbeitslosen liegen.

Methode

Die vorliegende Arbeit basiert auf einer selektiven Lite- raturrecherche in der Datenbank PubMed. Aufgrund der Themenbreite und der Vielzahl der Artikel wurde die Suche primär auf „reviews“, „systematic reviews“

und „meta-analysis“ der letzten 10 Jahre beschränkt.

Wenn keine Reviews zu einem Thema vorlagen, wur- den Originalarbeiten herangezogen, die im Text ent- sprechend beschrieben sind. Als relevant für diese Ar- beit wurden von den drei Autoren zunächst unabhängig und anschließend im Konsens die im Folgenden aufge- führten Publikationen identifiziert. Ergänzt wurden die Arbeiten um deutsche Publikationen (Artikel, Bücher, Berichte) aus den Literatursammlungen der Autoren.

Suchstrategie und Suchworte

Die Auswahl der spezifischen gesuchten Erkrankungen wurde iterativ, das heißt nach den in den Übersichten gefundenen Hinweisen auf erhöhte Prävalenzen und unter anderem auf Basis der Arbeit von Grobe und Schwartz (2) getroffen. Verwendete Suchworte waren:

Arbeitslosigkeit, Langzeitarbeitslosigkeit: „unvo- luntary job loss“, „unemployment“, „long term unemployment“)

gesundheitsbezogene Erkrankungen und Risiko- faktoren: „health“, „disease“, „mortality“, „mental health“, „depression“, „anxiety“, „schizophrenia“, addiction/substance abuse/alcoholism“, „heart disease“, „cardiovascular disease“, „cancer“, „diabetes“, „obesity“ und „asthma“.

Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München:

Dr. phil. Herbig

Institut für Medizinische Soziologie, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf:

Prof. Dr. phil. Dragano

Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine- Universität Düsseldorf:

Prof. Dr. med. Angerer

(2)

Gesundheitliche Störungen

Assoziation zwischen Arbeitslosigkeit und Gesundheit

Kausale Zusammenhänge zwischen Arbeitslosigkeit und Gesundheit sind seit vielen Jahren Gegenstand von Untersuchungen. Diskutiert werden Zusammenhänge in zwei Richtungen: Selektion und Kausalität.

Selektion – Diese Richtung bedeutet, dass chronisch erkrankte Personen ein erhöhtes Risiko haben, arbeits- los zu werden. In der Folge sind Menschen mit solchen Erkrankungen in der Gruppe der Arbeitslosen überre- präsentiert (Krankheit verursacht Arbeitslosigkeit).

Solche Effekte können aus verschiedenen Gründen auf- treten:

Kündigung aufgrund der Erkrankung (3)

Kündigung wegen vermehrter Arbeitsunfähigkeit

(4)erschwerter Wiedereinstieg, insbesondere bei Be- hinderung (5, 6)

geringe berufliche Qualifikation, die sowohl mit einem erhöhten Krankheitsrisiko als auch mit ver- minderten Chancen auf dem Arbeitsmarkt ver- bunden ist (7).

Kausalitätseffekt – Diese Richtung hingegen be- schreibt, dass Arbeitslosigkeit selber zu einem Auslö- ser von Erkrankungen werden kann. Arbeitslosigkeit stellt einerseits eine schwere psychische Belastung für die Betroffenen dar, die besonders auf längere Sicht ein erhöhtes Erkrankungsrisiko mit sich bringt. Ande- rerseits ist ökonomische Armut eine wichtige Deter- minante von Gesundheit und Lebenserwartung – weil zum Beispiel gesunde Ernährung, Lebensum- welt, die Teilhabe an sozialen Aktivitäten und der Zugang zu medizinischer Versorgung vom Einkom- men abhängen (8).

Zur Frage, ob Arbeitslose aufgrund von Selektion oder Kausalität kränker sind als Erwerbstätige, wurden in den letzten Jahren drei Metaanalysen publiziert (9–11, e4). Sie kommen auf der Basis longitudinaler Studien zu dem eindeutigen Schluss, dass sowohl Se- lektion als auch Kausalität für Morbidität und Mortali- tät von Arbeitslosen verantwortlich sind. Da die detail- lierte Bearbeitung dieser Frage zu Ursache und Wir- kung den Rahmen des vorliegenden Beitrags sprengen würde, sei auf diese Arbeiten verwiesen.

Selektion und Kausalität interagieren und verstärken sich im Sinne eines Teufelskreises, indem eine chro- nisch kranke Person arbeitslos wird (Selektion) und die Arbeitslosigkeit dann die Krankheit verschlimmert (Kausalität), was wiederum die Chancen vermindert, wieder einen Arbeitsplatz zu finden.

Gesamtmortalität

Eine der größten aktuellen Metaanalysen (11) mit 42 eingeschlossenen Längsschnittstudien aus verschiede- nen Ländern und über 20 Millionen Personen zeigt ei- nen durchschnittlichen Risikoquotienten (Hazard Ratio [HR]) von 1,63 (95-%-Konfidenzintervall [95-%-KI]:

1,49–1,79) für die Gesamtmortalität bei Arbeitslosen.

Dieses Risiko bleibt erhöht, wenn für Alter und weitere Kovariaten kontrolliert wird. Das heißt, Arbeitslosig-

keit ist laut dieser Metaanalyse mit einem 63 % höhe- ren Sterblichkeitsrisiko verbunden im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung (Beschäftigte und Nicht-Be- schäftigte; beim Vergleich nur mit Beschäftigten war der Unterschied noch größer (HR: 1,75; 95-%-KI:

1,54–1,98).

Auch speziell für Deutschland konnte eine erhöhte Mortalität nachgewiesen werden, die zudem mit der Dauer der Arbeitslosigkeit anstieg: Bei Versicherten der Gmünder Ersatzkasse (GEK) mit 1 bis unter 2 Jahren Arbeitslosigkeit zeigte sich im Vergleich zu den durch- gängig Berufstätigen eine 1,6-fach erhöhte Mortalität, bei Personen mit mindestens 2 Jahren Arbeitslosigkeit in den vorangehenden 3 Jahren war im Folgezeitraum das Mortalitätsrisiko 3,4-fach erhöht (2).

In der Arbeit von Roelfs et al. (11) wurden differen- zierte Analysen für verschieden lange Follow-up-Zei- ten – als eine Annäherung an die Dauer der Arbeitslo- sigkeit – durchgeführt. Die Ergebnisse ergaben wäh- rend der ersten fünf Jahren des Follow-up ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko bei Arbeitslosen von 73 % (HR:

1,73; 95-%-KI: 1,44–2,06). Diese Erhöhung blieb für die Follow-up-Dauer von 5–10 Jahren in etwa stabil (HR: 1,76; 95-%-KI: 1,55–2,00), sank bei einer Dauer von mehr als 10 Jahren dann jedoch auf 42 % ab (HR:

1,42; 95-%-KI: 1,22–1,64), ohne dass sich ein signifi- kanter Trend zeigte.

Psychische Erkrankungen

Tabelle 1 gibt einen Überblick über Ergebnisse von Metaanalysen und systematischen Reviews, die sich mit psychischen Erkrankungen bei Arbeitslosen be- schäftigt haben. Zwei Metaanalysen weisen mit hohen Effektstärken eine deutlich schlechtere psychische Ge- sundheit von Arbeitslosen im Vergleich zu Erwerbstäti- gen nach (9, 12, e4). Der Anteil klinisch relevanter Symptome ist bei Arbeitslosen im Schnitt doppelt so hoch. Die Effekte der Dauer der Arbeitslosigkeit unter- scheiden sich zwischen beiden Metaanalysen: Bei Brown et al. (12) ist hierzu kein eindeutiger Trend zu finden, wohingegen Paul und Moser (9, e4) eine lineare Zunahme der Probleme mit Dauer der Arbeitslosigkeit verzeichneten. Auch einzelne Studien bestätigen eher eine Zunahme der Probleme (13–15).

Depression

Die am häufigsten in der Literatur diskutierte Dia - gnosegruppe ist die Depression. In der Arbeit von Paul und Moser (9) wurde nahezu eine Verdopplung des An- teils an Personen mit klinisch relevanten depressiven Symptomen bei Arbeitslosen gefunden. In einer eige- nen Studie mit Langzeitarbeitslosen im Alter über 50 Jahren (19) zeigten sich – erfasst mit dem Patient Health Questionnaire (PHQ) und validiert durch Exper- teneinschätzungen – noch höhere Werte (Tabelle 2).

Auch eine weitere eigene Studie, in der Daten mit der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) bei 365 Langzeitarbeitslosen unterschiedlichen Alters er- hoben wurden, ergab bei 37 % der Teilnehmer Hin - weise auf eine depressive Störung (20).

(3)

Angststörungen

In der Allgemeinbevölkerung haben unter den psy- chischen Erkrankungen Angststörungen die höchste Prävalenz (18). Einige Studien (9, 20, e4) weisen

auch hier auf eine deutlich höhere Auftrittswahr- scheinlichkeit bei Arbeitslosen hin. In Limm et al.

(20) hatten 47 % der Langzeitarbeitslosen Anzeichen einer Angststörung. Auch Margraf und Poldrack (16) TABELLE 1

Prävalenzen von psychischen Erkrankungen und Unterschiede zwischen Erwerbstätigen und (Langzeit-)Arbeitslosen*1

*1 ausschließlich Metaanalysen, systematische Reviews und bevölkerungsrepräsentative Erhebungen

* 2 alle Daten von Erwerbstätigen stammen aus den jeweiligen Studien

*3 Allgemeinbevölkerungsdaten der EU, jeweils in 12-Monats-Prävalenzen, alle Daten aus (18)

*4 alle Unterschiede in Richtung schlechterer Werte bei arbeitslosen Personen

*5 Effektstärken/-größen: zentraler Ergebnisparameter bei Metaanalysen über Gruppenvergleiche; Effekt von d = 0,2 werden laut Cohen (e5) klein, d = 0,5 als mittel und d = 0,8 als groß angesehen; andere Autoren sehen bereits Werte von d = 0,4 als hoch an (e6).

*6 aufgrund der unterschiedlichen Erhebungsverfahren gibt es im Bereich salutogenetischer Aspekte kaum große Übersichtsstudien.

Die aufgeführten Konzepte Lebenszufriedenheit und Selbstwertgefühl können am ehesten von anderen psychischen Gesundheitskonzepten abgegrenzt werden.

OR, Odds Ratio; 95-%-KI, 95-%-Konfidenzintervall Studie

Psychische Morbidität allgemein Paul und Moser (9);

Paul (e4)

Brown et al. (12)

Depression Paul und Moser (9)

Angst

Paul und Moser (9)

Margraf und Poldrack (16)

Alkoholismus und riskanter Konsum von Alkohol Henkel (17)

Schizophrenie/Psychosen: Keine Übersichtsstudien vorhanden Salutogenetische Aspekte*6

McKee-Ryan et al. (10) Lebenszufriedenheit

Paul und Moser (9) Selbstwertgefühl

Prävalenz bei Erwerbstätigen (ET*2) /

Allgemein- bevölkerung (AB*3)

16,0 % (ET)

6,6 % (ET)

6,9 % (AB)

14,0 % (AB)

8,8 % (ET)

3,4 % (AB) 0,6–31,9 % starker

oder riskanter Alkoholkonsum

(ET)

nicht berichtet

nicht berichtet

Prävalenz bei Arbeitslosen

34,0 %

14,0 %

nahezu Verdopplung;

geschätzt 13–14 %

10,8 %

2,2–42,3 % starker oder riskanter Alkohol-

konsum

nicht berichtet

nicht berichtet

Unterschiede*4

Gesamteffektstärke*5: d = 0,51

OR = 1,54–4,3 für psychische Probleme (außer Sucht und Psychose)

korrigierte Effektgröße:

d = 0,55 (95-%-KI: 0,45–0,55)

korrigierte Effektgröße:

d = 0,45 (95-%-KI: 0,32–0,47)

OR = 2,24

15 ausschließlich auf Alkohol- konsum bezogene Studien: 13

Studien: OR = 1,5–3,7 2 Studien: keine Unterschiede

2 Studien: Unterschiede nur bei Männern

korrigierte Effektgröße:

d = –0,48 (95-%-KI: –0,68 bis –0,25)

korrigierte Effektgröße:

d = 0,43 (95-%-KI: 0,31–0,45)

Auffälligkeiten

moderierender Einfluss der Arbeitslosigkeitsdauer (beta = 0,13, p < 0,05): je länger die Arbeitslosigkeit,

desto höher die Morbidität kein eindeutiger Trend für Arbeitslosigkeitsdauer:

arbeitslos < 1 Jahr:

OR = 2,09 (95-%-KI: 1,75–2,50);

arbeitslos > 1 Jahr:

OR = 1,88 (95-%-KI: 1,31–2,71)

Erwerbstätige mit deutlich geringerer Angstintensität als Arbeitslose, aber kein Unterschied zwischen Arbeitslosen

und anderen Erwerbsgruppen (z. B. Auszubildende, Teilzeiterwerbstätige,

Rentner)

signifikanter Anteil der Unterschiede in Prävalenzen geht auf Selektionseffekt zurück: Menschen mit Alkoholproblemen

werden eher arbeitslos

deutlicher Effekt der Dauer der Arbeitslosigkeit d = –0,38 (95-%-KI: –0,60 bis –0,16):

je länger die Arbeitslosigkeit desto geringer die Lebenszufriedenheit

(4)

konnten in einer repräsentativen deutschen Bevölke- rungsstichprobe zeigen, dass Vollzeiterwerbstätige eine signifikant geringere durchschnittliche Angstin- tensität haben als Arbeitslose.

Alkoholismus

Obwohl Alkoholismus bekanntermaßen ein Grund ist, arbeitslos zu werden, ist die Kausalität von Alko- holismus durch Arbeitslosigkeit trotz hoher Augen- scheinvalidität bisher kaum untersucht und in seinem Ausmaß nur schlecht abzuschätzen. Die Arbeit von Henkel (17) zeigt hohe Streuungen der Prävalenzen und Odds Ratios sowie deutliche Selektionseffekte (Tabelle 1). Mittelbar spricht der Befund von Eliason und Storrie (21) für einen ebenfalls vorhandenen kausalen Zusammenhang: Die Autoren fanden bei Arbeitslosigkeit nach Betriebsschließungen in den folgenden zwölf Jahren ein erhöhtes Risiko für Krankenhausbehandlungen in Folge alkoholbeding- ter Erkrankungen.

Psychotische Erkrankungen

Psychotische Erkrankungen stellen im Sinne der Se- lektion einen Grund für Arbeitslosigkeit dar, neu ist der Befund, dass psychosoziale Risikofaktoren im Sinne der Kausalität die Manifestation dieser Er- krankungen fördern könnten: Eine 18 Jahre andau- ernde Studie (22) zeigt, dass die Inzidenz der Schi- zophrenie bei Personen mit psychosozialen Risiko- faktoren (darunter auch Arbeitslosigkeit) nahezu doppelt so hoch ist wie in der Bevölkerung ohne Ri- sikofaktoren

Psychologische Wirkmechanismen

Soziale Ungleichheit kann über vielfältige Mecha- nismen zu Einschränkungen der Gesundheit führen (zum Beispiel e7). Für Arbeitslosigkeit im Speziel- len gibt Wanberg (23) einen Überblick über poten- zielle Mechanismen:

Direkte Effekte – Diese können unmittelbar auf die manifeste Funktion von Arbeit im Sinne Jahodas (e3) bezogen werden. So löst fehlendes Einkommen Stressreaktionen aus und erschwert unter Umständen einen gesunden Lebensstil. Direkte Effekte sind si- cherlich stärker ausgeprägt in Ländern ohne (gute) soziale Absicherung.

Indirekte Effekte – Solche, die eng mit den laten- ten Funktionen von Arbeit zusammenhängen (sozia- ler Kontakt und Einbindung, Aktivität beziehungs- weise Aktivierung, Erleben von Sinnhaftigkeit, Zeit- strukturierung, Erleben von Kontrolle, persönlicher Status und Identität) lassen sich im Wesentlichen über das kognitive Stressmodell nach Lazarus und Folkman (24) erklären. Je zentraler die Rolle der Ar- beit ist, desto bedrohlicher wird die Situation der Ar- beitslosigkeit (10). Das kognitive Stressmodell kann auch den kontraintuitiven Befund erklären, dass stär- kere Bewerbungsaktivitäten mit schlechterem psy- chischem Befinden einhergehen (25): Wiederholte Misserfolgserlebnisse oder Coping-Anstrengungen ohne sichtbaren Erfolg führen zu Hilflosigkeits- und Kontrollverlusterfahrungen, die wiederum Passivität und negative Gesundheitseffekte zur Folge haben.

Körperliche Erkrankungen Krankheitsspezifische Mortalität

Eine große Kohortenstudie (26) untersuchte die krankheitsspezifische Mortalität von Personen, die initial eine bezahlte Arbeit hatten und während der Rezession in Schweden (1992–1996) arbeitslos wur- den. Die Mortalität stieg insgesamt mit Dauer der Arbeitslosigkeit an, bei Männern stärker als bei Frauen. Bei Frauen war hierfür hauptsächlich eine Zunahme alkoholbedingter Erkrankungen sowie äu- ßerer Ursachen (zum Beispiel Unfälle, ohne Suizid oder Verkehrsunfälle) verantwortlich. Bei Männern stieg die Mortalität durch Krebserkrankungen, kar- diovaskuläre Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlagan- fall) und alkoholbedingte Erkrankungen bis gegen Ende des dritten Jahres der Arbeitslosigkeit an und sank dann wieder. Äußere Todesursachen stiegen zu Beginn und nochmals zum Ende der Beobachtung nach 4 und 5 Jahren stark an, die Sterblichkeit durch Suizid und Verkehrsunfälle nahm weniger stark aber kontinuierlich zu (26).

Prävalenz verschiedener Erkrankungen

Im Bundesgesundheitssurvey von 1998/1999 fiel beim Vergleich von Erwerbstätigen mit Arbeitslosen bei Männern eine höhere Quote von Asthma bron- chiale (OR = 2,58), Diabetes mellitus (OR = 2,48) und arterieller Hypertonie (OR = 1,53) auf. Bei Frau- en waren diese Zusammenhänge inkonsistenter und TABELLE 2

Depression nach Patient Health Questionnaire (PHQ) in einer Stichprobe älterer Langzeitarbeitsloser (N = 104) (Diagnosehäufigkeit und Symptomstärke)

* 1 Absolutzahlen in Klammern

*2 kategoriale Auswertung im Hinblick auf die ICD-Diagnosen „erstmalige (F32.0–F32.2) oder rezidivierende depressive Episode (F33.0–F33.2)“ als Major Depressives Syndrom bezeichnet, und Minor Depression (F32.9/F33.9) und Dysthymia (F34.1) als anderes depressives Syndrom bezeichnet

*3 Summenauswertung, gibt Auskunft über den Schweregrad der Depressivität, oder genauer der depressi- ven Befindlichkeit

Diagnose von Depressionen nach PHQ*2 unauffällig

anderes depressives Syndrom Major Depression

Symptomstärke von Depressionen nach PHQ*3 unauffällig

milde Ausprägung mittlerer Schweregrad ausgeprägter Schweregrad schwerste Ausprägung

Männer (N = 54)*1

51,9 % (28) 16,7 % (9) 31,5 % (17)

24,1 % (13) 27,8 % (15) 22,2 % (12) 14,8 % (8) 11,1 % (6)

Frauen (N = 50)*1

66,0 % (33) 14,0 % (7) 20,0 % (10)

24,0 % (11) 30,0 % (15) 30,0 % (15) 6,0 % (3) 10,0 % (5)

(5)

nicht signifikant. Im telefonischen Bundesgesund- heitssurvey von 2003 wurden von langzeitarbeitslo- sen Männern chronische Bronchitis, Rückenschmer- zen, Bluthochdruck und Schwindel angegeben. Bei Frauen waren insbesondere die Kurzzeitarbeitslosen häufiger krank (27). 34 % der berufstätigen und 49 % der arbeitslosen Männer gaben an, zum Zeit- punkt der Befragung täglich zu rauchen. Die Unter- schiede bei Frauen fielen mit 28 % gegenüber 31 % geringer aus (2).

Krebserkrankungen

Eine Metaanalyse mit weltweiten Daten (vor allem aus USA und Europa) zu Krebserkrankungen und Ar- beitslosigkeit fand bei Personen nach überlebter Krebserkrankung ein erhöhtes Risiko für Arbeitslo- sigkeit (relatives Risiko [RR]: 1,37; 95-%-KI:

1,21–1,55). Das Risiko war für Frauen mit bösarti- gen Tumoren der Brust oder der Reproduktionsorga- ne, und für Männer und Frauen mit gastrointestina- len Tumoren erhöht. Blut-, Prostata oder Hodenkrebs erhöhte das Risiko nicht (28).

Koronare Herzkrankheit und andere kardiovaskuläre Erkrankungen

Auswertungen von Krankenkassendaten von Perso- nen, die aus einem bestehenden Arbeitsverhältnis he- raus in die Arbeitslosigkeit gerieten, zeigten, dass Krankenhauseinweisungen aufgrund von Herzin- farkten mit der Dauer der Arbeitslosigkeit anstiegen:

In den ersten 8 Monaten betrug das relative Risiko 1,49 (95-%-KI: 1,04–2,13), nach 8 bis 16 Monaten 1,82 (95-%-KI: 1,21–2,74) und nach mehr als 16 Monaten 3,08 (95-%-KI: 1,84–5,17) (29). Eine US- amerikanische Studie untersuchte über einen Zeit- raum von zehn Jahren mehrere Tausend Personen im Alter von über 50 Jahren. Die Untersuchung ergab, dass – unter Kontrolle anderer kardiovaskulärer Risi- kofaktoren – das Risiko für einen Herzinfarkt (HR:

2,48; 95-%-KI: 1,49–4,14) und einen Schlaganfall (HR: 2,43; 95-%-KI: 1,18–4,98) nach Eintritt einer unfreiwilligen Arbeitslosigkeit um mehr als das Doppelte anstieg im Vergleich zu weiterhin berufstä- tigen Personen (30). Eine schwedische Studie, die die Auswirkung des Arbeitsplatzverlustes durch Schließung von Betrieben untersuchte, fand hinge- gen keinen Anstieg der Krankenhauseinweisungen aufgrund von Herzinfarkten und Schlaganfällen (21).

Zusammenfassend ergibt sich also für diese Erkran- kungen ein nicht ganz einheitliches Bild, das mögli- cherweise auch kulturellen Unterschieden zwischen Deutschland, USA und Schweden geschuldet ist.

Makroökonomische Aspekte, Sozialpolitik und gesundheitliche Situation von Arbeitslosen Zu gesamtgesellschaftlichen Zusammenhängen fin- den sich nach einem Review von Falagas et al. (31) sowohl Studien, die zeigen, dass sich in Zeiten stei- gender Arbeitslosigkeit auch die Sterblichkeitsrate ungünstig entwickelt, als auch Studien, in denen azy-

klische Trends beobachtet wurden – also ein Anstieg der Arbeitslosigkeit mit sinkender Mortalität assozi- iert war. Diese Ergebnisse sind aber nicht zwingend widersprüchlich. Unterschiedliche Verläufe sind un- ter anderem dadurch erklärbar, dass manche Sozial- systeme in der Lage sind, kurzzeitige Schwankungen auszugleichen. Weiterhin ist denkbar, dass gesund- heitliche Effekte erst verzögert auftreten, so dass die gesundheitlichen Folgen von wirtschaftlichen Krisen erst sichtbar werden, wenn sich der Arbeitsmarkt be- reits erholt hat.

Konsistente Ergebnisse liegen für Suizide vor: Be- reits in der Weltwirtschaftskrise 1929 kam es zu ei- nem Anstieg der Anzahl an Suiziden (32). In ähnli- cher Form wiederholt sich dies in der heutigen Euro- päischen Finanzkrise, wie Daten aus Griechenland, Italien, Großbritannien und Gesamteuropa zeigen (e8–e11). Stuckler und Kollegen (33) berechneten in einer Analyse der Mortalitätstrends in den 26 Staaten der Europäischen Union für die Jahre 1970 bis 2007, dass ein Anstieg der Arbeitslosenquote um 1 % mit einer Erhöhung der Suizidrate von 0,79 % einher- ging.

Weitere Hinweise auf eine steigende ursachenspe- zifische Sterblichkeit in Zeiten hoher Arbeitslosig- keit gibt es für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (34), Infektionskrankheiten (35) und Mordraten (33). Die Gesamtzahl von Unfällen scheint hingegen häufig zu sinken, wenn weniger Menschen beschäftigt sind (32).

Stuckler et al. (33) untersuchten, ob gesamtgesell- schaftliche Auswirkungen von Arbeitslosigkeit durch sozialstaatliche Regelungen modifiziert wer- den können. Sie zeigten, dass der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Suiziden unter staatli- chem Investment in aktive Arbeitsmarktprogramme schwächer ist. Den Einfluss der Art des wohlfahrts- staatlichen Systems bestätigen auch Bambra und Eikemo (36).

KASTEN

Wichtige Erkenntnisse für die ärztliche Praxis

Arbeitslose sind eine heterogene Gruppe – zum Ver- ständnis der individuellen Situation ist die Sozialanam- nese wichtig.

Langzeitarbeitslose haben eine erhöhtes Risiko für psy- chische und kardiovaskuläre Erkrankungen.

Erschwerend kommen häufig geringe soziale Unterstüt- zung, geringe Lebenszufriedenheit und geringes Selbst- wertempfinden hinzu.

Fortgesetzte Misserfolgserlebnisse bei der Arbeitssuche können zusätzliche Belastungsfaktoren sein.

(6)

Resümee

Während die Zusammenhänge zwischen Arbeitslo- sigkeit, Gesamtmortalität und psychischen Erkran- kungen durch Metaanalysen gut belegt sind, ist die Datenlage zur Assoziation mit körperlichen Erkran- kungen schwächer. Auch lassen viele Studien keine Aussage darüber zu, ob es sich um gesundheitliche Auswirkungen von Kurz- oder Langzeitarbeitslosig- keit handelt.

Arbeitslose suchen trotz vorhandener Notwendig- keit seltener Hilfe im Gesundheitssystem; dieser Ef- fekt bleibt auch bestehen, wenn für soziodemografi- sche Variablen, soziale Unterstützung und persönli- che Finanzen adjustiert wird (37).

Was dies für die Versorgung im Gesundheitswesen bedeutet, ist im Kasten dargelegt.

Für die berufliche Reintegration in Form von Qua- lifikationsmaßnahmen bedeuten diese Erkenntnisse, dass Gesundheitsförderung ein integraler Bestandteil sein sollte. Eigene Interventionsstudien zeigen, dass individuelle Beratungen zwar positiv empfunden werden, aber wenige gesundheitliche Effekte zeiti- gen (19). Partizipative gruppenbasierte Aktivitäten in der Lebenswelt (Setting) hingegen waren hinsicht- lich gesundheitlicher Verhaltensänderung und psy- chischer Gesundheit erfolgreich (20, 38).

Für die Politik ist eine wesentliche Schlussfolge- rung, dass Arbeitslose eine gesundheitliche Risiko- gruppe darstellen. Eine erfolgreiche Arbeitsvermitt- lung und der Schutz beziehungsweise der Erhalt von Arbeitsplätzen fördert die Gesundheit. Gesundheit und Wohlbefinden von Menschen zu verbessern, die bereits in Langzeitarbeitslosigkeit sind, verspricht einen Nutzen, sowohl für die Förderung der Gesund- heit als auch für die Verbesserung der Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Sowohl mit Hinblick auf das individuelle Leiden als auch auf gesellschaftliche und ökonomische Zie- le scheint eine bessere gesundheitliche Versorgung und eine gezielte Gesundheitsförderung für langzeit- arbeitslose Menschen dringend geboten.

Interessenkonflikt

Dr. Herbig und Prof. Angerer bekamen Drittmittel für die wissenschafltliche Eva- luation des Forschungsprojekts AmigA-M vom BMAS/Job Center, München.

Prof. Dragano erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Manuskriptdaten

eingereicht: 18. 10. 2012, revidierte Fassung angenommen: 31. 1. 2013

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KERNAUSSAGEN

Arbeitslosigkeit ist Folge von und Ursache für Krankheit.

Menschen in Arbeitslosigkeit haben ein stark erhöh- tes Sterblichkeitsrisiko aufgrund von psychischen und physischen Erkrankungen.

Depressionen und Angststörungen findet man bei Arbeitslosen mehr als doppelt so häufig wie bei Erwerbs- tätigen.

Langzeitarbeitslose sind stärker betroffen von Krank - heiten als Kurzzeitarbeitslose.

Eine unterstützende Sozialpolitik kann die negativen Zusammenhänge zwischen Arbeitslosigkeit und Krank- heit mildern.

(7)

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Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. Peter Angerer

Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin, Medizinische Fakultät Heinrich-Heine- Universität

Universitätstraße 1 40225 Düsseldorf

peter.angerer@uni-duesseldorf.de

Zitierweise

Herbig B, Dragano N, Angerer P: Health in the long-term unemployed.

Dtsch Arztebl Int 2013; 110(23–24): 413–9. DOI: 10.3238/arztebl.2013.0413

@

Mit „e“ gekennzeichnete Literatur:

www.aerzteblatt.de/lit2413

The English version of this article is available online:

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(8)

ÜBERSICHTSARBEIT

Gesundheitliche Situation von langzeitarbeitslosen Menschen

Britta Herbig, Nico Dragano, Peter Angerer

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Referenzen

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